Rezensionen im August (2010)

Liebe LeserInnen,

vielerorts gingen die großen Sommerferien und damit auch der lange Urlaub zu Ende, man zehrt noch immer von den Erinnerungen, stöbert in Urlaubsfotos und sehnt sich bereits nach den nächsten freien Tagen. Auch unsere Teammitglieder haben sich mitunter eine Literatopia-Auszeit genommen, um in den Urlaub zu fahren - im Gepäck natürlich jede Menge Bücher, die es zu lesen und für euch zu rezensieren galt. Spitzenreiter im August war mit zehn Rezensionen die Belletristik, dicht gefolgt von der Dark Fantasy mit sieben und dem Thriller mit sechs Neuzugängen - doch auch in allen anderen Genres konnten wir euch im letzten Monat mit neuem Stoff versorgen. Und noch eine gute Nachricht: Inzwischen darf Literatopia über 700 Rezensionen verzeichnen!



Belletristik

Atemberaubende Landschaften und eigenwillige Künstler, dazu noch ein Familiengeheimnis sind die Zutaten des spannenden Familiendramas "Die Farben des Himmels" von Elizabeth Edmondson. In der Zeit zwischen den Weltkriegen erfährt eine junge Malerin, dass sie gar nicht diejenige ist, für die sie sich immer hielt. Verändert ein anderer Name und eine andere Herkunft wirklich ein ganzes Leben? Die Antwort findet ihr - vielleicht - in der Rezension von Patricia.

"Zwei halbe Leben" von Rebecca Stephan ist ein Frauenroman mit historischen Hintergrund, der jedoch nicht ins Gewicht fällt und somit auch für Nichthistoriker wundervolle Unterhaltung darstellt. Tiefgehende Gefühle, liebenswerte Protagonisten und eine Geschichte, die unter die Haut geht und den Leser direkt ins Herz trifft. Jessica sagt: empfehlenswert!

Emotional, humorvoll und anrührend, die Annäherung von zwei Streithähnen und die Suche nach dem Sinn des Lebens – mit "Für einen Kuss von Frisco" hat Suzanne Brockmann wieder ein höchst vergnügliches Werk geschaffen. Zwei starke, liebenswerte Charaktere entdecken einander – und ein komplettes Alpha-Team hilft. Die Überwindung eines Schicksalsschlages und das Annehmen einer unabänderlichen Tatsache wirken eindrucksvoll und sehr realistisch.

Dark Fantasy

"Evernight – Tochter der Dämmerung" von Claudia Gray setzt Biancas Geschichte ebenso gut fort, wie sie begonnen hat. Erotik ist auch dieses Mal klein geschrieben. Dafür erwartet den Leser in dieser leichten, flockigen Lektüre eine emotionale Achterbahnfahrt durch alle Höhen und Tiefen der ersten (Vampir-)Liebe. Laut Angelika darf man gespannt bleiben, was Claudia Gray weiterhin aus dem zurechtgelegten Grundgerüst zu zaubern versteht, und kann ihr für den Unterhaltungswert des Buches gratulieren.

"Elijah – Schattenwandler" von Jacquelyn Frank bietet kurzweilige Unterhaltung, die leider wegen fehlender Innovationen keine Überraschungen bereithält. Man erhält neuen Einblick in andere Schattenwandlerwelten, was sehr erfrischend wirkt. Die prickelnde Erotik kommt nicht zu knapp und zaubert einem die Röte auf die Wangen.

Freunde werden zu Feinden und Feinde zu Freunden - mit "Betrogen" stellen die beiden Autorinnen P. C. und Kristin Cast alles auf den Kopf. Mit unvorhergesehenen Weichen geben sie der Geschichte ein völlig neues Gesicht, neue, interessante Charaktere werden eingeführt. Spannend bleibt es bis zum Ende – und sogar darüber hinaus, denn der nächste Band wartet schon. Hier wurde eine neue Serie mit Suchtpotential erschaffen, die sich noch von Band zu Band steigern kann. Sympathische Charaktere, von denen man gar nicht genug bekommen kann und Ereignisse, die alles Bisherige auf den Kopf stellen, sorgen für den Leim, der den Leser an das Buch bindet.

