Alera - Geliebter Feind (Cayla Kluver)

Piper (August 2010)
Hardcover, 560 Seiten, 19,95 €
ISBN: 9783492702164

Genre: Fantasy / Jugendbuch


Klappentext

Während Misstrauen und Rivalität zwei Königreiche in einen Krieg treiben, begegnet Prinzessin Alera dem faszinierenden Narian. Doch Narian steht auf der Seite des Feindes. Und Alera muss sich entscheiden – für ihr Land, für ihre Freiheit oder für ihren Feind.


Rezension

Cayla Kluver lebt mit ihrer Familie in Wisconsin und schrieb ihr Debüt Alera – Geliebter Feind im zarten Alter von vierzehn Jahren. Ein Buch über Pflicht, Verrat und Liebe. Trotz diverser Auszeichnungen ermöglichte erst AmazonEncore den Durchbruch des vorerst im Eigenverlag vertriebenen Fantasyromans. Ein Buch, das als Auftakt einer Trilogie beworben wird und sich vorrangig als Jugendroman zu behaupten versteht.

>> London hatte sich geirrt. Die Welt sah am nächsten Morgen kein bisschen weniger schrecklich aus. Als die Stunden verstrichen, ohne dass mein ehemaliger Leibwächter erschien, da schwand meine Hoffnung. Und die Wahl, vor die mein Vater mich gestellt hatte, begann schwindelerregend in meinem Kopf zu Kreisen. <<

Alera, die Prinzessin Hytanicas, soll heiraten. Sie wird achtzehn und der Tradition folgend ist es ihre Pflicht, einen Mann zu ehelichen, der an ihrer Seite den Thron besteigt. Der von ihrem Vater vorgesehene Lord Steldor stellt allerdings eine Zumutung für die junge Königstochter dar. Sie hält ihn für arrogant und ungehobelt, doch als Hytanica sich plötzlich erneut der Bedrohung durch die befremdlichen Cokyri gegenüber sieht, taucht Narian auf und mit ihm die Pflicht zu handeln. Denn es existiert eine Prophezeiung, die den sympathischen Jungen zur Gefahr für ganz Hytanica erklären kann ...

Cayla Kluvers wahr gewordenen Traum hält man, zumindest nach eigener Aussage der Autorin, mit Alera - Geliebter Feind in den Händen. Der Traum eines jungen Mädchens, das sich für Leidenschaft, epische Taten und phantastische Elemente begeistern kann. Und eben diese Begeisterung merkt man ihr deutlich an. Cayla Kluver schreibt sehr detailverliebt und voller Leichtigkeit; besser, als man erwartet hat. Der Aufbau ihrer (Liebes-)Geschichte ist vielversprechend, entspricht jedoch dem für ihr Alter typischen Horizont. Und genau diese Tatsache sollte sich der Leser von Beginn an vor Augen halten. Denn trotz des vortrefflichen Unterhaltungswertes muss man mit so manchen Schwächen (unter anderem: wenig Weitblick, kaum ausgereifte Hintergründe und verschenktes Potenzial) leben können, die mangelnder Reife zu Grunde liegen. Diese Tatsache ist zwar bedauerlich, doch nur wenig enttäuschend. Zumindest dann nicht, wenn man sich generell für Liebesgeschichten begeistern kann.

Denn Herzensangelegenheiten stehen, wie der Klappentext es von Beginn an angedeutet hat, im Vordergrund. Bis man allerdings mehr über die aufkeimende, angeblich so zärtliche Verbindung zwischen Narian und Alera lesen darf, gilt es abzuwarten. Denn zuvor wird der Alltag am Königshof geschildert, Leibwächter werden vorgestellt und Misstrauen in kleinen Schüben gesät. Dennoch aber bleibt Spannung meist außen vor; die Dialoge jederzeit jugendfreundlich. Cayla Kluver begnügt sich geradezu meisterlich damit vieles anzudeuten und wenig tatsächlich auszubauen. Diesen Eindruck unterstützt die gewählte Ich-Perspektive ebenso wie der schwach ausgeleuchtete Hintergrund. Alera weiß nicht viel über ihre Welt, interessiert sich ausschließlich für ihre Zukunft und ihren Willen, Steldor in keinem Fall heiraten zu müssen. Sie steht als Frau in Hytancia weit hinter dem Mann. Muss meist, und damit auch der Leser, darauf warten, bis sie über bestimmte Vorgänge aufgeklärt wird. Dadurch ist sie weder bei interessanten Unterredungen anwesend noch bei tatsächlich anfallender Action. Zumindest bis auf die notwendigsten Ausnahmen. In diesem Punkt hätte sich Cayla Kluver trotz ihrer Jugend mehr zutrauen dürfen, um dem Leser Spannung und Abwechslung bieten zu können.

