Rezensionen im September (2010)

Liebe LeserInnen,

langsam, aber sicher geht der Sommer zu Ende und die vielen kühlen Abende luden dazu ein, sich mit einer heißen Schokolade oder einer großen Kanne des Lieblingstees an einen ruhigen und gemütlichen Ort zu verziehen, an dem man ungestört in die vielseitigen Welten der Literatur tauchen kann. Auch unsere Redakteure nutzten diese Möglichkeiten und haben fleißig für euch gelesen und rezensiert. Eine kleine Auswahl findet ihr im Rückblick für den Monat September – inzwischen könnt ihr in über 750 Rezensionen stöbern!



Belletristik

"Das taube Herz" ist ein anrührender Roman über einen jungen Mann, der einen großen Traum hat und diesen am Ende anders lebt, als er sich das vorgestellt hat. Urs Richle versteht es, mit seiner Sprache zu fesseln und mit seinem Roman die Faszination der Technik in Worte zu fassen. Ein Buch, das mit seinem Detailreichtum vor allem Technik-Begeisterte erfreuen dürfte, doch auch Liebhaber der Sprache werden ihre Freude haben.

Heiß, heißer und ganz heiß - so präsentiert sich die neue Romantic Thrill Reihe "Hotshots - Gefährliche Begegnung" von Bella Andre bei Lyx. Heiße Schauplätze und noch heißere Kerle sorgen für Verbrennungen schon beim Lesen.

Marie Veldens Debüt "Lilienrupfer" ist ein leichter Sommerroman, der vor allem Frauen gefallen dürfte. Mit einem wunderschönen Cover und einem anziehenden Titel gewinnt das Buch die notwenige Aufmerksamkeit, die für das Zuendelesen benötigt wird. Erkennbares Potential mit einigen Baustellen lässt auf bessere Nachfolger hoffen.

Dark Fantasy

Mit "Vampire Kisses" kann sich Ellen Schreiber leider nicht in der obersten Liga beweisen, bietet darüber hinaus jedoch wunderbar amüsante Unterhaltungsliteratur für junge Leseratten und solche, die es sein möchten. Auf eine Fortsetzung ist man, trotz so mancher Schwachstellen, zu jeder Zeit gespannt.

"Flügelschlag" ist eine düstere und schwer romantische Geschichte um das Schicksal eines gefallenen Engels und seiner magisch talentierten, großen Liebe. Die Engel faszinieren die Leserschaft mit ihrem Facettenreichtum und nicht zuletzt mit ihrer geradezu unverschämten Attraktivität. Stellenweise verstrickt sich die Autorin in ihrer hochkomplexen Story, schafft es jedoch am Ende alle Fäden zusammenzuknüpfen. Ihre große Stärke bleiben die emotionalen Beziehungen – Jeanine Krocks Stil sprüht geradezu vor Leidenschaft!

Auch Hanni und Nanni kamen vor etlichen Jahren nicht alleine daher, Internatsgeschichten erfreuten sich schon immer großer Beliebtheit. Solange sie sich noch unterscheiden, ist eine große Vielfalt sehr erfreulich. Dabei ist es immer wieder faszinierend, neue Charaktere und innovative Geschichten zu entdecken. "Hex Hall – Wilder Zauber" von Rachel Hawkins ist fesselnd geschrieben mit einem magischen Plot. Faszinierende Charaktere mit bisher unbekannten Fähigkeiten und die allgegenwärtigen Eigenarten von Jugendlichen, die für eine ganze Zeitlang zusammenleben müssen, garantieren auch hier für ein packendes Leseerlebnis. Eine neue Reihe mit garantiertem Suchtfaktor – bitte mehr davon.

Fantasy

"Die linke Hand Gottes" von Paul Hoffman eröffnet grandios die Trilogie mit einer spannenden und durchdachten Story und mit sehr gut gezeichneten Charakteren. Für jeden Fantasyfan eine Pflichtlektüre.

