Markus Heitz (05.12.2008)

Interview mit Markus Heitz

Literatopia: Hallo Markus! Stell Dich doch allen Lesern, die Dich noch nicht kennen oder mehr von Dir wissen wollen, kurz mit Deinen ganz eigenen Worten vor.

Markus Heitz: Zu klein für mein Gewicht, dennoch groß genug, meistens gut gelaunt, obwohl ich Schwarz trage, enorm teeabhängig und immer am Schreiben, und wenn es „nur“ Antworten auf Interviewfragen sind. :o)

Literatopia: Dein neuer Roman Blutportale ist kürzlich erschienen. Was erwartet den geneigten Leser?

Markus Heitz: Ein paar neue Ansichten, Werwölfe, Vampire und etwas Neues und die Erkenntnis, dass die Bibel bereits Söhne Gottes und Morgensterne (im Sinne von Himmelskörper) erwähnt. Man beachte den Plural! Ach ja, und einen Gegenspieler, der über allen steht, auch über Vampiren und Wandelwesen.

War das zu verworren?

Gut, dann versuche ich es anders: Eine von einer rätselhaften Gabe heimgesuchte Köchin und ein Florist legen sich mit dem vermutlich mächtigsten Geschöpf an, das auf der Erde wandelt, und müssen verhindern, dass ein Blutportal geöffnet wird. Sollte das geschehen, hat die Menschheit wenig Spaß an ihrer weiteren Existenz. Und eine alte Bekannte aus Ritus und Sanctum mischt mit. So. ;o)

Literatopia: Siehst Du diesen Roman als persönliche Weiterentwicklung? Würdest Du Deine neue Protagonistin Saskia eher als typischen Hauptcharakter Deiner Romane beschreiben oder hast Du bei ihr neue Wege ausprobiert?

Markus Heitz: Nun ja, es ist – wie Will – ein Held wider Willen. Sie wurde vom Bösewicht zu etwas gemacht. Diese Gabe möchte sie loswerden, stellt aber fest, dass sie genau diese benötigt, um das Schlimmste zu verhindern.

Und man entwickelt sich immer weiter, solange man schreibt. :o)

Literatopia: Was gefällt Dir persönlich so sehr an Vampiren? Wann kam das Interesse an den Wesen der Nacht bei Dir auf? Hast Du bekannte Romane wie die von Anne Rice gelesen?

Markus Heitz: Nein, Anne Rice habe ich nicht gelesen. Dafür aber alte Vampir-Storys, von Tolstoi bis zu Stephen King.

Vampire fand ich interessant und wollte herausfinden, was es dazu historisch gibt. Und siehe da, die Literatur, Quellen und Archive sind voll von Vampiren. Also, historischen Vampiren. Ich sage nicht, dass es Vampire gibt, Achtung! Aber die Menschen DAMALS glaubten an Vampire und notierten jeden Vorfall, den sie mit einem Vampir in Verbindung brachten.

Meine Erkenntnisse habe ich im Büchlein „Vampire! Vampire!“ zusammengefasst. Es geht um den Volksglaube zum Vampir. Und DIESE Vampire machen wirklich Spaß, weil sie vollkommen außerhalb der Film- und Buch- Klischees agieren.

Literatopia: Was hältst Du von „Vampirklischees“ wie Silber, Knoblauch und das nicht vorhandene Spiegelbild?

Markus Heitz: Teilweise im Volksglaube begründet. Silber: Abwehr. Knoblauch: Abwehr. Spiegelbild: nur einmal gefunden, glaube ich.

Literatopia: Wie bist Du zu Die Zwerge gekommen? Hat Dich der Verlag angesprochen, ob Du etwas über Zwerge schreiben möchtest?

Markus Heitz: Ich wurde nach einigen Ulldart und Shadowrun- Romanen gefragt, ob ich mir eine klassische Fantasygeschichte vorstellen könnte. Dann entschied ich mich für Zwerge. Gute Wahl. :o)

Literatopia: Inzwischen gibt es vier Bände von Die Zwerge – welches Buch gefällt Dir persönlich am besten? Wird das Thema nach mehreren Büchern für Dich „langweilig“? Oder könntest Du auch locker zehn Bände schreiben?

Markus Heitz: Ich verdanke den Zwergen sehr viel, aber würde sicherlich keine zehn Bücher schreiben wollen, weil der Spaß an der Sache schwinden könnte, sollte mir nichts einfallen, was mich fasziniert. Und das ist der Todesstoß fürs Schreiben.

Ich habe meine Geschichte von den Zwergen erzählt, und somit haben sie Ruhe vor mir. Nicht so die Albae. Ich mag meine Bücher alle gleich gerne.

