Renaissance (Christian Volckmann)

Cross Cult (Februar 2007)
von Christian Volckman, Julien Renoult,
Matthieu Delaporte, Alexandre DelaPatteliere u.a. …
Hardcover, 56 Seiten, 12,00 EUR
ISBN: 978-3-936480-39-9

Genre: Thriller / Science-Fiction / Comic


Klappentext

Paris 2054. Ilona Tasuiev, eine junge Wissenschaftlerin, verschwindet auf geheimnisvolle Weise. Avalon, ihr Arbeitgeber, ein mächtiges multinationales Unternehmen mit skrupellosen Methoden, versucht alles, um sie wiederzufinden. Karas, ein impulsiver Bulle mit düsterer Vergangenheit, untersucht den Fall. Stehen die Forschungsarbeiten der jungen Frau im Zentrum dieser Verschwörung? Bedrohen sie die Zukunft der Menschheit? Ein atemberaubender Tech-Noir-Thriller in einem labyrinthischen Paris der Zukunft.


Rezension

Anders als die Filmvorlage beginnt der Comic gleich mit der Entführung von Ilona, die für den Multikonzern Avalon arbeitet. Karas übernimmt den Fall und bezieht ihre Schwester Bislane mit ein – doch auch diese kann sich zunächst nicht erklären, wohin und vor allem von wem ihre Schwester entführt wurde. Bei ihren Nachforschungen stoßen sie auf eine Geschichte aus dem Jahr 2006, bei der kranke Kinder getötet wurden. Sie alle litten an Progerie, vorzeitiger Alterung. Zu allem Übel werden sie von Killern in Tarnanzügen verfolgt, die alle Mitwisser erledigen sollen. Ilona ist offensichtlich auf etwas gestoßen, das die Zukunft der Menschheit entscheidend verändern könnte …

Das Auffälligste an „Renaissance“ sind sowohl im Film als auch im Comic die harten Kontraste. Neben reinem Schwarz und Weiß gibt es nicht viel, außer ein bisschen Grau und ganz wenige farbige Kleckse zwischen drin. Trotzdem besitzen alle Charaktere ein individuelles und unverwechselbares Aussehen. Auch von der Mimik kommt viel rüber, wobei die Gesichter stellenweise zu stark im Dunkeln versinken. Schwarz dominiert Comic und Film, da die meisten Szenen nachts spielen. So entsteht eine sehr düstere Atmosphäre, die die Handlung wunderbar ergänzt. Diese ist jedoch relativ vorhersehbar. Typische Cyberpunkthemen werden aufgegriffen, wie die Herrschaft von Großkonzernen, die die Freiheit der Menschheit bedrohen. In diesem Fall ist Avalon in Person des Konzernleiters Dellenbach der Feind, der bei dem Streben nach Macht über Leichen geht. Die Geschichte ist dennoch ganz nett verpackt, für Genrekenner aber unspektakulär. Der Schwerpunkt liegt nicht auf der technischen, sondern auf der gesellschaftlichen Entwicklung. Avalon steht dabei als Sinnbild für den Schönheitswahn unserer Zeit.

Passend zu den harten Kontrasten gibt es keine richtigen Sprechblasen, die das Gesamtbild nur stören würden. Gesagtes wird relativ dezent dargestellt, wodurch sich die Optik des Comics gut entfalten kann. Im Vergleich zum Film steht der Comic mit diesem Stil besser da, da man mehr Zeit hat, einzelne Bilder zu betrachten. Im Film sind die Kontraste teilweise sehr anstrengend, im Comic erkennt man nun besser die architektonischen Strukturen. Trotzdem würde man sich mehr davon wünschen. Die Zukunftswelt von „Renaissance“ gestaltet sich nämlich extrem interessant – durch den Stil erkennt man jedoch leider relativ wenig von der tollen Architektur. Dafür punkten die Charaktere mit nachvollziehbaren Handlungen. Bislane gibt sich taff, dennoch merkt man ihr ihre Angst um die Schwester an. Karas ist wild entschlossen, Ilona zu finden und den Fall aufzuklären. Dabei schreckt er auch vor unliebsamen Entscheidungen nicht zurück. Die Nebencharaktere sind dagegen zu stereotyp, insbesondere die „bösen“ Gegenspieler sind klischeehaft.

Neben aller Kritik muss man dem Comic (und auch dem Film) sein außergewöhnliches Flair zugutehalten. Dafür, dass fast auf jegliche Abstufung verzichtet wird, sehen die Zeichnungen ziemlich gut aus. „Renaissance“ wird von Cross Cult dabei in edlem Hard Cover präsentiert und macht ordentlich was her. Die Story des Films ist bis auf wenige Details sehr gut umgesetzt worden, womit der Comic eine schöne Ergänzung für Liebhaber des Films darstellt. Wer den bewegten Bildern nicht so viel abgewinnen konnte, wird sich vielleicht eher mit dem Comic anfreunden können. Dadurch, dass man sein Lesetempo den eigenen Bedürfnissen anpassen kann, kommt man den harten Kontrasten viel besser zurecht. Ob man „Renaissance“ wirklich als „Tech-Noir-Thriller“ bezeichnen kann, ist fragwürdig. Denn Thrillerelemente sind zwar vorhanden, besonders viel Spannung kommt durch den ab der Mitte recht vorhersehbaren Handlungsverlauf nicht auf. Und allzu techniklastig ist das Ganze auch nicht. Nicht umsonst wird der Comic von Cross Cult unter „Crime und Thriller“ einsortiert.


Fazit

„Renaissance“ punktet mit seinem außergewöhnlichen Stil und seiner extrem düsteren Atmosphäre. Die Story des Films wurde gut umgesetzt, doch es fehlt ihr auch im Comic an Spannung. Für Fans des Films stellt es dennoch eine tolle Ergänzung dar und ist ebenso für all jene zu empfehlen, die mal etwas ganz anderes sehen wollen.


Pro & Contra

+ außergewöhnlicher Stil mit harten Kontrasten
+ sehr düstere Atmosphäre
+ sympathische Protagonisten
+ Karas scheut sich nicht vor schwierigen Entscheidungen

o Schwerpunkt auf der gesellschaftlichen Entwicklung

- Story ab der Mitte relativ vorhersehbar
- stereotype Widersacher

Wertung:

Handlung: 3/5
Charaktere: 4/5
Zeichnungen: 3,5/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 4/5