Wiedersehen in Virgin River (Robyn Carr)

Verlag Mira, September 2010
Originaltitel: Shelter Mountain, übersetzt von Barbara Alberter
Taschenbuch, 460 Seiten, € 7,95
ISBN: 978-3899417500

Genre: Belletristik


Klappentext

"Flucht!" Das ist der Gedanke, der Paige Lassiter beherrscht. Nur fort von ihrer Heimatstadt, fort von ihrem brutalen Ehemann. Auf ihrer verzweifelten Suche nach einem sicheren Ort für sich und ihren kleinen Sohn landet sie in Virgin River - und wird in einer regnerisch-kalten Oktobernacht von John "Preacher" Middleton aufgenommen. In Gegenwart des eindrucksvollen Ex-Marines mit dem sanften Wesen fühlt Paige sich sofort sicher und geborgen. Und auch sie bringt in dem verschlossenen Mann eine Saite zum Klingen, deren Ton er zuvor nie gehört hat. Doch erst als Paiges Exmann in Virgin River auftaucht und seine Frau und sein Kind zurückverlangt, entdecken beide, welche Gefühle sie wirklich füreinander hegen.


Die Autorin

Als Robyn Carr mit Ende zwanzig ihrem Ehemann zu seinen Einsätzen als Air Force Helikopterpilot folgte, konnte sie ihren eigentlichen Beruf als Krankenschwester nicht mehr ausüben. So begann sie erst zu lesen, und dann selber zu schreiben. Inzwischen sind von der erfolgreichen Bestsellerautorin und Mutter von zwei Kindern über fünfundzwanzig Romances erschienen.


Rezension

Es ist ein Nachhausekommen, zurück zu einer geliebten Familie. Alle sind sie wieder da, die liebgewonnen Einwohner von Virgin River. Mel und Jack sind mittlerweile verheiratet und erwarten Nachwuchs, Preacher lebt zurückgezogen in der Bar und bereitet wie immer köstliche Mahlzeiten zu und der Jugendliche Rick macht seinen Schulabschluss, während Lizzie, seine Teenagerliebe, wieder bei ihrer Mutter wohnt. In einer stürmischen Nacht wehen Paige und ihr kleiner Sohn Chris herein, sie sind auf der Flucht vor ihrem brutalen Ehemann und laufen buchstäblich um ihr Leben. Es ist überhaupt ein Wunder, dass sie noch Auto fahren kann, so wie ihr Mann sie zugerichtet hat. Preacher erkennt sofort, was passiert ist, mit viel Einfühlungsvermögen bietet er ihr erst einmal einen sicheren Hafen an. Auch Mel gelingt es, ihre Verletzungen zu dokumentieren für den Fall, dass sie gerichtliche Schritte einleiten möchte. Mit viel Überzeugungsarbeit wird sie überredet, in Virgin River zu bleiben, die Einwohner stehen hinter ihr und wollen sie beschützen. Niemandem sind die begehrlichen Blicke entgangen, die zwischen ihr und Preacher hin und her gehen. Erst als ihr Mann Wes eindrucksvoll demonstriert, wie gefährlich er wirklich ist, wird ihnen allen die Brisanz der Situation bewusst. Durch diese Aktion bringt er sich allerdings auch ins Gefängnis und Paige kann aufatmen - aber für wie lange?

