Pulitzerpreisträger US-Karikaturist Paul Conrad gestorben

Über 50 Jahre nahm er in seinen Zeichnungen Politiker aufs Korn und machte auch vor US-Präsidenten nicht Halt. Im Gegenteil: Nixon war sogar sein liebstes Sujet. Jetzt ist der amerikanische Karikaturist Paul Conrad tot.

Los Angeles - Beim Frühstück konnte sich Otis Chandler, der langjährige Herausgeber der US-amerikanischen "Los Angeles Times", nie sicher sein, ob nicht gleich das Telefon klingelt. Regelmäßig sollen der damalige kalifornische Gouverneur und spätere Präsident Ronald Reagan oder seine Ehefrau schon am frühen Morgen bei ihm angerufen haben, um sich über die neueste Reagan-Karikatur zu beklagen.

Paul Conrad hieß der Zeichner, der in seinen über 30 Jahren bei der "Times" das Profil der Zeitung mit seinem harschen Ton prägte. Er porträtierte zahlreiche amerikanische Staatsoberhäupter von Harry Truman bis George W. Bush. Doch niemanden knöpfte er sich so gerne vor wie den skandalumwitterten Richard Nixon.

Als der in den siebziger Jahren wegen der Watergate-Affäre zurücktrat, zeichnete Conrad Nixons Hubschrauber, wie er das Weiße Haus verließ. Darunter schrieb er: "Einer flog übers Kuckucksnest." Angeblich zählte der Präsident den Karikaturisten zu seinen persönlichen Feinden. Darauf sei Conrad stolz gewesen, sagte sein Sohn.

Conrads Laufbahn begann einst bei der "Denver Post". Nach dem Zweiten Weltkrieg studierte er Kunst an der Universität von Iowa und zeichnete parallel Comics für eine Studentenzeitung. Mehr als 50 Jahre übte er seinen Beruf aus, vor allem im Dienste der "Times".

Drei Pulitzerpreise für seine spitze Feder

Seine liberale Denke brachte Paul Conrad mit einem aggressiven visuellen Stil zum Ausdruck. Was er zu Papier brachte, war meist alles andere als komplex. Oft war es nur ein einziges Bild mit einer Figur; selten gab es Dialog und wenn doch, dann blieben die Cartoon-Politiker eher wortkarg.

Zwar haben viele seiner Werke auch Humor, insgesamt zeichnete sich Conrad jedoch durch eine Ernsthaftigkeit aus, an der es anderen Karikaturisten mangelte. "Jeder Strich, den er zeichnet, ruft den höheren Mächten zu: 'Wir beobachten euch.'", hieß es vor einigen Jahren in "Drawing Fire", einer Fernsehdokumentation über den Künstler. Conrad habe sich stets als Verfechter des einfachen Mannes gesehen, ist im Nachruf der "Los Angeles Times" zu lesen.

Die Einfachheit seines Stils genügte, den Karikaturisten in der Nachkriegszeit zu einem der bedeutsamsten Männer seines Fachs zu machen. Für seine spitze Feder wurde er dreimal mit dem begehrten Pulitzerpreis ausgezeichnet.

Am Samstag starb Paul Conrad im Alter von 86 Jahren im Kreis der Familie, wie sein Sohn mitteilte.


Quelle: spiegel.de