21. Dezember

Ganz weiß ist die heutige Schachtel, nur die Schatten scheinen Muster darauf zu bilden – oder halt, nicht Schatten: Als du sie angreifst, fühlst du winzige, eingeprägte Schneeflocken. Fasziniert zeichnest du sie mit den Fingern nach, spürst, dass jede eine andere Struktur aufweist, jede einzigartig ist ... Gespannt auf den Inhalt öffnest du den Deckel.  

 

21. Schachtel: In den Schnee geschrieben  

 

Schwarz, nachtschwarz ist das Innere, und bedeckt von einem Netz aus Eiskristallen, die sich in Ranken und zerbrechlichen Blüten darüber hinschwingen, wie von einem Atemzug daraufgehaucht. Unter einer knisternd dünnen Schneedecke ertastest du den Umschlag, ziehst ihn vorsichtig hervor und entnimmst ihm den Papierbogen, der von einem Muster kleiner Vogelspuren gerahmt ist, Krallenzeichen auf Weiß, in deren Mitte sich leichte Schrift, wie hingeschneit, zu Worten formt ...   

 

Langsam sinkt das träge Treiben
ungehindert, wirbelnd nieder
Sternennebel, leise schwebend;
auf die kalt-verlass’ne Stille,

leuchtet hell und unbefleckt,
verdeckt mit blinkendem Geglitzer
schlafend, müde-ruh'ndes Leben,
strahlt in stummer Würde weit –

selbst Zeichen für Vergänglichkeit,

der Schnee.

19.11./ 20.12.05
 

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Sowohl das Gedicht als auch das Bild und die Anregung für die Schachtelbeschreibung stammen von lu, Mitglied des Moderations- und Redaktionsteams.

Herzlichen Dank!