M. J. Holliday - Gespenster küsst man nicht (Victoria Laurie)

Verlag: Egmont Lyx, August 2010
Originaltitel: Demons are a Ghoul’s best friend
übersetzt von Christine Blum
Klappbroschur, 307 Seiten, € 9,95
ISBN: 978-3802582790

Genre: Dark Fantasy


Klappentext

M.J. Holliday wird angeheuert, mysteriöse Übergriffe an einer exklusiven New Yorker Schule zu untersuchen. Ein Axt schwingender Geist soll hier sein Unwesen treiben. Zusammen mit dem Computerspezialisten Gilley, dem attraktiven Dr. Steven Sable und dem zuweilen eifersüchtigen Papagei Doc macht sich M.J. auf, dem Spuk ein Ende zu bereiten. Doch der Leiter der Schule befürchtet, das M.J.s Ermittlungen die Presse anlocken und für negative Schlagzeilen sorgen könnten, und will daher jegliche Nachforschungen verhindern. Zum Glück hat Karen O’Neal, die Auftraggeberin und Tante einer gepeinigten Schülerin, ihre ganz eigenen Methoden, ihn von der Notwendigkeit einer Geisteraustreibung zu überzeugen. Doch damit sind die Probleme noch längst nicht aus der Welt, denn keiner an der Schule will zugeben, etwas über das Gespenst zu wissen. Dabei treibt Hatchet Jack hier schon seit Jahren sein Unwesen. Selbst andere Geister haben Angst vor ihm. M.J. darf keine Zeit verlieren, den gefährlichen Jack zu bannen. Und während immer mehr Geheimnisse ans Licht kommen, plant jemand einen Mord, um die Wahrheit auch weiterhin zu verbergen...


Die Autorin

Victoria Laurie lebt in Austin, Texas. Während ihrer Arbeit als professionelles Medium kam ihr die Idee zu der Serie über die sympathische Geisterjägerin M.J. Holliday.


Rezension

M.J. Holliday ist ein Medium, die mit verstorbenen Menschen reden kann und ihren Seelen hilft, ins Jenseits zu entschwinden. Ihrer eigenen Erklärung nach benutzen die Seelen sie als Telefonzelle, sobald sie mit anderen Menschen kommuniziert, klopfen sie an und möchten ihrem Gegenüber etwas mitteilen. Auf diese Art hat sie schon viele Skeptiker bekehrt und ist ihrer Dankbarkeit sicher, wenn sie etwas von lieben Anverwandten hören. Genauso gibt es aber auch Seelen, die es noch nicht verstanden haben, dass sie gestorben sind. Ihnen hilft sie, ins Licht zu gehen und ihren Frieden zu finden. Mit ihrem Partner Gilley hat sie eine Agentur aufgebaut, die Menschen hilft, ihre bösen Geister loszuwerden. Denn von denen gibt es auch eine ganze Menge, so manche Gewalttäter haben sich Portale geschaffen und Kräfte gesammelt, womit sie wirklichen Schaden anrichten können. Ihr Team wird nun von Dr. Steven Sable verstärkt, der nach dem letzten Fall aus gesundheitlichen Gründen erst einmal nicht mehr als Arzt praktizieren kann und Gefallen an der Gespensterjagd gefunden hat. Oder ist es womöglich die faszinierende Geisterjägerin, die seine Gedanken völlig vereinnahmt? Wenn doch bloß der eifersüchtige Papagei Doc nicht wäre, der es schafft, ein harmloses Stelldichein in eine Szene aus „Die Vögel“ zu verwandeln. Doc Sahneschnitte hat seinen Spitznamen aber nicht zu Unrecht, und so kann man das Knistern zwischen ihm und M.J. förmlich durch die Buchstaben hören. Leider bleibt es auch diesmal beim Knistern, was allerdings wiederum Hoffnung auf weitere Bände gibt.

