UBooks (1. Auflage Februar 2008)
143 Seiten, EUR 18,90
ISBN-10: 3866080891
Genre: Sachbuch (Mystery)
Klappentext
Wir beurteilen die Sitten und Lebensverhältnisse, welche vor vier- bis fünfhundert Jahren herrschten, gerne nach heutigen Maßstäben. Deshalb erscheint und das Zeitalter der Hexenverbrennungen dunkel und barbarisch. Aber es war auch die Zeit großer Namen wie Luther, Kolumbus, Bach, da Vinci und Shakespeare!
<<Von Unholden und Hexen>> gehört zu den ersten Hexentraktaten, die nach Bekanntgabe der Hexenbulle Papst Innozenz´ VIII. aus dem Jahre 1484 verfasst wurden. Nur kurze Zeit vorher, 1487, war der berühmt-berüchtigte Hexenhammer erschienen. Mit diesem wurde auch das Werk Molitors als maßgebliches Regelwerk zur Hexenfrage sehr bekannt.
Rezension
Von Hexen und Unholden ist eine Neuauflage des bekannten, gleichnamigen Hexenbuches von Ulrich Molitor und Konrad Lauterbach. Überarbeitet von Nicolaus Equiamicus besticht es schon zu Beginn mit passend düster gewähltem Cover und einer sehr ansprechenden Einleitung. Die Gliederung in zwei Teile, zum einen ein Bericht und zum anderen eine Kurzgeschichtensammlung, veranschaulicht, was zu erwarten ist und schürt Neugierde.
Einstimmung pur!
Blättert man weiter zum ersten Teil, der hauptsächlich aus einem lang geführten Dialog besteht, wird einem schnell klar, dass dieses Buch weder seichte, noch leicht zu lesende Unterhaltung bieten kann. Zwar wurde der Text in die derzeitige Rechtschreibung gesetzt und sprachlich näher an das heutige Deutsch herangeführt, doch dem ungeübten Leser bleibt es dennoch nicht erspart, sich mühevoll in die frühneuhochdeutsche Sprache einzulesen. Sobald dies dann gelungen ist, lernt man die Möglichkeit sehr zu schätzen, die Zeit der Hexenverfolgungen aus damaligen Augen zu betrachten. So wird zum Beispiel beredet, ob Hexen und Unholden die Gabe besitzen, der Menschen Angesichter zu verändern, oder ob aus des Teufels Beischlaf mit den Weibern Kinder geboren werden können.
Fragen und Antworten, die teilweise amüsieren, aber auch erschreckend sind.
Der zweite Teil, eine themengeordnete Kurzgeschichtensammlung, ist anschaulich gestaltet und gibt Einblicke in damalige Prozesse und oft haarsträubende Berichte. Ebenso wie bei dem im August erschienenen Buch "Die Geisterwelt" beweist Nicolaus Equiamicus auch hier sein Gespür für übersichtlich gestaltete Einteilungen, die dem Leser ein lustvolles Schmökern ermöglichen.
Fazit
Trotz anfänglich aufzuweisender Mühe, sich in die frühneuhochdeutsche Sprache einzulesen, zeigt dieses Buch gute und verständliche Einsichten in die damalige Zeit. Nicolaus Equiamicus Überarbeitung bietet Stimmung und Wissenswertes, schafft es jedoch auch sich einen altertümlichen Charme zu erhalten und damit den Leser lebhaft in die Vergangenheit zu entführen.
Pro und Contra
+ interessante & unbedingt empfehlenswerte Kurzgeschichtensammlung
+ stimmungsvoll zu lesen
+ wertvolle und detailreiche Aufarbeitung
+ gutes Verständnis durch Fussnoten
- anfängliche Schwierigkeiten beim Lesen für Ungeübte in alten Ausdrucksweisen
Wertung: Auf eine Punktewertung wurde in dem Fall verzichtet, da es sich um ein Stück Kulturgeschichte handelt. Es sei einfach gesagt, dass es für jeden, der Interesse an Geschichte und Sagen hat, ein absolut empfehlenswertes Buch ist!
Interview mit Nicolaus Equiamicus (Dezember 2008)