Literatopia: Hallo Sandra! Bisher sind einige kriminalistische und paranormale Erotikromane von Dir erschienen. Was reizt Dich an diesen Genres? Und ist die Erotik fest mit Deinem Schaffen vereint oder geht es auch ohne?
Sandra Henke: Mir macht es Spaß, die erotische Spannung zwischen Held und Heldin zu beschreiben, der Gänsehautfaktor, das Flirren der Luft, die starke Anziehungskraft, gegen die sie sich nicht wehren können. Schön finde ich, dass ich das Subgenre frei wählen kann. Da die Erotik in meinen Romanen immer in eine spannende Handlung eingewoben ist, beschränken sich die Geschichten nicht auf die Verschmelzung zweier Verliebter, sondern ich kann mich gleichzeitig in Sachen crime und paranormal romance austoben. Zwei Fliegen mit einer Klappe. Das macht das Schreiben erotischer Romane abwechslungsreich für mich. Selbstverständlich schreibe ich auch Bücher ohne Erotik, denn in erster Linie sehe ich mich als Autorin und nicht ausschließlich als Erotikautorin.
Literatopia: Anfang 2010 ist bei UBooks „Alphawolf“ erschienen. Wie der Titel schon verrät, geht es um Werwölfe beziehungsweisen einen ganz besonderen Wolf. Magst Du uns ein wenig mehr erzählen?
Sandra Henke: Die Halbindianerin Tala und der Werwolf Claw fühlen sich vom ersten Moment an intensiv zueinander hingezogen, doch sie misstrauen einander. Tala fürchtet um ihr Leben, weil sie von der Existenz der Lykanthropen weiß, und Claw und seine Gefährten laufen Gefahr, von ihr verraten zu werden. Im Laufe der Geschichte lernt der Leser das Rudel kennen: den weisen Lupus, den Kämpfer Canis, die tapfere Nanouk, den Omegawolf Rufus… Die Werwölfe befinden sich zudem im Zwist mit dem Wesen Dante, doch mehr möchte ich nicht verraten.
Literatopia: Die erotischen Szenen in „Alphawolf“ sind passend zur Story sehr animalisch. Hattest Du bedenken, dass diese Szenen auf die Leserschaft abstoßend wirken könnten? Oder hast Du schon immer eher ausgefallene Szenen dieser Art geschrieben?
Sandra Henke: Die Erotik ergibt sich ja immer aus den Figuren. Für mich war es logisch, dass bei einem Werwolf z.B. die Zunge beim Liebesspiel eine wichtige Rolle spielt und er tabuloser, animalischer liebt. Da ich schon viele erotische Romane geschrieben habe, habe ich ohnehin keine Bedenken mehr. In meinen Büchern kommen hier und da ausgefallene Sexszenen vor, aber nichts, was nicht nachvollziehbar wäre. Sex muss dann und wann Grenzen sprengen und hinter den Kulissen machen viele Menschen Dinge, die andere nicht von ihnen erwartet hätten.
Literatopia: Besonders spannend an „Alphawolf“ war die indianische Mythologie. Wie sahen Deine Recherchen zum Roman konkret aus? Und wie stehst Du persönlich zu solchen naturverbundenen Völkern? Passte es nur zum Roman oder steckt da auch ein Stück Lebenseinstellung von Dir drin?
Sandra Henke: Auf einer meiner Reisen in die USA habe ich an einem indianischen Powwow teilgenommen, außerdem ist mein langjähriger E-Mail-Freund aus Pennsylvania mit Native Americans befreundet und steht mir jederzeit mit Rat und Tat zu Seite. Ich lernte ihn vor einer halben Ewigkeit über das Internet kennen, weil wir beide Geschichten schreiben. Er war damals der Anführer des virtuellen Freundeskreises Wolfpack, dem ich beitrat. Ehrlich wahr! Natürlich war das Internet eine Recherchequelle. Mich hat es fasziniert, die Welt der Indianerstämme Alaskas mit meiner paranormalen Geschichte zu verflechten. Es hat sich ganz natürlich ergeben, dass Tala (und einige andere Rudelmitglieder) indianischer Herkunft sind, vielleicht weil ich selbst ein sehr naturverbundener Mensch bin. In der Großstadt würde ich nicht glücklich werden. Ich liebe Wälder, genauso wie die Werwölfe, und mich fasziniert Alaska.
Literatopia: Der zweite Teil Deiner Alpha-Reihe, „Alphavampir“, soll im Februar 2011 erscheinen. Wieso hast Du Dich jetzt doch für die derzeit beliebtesten paranormalen Kreaturen entschieden? Und welche phantastischen Wesen werden dem Leser in der Reihe noch begegnen?
