Evermore - Das Schattenland (Alyson Noël)

Page & Turner (August 2010)
Originaltitel: Shadowland
Originalverlag: St. Martin's Griffin, New York
Aus dem Amerikanischen von Marie-Luise Bezzenberger
Paperback, Klappenbroschur, 416 Seiten, 13,5 x 21,5 cm
€ 17,99 [D] | € 18,50 [A] | CHF 30,90
ISBN: 978-3-442-20377-2

Genre: Dark Romance / Jugendbuch


Klappentext

Niemals wird Ever ihrer großen Liebe Damen nahe sein können. Keine Berührung, keinen Kuss, nicht einmal eine Umarmung darf sie riskieren, sonst wird Damen ihr für immer entrissen werden, und seine Seele wäre auf ewig im Schattenland gefangen. Doch Ever will sich nicht damit abfinden. Irgendwie muss es ihr einfach gelingen, den Bann zu brechen. Als sie sich deshalb der Magie zuwendet, trifft sie unerwartet auf Hilfe: Der lässige Surfer Jude tritt plötzlich in ihr Leben, und es kommt ihr vor, als würde sie ihn schon lange kennen. Während ihre Liebe zu Damen immer komplizierter wird, scheint ihr der Umgang mit Jude um so leichter zu fallen. Ist Damen wirklich der Richtige für sie, oder hält das Schicksal einen anderen Weg für sie bereit?

LESEPROBE


Rezension

Ever bringt es kaum übers Herz, ihrem geliebten Damen zu beichten, dass sie sich nicht mehr berühren dürfen. Am Ende des zweiten Romans fällt Ever nämlich auf einen Trick des abtrünnigen Unsterblichen Roman herein und beschwört damit den verhängnisvollen Fluch. Doch das Geheimnis lässt sich natürlich nicht lange bewahren und so erzählt Ever Damen alles. Dieser ist überzeugt davon, dass sein schlechten Karma Schuld an ihrer Situation ist, da er sein unsterbliches Leben viel zu sehr auf materielle Dinge ausgerichtet hatte und zudem leichtfertig mit den Gefühlen anderer umgegangen war. Zu allem Übel muss er erkennen, dass seine und auch Evers Seele im Schattenland verloren sein wird, wenn sie jemals getötet werden. Ever gibt dagegen sich allein die Schuld und sucht in einem Zauberbuch nach der Lösung. Die Arbeit in einer esoterischen Buchhandlung gibt ihr Gelegenheit dazu, „Das Buch der Schatten“ zu studieren. Dabei lernt sie den medial begabten Jude kennen, der sie völlig durcheinander bringt. Während sich Damen mehr und mehr zurückzieht, versucht Jude, ihr zu helfen …

Was im ersten Band zwar vielversprechend, aber auch mit einigen Schwächen begann, entwickelt sich langsam zu einer Endlosschleife. Alyson Noël gelingt es tatsächlich, vierhundert Seiten mit Nichtigkeiten zu füllen, die die Handlung kaum voranbringen. Das Leserherz ersehnt eine Auslösung des Fluches, der auf Ever und Damen lastet, aber im dritten Band wird man vergebens darauf warten. Dafür wird eine zweite Liebesgeschichte aus dem Ärmel geschüttelt und ein cooler, gebräunter Gegenpart zu Damen entworfen. Wobei Jude immerhin einiges an frischen, lockeren Momenten ins Buch zaubert. Auch wenn die meisten Leser Ever wohl mit keinem anderen sehen wollen, so ist seine unkomplizierte und optimistische Art eine willkommene Abwechslung in diesem düsteren Jammertal. Denn Damen und insbesondere Ever versinken geradezu in ihrem Selbstmitleid. Damen versucht zwanghaft, sein schlechtes Karma wettzumachen, während Ever an ihrer eigenen Unfähigkeit verzweifelt. Eigentlich würde man sich wünschen, dass sich Damen zusammenreißt und für ihr unsterbliches Glück kämpft – vielleicht würde Ever so nicht einen fatalen Fehler nach dem anderen begehen.