Victoria Laurie versteht es meisterhaft, allen Erwartungen gerecht zu werden und sich im zweiten Band sogar noch zu übertreffen. Hatchet Jack, der Geist mit der Axt, ist ein starker Geist, er ist nicht einfach zu fangen und aufzuspüren. Um hinter sein Geheimnis zu kommen, muss das Team weit in die Vergangenheit des kleinen Ortes gehen, und kommt dabei gruseligen Geheimnissen auf die Spur. Mittlerweile mit starken körperlichen Kräften ausgestattet wird Hatchet Jack zu einer gewaltigen Bedrohung, nicht nur für M.J. und ihr Team. Eine ganze Menge Erwachsener und Kinder haben ihn gesehen, er hat sie dermassen eingeschüchtert, dass sie die Begegnungsstätten nie wieder aufsuchen. Er muß dringend gestoppt werden, bevor er noch mehr Schaden anrichtet. Komischerweise sperrt sich der Leiter des Internates gegen die Geisterjagd, eigentlich sollte es doch in seinem Interesse sein, immerhin erwägen schon die ersten Kinder, nicht mehr wiederzukommen. Neben Hatchet Jack gibt es noch weitere Geister, deren Schicksale sehr ergreifend sind. Spannung besteht von der ersten bis zur letzten Seite, der Leser wird in das Buch hineingesogen und ist hautnah bei der Geisterjagd dabei. Die Auflösung ist überraschend, und wieder einmal mehr mit menschlichen Abgründen gespickt.

Sprachlich und inhaltlich völlig fesselnd, ist Victoria Laurie eine zauberhafte Serie gelungen. Doc Sahneschnitte, M.J., Gilley, Doc und Karen sind traumhafte Charaktere, wobei Doc ein bisschen zu kurz kommt in dieser Geschichte. Man fühlt sich sehr schnell mit ihnen verbunden und möchte nur noch eines – lesen, lesen und noch mehr lesen. Die Geschichte berührt und die sprachlichen Redewendungen von Doc Sahneschnitte sind zum Schmunzeln und unheimlich liebenswert. M.J. ist auch ein recht einsichtiger Charakter, sie erkennt ihre Fehler schnell, beharrt nicht immer auf ihrer Meinung und ist in diesem Band aufgeschlossener ihrer Umwelt gegenüber. Faszinierend, wie sie es schafft, den Sheriff zu überzeugen und vom absoluten Skeptiker zu ihrem größten Fan zu bekehren. Hier hätten es auch wieder ein paar eingestreute Geschichten mehr sein können, der Reiz des Geheimnisvollen ist allerdings ungebrochen. Dazu wieder die hervorragende Qualität des Buches, und dem puren Lesevergnügen steht nichts mehr im Wege.


Fazit

Einen ganzen Tick gruseliger ist der zweite Band der Serie um M.J. Holliday, Geisterjägerin. Ein Axtmördergeist, verzweifelte Kindergeister und gepeinigte Seelen in lebenden Körpern geben dieser Folge genau die richtige Mischung Horror und Mystik, um auch die letzten Skeptiker zu überzeugen. Es gibt bestimmt noch viele Geister, die darauf warten, ihre Geschichte erzählen zu können. Mögen Victoria Laurie so schnell die Ideen nicht ausgehen, mit ihren bezaubernden Charakteren hat sie einen hohen Suchtfaktor erschaffen. Dazu noch die Ironie, der Wortwitz und das leise Knistern zwischen den Protagonisten, was auf jeden Fall noch vertieft und genauer untersucht werden muss.


Pro und Contra

+ lockerer und lebendiger Erzählstil
+ Spannung ungebrochen
+ interessante, liebenswürdige und vielschichtige Charaktere
+ stimmige Lokalitäten
+ gelungene Mischung zwischen Realität und Übersinnlichem
+ eingestreute Anekdoten mit Geistern
+ Wortwitz, Situationskomik und eine heitere, beschwingliche Note

Wertung:

Handlung: 4,5/5
Charaktere: 5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 4/5


Rezension zu "M. J. Holliday - Rendezvous um Mitternacht" (Band 1)

Tags: Romantic Fantasy, New York, Geister