Thriller

Rasant, schnell und in einem atemberaubenden Tempo nimmt Hanna Winter in "Die Spur der Kinder" die Leser mit auf eine emotionale Achterbahnfahrt. Was ist wirklich mit den Kindern passiert? Ein Thriller mit einem brisanten Thema, der am Schluß sogar noch wirklich überraschen kann.

"Russisches Requiem" von William Ryan wurde sehnsüchtig erwartet, enttäuscht aber durch eine langatmige Umsetzung und die Tatsache, dass man diesen Roman ebenso als Krimi bezeichnen kann. Etwas Tiefschürfenderes hätte man sich gewünscht, dennoch bietet dieses Buch ausreichend Gelegenheiten, es zu mögen und als lesenswerte Alternative zu spannungsgeladeren Geschichten anzusehen. Russland-Fans, die Moskau literarisch erleben wollen, kommen hierbei besonders auf ihre Kosten.

Fantasy

Als unwiderstehlicher Bestseller wird "Alera – Geliebter Feind" von Cayla Kluver gehandelt, doch die Wahrheit liest sich nur halb so spektakulär. Trotzdem schließt man die Charaktere ins Herz und gerät teilweise sogar ins jugendliche Schwärmen. Cayla Kluver besticht mit ihrer Herzlichkeit und verzaubert, sofern man einem jugendlich geschriebenen Liebesroman etwas abgewinnen kann. Denn richtige Fantasy, egal in welcher Form, darf man sich hier nicht erwarten. Ein Manko, das so manchen Leser schwer enttäuschen könnte.

Man muss es leider sagen, Romane wie "Die Tochter der Goldzeit von Jo Zybell werfen das Genre der Fantasy wieder zurück. Wer packende, gut geschriebene Fantasy lesen will, sollte zu anderen Büchern greifen. "Die Tochter der Goldzeit" ist für Neulinge im Genre sicherlich geeignet, da diese die üblichen Handlungspfade noch nicht kennen, für alle anderen ist der Roman eine Enttäuschung. Eine "faszinierende Fantasywelt" und einen "vielversprechenden Erzähler" sucht Markus hier vergebens, aber vielleicht bezog sich Michael Peinkofers Zitat auf ein anderes Buch des Autors.

Die gute Idee um das Schicksal der Nephilim scheitert an einer eher schwachen Umsetzung. "Der Kuss des Morgenlichts" von Leah Cohn lebt von interessanten mythologischen Hintergründen und dem Zauber der Jugendliebe zwischen Sophie und Nathanael. Doch spätestens ab der Hälfte des Romans kippt das positive Bild und was bleibt, ist ein endloses, zu vorsehbares Ende, dem es an Kreativität und Konsequenz mangelt.

Manga / Comic

Auch in Jim Davis' Runde drei der Gesamtausgabe bleibt Garfield der strahlende Sieger im Ring der Funnies, auch wenn ihm sein Gewissen wortreich zu schaffen macht. Witziger denn je, schlägt er zu und gewinnt.

"Hägar der Schreckliche" bleibt auch im dritten Band von Dik Browne kindisch, verfressen und liebt es noch immer, in die Schlacht zu ziehen. Der Humor ist unverwechselbar und die Gesamtausgabe ist hochwertig. Leider macht sich Abnutzung der ganzen Geschichte immer öfter bemerkbar.

Krimi

Der zweite Roman um Cassie Maddox ist Tana French um einiges besser gelungen als sein Vorgänger Grabesgrün. Überzeugende Charaktere, verschlungene Ermittlungsarbeiten, unterschiedliche Herangehensweisen und eine zwar unspektakuläre, aber überzeugende Lösung des Falles machen "Totengleich" von Tana French zu einem unterhaltsamen und soliden Kriminalroman.

