Egmont Lyx (Oktober 2010)
Originaltitel: Dark Swan: Thorn Queen
broschiert mit Klappe, Trade Paperback
Seiten: 368, 12,95 EUR
ISBN: 978-3-8025-8212-7
Genre: Urban Fantasy
Klappentext
Sie ist das Kind zweier Welten - aber wo liegt ihr Schicksal?
Als neue Königin des Dornenlandes hat die Schamanin Eugenie Markham große Verantwortung übernommen. Und auch ihre Gefühlswelt gerät ziemlich durcheinander, weil ihr Geliebter Kiyo neuerdings viel Zeit mit seiner schwangeren Exfreundin verbringt. Da verschwinden plötzlich junge Mädchen aus der Anderswelt, und Eugenie muss der Sache auf den Grund gehen. Doch damit begibt sie sich in größte Gefahr, denn der Entführer scheint es auch auf sie abgesehen zu haben ...
Rezension
Eugenie muss sich als Königin regelmäßig mit dem Dornenland verbinden, damit es gedeiht. Anfangs wehrt sie sich gegen ihre neue Rolle und wälzt die Regierungsgeschäfte auf Bedienstete ab, die der Eichenkönig Dorian ihr zur Verfügung gestellt hat. Doch spätestens nach einer erzwungenen Reise durch das Dornenland, das sich nach ihrer Vorstellungen geformt hat, wird Eugenie bewusst, dass es der Bevölkerung an allem mangelt. In der technisch weniger fortschrittlichen Anderswelt ist das Leben in der Wüste bitterhart. Eugenie beschließt, ihrem Volk zu helfen, auch wenn ihr Freund Kiyo dem skeptisch gegenüber steht. Er möchte nicht, dass sie mehr Zeit als erforderlich in der Anderswelt verbringt. Doch er kümmert sich kaum um sie und ihre Probleme, da die Geburt seines Kindes bevorsteht. Während er deshalb oft seine frühere Geliebte Maiwenn besucht, lässt sich Eugenie immer tiefer in die Anderswelt hineinziehen …
In „Dornenthron“ bewegt sich Richelle Mead etwas von Eugenies Schamanentum weg. Trotzdem kommt man in den Genuss der ein oder anderen Austreibungsszene. Der Schwerpunkt liegt dieses Mal allerdings auf Eugenies Rolle als Königin des Dornenlands und den Problemen, die in dieser Wüste auftreten. Es mangelt an Wasser, die Ernten sind schlecht und zu allem Übel verschwinden auch noch Mädchen spurlos. Wie Eugenie die Probleme angeht ist teilweise ganz amüsant, denn die Königin hat keinen Schimmer, wie sie die Infrastruktur ihres Reiches aufbessern könnte. Immerhin kann sie den Leuten dank ihrer Magie beim Wassersuchen helfen. Wasser kann sie spüren und bewegen, mit den Stürmen hapert es aber noch. Noch kann sie nicht einmal einen Windhauch absichtlich verursachen, doch sie sehnt sich danach, zu lernen, wie man die Luft beherrscht. Was die Entführungen angeht, greift sie leidenschaftlich durch – es dauert jedoch, bis sie auf der richtigen Spur ist.
Das Dornenland ist von einer surrealen Schönheit. Die mittelalterlich anmutende Burg, die altertümlichen Dörfer und Städte passen so gar nicht in eine Wüste voller Kakteen und Rauchdorne. Doch so schön das Land ist, so gefährlich ist es auch. Und Eugenie fühlt sich für die Bevölkerung verantwortlich, schließlich hat sich das Dornenland nach dem Vorbild ihrer Heimat Tuscon geformt. Ihr Engagement für die Feinen, auch Glanzvolle oder Feen genannt, lässt Eugenie allmählich die Vorurteile gegenüber der Anderswelt ablegen. Sie erkennt ihre Bewohner nun als fühlende Wesen mit Ängsten und Hoffnungen an. Diese Wandlung macht der Leser genauso durch wie die Protagonistin. Im ersten Band verspürte man noch Vorbehalte gegenüber der Anderswelt, die ihre Tücken hat. Doch inzwischen fühlt man sich wie Eugenie dort richtig wohl. Richelle Mead stellt dabei die innere Zerrissenheit ihrer Protagonistin gekonnt dar und so versteht man auch Eugenies Liebe zu zwei Männern. So wie sie zu beiden Welten gehört, so schlägt ihr Herz sowohl für Kiyo als auch für Dorian.
