Carola Kickers (12.01.2009)

Interview mit Carola Kickers

Literatopia: Hallo Carola! Für die Leser, denen Dein Name nichts sagt, erzähl uns doch bitte ein wenig von Dir – wer bist Du und was machst Du?

Carola Kickers: Hallo Jessica. Ich stamme aus einer Familie, die väterlicherseits fast nur Künstler (Musiker, Autoren, Schauspieler) hervorgebracht hat. Von meiner Mutter habe ich die praktische Seite, sie hat leider ihr Talent zur Malerei nicht weiter ausgebaut. Seit frühester Jugend hatte ich immer ein Faible fürs Schreiben, schrieb kleine Geschichten und Gedichte. Ich hatte immer schon eine recht lebendige Fantasie. Text und „Sprache“ haben mich eigentlich nie losgelassen. Gelernt habe ich dann später Fremdsprachen-sekretärin und Übersetzerin (Englisch/Französisch). Diesen Beruf übe ich heute noch freiberuflich aus, auch wenn technische Betriebsanleitungen so ganz im Gegensatz zu meiner kreativen Seite stehen. Dazu kommt noch meine Tätigkeit als Autorin sowie in der Musik- und Werbebranche, ich habe einige Songs geschrieben, die veröffentlicht wurden, und schreibe immer noch Texte, z.B. für Präsentationen und Werbeflyer.

Literatopia: „Dark Fantasy“ und vor allem das Thema rund um Vampire sind momentan auf dem Buchmarkt sehr begehrt und stark vertreten. Wann und warum bist Du das erste Mal auf die Idee gekommen, eine Geschichte über einen Vampir zu schreiben? Und wie lange dauerte es, bis Du diese Idee in die Tat umsetztest? Wann hast Du das Schreiben an sich angefangen?

Carola Kickers: Den Zeitpunkt habe ich gar nicht bewusst ausgesucht. Jason ist im Laufe einer Geschichte entstanden, die Anfang 2007 mit einer Short Story begonnen hat (in der er aber noch gar nicht selbst auftauchte). Das geschah erst im dritten Kapitel und bald entwickelte er sich im Laufe des Schreibprozesses zu einer eigenständigen Persönlichkeit, genau wie seine Freunde. Faszinierend war, dass er – wie seine ganze Rasse - nicht nur in der heutigen Zeit mitten unter uns existiert, sondern ganz neue Fähigkeiten entwickelt hat. Und Jason ist auch nicht unbedingt „gerne“ Vampir, sondern wurde vom Schicksal dazu gezwungen wurde, genauer gesagt, nach Ende des ersten Weltkrieges. Im Laufe des ersten Buches entstanden sogar verschiedene Vampirrassen.
Für die ersten Kapitel – die ich damals noch für eine Hörbuchserie schrieb und gar nicht an ein Buch dachte – dauerte es über einen Monat, in dem ich nichts außer dem PC sah. Ich kam sozusagen aus dem Büro und habe mich gleich wieder an die Arbeit gemacht einschließlich der Wochenenden, bis spät in die Nacht. Angefangen mit dem Schreiben selbst habe ich bereits 1996, da wurde mein erstes Kinderbuch im esoterischen Bereich veröffentlicht, beim Christa Falk Verlag in Seeon.

Literatopia: In diesem Jahr wird der dritte Band Deiner Jason-Dawn-Saga erscheinen – worum geht es in dieser Reihe und wodurch hast Du Dich inspirieren lassen? War für Dich von Anfang an klar, dass es eine mehrteilige Geschichte werden würde, oder ergab sich das aus dem Ideenbrunnen, der beim Schreiben sprudelte?

Carola Kickers: Geplant war das am Anfang nicht. Das hat sich tatsächlich erst im Laufe der Zeit herausgestellt. Die ersten Jason-Leser hatten gefragt, ob und wie es denn weitergehen würde, und im Laufe der Zeit haben sich neue Ideen entwickelt. Inspiriert werde ich dabei manchmal von ganz normalen Unterhaltungen, von Eindrücken, die ich in der Natur und in meiner Umgebung gewinne, zum Beispiel gerade jetzt ein verschneiter Friedhof, eine gotische Kirche oder ähnliches. Es sind meist Stimmungsbilder, die Ideen bei mir freisetzen.
Meine Ebook-Lektorin hat mir auch schon gesagt, dass meine Geschichten größtenteils so ausgelegt sind, dass man eine Fortsetzung erwarten kann. Der erste Band „Lebensadern“ ist eine Mischung aus Krimi und Fantasy, während der zweite Band „Alles auf Ewig!?“ ganz in den Dark Fantasy Bereich hineingeht und das Reich der Neuzeitvampire, die mitten unter uns leben, betritt. Nachdem Jason unfreiwillig zum Fürsten seiner Rasse wurde, muss er im dritten Band diese Rolle endlich anerkennen und neue Abenteuer bestehen. Ihm zur Seite steht ein Halbengel aus Atlantis, der die Geburt der Vampirkultur miterlebt hat, und der vom Mentor zum Freund und „Lebensretter“ wird.