Literatopia: Viele denken bei „Markus Heitz“ gleich an Die Zwerge – stört Dich das manchmal? Hattest Du jemals das Gefühl, dass Deine anderen Romane weniger beachtet werden? Oder findest Du, dass all Deine Romane die gleiche Beachtung erhalten?

Markus Heitz: Die Zwerge stehen nach wie vor ganz oben auf der Bekanntheitsliste, und das wird sich garantiert nicht so schnell ändern.

Es macht auch nichts, weil durch die Zwerge Aufmerksamkeit auf Ulldart gelenkt wurde, die ältere Serie. Sie hat durch den Erfolg der Zwerge und die Bekanntheit meines Namens deutlich angezogen. Und natürlich brachten die Zwerge auch neugierige Leser zu meinen Büchern aus der Sparte Urban Fantasy, die zwischendurch erschienen sind.

Literatopia: Erzähl uns etwas über Ulldart. Worum geht es? Ist Die Zeit des Neuen eine „normale“ Fortsetzung von Die Dunkle Zeit oder gibt es gravierende Unterschiede?

Markus Heitz: Es ist die Fortführung einiger alter Charaktere in eine neue Geschichte. Es hat Spaß gemacht, die alten Recken auf neue Herausforderungen stoßen zu lassen. Dabei geht es deutlich politischer und intriganter als in den Zwergen zu.

Ulldart ist eben ganz andere Fantasy, ohne Orks, Elben, Zwerge und das übliche Zeugs. Mehr dazu unter www.ulldart.de. :o)

Literatopia: War es eine große Überraschung für Dich, als Du für Deinen ersten Roman Die Dunkle Zeit 1 – Schatten über Ulldart den Deutschen Phantastikpreis bekommen hast? War das eine große Motivation oder hattest Du auch Bedenken, dass man für die nachfolgenden Romane zu viel von Dir erwarten würde?

Markus Heitz: Wer sich zu viele Gedanken beim Schreiben über die eventuelle Wirkung, die Platzierung, die Reaktionen macht, hat schon verloren. Das ist meine Empfehlung. Man sollte das schreiben, was man möchte, und alles andere kommt.

Die Überraschung war natürlich da. Als „No-Name“ gleich einen Preis zu bekommen, das ist eine tolle Sache. Motivation ist immer da, ob mit oder ohne Preis, aber die Anerkennung des Lesers für die Serie freut natürlich.

Literatopia: War Ulldart Dein erstes Romanprojekt oder gibt es ältere, unveröffentlichte Romane von Dir?

Markus Heitz: Nein. Erster Roman, erstes Buch, erste Veröffentlichung. :o)

Literatopia: Wann und warum hast Du mit dem Schreiben angefangen? Lag es Dir schon immer im Blut oder gab es ein auslösendes Ereignis, einen besonderen Moment, DIE Idee?

Markus Heitz: Es war einfach der Wunsch, nach dem Lesen von vielen Büchern auch Geschichten, zu erzählen. Das ging mit 14 Jahren los, die Geschichten wurden immer länger. 

Literatopia: Schreibst Du auch Lyrik oder hast Du Dich gar an einem Theaterstück versucht?

Markus Heitz: Ich schreibe, was man gemeinhin „freie Gedichte“ nennt, aber einfach nur so für mich. Und ich hatte tatsächlich mal ein Theaterstück angefangen, eine Persiflage auf Fantasyromane. Aber die Arbeiten sind nicht weit gekommen. Romane haben Vorrang. :o)

Literatopia: Shadowrun ist eine Mischung aus Fantasy und Cyberpunk. Worin lag der Reiz für Dich, bei dieser Serie mitzuschreiben? War es schwierig, die beiden Genres miteinander zu verbinden?

Markus Heitz: Ich habe jahrelang Shadowrun gespielt und war froh, von der Spieler- auf die Schreiberseite zu wechseln. Hat viel Spaß gemacht! Insofern war es für mich kein Neuland, sondern vertraute Umgebung.

Literatopia: Hast Du andere Shadowrun-Romane gelesen? Wenn ja, welcher Shadowrun-Autor gefällt Dir persönlich am besten?

Markus Heitz: Schon zu lange her. Weiß ich nicht mehr.

Literatopia: Inzwischen erscheinen von Dir auch mal mehrere Bücher pro Jahr. Beendest Du alles, was Du anfängst, ohne Dich ablenken zu lassen oder kam es schon vor, dass Du Romane parallel schreibst?

