Alisha Bionda (26.12.2008)

Interview mit Alisha Bionda 

Literatopia: „Alisha Bionda – Autorin, Herausgeberin, Journalistin, Redakteurin, Rezensentin“: So empfängt uns Deine Homepage. Was für eine Person verbirgt sich hinter diesen Begriffen?  

Alisha Bionda: Es ist immer schwer, etwas über sich selbst zu sagen und sich zu beschreiben. Ich kann nur so viel verraten, dass sich hinter meiner Person ein Mensch verbirgt, dem es Bücher von Kindesbeinen an angetan haben. Dabei komme ich aus einem Elternhaus, in dem leider nicht viel gelesen wurde, aber während meine Schulfreunde draußen herumtobten, saß ich in einer stillen Ecke und habe gelesen, gelesen, gelesen ... und wenn ich später in meinen wohlverdienten Urlaub reiste, waren mehr Bücher im Gepäck als alles andere. Von daher, war und bin ich ein Mensch, für den Literatur zum Leben gehört wie die Luft zum Atmen.

Aber auch sonst bin ich eine Kunstliebhaberin – es gibt kaum eine Vernisage, auf der ich mich nicht getummelt habe und tummle. Hinzukommt, dass ich auch von Kind an ein Musiknarr bin. Ich bin eine Konzergängerin wie sie im Buche steht, wobei ich da eher in die Richtung Rock- Gothic Rock- Hard-Rock gehe, aber ich höre auch softere Sachen. Je älter ich werde eigentlich immer mehr. Wie im Leben kommt es doch eher auf die „leisen“ Töne an. 

Literatopia: Welche der oben genannten Tätigkeiten ist Dir am liebsten bzw. hast Du überhaupt Vorlieben? Mit welchem Deiner Arbeitsfelder identifizierst Du Dich am meisten? Und was nimmt den größten Teil Deines Zeitplans ein, was ist weniger zeitintensiv? 

Alisha Bionda: Also ich sehe mich beruflich als Autorin und Herausgeberin – und die beiden „Betätigungsfelder“ nehmen den Hauptpart meiner Zeit ein. Die Gewichtung bestimmt immer die „Auftragslage“ – da bin ich flexibel. Und da ich sehr multitasking bin, arbeite ich immer an mehreren Projekten gleichzeitig. Da ich cia. 12 Stunden im Schnitt täglich zur Verfügung habe, ist das auch alles unter einen Hut zu bringen.

Die journalistischen Tätigkeiten nehmen jetzt wieder zu, auch meine Portalarbeiten im Internet. Aber das bleibt nach wie vor der Devise unterstellt: „Je nachdem wie ich Zeit habe!“  


Alisha Bionda als …  

… Autorin 

Literatopia: Auf den ersten Blick scheinst Du vor allem in phantastischen Gefilden unterwegs zu sein – schreibst Du auch andere Genres? Wenn ja, welche? In welches Genre hast Du Dich bisher nie gewagt, würdest es aber gerne einmal tun? 

Alisha Bionda: Das stimmt, es ist Teil meine Entwicklung und nicht gezielt gesteuert, dass ich immer mehr mit der düsteren Phantastik verbunden bin. Meine bisherigen Veröffentlichungen gehen von Jugendfantasy bis düstere Phantastik – da gibt es ja eine große Bandbreite. Da ich keine Fließband-Autorin bin und sein möchte, könnte ich mich da – ideentechnisch – die nächste 100 Jahre locker austoben. Man muss nicht überall mitmischen. Das halte ich nicht unbedingt für einen Vorteil, würde ich aber auch nie ausschließen, zumal ja einige Genre ineinanderübergreifen ... und seit einiger Zeit auch Crossover-Projekte gefragt sind - sei es Mystery-Thriller (in der Phantastik und Crime zusammenfinden) oder die düster-phantastische Erotik. Dort werde ich wohl auch in der Zukunft zu finden sein.

In welches Genre ich mich bisher nicht gewagt habe, kann ich so nicht beantworten, weil es nicht unter den Aspekt „nicht wagen“ fällt, da mich vieles reizt und nichts „bangt“ - aber es ist alles eine Frage der Zeit, die man jedem Projekt einräumen sollte, damit es ausgereift auf den Markt kommt und kein Schnellschuß aus der Hüfte ist. Gerade zu Letzterem habe ich mich in der Vergangenheit aus Gutmütigkeit hin und wieder verleiten lassen, was sich in mancher Hinsicht nicht bezahlt gemacht hat und ich künftig ablehne.

