Hex Hall - Wilder Zauber (Rachel Hawkins)

Verlag: Lyx, Juli 2010
Originaltitel: Hex Hall
übersetzt von Michaela Link
Klappbroschur, 295 Seiten, € 9,95
ISBN: 978-3802582394

Genre: Romantic Fantasy / Jugendfantasy


Klappentext

Die sechzehnjährige Sophie Mercer ist eine Hexe. Doch die Sache mit der Magie hat sie nicht so wirklich im Griff: Als sie einer Mitschülerin mit einem Liebeszauber helfen will, endet dies mit derart katastrophalen Folgen, dass ihre Mutter sie an die Hecate Hall schickt, ein Internat für auffällig gewordene junge Hexen, Gestaltwandler und Feen. Dort teilt sich Sophie ein Zimmer mit der einzigen Vampirin der Schule. Kaum ist sie in Hex Hall angekommen, versucht ein Trio dunkler Hexen, sie für ihren Zirkel zu gewinnen, und Sophie verliebt sich Hals über Kopf in den traumhaft gut aussehenden Hexer Archer – den Herzensbrecher von Hex Hall, der aber leider schon vergeben ist. Da werden auf dem Campus einige Hexen angegriffen, und der Verdacht fällt auf Sophies Zimmergenossin Jenna. Doch Sophie ist überzeugt, dass Jenna unschuldig ist, vor allem, als sie erfährt, dass die finstere Bruderschaft des L’Occhio di Dio die Vernichtung aller magischen Wesen plant. Die Geheimgesellschaft hat einen Spion an der Schule platziert, und schon bald ist Sophie in höchster Gefahr.


Die Autorin

Rachel Hawkins wurde in Virginia geboren und ist in Alabama aufgewachsen. Nach dem Studium arbeitete sie zunächst als Englischlehrerin und begann 2007 zu schreiben. Hex Hall – Wilder Zauber ist ihr Debüt als Fantasy Autorin.


Rezension

"Ich hab nur so überlegt. Hey Sophie, heute ist dein erster Tag hier, und du hast es schon geschafft, dich mit der äußersten Außenseiterin anzufreunden, die prominentesten Mädchen zu vergrätzen und eine fette Schwäche für den schärfsten aller Jungs hier zu entwickeln. Wenn es dir gleich morgen noch gelingt, Nachsitzen zu kriegen, dann wirst du so etwas wie eine Legende werden." Seite 101

Ein Internat, eine einflussreiche Hexe, die nach und nach entdeckt, wie mächtig ihre Zauberkräfte sind und die ihren Vater nicht kennt, Ärger in der Welt der Menschen - Zaubererinternate sind im Moment als Plot sehr beliebt. Man nehme bekannte und beliebte Zutaten und mische sie zu einem neuen Gericht - wenn es funktioniert, kommt im Idealfall eine fesselnde Geschichte heraus, von der man gerne unzählige Bände verschlingt. Rachel Hawkins hat hier bekannte Zutaten vermischt und eine weitere Internatsgeschichte erschaffen, allerdings mit neuen Zutaten. Und die haben es in sich, denn sie bringt eine völlig neue Komponente mit hinein. Zwar gibt es immer noch die lieben Mitschüler, die die Neue nicht in Ruhe lassen, die krassen Außenseiter, zu denen sich die Neuen regelrecht hingezogen fühlen und die vielumschwärmten Jugendlichen, die in der Schule schon immer den Ton angeben. Auch das unglaublich Böse von außen wird nicht vergessen, allerdings ist der Ton in der Geschichte schon etwas ernster und es ist noch lange nicht klar, in welche Richtung sich Sophies Kräfte entwickeln werden.

Sophie Mercer ist eine Hexe. Seit ihrem zwölften Lebensjahr ist ihr das bewusst, zu dem Zeitpunkt haben sich ihre Hexenkräfte entwickelt. Ihre Mutter ist ein Mensch, die sich mit einem mächtigen Zauberer eingelassen hat. Als sie erfuhr, was er wirklich ist, hat sie ihn verlassen und zieht seitdem mit Sophie durch die Lande. Sie müssen ständig umziehen, denn Sophie hat ihre Kräfte nicht unter Kontrolle. Somit passieren ihr ständig Missgeschicke, die oft mit einem Schulverweis enden. Seit ihrer Geburt ist sie schon neunzehn Mal umgezogen und hat in diversen Staaten in Amerika gelebt, manchmal auch nur zwei Wochen lang. Nach einem missglückten Liebeszauber, bei dem sie eigentlich nur einer Mitschülerin helfen wollte, ist das Mass voll und sie wird nach Hecate Hall verbannt - kurz Hex Hall - in dem alle außer Kontrolle geratenen jugendlichen Prodigien wie Hexen, Gestaltwandler, Elfen und Werwölfe hingeschickt und unterrichtet werden. Hier sollen sie lernen, ihre Kräfte richtig und vernünftig einzusetzen, sie zu bündeln und sich vor den Gefahren in Acht nehmen, die draußen in der Welt lauern. Sophie ist erst einmal geschockt von den vielen verschiedenen Kreaturen, denen sie hier begegnet. Durch ihren aufmüpfigen Charakter fällt es ihr sehr schwer, Freundschaften zu schließen und sie eckt in den ersten Tagen schon mächtig an. Ihre Unwissenheit bringt sie so manches Mal in heikle Situationen, sie kennt ja nur die menschliche Welt. Ihre Mutter hat sie nur ungenügend darüber aufgeklärt, was es heißt, ein Prodigie zu sein. Von ihrem Vater kennt sie nur den Namen, ihre Mutter wollte nicht, dass sie ihn kennenlernt. Mit dem Verleugnen der Kräfte ihrer Tochter hat sie ihr keinen Gefallen getan, denn Sophie fehlt somit jede Menge an Wissen und Anleitung. Als sie dann noch erfährt, wer ihr Vater wirklich ist, wird ihr so manches bewusst. Angstvoll fragt sie sich, wie groß ihre Kräfte wohl in Wirklichkeit sind. Eine vermeintliche Hilfe ist ihr der Geist ihrer Vorfahrin Alice, die sie in der Nacht besucht und sie zu ihrem eigenen Schutz unterricht – angeblich.