Sandra Henke: Ideen fliegen oft einfach zu, so war es auch bei Alphavampir. Ubooks hatte eigentlich anstatt eines Werwolf-Romans einen Vampirroman gewollt, aber Claw drängte heraus und war nicht aufzuhalten! Noch während der Entstehungsphase von Alphawolf, war plötzlich die Illusionistentruppe in meinem Kopf, Magie passte sehr gut zu Vampiren und schon stand Kristobal, der Großmagier und Alphavampir, vor meinem geistigen Auge. Er war zu verführerisch, um ihn wieder gehen zu lassen, also beschloss ich, eine längere Zeit mit ihm zu verbringen, eine lustvolle Phase, aber auch spannend, denn wo Vampire sind, sind auch Probleme (also perfekt für eine Geschichte). Das Exposé für Alpha 3 steht schon, aber ich würde eher meine Seele dem Teufel verkaufen, als etwas zu verraten. ;o)
Literatopia: Kannst Du uns schon ein bisschen vom Inhalt von „Alphavampir“ verraten? Bist Du noch am Schreiben oder geht der Roman bald schon ins Lektorat?
Sandra Henke: Der Roman ist seit März fertig und zurzeit im Lektorat. „Als das Gerücht in Anchorage umgeht, dass sich ein Mann, während der Mitternachtsshow einer Illusionistentruppe, in einen Wolf verwandelt, geht die toughe Werwölfin Nanouk der Wahrheit nach. Sie stößt auf den Großmagier Kristobal, der von sündhafter Schönheit ist und ein verführerisches Spiel mit ihr beginnt. Doch er ist noch gefährlicher als ein Gestaltwandler - ein Geschöpf der Nacht, dessen Existenz den Alaska-Werwölfen neu ist. Und es gibt mehr als einen Grund, weshalb Nanouk seinem Charisma nicht erliegen darf, denn Liebe kann tödlich enden. Aber der Alphavampir ist unwiderstehlich...“
Literatopia: Wird uns im zweiten Band Deiner Alpha-Reihe ein neuer mythologischer Hintergrund erwarten? Oder bleibst Du bei der indianischen Welt?
Sandra Henke: Dadurch, dass am Rande die Geschichten von Tala, Nanouk und Canis, alle indianischer Abstammung, fortgeführt werden, wird die Mythologie immer eine Rolle spielen, aber keine zentrale mehr, denn das hätte für mich den bitteren Beigeschmack eines Alphawolf-Abklatsches gehabt.
Literatopia: Wie stehst Du gegenwärtigen Dark Romance Romanen gegenüber, in denen Vampire, Werwölfe und andere eigentlich gefährliche, paranormale Wesen sich geradezu handzahm verhalten?
Sandra Henke: Besonders den Gestaltwandlern, aber auch allen anderen paranormalen Wesen haftet etwas Gefährliches an. Als handzahm würde ich sie daher nicht beschreiben. Aber sie als reine triebgesteuerte Monster darzustellen, wäre zu platt und erinnert an 80er Jahre Horror. Man darf nicht vergessen, dass all diese Wesen auch eine menschliche Seite haben. Mag sein, dass manchmal das Tier die Kontrolle übernimmt, aber meistens müssen sich beide Seiten miteinander arrangieren, was viel Konfliktpotential bedeutet – nicht nur innerlich, sondern auch mit ihrer Umwelt.
Literatopia: Die phantastischen Bücher von UBooks glänzen immer wieder mit den genialen Coverbildern von Agnieszka Szuba. Wie gefällt Dir persönlich ihre Arbeit - insbesondere die Cover zu Deinen Romanen?
Sandra Henke: Traumhaft schön, märchenhaft, einzigartig. Jedes einzelne Cover ist etwas Besonderes!
Literatopia: Worum geht es in Deinen erotischen Krimis? Sind es eher Detektivgeschichten oder geht es schon in Richtung Erotik-Thriller?
Sandra Henke: Erotikthriller. Bisher habe ich nur in „Loge der Lust“ über eine Polizistin geschrieben. Danach waren meine Heldinnen alle normale Frauen, wie du und ich, die unverschuldet in gefährliche Situationen geraten. Sie machen sich mutig auf die Suche nach der Wahrheit, obwohl ich ihnen immer zwielichtige Helden an die Seite stelle, die sie lustvoll ablenken. ;o)
Literatopia: Wann und wo haben Deine Leser die Gelegenheit, Dich lesen zu hören? Und wie gestaltest Du Deine Lesungen? Wählst Du eher actionreiche Passagen aus oder doch die eher heißen Szenen?