Ever ist nun zwar unsterblich und hat angeblich verstanden, wie das Universum funktioniert – schließlich kann sie ganz leicht alle möglichen Dinge manifestieren und jederzeit ins Sommerland reißen. Dennoch gelingt es ihr nicht, ihre Impulsivität unter Kontrolle zu bringen oder auch nur einen Gedanken auch richtig zu Ende zu denken. Der ganze Roman lebt von Evers Unzulänglichkeit, die am Ende den Weg für den vierten Band bereitet. Dass Protagonisten in ihrer Emotionalität auch mal einen Fehler machen, sieht man ja durchaus gerne, weil es sie umso menschlicher macht. Aber wenn eine Figur immer wieder ins offene Messer rennt, dann verzweifelt irgendwann auch der Leser daran. Ever entwickelt sich kein bisschen weiter und bleibt ein egozentrischer Teenager. So gönnt sie nicht einmal ihrer aufopferungsvollen Tante Sabine ihr Liebesglück, weil sie davon genervt ist, dass sie mit ihrem Geschichtslehrer ausgeht. Ganz zu schweigen davon, dass sie eigentlich ja „weiß“, was sie falsch macht, es aber trotzdem tut. Wie beispielsweise gegen Damens Willen zu versuchen, sich mit Roman zu einigen, der es danach erst Recht aus das Liebespaar abgesehen hat.

Zunächst positiv fällt das Wiedersehen mit Romy und Rayne auf. Da sie in „Der blaue Mond“ Ever schon hilfreich zur Seite standen, hofft man auf einen Lichtblick. Doch die mysteriösen Bewohner des Sommerlands sind in der Realität gestrandet und entpuppen sich als die Kinder, die sie waren, bevor sie ins Sommerland geflüchtet sind. Ihre magischen Fähigkeiten haben sie verloren – stattdessen begnügen sie sich jetzt mit materiellen Dingen. Und Ever möchte sie aus Eifersucht am liebsten sofort zurückschicken, denn die beiden sind total vernarrt in Damen. Roman bleibt währenddessen der gehässige Widersacher, der Ever mit anzüglichen Bemerkungen und lasziven Blicken in den Wahnsinn treibt. Ein bisschen wirkt er wie der böse Wolf, der hinter einem unschuldigen Lamm her ist. Nur dass Ever gar nicht so unschuldig ist. Wo sie sich früher geziert hat, mit Damen über Küssen und Kuscheln hinaus Nähe zu teilen, scheint es ihr nun hauptsächlich darum zu gehen, den Fluch zu brechen, um mit Damen endlich intim sein zu können.

Die Esoterik im Buch ist stellenweise ganz interessant, wird aber von der Autorin ebenso wie die wissenschaftlichen Begründungen für Fähigkeiten wie das Manifestieren haarsträubend dargestellt. Da werden einfach ein paar Reime aufgesagt, ein paar Kristalle zusammengeworfen und große Beschwörungen durchgeführt. Im ersten Roman wurden die Aurafarben und ihre Einbindung in die Geschichte noch stimmig umgesetzt. Was nun aufgefahren wird, überzeugt den Leser kaum noch. Wie die vorherigen Bände der Reihe, liest sich auch „Das Schattenland“ recht einfach und flüssig. Auf überraschende Wendungen wird man jedoch vergebens hoffen, vieles ist ziemlich vorhersehbar. Das Beste an diesem Buch ist die grandiose Aufmachung der deutschen Ausgabe. Alle Titel der Reihe sehen einfach verdammt schick aus. Nur reicht diese Oberflächlichkeit auf Dauer nicht aus. Es bleibt zu hoffen, dass sich Alyson Noël im vierten Band endlich an die Lösung der ganzen selbstgeschaffenen Probleme macht.


Fazit

„Das Schattenland“ ist bisher der schlechteste Teil der „Evermore“-Reihe. Zwar bringt Jude etwas Lockerheit und Optimismus in die Geschichte, doch Ever schafft dafür lediglich neue Probleme, anstatt alte zu lösen. Die Story an für sich kommt kaum voran – dabei würde man gerne lesen, dass Ever und Damen zumindest einen kleinen Sieg erringen.


Pro & Contra

+ Jude bringt frischen Wind in die Geschichte
+ hier und da blitzt Evers Sehnsucht nach ihrer Familie durch
+ Momente voll zarter Nähe zwischen Ever und Damen

o einfacher Stil
o auf ein junges Publikum zugeschnitten

- Ever entwickelt sich überhaupt nicht weiter
- Damen ertrinkt in Selbstmitleid
- die Story lebt wieder von Evers Fehlern
- haarsträubende wissenschaftliche Begründungen

Wertung:

Handlung: 1,5/5
Charaktere: 2,5/5
Lesespaß: 2,5/5
Preis/Leistung: 2,5/5


Rezension zu "Evermore - Die Unsterblichen" (Band 1)

Evermore-Homepage