Aber auch die Markttauglichkeit ist entscheidend. Und der Markt scheint da immer festere Grenzen zu setzen.Um Deine letzte Frage zu beantworten: Es hat mich schon immer gereizt auch Kinderbücher zu schreiben, und ich hatte sogar schon das ein oder andere Projekt begonnen, habe es aber für mich zu Grabe getragen, da ich so viele Ideen für das Phantastik-Genre habe, die ich lieber umsetzen möchte – und sicher auch werde. Und da ist auch meine emotionale Heimat, da ich selbst ein Mensch bin, der eher das Düstere bevorzugt – ohne dabei irgendeiner „Fraktion“ anzugehören. Ich bin weder Gothic noch sonstwas, ich bin vom Naturell – schon als Kind – ein Mensch, der die dunklen Stunden bevorzugt, die Stille und die Verbundenheit zur eigenen inneren Mitte. Schrille Farben, grelles Licht und lärmende Hektik waren mir schon von je her ein Greuel. Von daher bin ich ein Mensch der Phantastik bis düsteren Phantastik und werde das wohl auch weitestgehend literarisch bleiben – was nicht heißt, dass ich nicht Einzelprojekte in ein anderes Genre angehen würde, wenn die Rahmenbedingungen stimmen.  

Literatopia: Zu welchen Serien hast Du Romane beigesteuert? Wo siehst Du Schwierigkeiten, für eine Serie zu schreiben? Inwiefern spielen Vorgaben eine Rolle und wie viele Freiheiten hat man dabei als Autor?  

Alisha Bionda: Allem voran für „Wolfgang Hohlbeins Schattenchronik“. Von der Serie habe ich von elf Bänden neun mit bestritten. Weitere Infos findet man hier: http://www.alisha-bionda.net/serien-reihen.php?id=5

Da war ich in keinster Weise eingeschränkt, da ich die redaktionelle Arbeit erledigt habe.Und dann habe ich mal einen kurzen und einmaligen Ausflug in die Serie „Larry Brent – Neue Fälle“, in der ich die „Dämonensohn-Trilogie“ mit bestritten habe, unternommen. Da gibt es natürlich Vorgaben, da das eine alte Heftromanserie von Dan Shocker ist. Dennoch hat man als Autor aber auch Freiheiten, was den Plot angeht, der natürlich den vorherigen Bänden angegliedert sein muss. Schwierigkeiten sehe ich bei Serien insoweit, wenn zu viele Autoren mitschreiben, wenn deren Stile nicht zusammenpassen (das untergräbt das gleich bleibende Niveau und bedingt dann atmosphärische Brüche), hinzukommt, dass bei zu vielen Autoren sehr schnell das Zutreffende „zu viele Köche verderben den Brei“ greift – auch im Verständnis untereinander. Künftig habe ich übrigens zwei neue Serien im Auge bzw. die Konzeptarbeiten bestehen schon. Darüber kann ich aber derzeit noch nichts verlauten lassen, da das noch zu sehr in der Planung befindlich ist. Da lohnt sich immer ein Blick auf meine Website! 

Literatopia: Auf Deiner Homepage finden sich Infos zu zwei Romanen: „Das Reich der Katzen“ und „Die Welt der Finsternis“ – leider sind sie nicht mehr erhältlich. Ist eine Neuauflage geplant / gibt es die Romane online zum Download? Oder hast Du mit dem Kapitel abgeschlossen?  

Alisha Bionda: Online wird es sie von meiner Seite aus nicht geben, da ich davon nicht so viel halte. Im Internet wird mit Online-Texten zu viel Schindluder getrieben. Aber den All Age-Fantasyroman „Das Reich der Katzen“ biete ich derzeit wieder an. Da könnte ich mir vorstellen, dass er 2009 oder 2010 wieder erscheint – als Paperback.