Literatopia: Wie schon erwähnt, fassen auch viele andere Autoren die Welt und Faszination rund um Vampire in ihren Romanen auf. Wie stehst Du zu Vampirgeschichten anderer Autoren? Hast Du welche gelesen oder sind sie für Dich eher tabu?

Carola Kickers: Natürlich habe ich auch Romane von Autorenkollegen gelesen wie zum Beispiel Moni de Giorgi und Emilia Jones, die ich beide sehr schätze. Leider fehlt mir aber derzeit die Zeit zum Lesen, obwohl ich das gerne tun würde. Vielleicht nicht unbedingt rein im Vampirgenre, denn ich mag auch Krimis und Thriller.

Literatopia: Auf Deiner Homepage findet man die Möglichkeit, Notenbücher für das Piano zu erwerben. Wie kam es dazu, dass Du Noten zusammengefasst hast, und wie hast Du Dich bei der Vielzahl an Liedern für eine begrenzte Auswahl entscheiden können?

Carola Kickers: Die Noten habe ich thematisch zusammengefasst, zum Beispiel in Karnevalslieder oder Melodien aus dem Rheinland. Einige der alten Schlager werden bestimmt wieder aufleben, denn es haben sich schon Interpreten dafür gemeldet. Ich freue mich, wenn diese nostalgischen Titel – teilweise sogar noch in rheinischer Mundart geschrieben – nicht ganz in Vergessenheit geraten. Es ist ein wunderschönes Erbe, das mein Großvater da hinterlassen hat und das ich weiterpflegen darf.

Literatopia: Lange Jahre hast Du für verschiedene Musiklabel gearbeitet. Was waren dort Deine Aufgaben und was bewog Dich dazu, diesen Beruf an den Nagel zu hängen?

Carola Kickers: Ich war größtenteils in der Künstlerpromotion tätig, erst fest angestellt und später freiberuflich. An den Nagel gehängt habe ich das eigentlich nicht, leider sind einige Firmen in Konkurs gegangen. Für mich ging es trotzdem weiter als Studioassistentin, wo ich dann Spots fürs Radio schrieb. Schließlich gründete ich meinen eigenen Verlag mit Label und habe eigene Künstler gemanagt. Leider musste ich feststellen, dass sich nicht alle Künstler an einen Vertrag halten, und daher habe ich den Schwerpunkt zunächst wieder auf die Literatur verlegt.

Literatopia: Wie viel hat man in dieser Branche mit Literatur zu tun? Hängen Musik und Sprache enger zusammen, als man denkt, oder spielt jeder Part eine ganz eigene Rolle, die auch losgelöst vom anderen funktionieren könnte? Wie wichtig, glaubst Du, sind Texte für den Erfolg von Liedern?

Carola Kickers: Wenn ich so an einige Charthits denke, graust es mir, was die Texte angeht. Heutzutage wird Musik leider mehr über die Optik und bekannte Namen verkauft. Aber wenn zum Beispiel Songs für einen Film geschrieben oder ausgesucht werden, stehen die Lyrics meist in Beziehung zu der Handlung, insofern ist das schon wichtig. Einige Titel sind ja gerade durch einen Film zum Hit geworden. Texte sind in der Musik nur bedingt wichtig, denn schöne instrumentale Titel, gerade in der Klassik, beflügeln unsere Fantasie manchmal weit mehr, aber das ist meine ganz persönliche Meinung.

Literatopia: Unter dem Punkt „Dienstleistungen“ auf Deiner Homepage wird der Unterpunkt „Songtexte aus den Bereichen Rock, Pop, Schlager, Dance“ aufgeführt – was genau bedeutet das? Schreibst Du selbst Songlyrics oder hast Du jemanden an der Hand, der dies in Deinem Auftrag macht?

Carola Kickers: Ja, ich kann auf vorhandene Melodien texten, was ich auch schon mehrfach gemacht habe. Allerdings stelle ich auch fertige Texte für Sänger zur Verfügung, die dann später vertont werden können. Ein Beispiel ist der Titel „Edgar Wallace“ von der Criminal Crew - eine Persiflage auf die alten E.W. Filme - eine Mischung aus Swing und Hip Hop, den es überall zum Download gibt.

Literatopia: Gibt es bekannte Künstler, mit denen Du zusammen gearbeitet hast? Mit wem könntest Du Dir eine dauerhafte und enge Zusammenarbeit vorstellen? Und welche Aufträge würdest Du auf jeden Fall ablehnen?