Markus Heitz: Nein, ich schreibe immer nur an einem Projekt, damit die Gedanken fest darin verhaftet bleiben. Schreiben ist sicherlich an Talent gekoppelt, man braucht Ideen, aber auch Disziplin. Hinsetzen, Seite um Seite erdenken und füllen, Stunden um Stunden zu verbringen – daran sollte jeder Nachwuchsschreiber denken, aber sich nicht abschrecken lassen.


Leserfragen

Lesefrage: Ich habe so gut wie alle Bücher von Dir. Gibt es ein Projekt, das Du Dir nachträglich lieber gespart hättest oder das sich während des Schreibens als schwieriger ergeben hat, als es gedacht war? Oder MUSSTEST du sogar eines schreiben wegen eines Vertrags, obwohl Du keine Lust drauf hattest?

Markus Heitz: Nein. Ich schreibe nur, auf was ich Lust habe. Wie gesagt: die Hauptmotivation. Es gibt immer mal kleine Klippen in einem Roman, aus ganz verschiedenen Gründen, aber es ist eine Herausforderung, diese Stellen zu meistern.

Leserfrage: Was meinst Du zu den eher enttäuschenden Leserbewertungen/-kritiken zum vierten Band der Zwerge-Reihe? Waren die Erwartungen der Leser zu hoch, oder ist es einfach schwierig mit Folgebänden zu Punkten? Oder empfindest Du Resonanz eher als positiv?

Markus Heitz: Es gibt genügend Leser, die den vierten Band sehr gut und gut finden, aber die melden sich weniger. :o) Es gibt eine Untersuchung, dass ein Unzufriedener zehn anderen von einer Enttäuschung berichtet, aber ein Zufriedener nur vier anderen davon erzählt. So unfair ist die Welt.Ich persönlich bin sehr zufrieden mit dem vierten Band, sonst wäre er genau SO nicht entstanden. :o)

Leserfrage: Sanctum: Wie kommt die Comtess (was ja die Schwester des Comte sein müsste) an Fleurs Kind bzw. woher kommt sie eigentlich?

Markus Heitz: Ein Umstand, der in dem Buch NACH Blutportale eine Rolle spielen wird. :o)

Leserfrage: Ritus/Sanctum: Wie sind die unterschiedlichen Orden entstanden und warum wollten sie alle die Welpen haben?

Markus Heitz: Uh, na, das wäre doch ein wenig zu viel verraten, was den Hintergrund angeht. Gemeint sind vermutlich die Werwolf-Anbeter, nehme ich an. Ein bisschen was zu steht ja in den Büchern, den Rest stelle ich vielleicht mal auf die Homepage – wenn das Thema erledigt ist und alle Geheimnisse enthüllt werden können. :o)

Leserfrage: Bei welcher Spezies aus Deinen Büchern hattest Du den größten Aufwand für die Recherche und bei welcher hat Dir das Beschreiben den meisten Spaß gemacht?

Markus Heitz: Jede Spezies hat ihren besonderen Reiz. Den größten Aufwand verursachte bislang die Recherche zu Ritus/ Sanctum wegen der Legende der Bestie von Gévaudan: ein Jahr Arbeit.

Leserfrage: Liest Du Deine eigenen Bücher nach der Veröffentlichung selbst noch einmal und welcher gravierende / lustige Fehler ist Dir erst aufgefallen, als es schon fast zu spät war (wenn es denn einen gab)?

Markus Heitz: Nein, mache ich selten, höchstens als Vorbereitung für einen Folgeroman, wie ich es gerade tue. Und bei Mächte des Feuers ist mir kein Fehler aufgefallen.

Leserfrage: Wie viel kannst Du bei der Covergestaltung mitbestimmen und gefällt Dir das Endergebnis immer?

Markus Heitz: Früher nein, heute ja. Das Cover von „Gerechter Zorn“ (Band 1 der Legenden der Albae) ist komplett nach meinen Vorstellungen entstanden. Die alten Cover (1. Ulldart-Ausgabe) waren nicht immer gelungen, die neuen schon.

Leserfrage: Ist eigentlich in allen Deinen Büchern zu Kapitelanfang so eine Maserung (bei Ritus und Sanctum zum Beispiel der Baum)? Wenn ja: Hat die eine besondere Bedeutung oder ist die einfach nur schön anzusehen?

Markus Heitz: Einfach nur schön anzusehen. :o)

Literatopia: Vielen Dank, Markus!


Mehr über Markus Heitz auf http://www.mahet.de

Interview mit Markus Heitz (März 2010)

Rezension zu "Drachenkaiser"

Rezension zu "Die Legenden der Albae"


 Dieses Interview wurde von Judith Gor für Literatopia geführt. Alle Rechte vorbehalten.

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