„Die Welt der Finsternis“ wird es wohl nicht mehr geben, zumindest habe ich das nicht geplant, auch wenn ich die Ursprungsidee einer Trilogie aufgreifen wollte, lässt das wohl in den nächsten Jahren meine Zeit nicht zu und da reizen mich die neuen Projekte mehr. Aber meinen Fantasyroman „Regenbogen-Welt“ werde ich sicher in einigen Jahren wieder anbieten. 

Literatopia: „Behindern“ Deine anderen Tätigkeiten manchmal Deine schriftstellerische Arbeit? Hattest Du jemals das Gefühl, dass Deine Ideen für eigene Geschichten darunter leiden – oder siehst Du das eher gegenteilig, bereichern Dich die anderen Tätigkeiten in literarischer Hinsicht?  

Alisha Bionda: Erstens geht meine schriftstellerische Arbeit immer vor, insoweit können die anderen Tätigkeiten sie nicht behindern. Ich gewichte da sehr präzise und komme mir da selbst nicht ins Gehege.  Und in den Anthologien, die ich herausgebe, fließen ja meine konzeptionellen Ideen ein. Von daher, kann ich mich da auch völlig einbringen und es steht mir ja auch immer frei – wenn ich Lust und Zeit habe –, in diese Kurzgeschichtensammlungen eigene Texte einfließen zu lassen. Was ich auch praktiziere – aber auch da ausgesucht nach Projekt. Ich muss nicht überall erscheinen. Aber was mich reizt, wo es in mir brennt, da beteilige ich dann auch als Autorin.

So z.B. in der Anthologie UNTER DUNKLEN SCHWINGEN, die im Mai 2005 im „Otherworld-Verlag“ erscheint. Das wird mal wieder eine Sammlung sehr unterschiedlicher phantastischer/düster phantastischer Texte und Stile – wofür besonders Autoren wie Marc-Alastor E.-E., Dominik Irtenkauf, Christoph Hardebusch, Barbara Büchner, Uschi Zietsch – aber auch andere Autoren verantwortlich sind. Wer immer dem Genre zugeneigt ist, sollte sich diesen Band zulegen, denn auch Mark Freier hat hier wieder einmal als Grafiker geniale Arbeit geleistet und jeden Text anhand meiner Wünsche mit Grafiken versehen.Infos hierzu: http://www.alisha-bionda.net/anthologien/unter_dunklen_schwingen.php  

Literatopia: Wann und warum hast Du mit dem Schreiben anfangen? Und was wird uns in Zukunft in schriftstellerischer Hinsicht von Dir erwarten?  

Alisha Bionda: Ich habe schon als Kind gedichtet, kleine Geschichten zu Papier gebracht und je älter ich wurde, desto intensiver wurde es. Es hat sich in der Tat mit mir zusammen entwickelt. Aber das geht wohl jedem Autor so. Von daher kann ich nicht explizit festlegen, wann ich angefangen habe. Da müsste ich sagen: so lange ich denken kann. Professionell begann es so ca. 1995.

Was man von mir erwarten kann. O je, das alles aufzulisten würde den Rahmen dieses Interviews sprengen. Da verweise ich immer auf meine Website. Dort auf die VORSCHAU aber auch IN PLANUNG.

Aber ich stehe für den Roman NUIT in Verlagsverhandlung, ich plane mit einem Co-Autor eine düster-phantastische Erotikserie, die ich dann zur Hälfte bestreite, ich beginne im Januar 2009 zusammen mit Uschi Zietsch an einem All Age-Fantasyroman DIE WÜSTENSTADT und und und ... und 2009 erscheinen ja noch satte sechs von mir herausgegebene Anthologien, auch für das Jahr 2010 stehen schon drei fest. Darunter wieder eine, die mein persönlicher Favorit ist: ADVOCATUS DIABOLI, die in der „Edition Roter Drache“ erscheinen wird. Aber auch die Anthologie „SCREAM I“ wird insoweit ein Novum, weil sie zur Hälfte  Texte nationaler und internationaler Autoren beinhalten wird, die zu den Grafiken von Mark Freier Horrorgeschichten verfassen werden. Diese Antho gebe ich zusammen mit Michael Krug dem Verleger des Otherworld-Verlages heraus. Also, es gibt einiges zu erwarten, denn da sind noch zusätzliche Projekte im Gespräch, sprich jetzt noch in der „Schwebe“ . 


