Linda Koeberl (03.01.2009)

Interview mit Linda Koeberl


Literatopia: Hallo Linda! Erzähl uns doch zunächst ein wenig über Dich – wer bist Du und was machst / schreibst Du?

Linda Koeberl: Als Herbstkind im Jahr 1969 geboren, lebe ich mit meinem Mann und meiner Tochter in Österreich. Neben meinem Beruf als Bürokauffrau absolviere ich zurzeit ein Fernstudium für Belletristik und Kinder-/Jugendliteratur. Zudem interessiere ich mich für historische Filme, Bücher über Zeitreisen und Vampire, Kulturreisen – wobei ich an Schottland mein Herz verloren habe – und Mystik. Am liebsten schreibe ich Geschichten mit paranormalem Hintergrund. So kommt es nicht selten vor, dass meine Protagonisten Hexen, Vampire, Gestaltwandler oder Dämonen sind. Aber auch Zeitreisen und Reinkarnation sind Themen, die ich immer wieder gerne behandle.

Literatopia: Im Juli 2008 erschien die Mystery Anthologie „Zwischen Himmel und Erde“ im Engelsdorfer Verlag – welche Idee liegt dem Buch zu Grunde? Welche Geschichten hast Du beigesteuert? Und musstest Du Dich mit den anderen Autoren inhaltlich abstimmen?

Linda Koeberl: Die Grundidee war, ein Buch mit mystischen Geschichten herauszubringen. In einem Schreibforum habe ich die Autorinnen gezielt angesprochen. Sie waren von der Idee begeistert und es gab keinerlei Schwierigkeiten, sich inhaltlich zu einigen.
Von mir stammen folgende Geschichten …

„Zwischen Himmel und Erde“ … In der Geschichte geht es um Ava, die durch eine Zeitreise auf die Titanic gelangt und Zeugin des Unglücks wird

„Jenseits der Ewigkeit“ … Hier erfährt Shannon, dass sie schon einmal gelebt hat … als Rory MacKinnon in den schottischen Highlands

„Und vergib uns unsere Schuld“ … In der Geschichte geht es um den Hexenjäger Gabriel, der seine Angebetete auf dem Scheiterhaufen verbrennen lässt, weil sie seine Liebe nicht erwidert

„Im Anhang Liebe“ … Hier erfährt Melanie, dass es trotz einer Trennung von Zeit und Raum ein Happy End geben kann

„Der Kuss des Blutes“ … In der Geschichte geht es um Madeline, die nach dem Tod ihrer Tochter keinen Lebenswillen mehr hat und dem Vampir Raphael in die Dunkelheit folgt

„Adiós Hemingway“ … Hier erfährt Nicolas, dass man sich eine Voodoo-Priesterin nicht zum Feind machen sollte

Literatopia: Du bist gleichzeitig Herausgeberin der Anthologie – hast Dich diese Arbeit kreativ „beeinträchtigt“ bzw. war es für Dich dadurch schwierig, selbst eigene Geschichten dazu zu schreiben?

Linda Koeberl: Ich habe mich nie als Herausgeberin gefühlt, sondern immer als gleichberechtigte Partnerin. Deshalb war es auch nicht schwierig, eigene Geschichten für die Anthologie zu schreiben. Da jede Autorin ihre Vorlieben hat, kamen wir uns inhaltlich nie in die Quere. So enthält das Buch eine ausgewogene Mischung aus Phantastik und Mystery.

Literatopia: Derzeit arbeitest Du an Deinem Roman-Debüt, romantisch-erotisch soll es werden und sich mit dem Thema Vampire beschäftigen. Was kannst Du uns jetzt schon darüber verraten?

Linda Koeberl: In meinem Roman geht es um den ewig währenden Krieg zwischen den Gestaltwandlern. Die Malerin Selina gerät unfreiwillig zwischen die Fronten und wird zum Spielball uralter Rache. Vor diesem Hintergrund findet sie in dem Vampir Kieran die Liebe ihres Lebens, doch bis zum Happy End fließt – im wahrsten Sinne des Wortes – noch sehr viel Blut.

Literatopia: Bei welchen Anthologien hast Du bisher mitgewirkt? War es ein großer Moment für Dich, als das erste Mal eine Geschichte von Dir in eine Anthologie aufgenommen wurde? Welche war es?

