City of Glass - Chroniken der Unterwelt (Cassandra Clare)

Arena Verlag; (15. August 2009)
Gebundene Ausgabe: 728 Seiten; 19,95 €
ISBN-13: 978-3401061344

Genre: Fantasy


Klappentext

In Idris sind düstere Zeiten angebrochen. Als Valentin sein tödliches Dämonenheer zusammenruft, gibt es nur eine Chance zu überleben: Die Schattenjäger müssen ihren alten Hass überwinden und Seite an Seite mit den Schattenwesen in diesen Kampf ziehen. Um Clary vor der drohenden Gefahr zu schützen, würde Jace alles tun – doch dafür muss er sie erst einmal verraten … 

Tödliche Geheimnisse und eine packende Liebesgeschichte in einer atemberaubenden Welt – Cassandra Clares fulminanter Abschluss der Chroniken der Unterwelt


Rezension

Wieder einmal ist der Klappentext eines Buches problematisch, am Besten sollte man ihn gar nicht lesen. Denn zum einen verrät er zu viel, zum anderem gibt er ein völlig falsches Bild des Romans wieder. Jace´ Verrat an Clary ist genau genommen kein Verrat, sondern viel mehr ein vergeblicher und ungeschickter Versuch sie zu schützen, in dem er ihre Reise nach Idris verhindern will und erstreckt sich ausschließlich auf den Anfang. Dieses Vorhaben misslingt auch prompt und bringt sie nur noch mehr in Schwierigkeiten, ebenso wie Luke, ein Werwolf und Freund ihrer Mutter. So gelangen schließlich nach und nach alle Hauptpersonen in das Land der Schattenjäger, teilweise offen und gewollt, teilweise verborgen und mit der Bedrohung einer Strafe durch den Rat. Zunächst dreht sich „City of Glass“, welches sich fast direkt an seinen Vorgänger „City of Ashes“ anschließt, um Simon. Er wird durch die Ereignisse am Anfang des Buches von Jace nach Idris gebracht. Dies ist eigentlich streng verboten, denn Schattenweltler dürfen ohne Erlaubnis Alicante, die Stadt der Schattenjäger, nicht betreten. Dadurch kommt es zu den ersten Konflikten. Simon wird offiziell nach New York geschickt, aber in Wahrheit ins Gefängnis geworfen und vom Inquisitor gefoltert. Dieser will Simon zwingen die Lightwoods als Anhänger Valentins zu bezichtigen. Clary hingegen landet schließlich auch in Idris und trifft dort neue Freunde und Feinde, wobei diese versteckt agieren. Einer der neuen Charaktere in City of Glass ist Sebastian, Sohn von Freunden der Lightwoods und durchaus attraktiver Junge, wie Clary findet. Dann überschlagen sich die Ereignisse und Alicante wird von Valentin und seinem Dämonenheer bedroht und sein Sohn, Jonathan, gerät in den Mittelpunkt.

