Genre: Historik
Klappentext
Martí Barbany ist gerade achtzehn geworden, als er im Jahr 1052 zum
ersten Mal vor den Toren Barcelonas steht. Hier möchte er ein neues
Leben beginnen. In der verheißungsvollen Stadt begegnet ihm schon nach
wenigen Tagen seine große Liebe. Doch erst nach harten
Bewährungsproben, gefährlichen Handelsreisen, schweren
Schicksalsschlägen, aber auch großen unternehmerischen Erfolgen kann er
sein Glück finden. Und er wird der Stadt ein einzigartiges Vermächtnis
hinterlassen.
Rezension
Schon vor der Lektüre kann man sich ganz hervorragend auf das
einstimmen, was einen erwartet: Die überaus gelungene und liebevolle
Aufmachung des Wälzers lässt keinen Zweifel: Es wird historisch. Davon
zeugen nicht nur farbige Abbildungen aus dem 13. und 14. Jahrhundert im
Vor- und Nachsatz, sondern auch als besonderer Clou der seitliche
Schnitt, der nicht - wie gewohnt - glatt ist, sondern ausgefranst, und so das Gefühl
verleiht, man halte ein wirklich altes Buch in Händen.
Dergestalt auf die Geschichte vorbereitet, findet man sich wieder im
mittelalterlichen Barcelona, in dem der Protagonist – Martí Barbany –
sein Glück sucht. Anders, als man vielleicht erwarten könnte, dient der
Schauplatz Barcelona diesmal wirklich nur als solcher – der Fokus liegt
eindeutig nicht in der Ausgestaltung eines fulminanten Settings, was
etwas schade ist, wären doch das mittelalterliche Barcelona und auch
die anderen Orte, an die es den Protagonisten verschlägt, für ein
solches ganz hervorragend geeignet.
Das bedeutet aber nicht, dass „Das Erbe des Martí Barbany“ ohne die
passende Atmosphäre auskommen müsste; diese baut Lloréns nämlich über
seine Sprache auf. In Erzählpassagen wie in Dialogen ist diese
authentisch, was den historischen Anspruch betrifft, und darüber hinaus
schön zu lesen.
Nach bewährter Manier wird nun der Aufstieg Martís geschildert,
aufgelockert durch interessante Nebencharaktere, deren Handlungsstränge
erst später mit dem Hauptstrang verflochten werden. Diese Charaktere
beleuchten die Geschichte von anderen Seiten und ergänzen sie somit
sinnvoll.
Im Gegensatz zu den meisten Nebencharakteren kommt Martí eher
konventionell daher; den herzensguten Ehrenmann, der stets das Richtige
tut, kennt man – sein Handeln ist bedingt durch diese Tatsache nicht
gerade unvorhersehbar.
Dennoch ist die Geschichte seines bewegten Lebens unterhaltsam und
recht interessant – zwar steht für den Leser fest, dass Martí im Laufe
des Romans immer weiter aufsteigen wird, nicht aber, wie es dazu kommt.
Und so begleitet man ihn durch sein Leben, freut sich und leidet mit
ihm, ganz wie es sich für einen ordentlichen historischen Roman gehört.
Dabei darf natürlich eine tragisch-romantische Liebesgeschichte nicht
fehlen. Romantiker werden dabei anfangs auf ihre Kosten kommen. Martís
unglückliche Liebe zu einem für ihn unerreichbaren Mädchen ist wirklich
gut beschrieben und bewegend; sein Ziel, mit diesem Mädchen glücklich
zu werden, dient gar als eine Art Grundgerüst für die gesamte Handlung.
Diese ist stets spannend und erlaubt sich keine nennenswerten Längen.
Dazu tragen auch die schon erwähnten Nebencharaktere bei, deren
Perspektiven wichtige Informationen liefern. Einen Wehrmutstropfen gibt
es allerdings; allzu leicht fügt sich für den Protagonisten eins zum
anderen. Ein – wenn auch eher geringes – Ärgernis, das viele
historische Romane aufweisen.
Ansonsten ist all das vertreten, was man erwarten kann; von fiesen
Feinden, Intrigen und Kriegen über höfische Ränke bis hin zu einem
aufsehenerregenden Gerichtsprozess und Reisen in exotische Länder –
Freunde vielseitiger Unterhaltung dürften durchaus auf ihre Kosten
kommen.
Fazit
Ein historischer Roman der klassischen Art. Nichtsdestotrotz
abwechslungsreich und gut geschrieben, werden Liebhaber des Genres auf
ihre Kosten kommen.
Pro & Kontra
+gelungene Aufmachung
+ abwechslungsreich
+ schöne Sprache
+ gut platzierte Nebencharaktere
o Beschreibung der Schauplätze hätte reichhaltiger ausfallen können
- manche Wendungen zufallsbedingt
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 4/5