Was ist anders an dieser Geschichte? Zum einen ist es die Vielfältigkeit der Wesen, die das Internat bevölkern. Es gibt Elfen, weiße und schwarze Hexen, Gestaltwandler, Werwölfe und sogar eine Vampirin. Allerdings hat sie einen schweren Stand in der Gemeinschaft, denn sie ist lediglich ein Experiment. Im Gegensatz zu den anderen Bewohnern ist sie unsterblich, alle anderen Prodigien sind es nicht. Als die ersten Anschläge auf die dunklen Hexen passieren, gelingt es dem Täter geschickt, ihr die Schuld in die Schuhe zu schieben. Alles deutet darauf hin, dass Jenna die Täterin ist. Sophie glaubt allerdings nicht an ihre Schuld, denn sie ist ihre Zimmergenossin und ihre einzige Freundin in der Schule. Anders ist auch der unterschwellige ernste Ton, den Rachel Hawkins verwendet. Sophie ist kein einfacher Charakter, sie hat durchaus ihre Ecken und Kanten. Niemals lässt sie sich zu etwas drängen, was sie bei ihren Mitschülern nicht sehr sympathisch macht. Sie ist befremdet von den vielen, verschiedenen Gestalten und sauer über ihre Mutter, die sie so lange unwissend gelassen hat. Zusätzlich verliebt sie sich auch noch in den attraktivsten und beliebtesten Jungen der Schule, womit seine Freundin Elodie, das hübscheste Mädchen der Schule, überhaupt nicht einverstanden ist.

Das Hauptaugenmerk hat Rachel Hawkins eindeutig auf die Interaktionen gelegt, die in einem Internat nicht ausbleiben. Zwischenmenschliche Beziehungen, Abneigungen ohne Grund, Schwärmereien zum anderen Geschlecht und vor allem auch die Cliquenbildung suggerieren dem Leser eine normale Internatswelt mit den Problemen, die es überall gibt. Die Charaktere hier sind allerdings wesentlich vielfältiger, keiner ist klar umrissen und man weiß eigentlich nie, wer sich wie verhält. Genauso wie Sophie lernen wir eine Menge Neues von bekannten Prodigien, die sich die Autorin in ihrer Welt erschaffen hat. Dabei hat sie wirklich interessante Charaktere geformt, die noch soviel Potential in sich verstecken, dass man sich jetzt schon auf mehrere weitere Bände freuen kann. Denn der erste Band ist wirklich nur ein Einstieg in diese neue Welt, vieles wird nur angerissen und so vieles wartet noch darauf, sich entfalten zu können. Dazu kommt noch die Bedrohung durch die Gesellschaft, die sich zum Ziel gesetzt hat, Prodigien zu vernichten. Sie sind eine ernsthafte Bedrohung für die Schüler, erste Opfer gab es ja schon. Zum Schluß bleiben viele offene Fragen übrig, denn dieser Band endet mit Entsetzen über den mutmaßlichen Täter und Sophies große Entdeckung. Man kann jetzt schon gespannt sein, wie Rachel Hawkins den Spannungsbogen weiterführen wird. Denn in Dunkle Magie, dem zweiten Band, lernt Sophie endlich ihren Vater kennen und sie zieht nach London, um ihn näher kennen zu lernen. Dort erfährt sie auch Näheres über Alice und ihre wahre Absichten. Man kann jetzt schon erahnen, dass Rachel Hawkins der Geschichte eine völlig neue Wendung geben wird. Hoffentlich vergisst sie nicht die bereits bekannten Charaktere, denn in ihnen stecken noch so viele Geheimnisse und Potential, dass man unbedingt entdecken möchte. Vor allem interessiert brennend die Frage, wem Sophie wohl versprochen wurde. Alle Hexen werden mit zwölf Jahren einem Zauberer versprochen – wer ist Sophies Zukünftiger?


Fazit

Auch Hanni und Nanni kamen vor etlichen Jahren nicht alleine daher, Internatsgeschichten erfreuten sich schon immer großer Beliebtheit. Solange sie sich noch unterscheiden, ist eine große Vielfalt sehr erfreulich. Dabei ist es immer wieder faszinierend, neue Charaktere und innovative Geschichten zu entdecken. Fesselnd geschrieben mit einem magischen Plot, faszinierende Charaktere mit bisher unbekannten Fähigkeiten und die allgegenwärtigen Eigenarten von Jugendlichen, die für eine ganze Zeitlang zusammenleben müssen, garantieren auch hier für ein packendes Leseerlebnis. Eine neue Reihe mit garantiertem Suchtfaktor – bitte mehr davon.


Pro und Contra

+ fesselnder Erzählstil mit ernstem Unterton
+ Spannung ungebrochen
+ interessante und vielschichtige Charaktere
+ stimmige Lokalitäten mit besonderen Eigenarten
+ gelungene Mischung zwischen Realität und Übersinnlichem
+ auch für Erwachsene geeignet
+ unvorhergesehene Wendungen

Wertung:

Handlung: 4,5/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 4/5


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