 … als Herausgeberin  

Literatopia: 2009 gibst du die düster phantastische Reihe ARS LITTERAE und die düster-phantastische Erotikreihe ARS AMORIS im „Sieben Verlag“- heraus – was erwartet den Leser? Und was planst Du noch fürs neue Jahr?  

Alisha Bionda: Vor allem erwarten den Leser Bücher, die alle im Innenteil illustriert sind und optisch sehr schön gesetzt - also ein Verbund von Text und Kunst sind, aber auch eher „Perlen“ der Phantastik darstellen (sowohl von den Autoren, als deren Stile). Seien es Erfolgsautoren wie Barbara Büchner, mit deren Roman „Der schwarze See“ im März 2009 die ARS LITTERAE startet, oder auch hochtalentierte Autoren, die durch ihren Stil und ihre Erzählkunst auffallen und jenseits des Mainstreams schreiben, wie Marc-Alastor E.-E,, von dessen Serie „Geisterdrache“, die nächstes Jahr 25 jähriges Jubiläum feiert, im Herbst 2009 in der Reihe gleich zwei Kurzgeschichtenbände erscheinen, und die Chroniken aus den „Geisterdrache“-Jahren darstellen. Aber auch die Anthologie SAD ROSES, die ich herausgebe, wird sicher ein Schmankerl für den Leser & Sammler. Ich sah auf der Website von Gaby Hylla, mit der ich auch andere Projekte starte, eine neue Grafikreihe „Sad Roses“ und diese Grafiken gefielen mir so gut, dass ich daraus eine Anthologie machen wollte. Gesagt, getan – ich habe einige Autoren angesprochen und dafür gewinnen können, für eben jene Grafiken Texte zu verfassen. Das wird eine illustre Runde mit Autoren wie Christoph Marzi, Katja Brandis, Ascan von Bargen ... und etliche mehr – z.B. auch ein Text der Sängerin Arcana Moon. 

In der ARS AMORIS wird es 2009 voraussichtlich zwei von mir herausgegebene Anthologien mit düster-phantastischen Erotikstories geben, die mit ästethisch schönen Grafiken von Crossvalley Smith versehen werden. Die Anthologie HÖLLISCHE WEIHNACHTEN wird Anfang Dezember 2009 auf dem Martk sein – pünktlich zum Welt-AIDS-Tag und eine AIDS-Hilfe-Orga unterstützen.Für 2010 wird es einen düster-phantastischen Erotikroman von Dominik Irtenkauf geben – der sehr düster, surrealistisch und erotisch sein wird und von einem WOLFSMANN handelt. Ich stehe aber auch mit anderen Autoren - wie z.B. Ascan von Bargen in Kontakt, mit dem es eventuell sogar einen (oder mehrere) Titel mit mir zusammen geben wird.Auch da lohnt immer ein Blick auf meine Website – in die Serien/Reihen: http://www.alisha-bionda.net/serien-reihen.php   

Ich halte die Site täglich auf dem Laufenden und man erfährt dort immer alles auf neustem Stand. Im „Sieben-Verlag“ wird es 2010 übrigens noch eine dritte von mir herausgegebene Reihe geben: SCREAM – eine Horror-Reihe, in der es aber festgelegt nur zwei Titel im Jahr geben wird - aber dann auch besondere Lesekost. 

Literatopia: Deine Karriere als Herausgeberin begann mit Deiner Vampirserie „Wolfgang Hohlbeins Schattenchronik“ – wie bist Du dazu gekommen? Worum geht es? 

Alisha Bionda: Die Herausgeberin in dem Sinne war ich nicht, sondern Wolfgang Hohlbein. Die Serienidee (und die der meisten Ur-Charaktere) stammt aber von mir, ich habe sie ihm vorgetragen, sie gefiel ihm und wir beschlossen, sie zusammen umzusetzen. Ich habe dann alle redaktionellen Arbeiten übernommen – u.a. auch die Exposes. Da standen mir aber Marc-Alastor E.-E., mit dem ich die Serie gestartet habe, und Jörg Kleudgen, mit dem ich sie wesentlich weitergeführt habe, zur Seite. Die Serie endete in der Form mit Band 11, und ich plane gerade mit dem charismatischen Vampirpaar und einigen wenigen anderen Urcharakteren eine Fortsetzung. 

