Das Wolkenvolk: Seide und Schwert Bd.1 - Wisperwind (Yann Krehl, Ralf Schlüter, Kai Meyer u.a.)

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Verlag: Splitter; Auflage: 1., Aufl. (Oktober 2008)
72 Seiten; Hardcover; 15,80 €
ISBN-13: 978-3939823995

Genre: Fantasy


Klappentext

Das Wolkenvolk ist vom Untergang bedroht. Der rebellische Niccolo, der Junge mit den goldenen Augen, wird vom Herzog der Hohen Lüfte ausgesandt, um eine rätselhafte Substanz zu finden, ohne die es auf den Wolken kein Leben geben kann – den Atem der verschollenen Drachen, den Aether.

Fliegende Schwertkämpfer, mächtige Drachen und unsterbliche Magier im Alten China.

Die atemberaubende Comicadaption des Bestsellers von Kai Meyer


Rezension

Eigenproduktionen von Comics im Bereich der Fantasy sind in Deutschland nicht häufig anzutreffen, zumindest nicht bei den bekannteren Verlagen. Mit „Das Wolkenvolk – Seide und Schwert“ legt Splitter eine solche Eigenproduktion vor. Wobei dies auch sicherlich etwas überraschend ist, hat sich der Verlag normalerweise hauptsächlich auf franco-belgische Alben aus eben jenem Bereich spezialisiert. Vielleicht war aber auch gerade deswegen die Zeit reif für eine Comicumsetzung der Romane von Kai Meyer.

Es ist natürlich ein gewisses Risiko mit einem so ambitionierten Projekt, wie der Umsetzung eines Weltbestsellers, zu starten. Denn gerade dort ist die Erwartungshaltung natürlich besonders hoch. Wie leicht können Fans erzürnt und sich schlechte Kritiken eingehandelt werden. Yann Krehl fiel beim Wolkenvolk die Aufgabe zu, die vielen Seiten des Romans in einem Skript zusammenzufassen, das Platz für 136 Comicseiten bietet, aufgeteilt auf zwei Alben. 
Die Seitenzahl hört sich nicht hoch an, allerdings muss man bedenken, dass sämtliche Beschreibungen, in einem Comic von den Zeichnungen übernommen werden. Sprachliches Können muss also teilweise durch zeichnerisches ersetzt werden, was aber gleichzeitig dem Autoren der Comicfassung hilft, da er sich nur auf das Wesentliche konzentrieren muss. Geschichte und Charaktere. Und hierbei hat man nicht den Eindruck Yann Krehl hätte etwas Wichtiges ausgelassen. „Das Wolkenvolk“ ist rund, es gibt keine großen Sprünge in der Handlung oder Dinge, die man nur mit Hilfe des Romans verstehen könnte. Auch die Charaktere sind immer nachvollziehbar. Man muss aber auch sagen, dass sich das Wolkenvolk mit seiner überbordenen Fantasie für eine Comicumsetzung geradezu anbietet. Ein auf Wolken lebendes Volk innerhalb einer asiatischen Umgebung ist eine Ausgangslage, die für jeden Zeichner und Autoren eine Fülle von Möglichkeiten bietet. Und genau diese Möglichkeiten werden auch genutzt. 
Als die Gefahr des Absturzes der Wolken besteht schicken die Herren der Wolken Niccolo los, um sich auf die Suche nach den Drachen zu machen. Denn nur ihr Atem, der sogenannte Äther kann die Wolkenstadt retten. Auf seiner Reise lernt Niccolo verschiedene Menschen kennen, die ihm helfen oder an seinem Vorhaben hindern wollen. Am Wichtigsten dürften noch Nugua, ein Mädchen, das einst bei den Drachen aufwuchs, Feiqing, ein Mann, der unter einem sehr seltsamen Fluch leidet und vor allem die dem Band seinen Namen gebende Wisperwind, eine Kriegerin mit zwei äußerst geheimnisvollen Schwertern in ihrem Besitz, werden. Zusammen mit den gleichzeitig ablaufenden Geschehnissen in der Wolkenstadt verspricht „Das Wolkenvolk“ noch eine sehr komplexe Geschichte zu liefern, mit hohem Lesevergnügen. Nicht zuletzt endet der Band mit einem Cliffhanger, der aufregender nicht sein könnte und einen sofort an Filme wie Tiger & Dragon, Chinese Ghost Story und Hero denken lässt. Dieser Eindruck dürfte durchaus beabsichtigt sein. Kai Meyer selbst gibt in seinem Nachwort das chinesische Wuxia-Genre, dem die genannten Filme zugehörig sind, als eine Hauptinspirationsquelle für „Das Wolkenvolk“ an. Daraus resultiert die wirklich interessante Vermischung der europäischen Geschichte mit chinesischen Mythen und Legenden. Die Erwähnung Da Vincis und die Benutzung der Medici als Herrscher über die Wolkenstadt, verankern die Geschichte in der Realität und lässt sie umso wirklicher und beeindruckender wirken. Von der Geschichte und den Charakteren her haben Kai Meyer und Yann Krehl alles richtig gemacht.