Linda Koeberl: Um mir für mein Studium einen zusätzlichen Anreiz zu schaffen, habe ich mich von Anfang an mit meinen Einsendeaufgaben auch an Ausschreibungen beteiligt. Einige fanden Aufnahme in Literaturzeitschriften, andere in Anthologien wie …

„Pfötchen, Huf und Ringelschwanz“ Pia Bächtold Verlag
„Kleine Helden, Große Taten – Band 1: Magie und Schwert“ Pia Bächtold Verlag
„Das Herz der Dunkelheit“ Autorenportal Peenaé und Sieben Verlag

Der innere Monolog „Die Begegnung“ war der erste Text, der von mir in einer Anthologie erschienen ist. Dabei handelte es sich um ein Projekt des Richmond Verlages mit dem Titel „Partnerschaft ade“. Als ich die Zusage erhalten habe, dieses Gefühl war einfach unbeschreiblich. Solche Momente sollte man nie vergessen, um sie sich in Zeiten, wenn es nicht so gut läuft, in Erinnerung rufen zu können.

Literatopia: In „Kleine Helden, Große Taten – Band 1: Magie und Schwert“, erschienen im Pia Bächtold Verlag, ist Deine Kindergeschichte „Melissa und die Reise zum Seelentier“ erschienen. Worum geht es?

Linda Koeberl: In der Geschichte geht es um die kleine Hexe Melissa, die an ihrem zehnten Geburtstag von einem Pegasus auf eine ganz besondere Reise entführt wird. An einem magischen Ort begegnet sie zum ersten Mal ihrem Krafttier, der Wölfin Kira.

Literatopia: Eigentlich bist Du eher in düster-phantastische Gefilden unterwegs – war es eine Herausforderung, eine Kindergeschichte zu schreiben? Worin liegt dabei der Reiz für Dich? Ist es schwierig, als Erwachsener eine Geschichte so zu schreiben, dass sie für Kinder leicht verständlich ist?

Linda Koeberl: Das dritte Jahr meines Studiums befasst sich mit der Kinder-/Jugendliteratur und ich erlebe mit jeder Aufgabe, die mir gestellt wird, eine neue Herausforderung. Der Reiz liegt für mich darin, mich in die Köpfe der Kinder zu denken bzw. für die Dauer der Geschichte selbst wieder Kind zu sein. Wobei ich zugeben muss, dass ich es als wesentlich schwieriger empfinde, Kindergeschichten zu schreiben, als Literatur für Erwachsene. Es ist eine tolle Erfahrung und ich spreche jedem Kinderbuchautor meinen Respekt aus, doch ich werde der düsteren Phantastik nach wie vor treu bleiben.

Literatopia: Wann und warum hast Du eigentlich mit dem Schreiben angefangen? Beschäftigst Du Dich viel mit dem Handwerk, sprich legst Du Wert auf verschiedene, kreative Techniken? Oder schreibst Du einfach drauf los?

Linda Koeberl: Schon als Kind bzw. Teenager hab ich gerne Geschichten geschrieben, wobei diese erst von Pferden, später von meinen heimlichen Schwärmereien gehandelt haben. Intensiver und ernster wurde es ab Februar 2006. Damals habe ich mit einem Zeitreiseroman begonnen, der in den schottischen Highlands angesiedelt ist. Doch mir ist ziemlich schnell klar geworden, dass Phantasie und eine gute Rechtschreibung nicht genügen, um eine Veröffentlichung zu erreichen. Um das Handwerk von Grund auf zu erlernen, habe ich mich zu einem Fernstudium an der Schule des Schreibens angemeldet. Mittlerweile versuche ich, eine ausgewogene Mischung aus Handwerk und Talent aufs Papier zu bringen. Ob mir das gelingt, werden mir sicher die Leser meiner Geschichten sagen können.

Literatopia: Auf Deiner Homepage sind zwei Gedichte von Dir zu lesen – gibt es noch weitere? Wie wichtig ist Dir Lyrik? Würdest Du gerne einmal einen Gedichtband mit Deinen Werken veröffentlichen?

Linda Koeberl: Die beiden Gedichte, die sich auf meiner Homepage befinden, waren lediglich ein kurzer Ausflug in die Lyrik. Allerdings werden sie in einem Gedichtband erscheinen, den das Forum „Schreibrunde“ für das nächste Jahr plant. Ich denke nicht, dass es weitere lyrische Ausflüge von meiner Seite geben wird, denn mein Herz schlägt für die Prosa.