Wie ich darauf gekommen bin, ich wollte eine Vampirin, die auch menschliche Züge hat, und ich wollte eine Serie, die unterhält aber dennoch nicht vollends Mainstream ist. Also der schmale Grat dazwischen. Ich muss sagen Dilara & Calvin sind ein Bestandteil von mir geworden und ich werde sie auf jeden Fall – in welcher Form auch immer – fortsetzen. Da gibt es im Grunde mittlerweile zwei unterschiedliche Konzepte und da gilt es nun das bessere Modell zu wählen. Damit lasse ich mir die Zeit, die es erfordert, da ich die Serie nur noch so weiterführen möchte, wie ich persönlich sie haben will. Da möchte ich keine Kompromisse mehr eingehen. Wesentlich geht es in der Serie – oder ging es bisher – darum, dass nicht mit den üblichen Vampirklischees gearbeitet wird, eine Liebesgeschichte involviert ist und der Leser in jedem Band mit an einen historischen Schauplatz reisen kann. Das kam in der Vergangenheit gut an. Dann haben Marc-Alastor E.-E., Jörg Kleudgen und meine Wenigkeit, in den Bänden die wir zusammen oder einzeln bestritten haben, auf den schmalen Grat des anspruchsvollen erzählerischen Niveaus und dennoch einer leichten Lesbarkeit, geachtet. Den Rezensionen, aber auch meinem Kontakt mit den Lesern, war zu entnehmen, dass uns das erfreulicherweise gelungen ist. Genau auf dem Level – bzw. versuche ich einen „draufzulegen“ – möchte ich weitermachen. Wobei das Vampirpaar altbekannte Facetten bieten wird, aber auch neue – ebenso wird das Umfeld Altes und Neues beinhalten. Es wird mit Sicherheit aber im Gros „anspruchsvoller“ weitergehen.

Im Grunde war ich mit meiner Idee zu Dilara & Calvin was den deutschen Markt angeht, da 2004 der „Fantasy Romance“ voraus. Umso mehr freue ich mich auf eine Fortsetzung. 

Literatopia: Welche Anthologien hast Du bisher herausgegeben? Und welche findest Du persönlich am besten / bei welcher hat Dir die Arbeit daran am meisten Freude bereitet?  

Alisha Bionda: Also meine ersten Anthologie war „KEIN BISSCHEN TOTE HOSE-FRECHE TEXTE“, die begleitend zu meiner von mir damals herausgegebenen Literaturzeitschrift HEADLINE erschien, und da habe ich glaube ich alles falsch gemacht, was man falsch machen kann. Aber daraus lernt man. Es folgte die WELLENSANG, eine Fantasy-Antho, die noch im „Schreiblust-Verlag“ erhältlich ist, und zu der Pat Hachfeld Illustrationen fertigte. Diese Anthologie halte ich immer noch für lohnenswert! Aber auch meine beiden für den BLITZ-Verlag herausgegebenen Anthologien DER DÜNNE MANN und DAS GEHEIMNIS DES GEIGERS. Eine weitere dort herausgegebene – DER EWIG DUNKLE TRAUM -, in der die Auftaktstory von Wolfgang Hohlbein zu „Dilara“ enthalten ist, ist leider nicht mehr erhältlich.

Die beiden letzten Anthologien FENSTER DER SEELE und DER HIMMELSPFEIFER, haben optisch nicht vollends meine Erwartungen erfüllt und führten von Anfang an, trotz großer Bemühungen meinerseits, ein Schattendasein, was umso bedauerlicher ist, da auch sie mit schönen Illus/Grafiken versehen wurden und sehr viel Arbeit investiert wurde. 

Ich kann da keine Gewichtung vornehmen, da ich mich in jedes Projekt sehr einbringe. Aber wenn ich eine vornehmen müsste, wären es DER DÜNNE MANN und DAS GEHEIMNIS DES GEIGERS – weil mir beide Anthologien durch den Verbund von Text und Illustrationen besonders gefallen. Und besonders Letztere als „Sherlock Holmes“-Sammlung ihre Leser finden sollte.Aber da sind ja die stolzen sechs Anthologien, die 2009 erscheinen (mit sehr schönen Grafiken und einer enormen Autorenvielfalt), da kann sich JEDE sehen lassen ... den Start legen ja gleich zwei hin, die im Fabylon-Verlag erscheinen und auf der Leipziger Buchmesse vorgestellt werden. Die Rede ist von DARK LADIES I & II – in der ein sehr illustrer Autorenkreis Texte zu den Grafiken von Gaby Hylla verfasste. Wer den ein oder anderen Autor daraus live erleben will (Lesungen und/oder Signierstunden) kann das in Leipzig auf der Messe.  

