Musik ist meine Sprache (Lang Lang mit David Ritz)

Verlag Ullstein, Februar 2010
Taschenbuch, 280 Seiten, € 9,95
ISBN: 978-3548373119

Genre: Biographie / Sonstiges


Klappentext

Der populärste Pianist der Welt erzählt sein Leben.
Sein Elternhaus ist arm, seine Kindheit freudlos, sein Vater streng. Doch eines kann Lang Lang schon in jungen Jahren: unvergleichlich gut Klavier spielen. Sein Talent trägt ihn auf die Bühnen der Welt. Die faszinierende Geschichte eines Starpianisten, der seine Karriere vor allem seiner innigen Liebe zur Musik verdankt.


Die Autoren

Lang Lang, geboren 1982 im chinesischen Shenyang, gewann bereits mit fünf Jahren seinen ersten Klavierwettbewerb. Heute gehört er zu den Stars der Musikwelt. Zahlreiche Konzertreisen machten ihn über die Grenzen der Klassik hinaus bekannt.

David Ritz hat bereits mit vielen namhaften Künstlern zusammengearbeitet, darunter Ray Charles, Marvin Gaye und Aretha Franklin. Er hat an mehreren Autobiographien und Biographien mitgewirkt und wurde mit einem Grammy ausgezeichnet.


Rezension

Nummer eins – darunter geht nichts, der Zweite verliert. Dieses Mantra bekam Lang Lang schon in frühester Kindheit eingetrichtert. Im Zuge der Ein-Kind-Politik in China lagen alle Hoffnungen und Träume seiner Eltern auf seinen Schultern. Eine wahrlich große Bürde für einen kleinen Menschen. Besonders der psychische Druck drohte Lang mehrmals zu zerbrechen. Dennoch rappelte er sich immer wieder auf, bis zum Ziel. Doch zu welchem Preis?

1982 geboren, sind Lang Langs Eltern eine Telefonistin und ein Polizist in Shenyang. Schon früh machte sich die Begabung ihres kleinen Jungen am Klavier bemerkbar, bereits mit drei Jahren bekam er Unterricht. Die Comicfiguren Tom und Jerry inspirierten ihn zum Klavierspiel, es beeindruckte ihn, wie virtuos Tom in einer Folge mit den Tasten klimperte und Jerry auf den Saiten herumsprang. Anschließend verbeugten sich beide im Smoking – und der kleine Lang war infiziert. Seine Zukunft war klar, er wollte ein großer Pianist werden. Das viele Üben störte ihn nicht, im Gegenteil, das Klavier wurde sein bester Freund. Nach seinem ersten Wettbewerbsgewinn zog Lang mit seinem Vater nach Peking, um im Konservatorium aufgenommen zu werden. Seine Mutter blieb zuhause, ihr Gehalt brauchten sie zum Überleben. Inzwischen war das Lebensziel seines Vaters klar geworden: Die Überwachung und Förderung seines Sohnes.

Gute Lehrer sind besonders wichtig, in China haben diese Professoren fast die Allmacht. Was sie sagen, wird gemacht. Sie sind wichtig für die Aufnahme im Konservatorium, denn sie sitzen in der Jury. Jedes Jahr bewerben sich über 2500 Schüler, lediglich 12 werden angenommen. Und nur die ersten sieben erhalten ein Vollstipendium. Wieder ist es für Lang enorm wichtig gewesen, die Nummer eins zu sein, denn Schulgebühren konnten sich seine Eltern nicht leisten. Das Leben nur von nur einem Gehalt mit zwei Wohnsitzen fiel schon schwer genug. In Peking angekommen entwickelten sich bald Gerüchte über das Ausnahmetalent. Neid und Missgunst beherrschten auch Langs Mitschüler und Lehrer am Konservatorium; Können wurde mit Misstrauen begegnet, der Schüler untergraben. Allen Widrigkeiten zum Trotz setzte sich Lang Lang durch – aber sein Weg dahin war hart. Erst als er in Amerika studierte wurde alles ein wenig leichter für ihn.

Amerika als fremde Welt, fernab chinesische Mentalität. Hier fand er sich wieder und empfand das Üben auch in diesem, für ihn unbekannten Land nie als Anstrengung. Im Gegenteil, er war (und ist immer noch) fasziniert vom Klavier. Es erzählte ihm Geschichten. Lang liebte und lebte seit damals die Musik, die er mit Transformern vergleicht, denn in seinen Augen transformieren sich die Musikstücke auch. Man muss ihn und diese fremde Kultur verstehen lernen, wo Eltern nur ein Kind haben dürfen. Und dieses Kind muss dann alles erfüllen, was sich die Familie wünscht. Fehler und Missgeschicke werden nicht toleriert, denn auch die Umwelt misst die Kinder an ihren Erfolgen. Wettbewerbe sind besonders wichtig und die Nummer eins zu sein am Allerwichtigsten. Wer keine Wettbewerbe in China gewinnt, gilt als nicht talentiert – was Lang am eigenen Leib erfahren musste.

Das Buch ist interessant und gut geschrieben, man spürt die Vibrationen, die in ihm herrschen. Musik klingt durch jeden einzelnen Satz, durch Langs Ausführungen sieht man anschließend Bach, Beethoven, Mozart und noch so einige andere Komponisten mit völlig neuen Augen. Die Qualen, die Lang erdulden musste, zum Beispiel wenn sein Vater ihm verboten hatten, seine Mutter zu sehen, leidet man mit. Überhaupt fällt es schwer, den Vater zu mögen, aber man muss ihm anerkennen, dass er für sein Kind alles ihm Mögliche getan hat. China ist nun mal nicht Europa, und ein hochbegabtes Kind wiederum eine ganz eigene Spezies. Lang Lang bringt uns beides ein bisschen näher, mit interessanten Einblicken in die chinesische Mentalität. Leider ist das Buch recht klein gedruckt, es fällt manchmal schwer, die Buchstaben zu erkennen. Auch fehlt ein wichtiger Bestandteil einer Biographie – die Bilder. Es gibt zwar einige, aber die haben fast ein Briefmarkenformat und sind ohne Lupe schwer zu erkennen.


Fazit

Chinesische Kinder wachsen schon früh mit klassischer Musik auf, trotzdem ist es auch für ein begabtes Kind immer noch schwer, seinen Weg zu finden. Er ist steinig und qualvoll, von Enttäuschungen und Opfern geprägt. Lang Lang hat seinen Weg gefunden, zum Glück hat ihn jemand aufgeschrieben. Lesenswert ist dieses Buch allemal – und hoffentlich gibt es irgendwann auch eine Fortsetzung.


Pro und Contra

+ interessante Charaktere
+ Einblicke in die chinesische Mentalität, seine Kultur und Ausbildung
+ interessante Gedankengänge eines hochtalentierten Kindes
+ kurzweilig geschrieben

- kleiner Schrifttyp
- fehlende Bilder

Wertung:

Charaktere 4/5
Handlung 4/5
Lesespaß 4/5
Preis/Leistung 4/5