Das Vermächtnis des Martí Barbany (Chufo Lloréns)



C.Bertelsmann Verlag (September 2009)
gebunden mit Schutzumschlag, 704 Seiten, EUR 22,95
ISBN: 978-3570010679

Genre: Historik


Klappentext

Martí Barbany ist gerade achtzehn geworden, als er im Jahr 1052 zum ersten Mal vor den Toren Barcelonas steht. Hier möchte er ein neues Leben beginnen. In der verheißungsvollen Stadt begegnet ihm schon nach wenigen Tagen seine große Liebe. Doch erst nach harten Bewährungsproben, gefährlichen Handelsreisen, schweren Schicksalsschlägen, aber auch großen unternehmerischen Erfolgen kann er sein Glück finden. Und er wird der Stadt ein einzigartiges Vermächtnis hinterlassen.


Rezension

Schon vor der Lektüre kann man sich ganz hervorragend auf das einstimmen, was einen erwartet: Die überaus gelungene und liebevolle Aufmachung des Wälzers lässt keinen Zweifel: Es wird historisch. Davon zeugen nicht nur farbige Abbildungen aus dem 13. und 14. Jahrhundert im Vor- und Nachsatz, sondern auch als besonderer Clou der seitliche Schnitt, der nicht - wie gewohnt - glatt ist, sondern ausgefranst, und so das Gefühl verleiht, man halte ein wirklich altes Buch in Händen.

Dergestalt auf die Geschichte vorbereitet, findet man sich wieder im mittelalterlichen Barcelona, in dem der Protagonist – Martí Barbany – sein Glück sucht. Anders, als man vielleicht erwarten könnte, dient der Schauplatz Barcelona diesmal wirklich nur als solcher – der Fokus liegt eindeutig nicht in der Ausgestaltung eines fulminanten Settings, was etwas schade ist, wären doch das mittelalterliche Barcelona und auch die anderen Orte, an die es den Protagonisten verschlägt, für ein solches ganz hervorragend geeignet.
Das bedeutet aber nicht, dass „Das Erbe des Martí Barbany“ ohne die passende Atmosphäre auskommen müsste; diese baut Lloréns nämlich über seine Sprache auf. In Erzählpassagen wie in Dialogen ist diese authentisch, was den historischen Anspruch betrifft, und darüber hinaus schön zu lesen.

Nach bewährter Manier wird nun der Aufstieg Martís geschildert, aufgelockert durch interessante Nebencharaktere, deren Handlungsstränge erst später mit dem Hauptstrang verflochten werden. Diese Charaktere beleuchten die Geschichte von anderen Seiten und ergänzen sie somit sinnvoll.
Im Gegensatz zu den meisten Nebencharakteren kommt Martí eher konventionell daher; den herzensguten Ehrenmann, der stets das Richtige tut, kennt man – sein Handeln ist bedingt durch diese Tatsache nicht gerade unvorhersehbar.
Dennoch ist die Geschichte seines bewegten Lebens unterhaltsam und recht interessant – zwar steht für den Leser fest, dass Martí im Laufe des Romans immer weiter aufsteigen wird, nicht aber, wie es dazu kommt. Und so begleitet man ihn durch sein Leben, freut sich und leidet mit ihm, ganz wie es sich für einen ordentlichen historischen Roman gehört.
Dabei darf natürlich eine tragisch-romantische Liebesgeschichte nicht fehlen. Romantiker werden dabei anfangs auf ihre Kosten kommen. Martís unglückliche Liebe zu einem für ihn unerreichbaren Mädchen ist wirklich gut beschrieben und bewegend; sein Ziel, mit diesem Mädchen glücklich zu werden, dient gar als eine Art Grundgerüst für die gesamte Handlung.

Diese ist stets spannend und erlaubt sich keine nennenswerten Längen. Dazu tragen auch die schon erwähnten Nebencharaktere bei, deren Perspektiven wichtige Informationen liefern. Einen Wehrmutstropfen gibt es allerdings; allzu leicht fügt sich für den Protagonisten eins zum anderen. Ein – wenn auch eher geringes – Ärgernis, das viele historische Romane aufweisen.
Ansonsten ist all das vertreten, was man erwarten kann; von fiesen Feinden, Intrigen und Kriegen über höfische Ränke bis hin zu einem aufsehenerregenden Gerichtsprozess und Reisen in exotische Länder – Freunde vielseitiger Unterhaltung dürften durchaus auf ihre Kosten kommen.


Fazit

Ein historischer Roman der klassischen Art. Nichtsdestotrotz abwechslungsreich und gut geschrieben, werden Liebhaber des Genres auf ihre Kosten kommen.


Pro & Kontra

+gelungene Aufmachung
+ abwechslungsreich
+ schöne Sprache
+ gut platzierte Nebencharaktere

o Beschreibung der Schauplätze hätte reichhaltiger ausfallen können

- manche Wendungen zufallsbedingt
- Protagonist ist geradezu übertrieben gut

Wertung:

Handlung: 4/5
Charaktere: 3,5/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 4/5