Literatopia: Wie kamst Du überhaupt auf die Idee, als Herausgeberin aktiv zu werden? Welche besonderen Herausforderungen ergaben und ergeben sich da für Dich?

Alisha Bionda: Das ergab sich schon recht früh durch die Herausgabe meiner Literaturzeitung HEADLINE. Bei mir ist das meist eine Kombination dessen, was mich selbst interessiert, was ich in solchen Publikationen selbst gerne lesen würde, was mir an ähnlichen fehlt ... und dann noch die Bionda-Ideenschmiede, die nie stillsteht...Herausforderung ist für mich immer, aus vielen Autoren und Künstlern unter dem jeweiligen Konzept ein Team zusammenzufügen und ein schönes Ganzes zu machen. Ich bin ohnehin beides: Alleinschreibende und Teamlerin. Ich denke, das muss heutzutage auch so sein.

Gerade durch diese Projekte habe ich viel über mich gelernt, bin daran gewachsen und habe wundervolle Kollegen kennen gelernt, die mich jetzt schon in etlichen Projekten begleiten – aber auch gemerkt, mit wem es absolut nicht passt. Was dann oftmals so kleine „Prüfsteine“ für weitere größere Projekte sind.  


… als Journalistin 

Literatopia: Inwiefern verändern Deine Tätigkeiten als Rezensentin und Herausgeberin den Blick auf die eigene Arbeit als Schriftstellerin? Bist Du kritischer geworden? Hat es Dir das Schreiben eher erleichtert oder erschwert?  

Alisha Bionda: Also das kann man so nicht sagen. Kritisch war ich schon immer. Mir und anderen gegenüber. Dafür wenn mich einmal ein Autor überzeugt aber auch sehr enthusiastisch. Mich selbst beeinflusst das aber nicht, da jeder seinen eigenen Platz finden muss, seinen Stil und seine Ausrichtung. Natürlich trägt der Austausch mit Kollegen und ihren Projekten dazu bei, aber eher in die Richtung „Erweiterung des Horizonts“, weniger aber in die der „Erleichterung oder Erschwernis“ der eigenen Arbeit. 

Literatopia: Seit 2007 ist Dein Online-Literaturportal LITERRA online – was findet der geneigte Leser dort? Und bei welchen Portalen bist Du außerdem tätig?

Alisha Bionda: Also LITERRA ist nicht mein Portal alleine, sondern ich hatte mich Michael Beyeler die Idee und sprach dann Florian Hilleberg als dritten „Hauptkopf“ im Bunde an. Wir sind die drei Masterminds von LITERRA – und haben aber mittlerweile ein nettes Redaktions-Team um uns gescharrt – ich bin da aber auch weiterhin auf der Suche nach zusätzlichen Emsigen!Was findet der geneigte Besucher dort?

Also alles rund um die Literatur – zwar mit dem Schwerpunkt Phantastik, aber der verwischt immer mehr, da wir uns als allgemeines Literaturportal sehen. Ich denke, wir zeichnen uns dadurch aus, dass wir regelmäßig, sprich täglich daran arbeiten, also sehr viel Freizeit opfern, dass wir einige Rubriken anbieten, wie Kolumnen und Kurzgeschichten, aber auch die Specials, die nicht nur textlich abwechslungsreich sind, sondern auch optisch sehr schön rüberkommen, da wir alles mit Grafiken versehen lassen (da mal mein Dank an die Künstler!!!), aber z.b. auch schöne Szenentrenner setzen...also wir geben uns Mühe nicht nur Infos anzubieten, sondern es auch optisch schön zu gestalten. Wo ich sonst noch mitmische? Eine gute Frage. Im Web eigenständig bei FUNPOOL und neuerdings auch bei GOTHICPARADISE, wo ich ab 2009 auch eine feste Kolumne bestreite. Meine Rezensionen erscheinen bei etlichen Portalen, die jetzt alle zu nennen, würde den Rahmen sprengen, das kann man auf meiner Site nachlesen, wenn man mag. Im Print finde ich regelmäßig in dem Magazin MULTIMANIA statt, dort bestreite ich eine fest Literatur-Kolumne, führe aber auch Interviews und anderes. Das Magazin würde ich als meinen Hauptmerk bezeichnen – ich tauche aber auch als Gast in den Magazinen FANTASIA, PHASE X und PHANTASTISCH auf – oder in denen, die mich anfragen, ich bin da immer offen. So lange es meine Zeit erlaubt!

