Ich bin kein Serienkiller (Dan Wells)

Piper (September 2010)
Broschiert (Rough Cut), 384 Seiten
ISBN: 9783492267717
€ 12,95 [D]

Genre: Thriller / Mystery


Klappentext

Hab keine Angst vor anderen.
Hab Angst vor dir selbst!

Du spürst, da ist etwas Böses in dir. Deine Freunde behaupten, es sei bloß Einbildung. Doch du weißt es besser. Mit allen Mitteln versuchst du es zurückzuhalten. Verbietest dir Kontakt zu dem Mädchen, das du liebst, besuchst den Psychotherapeuten, hältst dich stets unter Kontrolle. Doch niemand kann dir helfen. Denn diese dunkle Gewissheit ist da. Eines Tages wird es ausbrechen. Du wirst zum Serienkiller werden

Die Frage ist nur - wann?


Rezension

John Wayne Cleaver ist anders als andere Jugendliche in seinem Alter. Seit seinem achten Lebensjahr interessiert er sich für Serienmörder. Allerdings handelt es sich dabei weniger um eine gesunde Neugierde als vielmehr um eine Obsession. Und je mehr er sich mit dem Thema auseinander setzt, umso klarer wird für ihn die Tatsache, dass auch in ihm ein Serienkiller steckt. Ein inneres Monster, das nur darauf wartet, freigelassen zu werden. Mit Hilfe seines Therapeuten arbeitet er daran, das zu verhindern. Er setzt sich Regeln, die ihn vor soziopathischem Verhalten bewahren sollen. Aber wie kann jemand, der den Namen eines Serienkillers trägt (John Wayne Gacy tötete in den 70ger Jahren 33 Menschen) und dessen Nachname ein potentielles Mordinstrument ist (cleaver englisch für Hackebeil/Schlitzmesser), dagegen ankämpfen? Obwohl es ihm vorherbestimmt zu sein scheint, in einer Reihe mit Jack the Ripper genannt zu werden, hält er sich wacker, doch dann geschieht ein Mord in seinem Dorf und seine mühevoll aufgebaute Mauer beginnt zu bröckeln.

Dan Wells schafft mit seinem Debütroman das, was den meisten Thriller-Autoren nicht gelingt: Bis zu einem gewissen Grad das Rad neu zu erfinden. Im Grunde ist die Ausgangssituation unspektakulär. In einem kleinen Dorf geht ein Serienmörder um und ein Junge möchte mehr herausfinden und etwas dagegen tun. Den Protagonisten mit einem potentiellen Serienkiller zu besetzen, ist allerdings ein Geniestreich und gibt dem Verlauf der Geschichte eine ungeahnte Richtung.

"Ich bin kein Serienkiller" beginnt makaber und doch humorvoll. John ist ein Sympathieträger und seine Gespräche mit seinem Psychiater sind fabelhaft. Mit jedem Zentimeter, mit dem sich John immer näher an den Mörder herantastet, steigert sich die Spannung. In diesem Zusammenhang baut Wells ein weiteres ungewöhnliches Element ein. Je mehr John in Erfahrung bringt, desto klarer wird, dass der Killer nicht menschlich sein kann. Der paranormale Hauch ist im ersten Moment recht ungewöhnlich und nicht nachvollziehbar, hätte doch ein "normaler" Mensch, einen sehr guten Kontrahenten geboten. Im weiteren Verlauf des Buches präsentiert sich die Entscheidung aber als gut gewählt. Alles spitzt sich zu einem emotionalen und nervenaufreibenden Finale zu, das die Geschichte abschließt, aber gleichzeitig ungeheures Potential für weitere Fortsetzungen eröffnet. Wer den ersten Band gelesen hat, wird unweigerlich direkt zum zweiten greifen.

Ohne einen stimmigen Hauptcharakter hätte der Thriller nicht funktioniert. John ist als tickende Zeitbombe aber so realistisch, dass die Anmerkung des Autors, der Roman sei nicht autobiographisch, berechtigt ist. Wie sich jemand mit einem konventionellen Gehirn, so in einen pathologischen Geist hineinversetzen kann, bleibt wohl ein Rätsel. Zu keinem Zeitpunkt verliert sich Wells in Klischees. Zwar werden gängige Symptome wie Tierquälerei in der Kindheit und fehlendes Mitgefühl thematisiert, aber nicht als Stigmata verwendet.
So bleibt John Wayne Cleaver immer sympathisch, beinahe normal. Seine Gedankengänge sind klar und logisch. Auch dass er sich von grausamen Morden angezogen fühlt, ist für den normalen Menschen noch nachvollziehbar und doch schleichen sich geringfügige Abweichungen ein, die ihn zu einem potentiellen Serienkiller machen.
Ebenfalls wichtig ist die Mutter, die wider gängiger Klischees eine liebende Person ist, auch wenn sie von Johns Problemen weiß. Ihre Bemühungen, alles was ihren Sohn nur annähernd zu abnormalem Verhalten führen könnte, zu umgehen und ihm gleichzeitig nichts zu entwenden, was er liebt, schildert Dan Wells sehr gekonnt.
"Ich bin kein Serienkiller" konzentriert sich auf nur wenige Figuren, dafür werden sie allesamt sehr gut beschrieben und sind aus dem Roman gar nicht wegzudenken.

Wie gut der erste Band um John Wayne Cleaver ist, weiß offenbar auch Piper. Der Verlag spendet ihm nämlich ein mindestens so geniales Design. Das Cover ist sehr gelungen, das Papier ist sehr dick und so geschnitten, dass sich ein gezacktes Profil ergibt, wie bei einem Messer. Ein Glanzstück im Bücherregal.


Fazit

"Ich bin kein Serienkiller" überzeugt auf ganzer Linie mit einem Spitzenprotagonisten und einer spannenden Handlung. Thriller- und Mysteryfans kommen garantiert auf Ihre Kosten. Lesen!


Pro und Kontra

+ sehr gelungene Charaktere
+ spannende Story, die zum Glück fortgeführt wird
+ grandiose Buchaufmachung
+ humorvoll

o erster Teil einer Reihe
o Genre untypische Mysteryelemente

Beurteilung:

Handlung: 4,5/5
Charaktere: 5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5


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