City of Glass ist ein zweischneidiges Schwert. Einerseits ist es spannend und interessant und dann ist es wieder einfach ermüdend. Der Grund ist eindeutig in den Charakteren zu finden. Die Geschichte um Simon ist das bisher Beste, was Cassandra Clare zu Papier gebracht hat. Seit dem ersten Band „City of Bones“ hat er große Veränderungen durchgemacht und ist gewachsen. Die Konflikte um ihn, sei es, dass der Inquisitor ihn zu einer Aussage zwingen will, sei es weil die Vampire ihn vernichten wollen, da er ein Tageslichtler ist, sind gut ausgearbeitet und bringen ihn persönlich voran. Ebenso sind Alex, Magnus Bane und Isabelle weiterhin gut gezeichnet, sie sind nachvollziehbar, man kann sich in sie hineinversetzen und ihr Handeln verstehen. Warum aber Cassandra Clare gerade bei Clary, Jace und Sebastian darin versagt, ist ein Rätsel. Clary ist nach wie vor, das vorlaute, kleine Mädchen, das nichts anderes tut als sich in Schwierigkeiten zu bringen und retten zu lassen. Warum sie dauernd als stark und Heldin bezeichnet wird, ist ein Rätsel. Erst am Ende ergreift sie ein klein wenig die Initiative, muss aber auch da, dazu gezwungen werden. Vielleicht wollte Cassandra Clare bei ihr einfach zu viel. Jace hingegen macht zwar eine minimale Entwicklung durch, wird dadurch aber weniger glaubwürdig. Ein nahezu perfekter Krieger, als der er vorher immer dargestellt wurde, der plötzlich nur noch ein Häuflein Elend mit lauter Selbstzweifeln ist, ist einfach niemand der als Identifikationsfigur herhalten kann. Fast hat man den Eindruck, dass Cassandra Clare nur Motive benutzen wollte, die romantischen Wunschträumen entspringen, ohne darauf zu achten, ob sie passen. Sebastian hingegen könnte eine ganz interessante Figur sein, wenn er nicht so eindimensional dargestellt würde. Schon kurz nach seinem ersten Auftauchen ist klar, dass etwas nicht mit ihm stimmt. Das ist schade, denn hier wird viel Potential verschenkt. Von den Charakteren her ist „City of Glass“ somit eher zweigeteilt.
Die Geschichte hingegen ist gelungen und spannend. Andauernd passiert etwas und Cassandra Clare bereitet das große Finale, welches dann leider etwas kurz daher kommt, sehr gut vor. Valentins Züge und seine letztendlicher Plan sind durchdacht und zeugen davon, dass sich Cassandra Clare einige Gedanken gemacht, wie sie die Chroniken der Unterwelt zuende führen möchte.
Einzig eine Sache trübt den guten Eindruck. Und zwar scheinen alle wichtigen Charaktere auf der guten Seite kurzzeitig nicht mehr fähig zu sein, logisch zu denken. Einiges hätten von ihnen schon frühzeitig verhindert werden können, wenn Cassandra Clare ihnen nicht diese Fähigkeit absprechen würde. Besonders das Rätsel um das Versagen der Dämonentürme und die sich daraus ergebenen Konsequenzen sind eigentlich sehr offensichtlich, nur ziehen weder Jace noch Clary die richtigen Schlüsse und so kommt es dann zu einem dramatischen Finale, welches zwar gut geschrieben ist, aber den faden Beigeschmack hat, nicht notwendig gewesen zu sein. Da wäre unter Umständen mehr möglich gewesen.
Stilistisch hat sich Cassandra Clare auf jeden Fall verbessert. Ihre Sätze sind jetzt ausgefeilter und angenehm zu lesen. Die Beschränkung auf Idris als Handlungsort tut dem Buch ebenfalls gut, denn so werden allzu skurrile Ideen, wie die Vampirmotorräder oder übers Wasser fahrende Autos, verhindert. Das ganze Buch hat dieses Mal keinen Großstadtflair, sondern vermittelt vielmehr eine klassische Fantasyatmosphäre, die einfach besser zu den Schattenjägern und ihrer Welt passt. Ein eindeutiger Pluspunkt für „City of Glass“.


Fazit

„City of Glass“ ist eindeutig der beste Band der Chroniken der Unterwelt. Alte Fehler werden weitestgehend vermieden und das Buch gewinnt an Atmosphäre und Spannung. Einzig das manchmal seltsame Verhalten der Charaktere stört etwas. Trotzdem ist „City of Glass“ lesenswert.


Pro & Contra

+ spannend und relativ gut durchdacht
+ Simons Entwicklung
+ guter Hintergrund
+ Auftritt der Engel

- manches Mal ist das verhalten der Charaktere unverständlich
- Schwarz-Weiß-Malerei bei den Charakteren

Bewertung:

Charaktere: 3,5/5
Handlung: 4/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 4/5


Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Cassandra Clare:

Rezension zu City of Bones - Chroniken der Unterwelt
Rezension zu City of Ashes - Chroniken der Unterwelt