Carola Kickers: Bei den etablierten Labels wie BCM habe ich mit den damaligen Acts wie De La Soul, Queen Latifah, Latoya Jackson etc. zu tun gehabt und auch später vorwiegend mit Künstlern aus dem Ausland. Im Schlagerbereich hat Lisa Martin Ende 2007 den MCK-Titel „Fragen Sie die Sterne“ aufgenommen, den es zum Download in allen Portalen gibt. Diese Künstlerin ist auch an weiteren Titeln interessiert. Ich würde mit jedem zuverlässigen Künstler zusammenarbeiten, ganz egal ob Profi oder Newcomer. Ablehnen würde ich auf jeden Fall Aufträge, hinter denen eine rechtsradikale Gesinnung steht oder die gegen geltende Gesetze verstoßen würden.

Literatopia: Du hast einen eigenen kleinen Musikverlag gegründet. Wie kam es dazu und warum hast Du dich so auf Hörbücher spezialisiert? Einige deiner Geschichten sind nur als Hörbuch erhältlich – planst Du die Herausgabe eines Sammelbandes aller Hörbuchgeschichten?

Carola Kickers: Durch ein anderes Label, das in den Hörbuchsektor einsteigen wollte, kam es zunächst zu den Audiobooks, für die ich allerdings nur schreibe, nicht selbst produziere. Im Augenblick plane ich keinen Sammelband im Audiobereich. Es gibt bereits mehrere Hörbuch-Anthologien mit Kurzgeschichten von mir, es wird 2009 auch noch eine Neue folgen. Die meisten der Hörbuchgeschichten finden sich dagegen in gedruckter Form im Sammelband „Engel in Ketten“ beim Rosamontis Verlag.

Literatopia: Kommt es auch bei Dir zu Momenten, in denen Du vor einem leeren Blatt Papier oder den schwarzen Bildschirm sitzt und nicht weißt, wie Du anfangen oder weitermachen sollst? Wie gehst Du mit der sogenannten Schreibblockade um?

Carola Kickers: Sicher, diese Momente kenne ich auch. Da sorge ich manchmal vor: Wenn mir im Laufe der Zeit Ideen kommen, notiere ich diese zunächst und irgendwann ordne ich die Notizen, einige passen eventuell für oder in eine geplante Geschichte. Wenn es trotzdem absolut nicht mehr weitergehen will:
Erstmal total abschalten, die Story in die Schublade legen und sich auf ganz andere Dinge konzentrieren. Nach ein paar Tagen oder Wochen noch einmal durchlesen, meist klappt dann der Anschluss. Ich habe es auch schon erlebt, dass eine ganz andere Geschichte dabei herauskam, als ursprünglich gedacht. Auf keinen Fall sich zum Schreiben zwingen wollen.

Literatopia: Letzte Frage: Welche Projekte stehen für die nächste Zeit auf Deinem Plan, worauf dürfen sich Deine Fans freuen?

Carola Kickers: Oh, da ist so einiges in Planung: Außer dem dritten Band der Saga wird es ein Hörbuch mit neuen Kurzgeschichten geben. Ab dem 19.01.09 startet die Jason Saga als Podcast auf dem Dark Romance Channel, gelesen von Rena Larf, mit jeweils einer Folge pro Woche.
Dieses Jahr werde ich aber auch sehr viel unterwegs sein. Es beginnt im März. Da bin ich am 07.03. um 19 Uhr in Kaiserslautern im Cafe 23 zu einer Lesung von „Lebensadern“ (gemeinsam mit unserem „lebendigen“ Vampir), dann folgt am 04.04. die RPC in Köln mit einer Lesung mit Rollenspiel. Am 09.05. sind wir dann auf der ConTropia in Wuppertal, am 31.05. im Eventschloss PULP in Duisburg und so geht es weiter. Ich werde also dieses Jahr weniger zum Schreiben kommen, aber viele neue Eindrücke und Ideen sammeln können. Und ein neues Musikprojekt will ich 2009 auch noch in Angriff nehmen.

Literatopia: Carola, ganz herzlichen Dank für Deine Zeit und Geduld, all unsere neugierigen Fragen zu beantworten. Das Team von Literatopia wünscht Dir für Deine weiteren Projekte viel Erfolg!

Carola Kickers: Ich danke Euch für das Interesse und freue mich auf Resonanz. Wenn Ihr Jason einmal persönlich treffen, ein Autogramm haben oder ihm schreiben wollt, schaut mal auf http://www.jason-dawn-vampire.de vorbei.


Dieses Interview wurde von Jessica Idczak für Literatopia geführt. Alle Rechte vorbehalten.