Lilienblut (Ascan von Bargen)

UBooks  (1. Auflage, Mai 2007)
188 Seiten, 12.95 EUR
ISBN: 139783866080775


Genre: Dark Fantasy


Klappentext

Joaquin Ferrier, Art und Okkultist, wird zum Haus eines renommierten Bankiers gerufen, dessen Tochter an einer rätselhaften Erkrankung leidet.
Doch für die Tochter des Bankiers kommt jede Hilfe zu spät. Sie stirbt – mit demselben mysteriösen Namen auf den Lippen, den Ferrier schon von den anderen Opfern der Epidemie erfahren hat …

Eine atemlose Jagd beginnt – und Ferrier ahnt nicht, dass er sich damit auf ein Spiel eingelassen hat, aus dem es kein Entrinnen mehr gibt …


Rezension

Paris 1894 – eine Welt zwischen Vergnügungssucht und geheuchelter Etikette. Die feine Gesellschaft stolziert auf den Boulevards umher und verbreitet anrüchige Gerüchte, während sich eine mysteriöse Krankheit in die Reihen dieser verwöhnten Personen schleicht. An dieser Stelle beginnt die Geschichte Joaquin Ferriers:
Als er bei den Fontenays, der Bankiersfamilie, eintrifft, erwartet ihn ein grauenerregendes Bild: Justine Fontenay, einstmals wunderschön, gleicht einer grotesk verunstalteten Mumie. Zusammen mit Ferrier erlebt der Leser die letzten Stunden der Kranken: Sie sind grauenerregend und in höchstem Maße abscheulich. Ascan von Bargen beweist ein unheimliches Talent, widerwärtige und tiefdunkle Szenen eindringlich zu beschreiben. Nicht nur hier läuft einem beim Lesen ein eisiger Schauer über den Rücken!

Mit dem historischen Setting grenzt sich der Autor von modernen, oftmals romantisch angehauchten Vampirromanen ab. In diesem Buch kommt wenig Romantik auf, eher triefend schwarze Erotik und absurdes Schaudern. Es wimmelt nur so vor pompösen und ekelerregenden Bildern. Diese Verbindung schafft eine beklemmende Stimmung, die den Leser in ihren Bann zieht und die grausigen Bilder zum Leben erweckt. Einzig negativ fällt auf, dass Autor viel zu verschwenderisch mit Ausrufezeichen umgeht, so als wolle er seine Sätze zusätzlich dunkel untermalen – aber nach 50 Seiten geht es dem Leser leicht auf die Nerven.

Auf „nur“ 188 Seiten kreiert Ascan von Bargen eine morbide Atmosphäre voller Ekel, Blut und Erotik. Der Roman ist unheimlich dicht geschrieben und schafft ein rasantes, bedrückendes Lesegefühl. Glücklicherweise findet man trotz der Kürze keine angerissenen und vollendeten Szenen oder Nebencharaktere, die mehr oder minder „nutzlos“ in der Story herumdümpeln. Ascan von Bargen konzentriert sich konsequent aufs Wesentliche, wodurch jedes Kapitel essentieller Bestandteil der Geschichte wird. Nichts erscheint einem zu viel oder zu ausschweifend – und dennoch hat man niemals das Gefühl, dass etwas fehlt.


Fazit

Herrlich morbider Vampirroman, der den Leser ins Paris des 19ten Jahrhunderts entführt und der herben Vergnügungssucht der feinen Gesellschaft ausliefert. Dazwischen das allgegenwärtige Grauen, das sich tiefschwarz über die pompösen Empfänge und obszönen Liebschaften legt. Ein atmosphärischer Hochgenuss!


Pro & Contra

+ erotisch-morbide Atmosphäre
+ scharf gezeichnete Charaktere
+ stilistisch durchweg gelungen
+ durchweg spannungsgeladen

- zum Ende hin etwas wirr

Wertung:


Handlung: 4/5
Charaktere: 5/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 4/5


Rezension zu "Die Legenden des Abendsterns"

Interview mit Ascan von Bargen