Die dunkle Fee sät steinernes Fleisch – Cornelia Funke Anspielungen auf zahlreiche Märchen, die ihrem neuen Roman "Reckless – Steinernes Fleisch" Tiefe verleihen. Die Geschichte an für sich ist wenig innovativ und ein typisches Abenteuer, allerdings gespickt mit kreativen Ideen und untermalt von einem traumhaften Stil, der jede Seite zu einem wahren Lesegenuss werden lässt.

"Rabenmond" von Jenny-Mai Nuyen ist ein gelungener Roman, der aber durch seine schwierige Thematik und die Vertiefung der Charaktere die Leichtigkeit eines Jugendfantasy-Romans verliert. Dies verleiht ihm aber eine ungeahnte Tiefe, die zum Nachdenken anregt.

"Herrscher des Lichts" ist der würdig erhoffte Abschluss einer wunderbaren Trilogie von Brandon Sanderson, die sich kein Fantasy-Fan entgehen lassen sollte. Auf über 2880 Seiten werden umfassend der Untergang und die Wiedergeburt einer Welt erzählt, deren Schicksal besiegelt scheint. - Ein außergewöhnliches Thema. Ein außergewöhnlicher Autor und ein überaus unterhaltsames Finale dieser Buchreihe, die nachdenkliche Themen in den Mittelpunkt stellt.

Historik

Ein historischer Roman der klassischen Art ist "Das Vermächtnis des Martí Barbany" von Chufo Lloréns. Nichtsdestotrotz abwechslungsreich und gut geschrieben, werden Liebhaber des Genres auf ihre Kosten kommen.

Horror / Mystery

Spritzige Dialoge und eine herrlich abgedrehte Storyline machen "Das Buch ohne Staben" von Anonymus zu einem wahnsinnigen Lesegenuss. Viele raffinierte Wendungen sorgen dafür, dass man dieses Buch nicht so schnell aus der Hand legt. Doch Vorsicht: Nichts für zartbesaitete Gemüter!

Krimi

Eine interessante Mischung aus Kriminalfall, Kochrezepten und privatem Liebesleben des Ermittlers ist Ella Danz in "Rosenwahn" wieder einmal gelungen. Unwillkürlich bekommt man Hunger beim Lesen, verliert aber nie den Fall aus den Augen. Dazu kommt noch der Lokalkolorit, wer Eutin und Lübeck kennt, wird mit Sicherheit auf den Schauplätzen gedanklich mitspazieren.

Leider ist "Engpass" ein misslungenes Debüt der deutschen Autorin Gabriele Diechler. Durch den gewöhnungsbedürftigen Stil ist der Lesefluss nur holpernd, die Charaktere werden einfach nicht sympathisch. Die Handlung wird relativ emotionslos erzählt, der Krimiplot ist leider auch völlig unspektakulär. Alles schon einmal dagewesen, Täter und Motiv ergeben nichts Neues oder Interessantes.

Manga / Comic

David Petersen gelingt ein weiteres Mal ein wunderschön anzusehender Comic, der auch auf der Geschichtenebene viel zu bieten hat. Lieam, Kenzie, Sadie und Saxon wachsen einem immer mehr ans Herz und man folgt gebannt ihren Abenteuern. Man kann "Mouse Guard - Winter 1152" nur jedem empfehlen. Wie sein Vorgänger bestens geeignet, um gemeinsam mit Kindern gelesen zu werden.

"Emma – Eine viktorianische Liebe" von Kaoru Mori ist eine sehr schöne, gefühlvoll erzählte Geschichte und durchaus auch für Liebhaber von Historienromanen geeignet. Sie erinnert an Romane von Jane Austen. Wunderschöne Zeichnungen und sanft entwickelte Charaktere zeigen dabei ein wirklichkeitsnahes Bild der viktorianischen Zeit.

Ruhiger, aber deswegen nicht schlechter präsentiert sich die B.U.A.P. von Mike Mignola, John Arcudi u.a. in ihrem fünften Sammelband "Die universelle Maschine". Statt Action steht klassischer Horror im Mittelpunkt und bringt die Charaktere ein großes Stück voran. Nach wie vor derzeit eine der besten Serien, die man lesen kann.