Ebenso ein wenig enttäuschend ist auch Narian. Er entspricht dem Hype, möglichst zurückhaltende, artige Männer für Romanzen zu rekrutieren und langweilt den Leser immer wieder mit heldenhaft dramatischer Durchschnittlichkeit. Einer von vielen. Ein militärisch gut ausgebildeter Junge, mit schlechten Erfahrungen, viel Gutmütigkeit und einem scheinbar ach so unergründlichem Herz. Gerade jugendliche Leseratten werden ihn sicherlich mögen und seine ehrenwerte, geheimnisvolle Art favorisieren. Andere, vielleicht auch reifere Leser, könnten jedoch Steldor selbst den Vorzug geben. Der von Alera so verachtete Mann soll sie heiraten und der zukünftige König werden. Ein Gedanke, der den Leser immer und immer wieder amüsiert, bedenkt man Steldors unverschämt arrogante Art sich beim Pöbel einzuschleimen. Er ist größenwahnsinnig, sarkastisch und damit auf seine eigene Art unheimlich charmant. Letztgenanntes trifft ebenso auf Prinzessin Alera zu. Man erfährt viel über ihre Träume und Ängste, kann sich aber den Eindruck nicht verwehren, dass sie recht einfältig und kindlich ist. Trotzdem schließt man sie ebenso ins Herz, wie die meisten anderen Charaktere, die Cayla Kluver stimmungsvoll und mit viel Liebe erschaffen hat.

Hytanica selbst ist ein noch ungeformtes Land. Man erfährt weder Genaueres über die Wirtschaft, die Lebensumstände des Volkes oder die der Feinde. Letztere besitzen eine dem hytanischen Volk sehr gegensätzliche Kultur, über die man in den Folgebänden hoffentlich noch mehr erfahren wird. Man darf generell gespannt sein, wohin die Reise führen mag. Denn das Ende ist untypisch und frei von Klischee. Es schürt die Spannung enorm und schlussendlich wünscht man sich, dass die Autorin nichts überstürzt. Sie sollte sich die Zeit nehmen, die sie braucht, sich weiter zu entwickeln, um ihren ersten, im Grunde trotz aller Schwächen bemerkenswerten Jugendroman würdig weiterzuführen.


Fazit

Als unwiderstehlicher Bestseller wird Alera – Geliebter Feind gehandelt, doch die Wahrheit liest sich nur halb so spektakulär. Trotzdem schließt man die Charaktere ins Herz und gerät teilweise sogar ins jugendliche Schwärmen. Cayla Kluver besticht mit ihrer Herzlichkeit und verzaubert, sofern man einem jugendlich geschriebenen Liebesroman etwas abgewinnen kann. Denn richtige Fantasy, egal in welcher Form, darf man sich hier nicht erwarten. Ein Manko, das so manchen Leser schwer enttäuschen könnte.


Pro und Kontra

+ Protagonisten stets nachvollziehbar
+ sehr interessante Charaktere
+ flüssig und amüsant zu lesen
+ bemerkenswert unerwartetes Ende
+ untypischer Liebesromanverlauf
+ wunderschönes Hardcover

o für junge Leser & junge Erwachsene
o Emotionen stehen stets im Vordergrund

- verschenktes Potenzial
- Aleras Liebe zu Narian nicht völlig nachvollziehbar
- kaum phantastische Elemente
- teilweise einfallslos
- Logikschwächen

Bewertung:

Handlung: 3,5 / 5
Charaktere: 4 / 5
Lesespaß: 4,5 / 5
Preis/Leistung: 3 / 5


Rezension zu "Alera - Zeit der Rache"