Fegefeuer (Chabouté)

Ehapa Comic Collection - Egmont Manga & Anime (15. April 2010)
Hardcover, farbig, Seiten: 191
Preis 39,95€
ISBN: 978-3770433513

Genre: Drama / Fantasy


Klappentext

Mein Name ist Benjamin Tartouche.
Ich hatte einen Job, ein Haus,
ein rundum gutes Leben.
Aber das war einmal.
Alles ist hin…
Denn ich bin tot!
Nur noch ein fahler Geist,
unsichtbar für alle Sterblichen.
Ich wandle umher und suche
den einen, dessen Leben
ich retten soll.
Mein Schicksal hängt an
diesem seidenen Faden.
Denn wenn ich scheitere,
ist es aus und vorbei…
Dann geht es abwärts.
In den Abgrund,
aus dem noch nie
jemand zurückkehrte.
Ich stehe mitten im Fegefeuer…
… und ich habe Angst!


Rezension

Benjamin Tartouche könnte es nicht besser gehen. Er hat ein Haus geerbt, in dem er sein Büro einrichtet, jetzt da er seinen Weg in die Selbstständigkeit gefunden hat. Aufträge hat er so viele, dass er sich für die nächste Zeit keine Sorgen machen muss. Mit etwas Geld ausgestattet, schließt er auch diverse Versicherungen ab, um sein Hab und Gut zu schützen. Ironischerweise ist es die selbe Nacht, in der er von einem Feuerwehrmann aus seinem neuen Heim gerettet wird. Alles, was er besessen hatte, ist verbrannt. Von dort an geht es immer weiter bergab. Trusquin, der Leiter der Versicherung, stellt sich nämlich als hinterhältiger Unmensch heraus und Benjamin bleibt seine Gelderstattung verwehrt. Ohne das Geld kann er seine Schulden bei der Bank nicht bezahlen und sein Konto wird gesperrt. Schließlich bleibt dem unfreiwillig Obdachlosen nichts anderes übrig, als auf der Straße zu schlafen und Essen aus der Mülltonne zu fischen. Doch es soll noch schlimmer kommen und Benjamin findet sich urplötzlich im Fegefeuer wieder, wo ihm aufgetragen wird, seine Sünden zu begleichen.

Chabouté liefert mit "Fegefeuer" eine kleine aber nette Geschichte ab. Für einen Comic ist sie überraschend ernst gehalten und entbehrt jeglicher Action. Es geht in erster Linie um den Fall des Protagonisten. In dieser Zeit ist es der Egoismus und die Geldgierigkeit des Menschen, die dem Leser vor die Augen geführt wird.
Das Fegefeuer entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Benjamin wird mit seinen Sünden konfrontiert und deren gibt es zu seiner Überraschung zuhauf. Es sind oft die kleinen Taten, die große Auswirkungen mit sich bringen. Plötzlich ist es der Leser selbst, der sich an die Nase fassen muss.
Die Auflösung ist zwar konsequent und nicht wirklich überraschend, kommt aber viel zu früh. Während Benjamin auf der Erde wandelt, um seine Sünden abzuarbeiten, sieht er viele Gleichgesinnte. Chabouté lässt es sich nicht nehmen, einige bekannte Verstorbene durch die Gegend laufend zu lassen. Zum Teil sind diese Geister seit vielen Jahren tot. Stellt sich die Frage, warum Benjamin so schnell an sein Ziel kommt?

So ungewöhnlich wie die Geschichte sind auch die Zeichnungen. Wie fast immer ist klar zu erkennen, dass es sich bei dem Künstler um einen Franzosen handelt. Allerdings ist es hier besonders ausgeprägt. Womöglich ist es Gewohnheitssache aber die Zeichnungen sind schon als hässlich zu bezeichnen. Gleichzeitig kann ihnen eine Individualität nicht abgesprochen werden. In erster Linie liegt das an der sehr kantigen Strichführung. Die Figuren sind allesamt ebenfalls hässlich, was sich besonders bei den weiblichen Figuren bemerkbar macht, haben diese doch kaum etwas Ästhetisches. Vielleicht soll das die Moral der Geschichte hervorheben, dass jeder Mensch eine inner Hässlichkeit besitzt, und der Künstler hat diese den Figuren ins Gesicht gemalt - möglich, aber nicht wahrscheinlich.
Eine nette Idee war es, die auf der Erde Wandelnden, somit auch Benjamin, in Schwarz-Weiß darzustellen. Auf diese Art steht außer Frage, wer noch lebt und wer nicht. Auch wenn das Ganze an das Video von „Take on me“ der Band A-ha erinnert.

Fegefeuer“ besteht aus drei Büchern. Ehapa hat diese zu einem „All in one“-Comic verbunden. Als Hardcover und mit hochwertigem Druck sieht das auch sehr gut aus. Zudem sind 190 Seiten überaus umfangreich. Dennoch ist der Preis nicht gerade gering und vor einem Kauf sollte auf jeden Fall ein Testblick hineingeworfen werden.


Fazit

Fegefeuer“ befasst sich mit der ernsten Thematik des Nachlebens und den kleinen und großen Sünden des Menschen. Auf Action und Spannung wird verzichtet, stattdessen wird die sozialkritische Keule ausgepackt. Die Zeichnungen sind mehr als gewöhnungsbedürftig und werden sicher nicht jedem gefallen. Wer es außergewöhnlich mag, sollte einen kurzen Blick wagen.


Pro und Kontra

+ tiefgründiger als die meisten Comics
+ gute Verarbeitung
+ in sich geschlossene Geschichte
+ sozialkritisch
+ weist dem Leser die kleinen Sünden des Lebens, die dennoch schwer wiegen

- Zeichnungen sehr gewöhnungsbedürftig
- Preis nicht unerheblich

Beurteilung:

Handlung: 4/5
Charaktere: 3,5/5
Lesespaß: 3/5
Preis/Leistung: 3/5