Sachbuch

Für Schwedenfahrer ist "Überall ist Lönneberga" auf jeden Fall eine hilfreiche Ergänzung zum Reiseführer. Auf lockere Art bringt Christoph Borchelt dem Leser Land und Leute näher und bemüht sich dabei, ein breites Spektrum an Informationen anzubieten.

Eine unterhaltsam aufbereitete Biographie des großen Wissenschaftlers Galileo Galilei stellt "Galilei und der erste Krieg der Sterne" dar. Aufgelockert durch Zeichnungen, die sich teilweise herrlich komisch präsentieren, ist es Luca Novelli gelungen, das Leben des Galilei kindgerecht darzustellen. Für Neugierige jeden Alters lesenswert.

Science-Fiction

Eine spannende Geschichte verknüpft mit wissenschaftlichen Fakten ergeben in "Der geheime Schlüssel zum Universum" von Lucy und Stephen Hawking ein für Kinder wunderbar zu lesendes Buch über das Universum. Aber auch Erwachsene sollten mehr als einen Blick riskieren. Es lohnt sich.

Robin Wasserman bietet mit ihrem Debüt "Skinned" einen Einblick in eine mögliche Welt der Zukunft und zeigt, dass auch in einer hochentwickelten Gesellschaft nicht alles nach Plan und reibungslos verläuft. Ein Science-Fiction-Roman für Jugendliche und Erwachsene, der nicht nur unterhält, sondern auch nachdenklich macht.

Im Vergleich zu seinen beiden Vorgängern steht "Traveler – Das Finale" von John Twelve Hawks nicht besonders gut da. Der Roman hat zwar seine großen Momente, doch insgesamt wirkt er hastig heruntergeschrieben. Für Fans der Trilogie dennoch ein absolutes Muss – allein wegen der gelungen Einarbeitung gegenwärtiger Entwicklungen und der persönlichen Entwicklung der liebgewonnenen Charaktere ist der Roman lesenswert.

Sonstiges

In "Aufzeichnungen eines Tageslöhners" nimmt Michael Schweßinger kein Blatt vor den Mund. Offen und eloquent schildert er seine Kritik an der Gesellschaft, der Politik und jedem Einzelnen, der sich mit seinem Schicksal angefunden hat. Ein Werk, das zum Nachdenken anregt und dabei bestens unterhält.

Thriller

Handwerklich solide, aber leider nicht sehr spannend ist der neue Psychothriller "Flieh in dunkle Nacht" von Mary Higgins Clark. Wer gerne über verborgene Familiengeheimnisse liest, wird hiermit bestimmt glücklich werden, wer aber einen spannenden Psychothriller mit überraschender und überzeugender Lösung erwartet, wird enttäuscht werden. Wer es allerdings mag, von vornherein die Bösewichte zu kennen, ist hier genau richtig.

Jessica meint, bei "Der Augensammler" scheiden sich die Geister der Fitzek-Fans. Vieles wirkt zu zufällig, um hundertprozentig real und authentisch zu sein. Trotz einiger Schwächen schafft es Sebastian Fitzek auch mit seinem sechsten Roman, Abgründe aufzutun und den Leser zu fesseln. Nicht sein bestes Buch, aber in jedem Fall ein Muss für Fans und solche, die es werden wollen.

Eindringlich, einfühlsam und sehr prägnant hat Isolde Sammer mit "Die Stille nach dem Schrei" eine Studie über ein äußerst brisantes Thema geschrieben. Ein Einfühlen in alle Personen ist möglich, tiefgründige Charaktere erlauben ein Hineinziehen in eine abscheuliche Geschichte. Viel Stoff zum Nachdenken bleibt, nachdem der Leser eine emotionale Achterbahn gefahren ist.



Natürlich werden wir euch auch im Buchmessen-Monat Oktober mit jeder Menge neuer Rezensionen versorgen – allesamt in unserer Übersicht zu finden.

Wir wünschen euch einen bücherreichen Monat,
euer LiteratopiaTeam!