Kiyo erfüllte bereits im ersten Band der Reihe die Funktion des etwas düsteren, aber moralisch unbedenklichen Durchschnittstraummanns, der mit dem Feinenkönig Dorian kaum mithalten konnte. Im zweiten Band nun verblasst Kiyo zu einem langweiligen Moralapostel. Er verspielt einiges an Sympathiepunkten, weil er Eugenie nicht richtig unterstützt und obendrein fortlaufend Kritik an ihr übt. Zwar ist seine Sorge um Eugenie und die Prophezeiung berechtigt und nachvollziehbar, doch er geht die Sache einfach vollkommen falsch an. Dorian hingegen bringt mehr Verständnis für Eugenie auf, zeigt sich empathisch und bleibt dabei seiner ambivalenten Art treu. Er ist immer noch der lakonische, aber auch gefährliche Herrscher, der den Leser mit seiner Ehrlichkeit schier umhaut. Im Gegensatz zu Kiyo beweist er eine einnehmende Konsequenz – auch wenn man nicht all seine Handlungen gut heißen muss, er besitzt ordentlich Ecken und Kanten, die ihn interessant machen. Gerade weil er Eugenie zur Macht verführt, trägt er maßgeblich zum Spannungspotential in „Dark Swan“ bei.
Das Schöne bei Richelle Mead ist, dass jede Reihe etwas ganz Anderes bietet. Ihre Stärke liegt dabei eindeutig bei ihren Erwachsenenreihen um Georgina Kincaid und Eugenie Markham. Georgina als Sukkubus scheint auf den ersten Blick gänzlich anders zu sein, wer beide Reihen liest, wird aber auch Gemeinsamkeiten entdecken. Beide sind leidenschaftliche Frauen, die mit ihrem Schicksal hadern. Und beide sind einfach extrem sympathisch. Georgina mit ihrer Impulsivität, Eugenie mit ihrem Dickkopf. Das, was „Dark Swan“ vielleicht ein bisschen besser macht, ist die Anderswelt. Die teilweise eher klassischen Fantasyelemente machen die Urban Fantasy Reihe verträumter, irgendwie irrealer. Zugleich ist sie auch dramatischer, denn was Eugenie in „Dornenthron“ widerfährt, nimmt den Leser richtig mit. Das Ende passt nach all den Ereignissen gut, lässt einem Raum zum Luft holen und macht neugierig auf den dritten Teil, der voraussichtlich nächsten Sommer bei Egmont Lyx erscheinen wird. Wie gewohnt sieht das Paperback fabelhaft aus und hält intensivem Lesen stand.
Fazit
„Dark Swan – Dornenthron“ glänzt wie sein Vorgänger mit einer spannenden Story, viel Humor und der bizarren Schönheit der Anderswelt. Eugenie entwickelt sich charakterlich weiter und überwindet ihre Vorurteile, sodass auch der Leser ihr Reich mit ganz anderen Augen sehen kann. Ein phantasievoller und feuriger Lesespaß!
Pro & Contra
+ Dorians empathische, ambivalente Art
+ Eugenies Weiterentwicklung
+ spannend und dramatisch
+ surreale Schönheit des Dornenlands
+ knisternde Erotik
+ Aufmachung und Qualität des Paperbacks
o Mischung aus High und Urban Fantasy
- Kiyo überzeugt abermals nicht
Wertung:
Handlung: 4/5
Charaktere: 4,5/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 4/5
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