Literatopia: Du warst schon auf einigen Lesungen – warst Du sehr nervös? Macht es Dir Spaß, Deine Geschichten vorzulesen? Siehst Du es als Gelegenheit, Deine Geschichten mit genau der richtigen Betonung rüberzubringen? Und wie war bisher die Resonanz?

Linda Koeberl: Meine erste Lesung fand in meiner Heimatgemeinde statt und wurde vom Tourismusverein sowie der Leiterin der Gemeindebibliothek organisiert. Ich durfte drei Kurzgeschichten vortragen, während meine beiden Kolleginnen sich der Lyrik gewidmet haben. Sonderbarerweise war ich überhaupt nicht aufgeregt, es war ein unvergessliches Erlebnis. Meine zweite Lesung durfte ich im Rahmen der BuCon mit dem Autorenensemble „Vampirschlampen“ erleben. Diesmal war ich sehr nervös, doch das positive Feedback des Publikums hat all die Aufregung wettgemacht. Am 8. Jänner 2009 habe ich wieder die Gelegenheit zu lesen. Meine ehemalige Arbeitskollegin Elke Elsner v. d. Hellen hat mich gebeten, im Rahmen ihrer Vernissage „Einfach anders“ ein paar Texte vorzutragen.

Literatopia: Du gehörst dem Team des Literaturportals LITERRA an – wie genau sieht Deine Arbeit dort aus?

Linda Koeberl: Bei LITERRA werde ich mich in Zukunft um den Bereich Institutionen kümmern. D.h. ich pflege regelmäßigen Kontakt zu Literaturbüros, Agenturen, Autorenensembles etc. Außerdem betreue ich die beiden Verlage Bohmeier und Milena, nehme ihr Programm auf und berichte über Neuigkeiten. Zudem wird es immer wieder Rezensionen, Interviews und Artikel aus meiner Feder geben. Ich freue mich sehr auf die Arbeit mit dem Team von Alisha Bionda.

Literatopia: Hin und wieder schreibst Du auch Rezensionen. Siehst Du auch Deine eigene Arbeit kritischer, wenn Du Bücher unter die Lupe nimmst? Würdest Du sagen, es bringt Dir auch was für Deine eigenen Geschichten?

Linda Koeberl: Sicher vergleiche ich meine eigene Arbeit mit den Büchern anderer Autoren. Wobei ich es aber schon beinahe als Fluch empfinde, mich nicht mehr auf ein Buch einlassen zu können, ohne es sofort analysieren zu müssen. Es bringt ganz sicher etwas für die eigenen Geschichten, wenn man dahinter blickt, warum der Inhalt fesselt bzw. weshalb er es nicht tut. Doch am wichtigsten finde ich es, Autorinnen wie Tanya Carpenter, Iris Klockmann und Melanie Wiechert zu meinen Freundinnen zählen zu dürfen. Die gegenseitige Unterstützung, die wir uns geben, ist unverzichtbar, denn sie ist es, die uns unserem Traum ein Stückchen näher bringt.

Literatopia: Was dürfen wir uns in Zukunft von Dir erwarten?

Linda Koeberl: Ich werde mich nach wie vor an der einen oder anderen Ausschreibung beteiligen, wobei mein Hauptaugenmerk aber auf meinem Roman-Debüt liegt. Anschließend möchte ich meinen Zeitreiseroman beenden, den ich vor drei Jahren begonnen und bereits zur Hälfte geschrieben habe. Danach soll ein Roman über Werwölfe folgen, die Idee dazu war plötzlich in meinem Kopf und ließ mich nicht mehr los. Zudem wird es Anfang des Jahres ein neues Autorenensemble geben. Infos darüber findet man in Kürze auf meiner Homepage unter http://www.lindakoeberl.at.

Liebe Judith, ich möchte mich ganz herzlich für das sympathische Interview bedanken und wünsche dem Team von LiteraTopia sowie allen Lesern ein gesundes und erfolgreiches neues Jahr!

Literatopia: Vielen Dank, liebe Linda, für das tolle Interview – wir wünschen Dir auch ein glückliches, erfolgreiches Jahr 2009!


Dieses Interview wurde von Judith Gor für Literatopia geführt. Alle Rechte vorbehalten.