Literatopia: In einem anderen Interview hast Du erwähnt, dass Du gar nicht mehr „freizeitliest“, sondern alle Bücher, die Du Dir vornimmst, auch rezensierst. Würdest Du gerne ein Buch wieder „einfach mal so“ lesen oder stellt sich die Frage gar nicht, weil Du einfach zu allem, was Du liest, Deine Meinung schreiben „musst“?   

Alisha Bionda: Da ich jeden Tag einen derart straffen Zeitplan habe, um das alles was ich schaffe überhaupt bewältigen zu können, sichere ich mir durch die Rezibücher von Amts wegen eine „Mittags-Lese-Verschnaufpause“ – sonst würde ich wohl nonstop durcharbeiten, ich neige dazu. Daher sehe ich die Rezibücher als großes Plus an, denn ich kann sie ja frei wählen, und die Verlage, die ich bevorzuge - vom Programm her -, pflegen einen sehr netten Kontakt mit mir bzw. deren Pressestellen.Privat in dem Sinne lese ich grundsätzlich nur die Texte von Marc-Alastor E.-E.- alles, was er verfasst ... das ist aber die einzige Ausnahme und mir daher umso kostbarer. Seine Texte muss man auch mit Muße lesen, um ihnen gerecht zu werden und sie auf sich wirken zu lassen. Sie verdienen es nicht anders. 

Literatopia: Wie ist es für Dich, Interviews mit bekannten Autoren zu führen? Ist da ein gewisser Respekt, vielleicht sogar Bewunderung mit dabei? Und wie ist unter diesem Blickwinkel, selbst interviewt zu werden?   

Alisha Bionda: Ich mache da keine Unterschiede, ich respektiere jede Person, mit der ich zu tun habe. Ob es eine bekannte Persönlichkeit ist oder nicht, ist für mich nicht relevant. Ich führe Interviews mit Autoren, Künstlern und anderen Personen der Literaturszene, die mir ins Auge stechen. Sei es nun ein Bestsellerautor, ein viel versprechender Newcomer, ein talentierter Künstler oder ein Verlagsmitarbeiter, der sich für mich durch seine Arbeit verdient macht. Was Interviews mit mir angeht, so halte ich es da wie alle Freiberufler: das gehört zu dem Beruf dazu, ich freue mich über das Interesse und hoffe, aussagekräftige Antworten zu geben, ohne meine Privatsphäre preiszugeben – also ab einem gewissen Punkt vollziehe ich einen Cut. Aber die von mir geführten Interviews mit Kollegen haben keine Auswirkung auf Interviews, zu denen ich selbst befragt werde.  


… als Person 

Literatopia: Du lebst seit etwa zehn Jahren auf Mallorca – warum gerade dort? Welchen Reiz übt diese Insel auf Dich aus? Empfindest Du die Landschaft / die Menschen dort als Inspiration? Gibt es einen Ort dort, den Du ganz besonders magst? 

