120. Geburtstag von Agatha Christie

Sie schrieb 66 Kriminalromane, erfand die Kultfiguren Miss Marple und Hercule Poirot, verkaufte weltweit über zwei Milliarden Bücher - nur die Bibel ging häufiger über die Ladentheke - und gilt als erfolgreichste Kriminalschriftstellerin der Welt: Die Rede ist von Agatha Christie, die am 15. September ihren 120. Geburtstag gefeiert hätte. 85 Jahre alt war die Britin, als die am 12. Januar 1976 an einem Schlaganfall starb. Da war sie bereits geistig verwirrt und litt unter den Folgen eines Herzinfarkts. Ein ereignisreiches Leben lag hinter ihr, das neben der Schriftstellerei auch die Archäologie zum Mittelpunkt hatte. Jahrelang unterstützte sie die Expeditionen ihres zweiten Mannes, des Altertumsforschers Max Mallowan, und bereiste gemeinsam mit ihm den Nahen Osten. Diese Erfahrungen ließ sie in viele ihrer Werke einfließen ("Tod auf dem Nil").

Geboren wurde Agatha Christie am 15. September 1890 in Torquay. Schon mit elf Jahren hatte sie ihr erstes Gedicht veröffentlicht, ihren ersten Kriminalroman brachte sie 1920 heraus. "Das fehlende Glied in der Kette" heißt das Werk, in welchem mit dem belgischen Detektiv Hercule Poirot auch gleich ihre bekannteste Figur sein Debüt gab. "Alibi", Poirots dritter Fall, machte Christie 1926 einem großen Publikum bekannt. Zum beruflichen Erfolg gesellten sich private Probleme. Ihre Mutter starb, die 1914 geschlossene Ehe mit dem Luftwaffen-Offizier Archibald Christie ging in die Brüche und wurde zwei Jahre später geschieden. Anschließend reiste Christie mit dem Orient-Express nach Bagdad, wo sie den bekannten Archäologen Leonard Woolley und dessen Frau Katharine kennen lernte. Es entstand eine Freundschaft, die sie 1930 wieder in den Nahen Osten führen sollte.

Expeditionen in den Nahen Osten
Max Mallowan war 14 Jahre jünger als Agatha Christie und der Assistent von Leonard Woolley. Auf dessen Geheiß zeigte er der Schriftstellerin die Ausgrabungsstellen. Die beiden verliebten sich ineinander und heiraten bereits wenige Monate später in Edinburgh. Die kommenden Jahre verbrachte das Paar häufig im Irak und in Syrien, wohin Max seine Expeditionen führten. Dort entstanden auch viele von Christies Romanen.

Rätselhaftes Verschwinden
Eine der seltsamsten Geschichten um Agatha Christie ist ihr zehntägiges Verschwinden im Dezember 1926. Nachdem sie hinter eine Affäre ihres Mannes gekommen war, verließ sie spontan das Haus und blieb verschollen. Ihr Auto wurde verlassen bei einem Steinbruch entdeckt. Die Presse spekulierte daraufhin wild über das mysteriöse Abtauchen der Schriftstellerin. War sie vielleicht sogar ermordet worden? Und hatte ihr untreuer Mann etwas damit zu tun? Schließlich wurde Christie in einem Hotel in Harrogate gefunden. Angeblich litt sie unter Gedächtnisschwund und könne sich an nichts in den vergangenen Tagen erinnern. So lautet jedenfalls die offizielle Version. Ihrer Biografin Laura Thompson nach habe Christie keineswegs unter Amnesie gelitten, sondern wollte lediglich ihrem Mann mit ihrer rätselhaften Abwesenheit einen Denkzettel verpassen. Dass sich ihre Angehörigen um sie sorgten und sie zum Gegenstand öffentlichen Interesses werden würde, habe sie nicht erwartet.

Der letzte Vorhang
Ihre beiden bekanntesten Figuren Miss Marple und Hercule Poirot beleiteten Agatha Christie bis zu ihrem Tod. Jahrelang lagerten die letzten Auftritte von Marple und Poirot in einem Bank-Tresor als Vorsorge für finanziell schwierige Zeiten. Erst als Christies Kräfte schwanden, gab sie die Werke zur Veröffentlichung frei. Hercule Poirots letzter Fall "Vorhang", in dem der mittlerweile alte und kranke Detektiv das Zeitliche segnet, erschien 1975, Miss Marples Abschied mit dem Titel "Ruhe unsanft" kam erst posthum in die Buchhandlungen.


Quelle: t-online.de