Trix Solier - Zauberlehrling voller Fehl und Adel (Sergej Lukianenko)

Verlag: Beltz; Auflage: 1., Deutsche Erstausgabe (30. Juli 2010)
Gebundene Ausgabe: 584 Seiten
ISBN-13: 978-3407810748

Genre: Fantasy/ Humor


Klappentext

Ein Ritter-Piraten-Schelmen-Zauberlehrlingsroman voll heiterer Komik und wunderbarer Fabulierkunst. 

Trix, Erbe des Herzogtums Solier, wird Opfer eines gemeinen Putschs, bei dem ihm alles genommen wird: Eltern, Schloss, Vermögen. Trix schwört Rache. Bloß wie? Die wilde Welt jenseits der Schlossmauern ist nichts für zarte Jünglinge. Grässliche Untote, verwirrte Feen und minderbemittelte Minotauren machen Trix das Leben schwer. Aber dann entdeckt er ein ungeahntes Talent: Ist er vielleicht zum Magier berufen? Mit neuem Mut versucht sich Trix als Retter der schönen Fürstin Tiana, die zwangsverheiratet werden soll. Dafür verspricht Tiana, ihm zu helfen, den Thron zurückzuerobern. Die beiden schmieden einen tollkühnen Plan …


Rezension

Wirklich humorvolle und lustige Fantasy-Bücher findet man selten. Umso mehr, da die meisten Vertreter dieses Genre entweder bemüht komisch und platt sind oder einfallslos und albern. Wenige Ausnahmen sind zu finden, wie Terry Pratchett oder Walter Moers. Nun gesellt sich ein weiterer 
Schriftsteller hinzu, Sergej Lukianenko, ausgerechnet ein Russe, denen man normalerweise eine melancholisch, grüblerische Seele nachsagt. Aber wie es mit Vorurteilen so ist, in den meisten Fällen stimmen sie nicht. So auch hier.
Lukianenko weiß wieder einmal zu überraschen. Mit Trix Solier gelingt ihm eine satirisch humorvolle Fantasygeschichte, die man ihm so nicht zugetraut hätte. Besonders wenn man seine bisherigen, eher schwermütigen Werke, kennt. Aber vermutlich war es ein Vorteil, dass Lukianenko normalerweise ernsthafte Fantasy schreibt. Dadurch lernte er die üblichen Klischees, die auf einen Autore lauern, zu vermeiden, um sie jetzt umso genüsslicher zu zelebrieren.

Seine Geschichte handelt von Trix Solier, dem Erben des Herzogtums Solier und anfangs einem verwöhnten Jüngling, der an Sagen und Märchen glaubt. Seiner Meinung nach muss die Realität genauso ablaufen, wie seine Geschichten. Ein fataler Irrtum, wie er bald feststellen muss. Sein Vater wird von seinem Co-Herzog gestürzt und Trix´ Leben ändert sich von Grund auf.
Denn anstatt ebenfalls getötet zu werden, lässt ihn Sator Gris, der neue Herzog, fliehen. Er gibt Trix sogar Starthilfe, in dem er ihm Geld und ein Boot gibt. Die Überlegung dahinter ist einfach und doch zugleich genial. Sator Gris will sicher stellen, dass sein Sohn ein guter Herzog wird, dafür braucht er aber einen Feind, vor dem er sich fürchtet. Dieser Feind soll Trix sein. Auf den ersten Blick absurd, sind seine Handlungen durchaus nachzuvollziehen. Zumal Sator Gris nicht ganz ehrlich war. Er hat neben dem echten Trix Solier noch andere Jungen in herrschaftlichen Kleidern und mit Geld ausgestattet losgeschickt. Somit sind sie vom echten Trix Solier kaum zu unterscheiden. Fortan stolpert Trix Solier zusammen mit seinen Freunden von einem haarsträubenden Abenteuer ins nächste. Jedes einzelne bedient Klischees und bricht sie zugleich.
Zusätzlich verknüpft Lukianenko seine Geschichte mit Bezügen zu unserer Welt. Mehr als einmal erklärt er sie mit relativ einfachen Worten und karikiert sie so. Unter anderem darf Trix Zeuge der Gründung der ersten Fastfood-Kette sein und erfährt wie die Wirtschaft funktioniert oder was ABS bedeutet. 

