Die Königin der Schwerter (Monika Felten)

Piper Verlag (2007)
Seiten: 432
ISBN: 9783492701488

Genre: Fantasy


Rezension

Das Reich Benize befindet sich am Rande des Abgrunds, steht doch ein riesiges Heer vor den Toren des Weißen Tempels, um die Hohepriesterin Zarife und somit den letzten Widerstand zu vernichten. Schon nach wenigen Angriffen fallen die Tore. Verteidiger und Priesterinnen unterliegen der schier unerschöpflichen Übermacht des Gegners, und auch Zarife sieht sich dem Tod gegenüber, allerdings nicht, ohne vorher ihre Rückkehr und eine glorreiche Wiederkunft des Reiches Benize zu prophezeien.
Jahrhunderte später ersteigert die junge Journalistin Sandra auf einer Aktion einen steinernen Affen, der eine unerklärliche Anziehung auf sie auszuüben scheint. Nach dem Kauf ereignen sich merkwürdige Dinge, auch leidet Sandra zunehmend unter ungewöhnlichen Stimmungsschwankungen. Sandras beste Freundin Manon beäugt die Geschehnisse misstrauisch, steht ihrer Freundin aber zur Seite, als diese den spontanen Entschluss fasst, eine gewonnene Reise nach Irland anzutreten. Mit dem seltsamen Affen im Gepäck fliegen die beiden auf die grüne Insel und besuchen dort ein altes Hügelgrab, nur um dort durch ein magisches Portal in das Reich Benize zu gelangen. Endlich offenbart sich das Geheimnis um den Affen und Sandras Verhalten – ist es doch sie, die die wiedergeborene Seele Zarife in sich trägt.
Im Waldland Benizes ist indes eine Revolution im Gange. Rebellen, aufgehetzt durch die Gräueltaten des Herrschers und noch zusätzlich angestachelt durch die Ankündigung, dass die Hohepriesterin Zarife dabei ist, zurückzukehren, haben sich formiert, um unter ihrer Führung das prophezeite goldene Zeitalter einzuleiten.
Niemand, nicht einmal die Hüterinnen von Zarifes magisch erhaltenem Leichnam, ahnen, welche finstren Pläne die Hohepriesterin wirklich verfolgt …

Der Klappentext des Buches verspricht dem Leser starke Frauen, eine mitreißende Sprache und rasante Action. Leider wurde der Inhalt keiner dieser Ankündigungen wirklich gerecht.
Bis zur Mitte des Buches schleicht die Geschichte ziemlich dahin, erst dann betreten die beiden Freundinnen überhaupt das Reich Benize und ermöglichen damit ein aktives Auftreten von Zarife, um die sich der ganze Konflikt bzw. die Haupthandlung ja eigentlich drehen sollte. Der angepriesene Kampf zwischen den streitenden Seelen von Sandra und Zarife ist ebenfalls sehr knapp gehalten und genauso kurz, nämlich auf ca. 10 Seiten, findet der Endkampf statt, dem ein schales Ende folgt.
Insgesamt nehmen die doch recht zahlreichen Nebenfiguren/ Nebenstränge einen sehr großen Teil der Geschichte für sich in Anspruch, während der spannende Charakter der machtgierigen Hohepriesterin sich in der hinteren Reihe eingliedern muss. Gezeichnet werden diese Figuren von der Autorin gut, Handlungen und Geschichten ergeben ein gelungenes Konzept, allerdings trifft man auch hier auf Altbewährtes und Vertrautes, wie zum Beispiel ein kurz nach der Geburt getrenntes und sich nun in den wirren des Kampfes nun wieder findendes Zwillingspaar. Bei den Geschichten der Charaktere und auch in der Handlung des Romans greift sich die Autorin zudem oft selbst voraus, enthüllt damit dem Leser zu früh Wissen, was der Geschichte die Spannung nimmt.
Sprachlich ergibt sich beim Lesen ein zwiegespaltenes Bild. So finden sich neben altertümlichen Wendungen und schön gestalteten Bildern, die ein angenehmes Lesen ermöglichen, an einigen Stellen unangenehme Umgangsprache, anstrengende Adjektivfluten und auch Rechtschreibfehler. Mängel finden sich auch im sachlichen Bereich – sowohl kleinere Blößen in Logik, wenn zum Beispiel Sandra durch die Anrempelung eines Spaniels ihre Brille verliert, als auch in der Recherchearbeit, da Schizophrenie hier Fälschlicherweise als Persönlichkeitsspaltung angeführt wird.


Fazit

Wer Felten Romane mag, wird auch dieses Buch lieben. Doch letztendlich ist ‚Die Königin der Schwerter’ ein Buch mit viel verschenktem Potenzial, bleibt daher unter der wahren Masse an Fantasyromanen, die auf dem Markt erhältlich sind, nur Mittelmaß. Von der versprochenen Spannung und Action war beim Lesen fast nichts zu spüren, da es einfach zu lange dauert bis die Geschichte in Fahrt kommt und immer wieder zwischen den verschiedenen Charakteren hin- und hergewechselt wird. Interessante Aspekte, wie der Kampf zwischen Zarife und Sandra kommen viel zu kurz, während den Lebensläufen der Nebencharaktere zu viel Raum gelassen wurde. Für Neulinge im Fantasybereich sicher interessant, doch wer sich im Genre gut auskennt, wird leider wenig Neues finden.


Pro & Kontra

+ sprachlich schöne Bilder, insbesondere bei der Beschreibung von Landschaft und Umgebung
+ liebevoll gestaltete Charaktere

- kleinere Logikfehler
- langatmige Story
- neue, interessante Ideen wurden nicht ausgeschöpft

Wertung:

Handlung: 2/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 3/5
Preis/Leistung: 3/5


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