Die Zeichnungen von Ralf Schlüter sind, dazu passend, wirklich sehr gut und fantasievoll. Die Wolkenstadt darzustellen, dürfte für ihn eins der Hauptprobleme gewesen sein. Muss sie doch zugleich weich und fest wirken. Diese Klippe umschifft er aber bravourös, genauso wie die Darstellung eines Mannes in einem Drachenkostüm. Leicht hätte das ins Auge gehen und der Charakter nur lächerlich wirken können, aber auch hier findet Ralf Schlüter einen nahezu perfekten Weg für seine Zeichnungen. Hin und wieder finden sich allerdings Schwächen beim Darstellen von Gesichtern, die werden aber umso mehr durch detailreiche Zeichnungen von Landschaften und Personen ausgeglichen. Alles in allem liefert er hier eine sehr gute Arbeit ab. Ebenso Dirk Schulz bei der Farbgebung, die hell, farbenfroh und in leuchtenden Tönen ausfällt und sich damit gut ins Gesamtbild und die Umgebung einfügt.

Auch die Gestaltung des Bandes ist perfekt. Eine stimmungsvolle Illustration auf dem Cover wird durch Zeichnungen im Einband ergänzt und lässt den Leser schon vor der ersten Seite etwas in die Geschichte eintauchen. Die Vorzeichnung von Wisperwind vor dem Beginn der Geschichte ist dabei fast schöner anzusehen, als die fertiggestellte, farbige im Comic selbst. Zusätzlich findet sich am Ende ein Nachwort von Kai Meyer in dem er sehr unterhaltsam und etwas selbstironisch über seine Inspiration zum „Wolkenvolk“ spricht. Abgerundet wird dieser Band durch einen Kunstdruck von Wisperwind und Niccolo.

Der erste Band von Seide und Schwert - Wisperwind dient nur zur Einführung in die Geschichte des Wolkenvolks, erreicht aber genau sein Ziel. Verbunden mit der Vorstellung der Welt und den Personen, macht er den Leser gleichzeitig neugierig auf mehr. Am Liebsten möchte man gleich weiter lesen. Ein größeres Kompliment kann man dem Autoren- und Zeichnerteam mit Sicherheit nicht machen.


Fazit

Teilweise fantastische, atemberaubende Bilder treffen auf eine komplexe Handlung, bei der man aufpassen muss nicht den Überblick zu verlieren. Als Einleitung perfekt, so dass man direkt zum nächsten Band greifen möchte.


Pro & Contra

+ sehr gute Zeichnungen mit vielen Details
+ spannende, rätselhafte Geschichte
+ interessante Charaktere

0 manchmal können die Zeichnungen von Gesichtern nicht ganz überzeugen

Bewertung:

Handlung: 4/5
Charaktere: 4/5
Zeichnungen: 4,5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5


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Tags: Kai Meyer