Bei Krimifans, die zwischendurch ein bisschen mit Zahlen jonglieren wollen, oder Sudoku-Anhängern, die Lust auf etwas Abwechslung beim Lösen der Zahlenrätsel haben, wird "Tödliches Sudoku" von Shelley Freydont für angenehme Unterhaltung sorgen. Eingefleischte Krimileser und Sudoku-im-Akkord-Löser sollten jedoch zu anderen Büchern greifen.

Sonstiges

"Sonne wie Winter“ von Matthias B. Krause ist ein sinnlos sinnvoller Roman mit schmuckloser Tiefe. Hier und da etwas vulgär, insgesamt herrlich ungeschönt und ab und an geradezu philosophisch. Man muss hinter die bloßen Worte blicken – doch es lohnt sich!

"Zu lieben was ist" ist ein Erfahrungsbericht der besonderen Art und eine Ode an die Liebe und das Leben zu zweit, mit all seinen Höhen und Tiefen. Alix Kates Shulman schildert eindringlich, behutsam, liebevoll, aber nicht Mitleid heischend von dem Unfall der Liebe ihres Lebens, wie dieser sich auf ihrer beider Leben ausgewirkt hat und wie sie es gemeinsam geschafft haben, trotzdem alles zu überstehen. Ein Buch, das Betroffenen Mut macht und alle anderen tief berührt. Lesens- und empfehlenswert!

Science Fiction

Simon Halo ist mit "Engel spucken nicht" ein ungewöhnlicher Science-Fiction-Roman gelungen, der mit der Einarbeitung verschiedener phantastischer Elemente besticht. Über kleine Schwächen kann man im Anbetracht der überaus faszinierenden Darstellung außerirdischen Lebens leicht hinwegsehen, wobei man sich auf den interessanten, aber auch etwas schwierigen Stil einlassen muss.

Die dem Roman "Die Invasion" von Bernard Werber zu Grunde liegende Idee einer Veränderung der Welt vom Kleinen ausgehend ist durchaus reizvoll. Eine etwas stimmigere Umsetzung dieser Grundidee hätte jedoch den Lesespaß erheblich gesteigert. Dieser wird leider durch viele kleine und größere Mängel immer wieder empfindlich gedämpft.

Sachbuch

Die Auseinandersetzung von "Ende der Märchenstunde" mit strategischem Konsum ist aktuell und brisant, sprachlich zwischen Biss und Polemik wie es auch das Magazin „Neon“ ist, für das die Autorin Kathrin Hartmann einige Zeit geschrieben hat. Am Ende liest man hier das Plädoyer für einen Staat, der sich formend einmischt, der Stellung bezieht und die Wirtschaft zwingt, nachhaltig zu wirtschaften. Vielleicht wird es Zeit, wieder mehr von „Menschen“ und „Bürgern“ und weniger von „Konsumenten“ und „Verbrauchern“ zu sprechen. Es wäre mit Sicherheit im Sinne der Autorin. Wer sich für diese Verbindung von Konsum und Nachhaltigkeit allerdings nicht interessiert, sollte die Finger von diesem Buch lassen.

Horror / Mystery

Zombiegeschichten gibt es so viele, wie es Zombies in ihnen gibt. "Totes Meer" von Brian Keene setzt gut an, nutzt aber nicht sein Potential aus. Wer keine Neuerungen braucht und schlicht von Zombies nicht genug bekommt, sollte diesen soliden Horrorroman unter die Lupe nehmen.



Auch im September könnt ihr mit vielen interessanten und aufschlussreichen Rezensionen rechnen - bis dahin lädt euch unsere Rezensionen-Übersicht jederzeit zum Stöbern ein.

Viel Spaß dabei wünscht
euer LiteratopiaTeam!