Sandra Henke: Meine letzte Lesung war auf der Leipziger Buchmesse. Aktuell sind keine Lesungen geplant, da unter anderem Alpha3 darauf wartet geschrieben zu werden. Besonders bis Ende des Jahres bin ich, was das Schreiben angeht, sehr eingespannt. Wenn ich öffentlich lese, suche ich mir immer Stellen aus, die erstens zur Location passen, und zweitens einen guten Einblick in den Roman geben, also Erotisches und Spannendes.
Literatopia: Auf Deiner Homepage gibt es unter anderem einen Blog von Dir. Wie regelmäßig kommst Du zum Bloggen? Geht es vornehmlich um Deine Werke / Literatur oder auch um Gott und die Welt?
Sandra Henke: Es handelt sich definitiv um einen Autorenblog, zu mehr hätte ich gar nicht die Zeit. Eigentlich hatte ich nur geplant, Neuigkeiten über mein Schaffen zu posten, aber dann fielen mir viele immer wieder interessante Artikel über die Literaturwelt in die Hände, sodass ich inzwischen im Blog auch über Dinge schreibe, die mir unter der Nägeln brennen und die mit der Buchwelt zutun haben. Ich blogge regelmäßig.
Literatopia: Wann hast Du eigentlich mit dem Schreiben begonnen? Gehörst Du zu denen, die bereits in der Grundschule fleißig Tiergeschichten geschrieben haben oder warst Du gewissermaßen ein literarischer Spätzünder? Und seit wann geht es in Deinen Geschichten erotisch zu?
Sandra Henke: Als Kind habe ich schreckliche Gedichte geschrieben. Wenn sie sich nicht gereimt haben, habe ich die Wörter eben angepasst. (lacht) Als Jugendliche wurden Kurzgeschichten daraus. Dann hielt mich das Leben vom Schreiben ab, aber als Twen fand ich dahin wieder zurück und kann mir inzwischen ein Leben ohne Schreiben nicht mehr vorstellen. Es ist meine Leidenschaft! Die Erotik war nur eine von vielen Genres, die ich ausprobiert habe. Das Knistern zwischen den Zeilen gefiel mir, den Lesern auch, und so bin ich in den letzten Jahren dabei geblieben.
Literatopia: Hattest Du schon einmal einen richtigen Konflikt mit einem Deiner Charaktere? Sprich, wollte vielleicht einer Deiner Protagonisten einfach nicht so werden, wie Du ihn wolltest? Entwickeln sich die Charaktere praktisch von allein oder hältst Du sie in festgelegten Bahnen? Vielleicht mit Steckbriefen zu jedem Charakter mit seinen Eigenschaften etc.?
Sandra Henke: Ich habe es mal mit Steckbriefen versucht, aber schnell gemerkt, dass mir dieses Korsett zu eng ist. Natürlich mache ich mir Notizen zu den Charakteren, aber vieles entwickelt sich auch während des Schreibens. Aussehen und Eigenschaften habe ich im Kopf, Einzelheiten kristallisieren sich erst später heraus oder ergeben sich aus anderen Charakterzügen oder der Beziehung der Figuren untereinander. Schreiben ist ein lebendiger Prozess! Alles muss ineinander fließen. Das ist nicht zu 100% planbar.
Literatopia: Was tummelt sich alles in Deinem Bücherregal? Gehörst Du zu jenen, die lesen, was sie schreiben oder ist Dein Geschmack eher breitgefächert? Hast Du vielleicht ein absolutes Lieblingsbuch, das Du schon mehrmals gelesen hast?
Sandra Henke: Für mich ist es selbstverständlich, dass ich Bücher aus dem Genre lese, für das ich selbst schreibe. Das gehört mit zum Job! Aber natürliche greife ich auch zu anderen Romanen. Ich mag alles, was spannend ist. Ein absolutes Lieblingsbuch habe ich nicht, dafür gibt es zu viele interessante.
Literatopia: Herzlichen Dank für das Interview, Sandra!
Sandra Henke: Sehr gerne. Danke ebenfalls. :o)
Homepage von Sandra Henke: http://www.sandrahenke.de
Rezension zu "Alphawolf" (Band 1)
Rezension zu "Alphavampir" (Band 2)
Rezension zu "Alphaluchs" (Band 3)
Rezension zu "Alphaherz" (Band 3.5)
Rezension zu "Eisige Versuchung"
Interview mit Sandra Henke (Juli 2010)