€ 17,95 [D] | € 18,50 [A]
Genre: Dark Fantasy / Jugendroman
Klappentext
Ich liebte Lucas, auch wenn er als Jäger einer der eingeschworenen Feinde von Vampiren wie mir war. Doch da erlebt ich mit, wie gnadenlos seine Familie auf eine Freundin von mir Jagd machte, und mir kamen Zweifel. Sollte ich mich von ihm abwenden, wie meine Eltern es wünschten? Jetzt musste ich mich entscheiden – zwischen meiner Familie und der Liebe zu unserem größten Feind.
Rezension
Claudia Gray arbeitete als Anwältin, Journalistin und DJ. Mit ihrem Debüt Evernight begeisterte sie im Juli 2009 zahllose Leser durch sympathische Antagonisten, interessante Wendungen und Eigenständigkeit. Mit Evernight – Tochter der Dämmerung erschien nun der zweite Band ihrer Trilogie, der die Geschichte der jungen Bianca weiter erzählt, deren Herz immer noch für den Vampirjäger Lucas schlägt.
>> Langsam breitete sich der Raureif an den Wänden aus. Gebrannt sah ich zu, wie Eisblumen auf den Steinwänden des Katenraums im Nordturm erblühten. Filigrane Muster stiegen vom Boden auf, überzogen die Wand und bedeckten selbst die Decke mit flockigem Weiß. <<
Bianca und Lucas sind immer noch verliebt und verzehren sich danach, einander nah sein zu können. Sie ein Vampir, er der erklärte Feind ihrer Rasse. Eine Beziehung ist daher so gut wie unmöglich und dennoch hegen beide Hoffnungen. Sie treffen sich heimlich und genießen die gestohlene Zweisamkeit. Zumindest so lange, bis der dreihundert Jahre alter Vampir Baltazar plötzlich von Biancas Geheimnis erfährt. Doch anstatt das junge Mädchen zu verraten, bietet der gut aussehende und erfahrene Schulschwarm seine Hilfe an. Im Gegenzug erhofft er sich Informationen. Doch Bianca, Baltazar und Lucas erfahren bald darauf mehr über das Evernight-Internat und den Orden des Schwarzen Kreuzes, als sie fassen können ...
„Twilight-Fans, aufgepasst. Die Story in Evernight hat garantiert genauso viel Biss!“ – wurde den Lesern mit dem Erscheinen des ersten Bandes versprochen und tatsächlich konnte Claudia Grays Debüt als sehr unterhaltsam bezeichnet werden. Eine Geschichte mit Bis(s), die es verstand, bestimmte Fragen zu schüren, zu überraschen und den Leser nach Antworten suchen zu lassen. Lösungen, die im zweiten Teil der Trilogie nun geboten werden, wenn auch etwas unspektakulärer, als man erwartet hat. Dafür jedoch darf sich der Leser (ganz jugendbuchtypisch) noch mehr mit Biancas Gedanken und ihren Ängsten befassen. Denn die junge Vampirin schwärmt zwar sehr für ihren Lucas, muss aber dennoch nach und nach mit so manch heranreifenden Zweifel kämpfen. Ist es richtig, sich auf die Seite eines Vampirjägers zu stellen? Darf sie tatsächlich auf eine Zukunft mit ihrer großen Liebe hoffen? Oder soll sie sich eher Baltazar zuwenden, einem Mann, der freundlich, erfahren und tatsächlich auch liebenswert ist? Genau diese Bedenken lassen Bianca menschlicher und natürlicher wirken, als im voran gegangenen, ersten Band. Sie ringt mehr mit sich, entwickelt damit Reife und hinterfragt schlussendlich die Direktion, das Internat sowie die rätselhaften Vorgänge in Evernight. Denn immer noch ist unklar, warum Menschen zugelassen werden. Auch das Erscheinen kristallartiger Geister gibt dem Leser Rätsel auf, die anfangs nicht ganz zur Geschichte passen wollen, sich dann jedoch nach und nach ins Geschehen fügen. Claudia Gray hat in diesem Punkt zwar nicht alles richtig gemacht, aber einmal mehr bewiesen, dass sie in der Lage ist, den Leser zu fesseln, auch wenn im Grunde nicht viel passiert.
Denn betrachtet man die Handlung kritisch, so wird klar, dass weder großartige Romantik noch packende Action geboten wird. Im Gegenteil, vieles plätschert vor sich hin. Die eigentliche Romanze zwischen Lucas und Bianca steht im Hintergrund. Ortswechsel bringen Abwechslung. Und nette, lustige oder rührende Momente die gewünschten Emotionen. Lucas hingegen glänzt durch seitenlange Abwesenheit. Er muss der aufgedrängten Sympathie für Baltazar weichen, die der Leser durchaus mit Bianca teilen kann. Denn der äußerst angenehme Schulschwarm ist das typische Klischee des besten Freundes, der mehr für die Protagonistin empfindet als gut für ihn und Bianca ist. Dass hört sich abgekupfert an und ist es im Grunde auch, dennoch liest man den dadurch entstehenden Zwiespalt gern, der authentisch und nicht überladen mit Rührseligkeiten präsentiert wird.
Interessant und ebenso zufriedenstellend ist die Tatsache, dass die Autorin dem Leser auch einen Einblick in den so verhassten Vampirjägerorden gönnt. Man erfährt die Motive dieser Truppe und kann die gebotenen Ansichten teilen, die weder originell noch weltbewegend sind. Das Motiv, das viele von ihnen treibt, ist schlicht: Rache. Bianca erfährt in dieser Hinsicht mehr über ihre eigene Art, als sie eigentlich wissen will und kann den verzehrenden Hass dieser Menschen sogar verstehen. Eine Tatsache, mit der man als Leser gerechnet hat, und die Bianca, unter anderem, ebenso dazu treibt, sich entscheiden zu müssen zwischen Lucas oder der ihr vertrauten, sicheren Internats-Realität.
Das Ende hält, wie schon im Vorgänger, genügend Überraschungen bereit. Diesmal jedoch weniger aufregende. Trotzdem passt es doch eigentlich gut, da man Biancas Entscheidung nachvollziehen kann, auch wenn sie einigen Lesern nicht gefallen wird.
Fazit
Evernight – Tochter der Dämmerung setzt Biancas Geschichte ebenso gut fort, wie sie begonnen hat. Erotik ist auch dieses Mal klein geschrieben. Dafür erwartet den Leser in dieser leichten, flockigen Lektüre eine emotionale Achterbahnfahrt durch alle Höhen und Tiefen der ersten (Vampir-)Liebe. Man darf gespannt bleiben, was Claudia Gray weiterhin aus dem zurechtgelegten Grundgerüst zu zaubern versteht, und kann ihr für den Unterhaltungswert des Buches gratulieren.
Pro und Kontra
+ sympathische Protagonisten
+ authentische Umgebung
+ würdige Fortsetzung
+ interessante Wendungen
+ nachvollziehbare Charaktere
Bewertung:
Handlung: 4 / 5
Charaktere: 4 / 5
Lesespaß: 5 / 5
Preis/Leistung: 4 / 5