22. Dezember

Bleiernes Blaugrau schattiert die heutige Schachtel, wie sturmschwangere Wolken, davor kaum zu erkennen verschwommene Tannensilhouetten, schwarze Linien, die mit dem Dunkel verschmelzen. Doch seltsam, unter dem Deckel brechen ein paar dünne Strahlen hervor, wie ein verlockender Gruß, der dich einen Blick hineinwerfen lässt ...  

 

22. Schachtel: Lichtschatten  

 

Licht strahlt dir entgegen, im ersten Moment bist du ganz geblendet, musst die Augen zusammenkneifen. Langsam schälen sich Konturen aus der Helligkeit, schmiedeeiserne Formen, geschwungen wie im Tanz erstarrte Gestalten: Eine Reihe Laternen, die die Schachtelwände säumen wie eine Allee. Trotz ihrer verblüffenden Leuchtkraft scheint Dunkelheit vom Boden aufzusteigen, langgezogene Schatten, die sich dazwischen hinziehen, sich kreuzen ... Und in der Mitte der Umschlag. Du entnimmst ihm einen Papierbogen, der von denselben Farben gesäumt ist wie das Äußere der Schachtel, und im mondblassen Inneren formt sich schwarze Tinte zu Linien von eigentümlicher Faszination ...

  

Zu den Tänzen

Zwischen dichten Tannen stehn
mondesfinster, kaum zu sehn
Laternenpfähle aufgereiht,
die aus spottgepflegten Mündern
leise flüstern zu den Kindern:
Lauft schon, lauft schon, es wird Zeit.

Und mit freudigen Gebärden
rennen sie so schnell, geschwind
durch die Straßen, fast schon blind,
während Schatten dunkler werden,
da die lichtverwundnen Masten
gleichsam zu den Tänzen hasten.

 

 

 


  Dieses Gedicht hat die Moderatorin Libertine für den Adventskalender verfasst.

Das Bild dazu stammt von Jörg, einem Mitglied der www.fotocommunity.de – das Copyright verbleibt selbstverständlich bei ihm.

Herzlichen Dank an beide!