Alisha Bionda: Ich bin wie man so schön sagt „ein Kind des Südens“ = multikulti und habe mich in Deutschland nie sonderlich heimisch gefühlt, wollte schon immer am Meer und in anderen Gefilden leben. Zuerst wollte ich nach „Santa Barbara“ in Kalifornien, habe mich dann aber aus verschiedenen Gründen für Europa entschieden und da gab es eigentlich nur diese Insel, die ich schon seit ich Kind bin kenne. Hier habe ich mich immer heimisch gefühlt. Und ich möchte sagen, es war der richtige Entschluss. Natürlich lässt man auch Menschen zurück, zu denen ich aber nach wie vor Kontakt habe und die auch auf Stippvisite auf die Insel kommen und dann „hat“ man sich sogar intensiver. Welchen Reiz die Insel für mich hat, kann ich nicht mit wenigen Sätzen erklären, denn es gibt sehr viel hier, was reizvoll ist. Natürlich das Klima (wenngleich ich kein Sonnenmensch bin, was vielleicht einige erstaunen mag), dann die Landschaft, aber auch kulturell hat die Insel einiges zu bieten. Und noch ein Punkt, den eine Fotografin mal sehr treffend als „Die Insel des zärtlichen Lichts“ beschrieben hat. So ist das hier....dieses milde, sanfte „Bilitis“-Licht – nicht das Grelle, das in anderen südlichen Gefilden oftmals vorherrscht. Aber wie gesagt, die Insel hat für mich erheblich mehr. Es gibt einige Ort, die mich besonders anziehen. Sowohl im Gebirge, aber auch einzelne, sehr verwunschen liegende Strände, und die Region rund um Deia – und und und... aber Inseln als solche haben immer eine sehr spezielle Atmosphäre. Man lebt ja wie in einer fernen, sehr abgegrenzten Welt, umgeben von der Weite des Meeres und man wird dadurch gezwungen sich, auf sich zu konzentrieren, was mir SEHR gut getan hat, ich habe etliches über viele Jahre innerlich mit mir herumgeschleppt, das ich hier verhältnismäßig schnell verarbeitet habe. Ich fühle mich als Mensch wieder viel freier und habe hier meine „innere Mitte“ gefunden, was wieder der Kreativität dienlich ist. Ich komme mir oft vor, als wäre ich vom Rest der Welt abgeschnitten und ich glaube, es gibt da keine Grauzone: entweder man liebt dieses Gefühl oder man kommt nicht damit zurecht.Ich gehöre zur ersten Gruppe, aber für mich ist das dennoch nicht der einzige Platz, an dem mich heimisch fühlen könnte. Es gibt seit einigen Jahren einen Menschen, der zu mir gehört, wie der eigene Herzschlag – und wo dieser Mensch ist, da ist meine Heimat. 

Die Insel als solche ist für mich nicht inspirierender als andere Orte oder Menschen oder Begegnungen – aber die  Stimmung, in die sie mich versetzt und meine stillen Stunden am Meer, in denen sich meine Seele öffnet, die sind Inspiration. Ich bin hier glücklicher, gelöster, freier... bin meinem Ursprung wieder näher. 

Literatopia: Auf Deiner Homepage wird Deine afghanische Windhündin Jamila erwähnt – Du gehst gerne nachts am Meer mit ihr spazieren. Denkst Du dabei über Ideen und ihre Umsetzungen nach oder schaltest Du dann gänzlich ab und lässt die Allrounderin in Dir zur Ruhe kommen?  

Alisha Bionda: Jeder Mensch hat ja einen bestimmten Biorhythmus – meiner brilliert eindeutig in den dunklen Stunden des Tages – man sagt mir auch nach, dass meine Ausstrahlung da eine völlig andere ist, als wenn ich grellem Licht und  Alltagstrubel ausgesetzt bin.Und meine Nächte am Meer – in welcher Begleitung auch immer oder alleine – sind die Stunden oder Momente, an denen ich völlig abschalte und mich komplett in meine innere Mitte zurückziehe. Das ist meine Form der Meditation. Die einen machen Yoga, die anderen treiben Sport – ich gehe am Meer entlang oder setze mich in die Klippen und lasse die besondere Erhabenheit einer Nacht am Meer auf mich wirken, nehme sie sozusagen mit jedem Atemzug in mir auf. Diese Stille – bis auf die Geräusche des Meeres –  der Duft der salzigen Luft und die inseltypische Brise – das ist für mich sehr heilsam.

Literatopia: Vielen Dank, Alisha!


Rezension zu "Dark Ladies I"


Mehr zu Alisha Bionda unter http://www.alisha-bionda.net ...

(von ihrer Seite wurden alle im Interview verwendeten Bilder entnommen - auch dafür Vielen Dank!)


Dieses Interview wurde von Judith Gor für Literatopia geführt. Alle Rechte vorbehalten.