„Aber gegen Sarmaschan oder die Kristallenen Inseln – da sollte man sich die Sache gut überlegen.“
„Klaro. Das heißt, wenn sich jemand wehren kann, muss man höflich sein?“, schlussfolgerte Hallenberry.
„Äh … im Grunde ja.“ Radion wurde etwas mulmig zumute.


Mehr oder minder offensichtlich bringt Lukianenko dann noch Zitate von anderen Schriftstellern, Künstlern oder Filmen unter. Neben Isaac Asimovs Robotergesetzen lassen sich so Anspielungen auf die Mona Lisa oder auch James Camerons „Titanic“ finden. Diese Verweise wirken aber niemals fehlplatziert oder selbstzweckhaft, wie es sonst leider häufig der Fall, sondern sind perfekt in die Geschichte eingebunden und provozieren immer mindestens ein Grinsen im Gesicht des Lesers. Allein um alle Zitate zu finden, lohnt es sich, Trix Solier ein zweites Mal zu lesen.
Aber der Roman besteht nicht nur aus Klischees und Zitaten, die miteinander verknüpft werden. Sergei Lukianenko gelingt das Kunststück sie in seine Geschichte einzubinden, ohne dass sie die Hauptrolle übernehmen. Diese haben immer noch die Charaktere inne. Jeder einzelne von ihnen birgt eigentlich schon genug Potential für einen eigenen Roman.
Sei es Anette, die Rauschkraut abhängige Blumenfee, die Fürstin Tiana oder Radion Sauerampfer, der Magier, bei dem Trix Solier in die Lehre geht. Jeder einzelne von ihnen hat herrlich komische Charakterzüge und bringt die Geschichte rund um Trix´ Rache voran.
Auch das Magiesystem ist innovativ und bildet gleichzeitig einen Quell des Humors.
Um Zauber zu wirken, müssen die entsprechenden Worte gesprochen werden. An sich nichts neues, wäre da nicht die Bedingung, dass jeder Zauberspruch einen Zeugen benötigt, der daran glaubt. Zudem darf er nicht allgemein bekannt, um nicht seine Wirkung zu verlieren und er muss in schönen Worten seine Wirkung beschreiben. Nicht immer ein leichtes Unterfangen. Denn Worte sind nun einmal manchmal eine heikle Sache, wenn sie nicht genau sind und so kann es zu unerwünschten Nebenwirkungen kommen. Auch die Ränge eines Magierlehrlings ergeben sich aus diesem Umstand. Zunächst ein „Fanaticus“, dessen Aufgabe es ist an jeden Zauberspruch seines Meisters unerschütterlich zu glauben, wächst er mit seinen Aufgaben und wird zu einem „Soufflöticus“ an den sich der Rang eines „Initiaticus“ anschließt, bevor er letztendlich sich selbst Magier nennen darf. 
Wenn man alles zusammen nimmt, finden sich eine Menge frischer Ideen und neue Sichtweisen auf die Fantasy, die Trix Solier zu einem großen Lesevergnügen machen.

Lukianenko verbindet Terry Pratchett mit Monty Phython. Das Absurde der einen vermischt mit dem schwarzen Humor und der Pointierung des anderen plus aktuellen Bezügen und Seitenhieben auf das Fandom. Die vielfach propagierte russisch grüblerische Seele findet man hier nicht.


Fazit

Sergej Lukianenko jongliert mit den Fantasyklischees, wie sonst nur ein Terry Pratchett und sprüht dabei vor verrückten Einfällen. Unterhaltsam, witzig, intelligent und damit äußerst lesenswert. Ein zweites Abenteuer von Trix Solier darf gerne kommen.


Pro & Contra

+ Charaktere sind in ihrer Welt glaubwürdig
+ Magiesystem
+ viele Anspielungen auf unsere Welt, allerdings nicht unbedingt sofort ersichtlich

0 etwas kürzer hätte es sein dürfen

Bewertung:

Charaktere: 4,5/5
Handlung: 4,5/5
Humor: 5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/ Leistung: 4,5/5


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