Wie ein ruhiger, gemächlicher Fluss plätschert die Story vor sich hin, manchmal unterbrochen von einigen Stromschnellen. Die haben es allerdings in sich, wenn etwas passiert, dann Dramatisches. Paige braucht lange, bis sie Vertrauen fasst - kein Wunder bei ihrer Vorgeschichte. Schon früh geprägt durch eine brutalen Vater und herrischen Bruder ist sie trotzdem nicht in der Lage, die wahren Wesenszüge ihres Mannes von Anfang an zu erkennen. Viel zu lange harrt sie bei ihm aus, sie setzt sich gerichtlich zur Wehr und versucht alles, um von ihm loszukommen. Aber das ist nicht so einfach, denn trotz allem ist er immer noch Chris’ Vater. Sie will endgültig fliehen und mit neuem Namen und neuer Identität ein neues Leben mit ihrem Sohn beginnen. Durch einen unglücklichen Zufall verfährt sie sich und schneit bei Preacher herein. Der verliebt sich fast sofort in sie und versucht alles, um sie zum Bleiben zu überreden. Schnell erkennt sie sein wahres Wesen, trotzdem dauert es noch einige Zeit, bis sie sich ihre wahren Gefühle gestehen. Beide haben Angst, wieder verlassen und enttäuscht zu werden, sie glauben, nicht gut genug für den anderen zu sein. Dieses Umeinanderherschleichen nimmt viel Raum ein, eigentlich viel zu viel und es geht viel zu friedlich weiter.
Einfühlsam und mit viel Gefühl beschreibt die Autorin Preachers Gefühle, seine Versuche, dass Vertrauen von Paige und Chris zu gewinnen. Er, der noch nie länger etwas mit einer Frau hatte und überhaupt keine Erfahrung mit Kindern hat, setzt eindrucksvoll seine eigenen Mittel ein, die sehr überzeugend dargestellt sind.

Genauso viel Raum nehmen auch weitere Geschichten ein, Mel und Jack bekommen ihr erstes Baby und was bis dahin passiert, wird ausführlich behandelt. Mike Valenzuela, ein weiterer Ex-Marine und Kumpel von John und Jack, wird angeschossen und kommt zur Genesung nach Virgin River. Hier fühlt er sich wohl und angenommen, nicht so bedrängt von seiner zwar lauten, aber liebevollen Latino-Familie. Hier kann er seinen eigenen Rhythmus wieder finden, man lässt ihn in Ruhe sich regenerieren. Auch Lizzie taucht wieder auf mit einer riesigen Überraschung im Gepäck, der Verlauf ihrer Beziehung zu Rick wird genauso ausführlich behandelt. Es sind viele kleine Geschichten, die sich zum großen Ganzen arrangieren. Natürlich taucht auch Wes wieder auf, beim finalen Showdown gibt es noch eine faustdicke Überraschung und endlich auch genug Spannung. Aber genau dieser gemächliche Erzählstil macht den Reiz der Virgin-River-Geschichten aus, man ist Mitglied einer großen, reizvollen Familie, die alle ihre Hochs und Tiefs erleben. Dramatik, Trauer und Freude wechseln sich ab, genauso wie planvolles und überstürztes Handeln, nicht immer geht alles in einem Happy End aus. Das ist reales Leben, die Charaktere haben ihre Ecken und Kanten, obwohl sie meistens eigentlich viel zu wunderbar sind. Ein paar mehr Kanten würden ihnen gut zu Gesicht stehen, es passt prima, dass es genug Dramatik gibt.


Fazit

Eine wunderbare Familiengeschichte, in der zwar einiges viel zu schnell passiert, man sich aber geborgen und heimisch fühlt. Meistens verläuft die Story ruhig und beschaulich, ab und an unterbrochen von ihrer ganz eigenen Dramatik. Vielleicht ein bisschen zu beschaulich über weite Strecken, dafür blitzt aber immer wieder mal eine gehörige Portion Humor durch.


Pro und Contra

+ interessante, liebenswerte Charaktere
+ viele Geschichten passieren nebeneinander
+ humorvoll
+ beschauliche Atmosphäre
+ realistisch und nachvollziehbar
+ ausgewogene Mischung von Dramatik und ruhiger Erzählung
+ Heimkommen in eine bekannte Familie

- manchmal etwas langatmig
- manche Ereignisse verlaufen zu glatt

Wertung:

Charaktere 4/5
Handlung 4/5
Lesespaß 4/5
Preis/Leistung 4/5


Rezension zu „Neubeginn in Virgin River“ (Band 1)

Rezsnsion zu "Happy End in Virgin River" (Band 3)