Schriftsteller Harry Mulisch ist tot

Der niederländische Schriftsteller, Autor des Welterfolgs "Die Entdeckung des Himmels", starb im Alter von 83 Jahren.

Wie sein Verlag De Bezige Bij am Sonntag mitteilte, erlag Harry Mulisch am Samstagabend in seinem Haus in Amsterdam einem Krebsleiden. Der 1927 in Haarlem geborene Autor war international hochgeehrt und über Jahre hinweg immer wieder als Anwärter auf den Literaturnobelpreis im Gespräch. Auch in Deutschland hatte er viele Leser. Zusammen mit den vor mehreren Jahren gestorbenen Autoren Gerard Reve und Willem Frederik Hermans wurde Mulisch stets zu den "Großen Drei" der niederländischen Literatur gezählt. Seinen ersten Roman veröffentlichte Mulisch bereits mit 24 Jahren.

Den internationalen Durchbruch schaffte der Autor 1983 mit seinem im Jahr zuvor erschienenen Roman Das Attentat über den Widerstand gegen die deutsche Besatzung in den Niederlanden. Mulischs 1992 veröffentlichte philosophisch-mystische Gesellschaftschronik Die Entdeckung des Himmels wurde vor drei Jahren bei einer repräsentativen Leserumfrage zum besten niederländischen Roman aller Zeiten gekürt. Das fantasievolle und mitreißende Werk blieb auch im deutschsprachigen Raum monatelang in den Bestsellerlisten.

Mulischs umfangreiches Werk mit Romanen, Novellen, Essays, Dramen, Opernlibretti und Gedichtbänden fand Leser in aller Welt. Einige seiner Bücher wurden in mehr als 30 Sprachen übersetzt. Stark geprägt wurde sein Schaffen durch die Erinnerung an den Nationalsozialismus und den Zweiten Weltkrieg. Hochgelobt wurde er 1961 auch als politischer Berichterstatter vom Eichmann-Prozess in Jerusalem gegen Adolf Eichmann, einen der Hauptorganisatoren der Deportation und Ermordung der Juden während der Nazi-Diktatur.

Als Schriftsteller verarbeitete Mulisch dabei auch seine durch die Familienverhältnisse verursachte innere Zerrissenheit: Der Vater, bei dem Mulisch aufwuchs, war ein aus dem Sudetenland eingewanderter Offizier und Bankier, der in Holland mit den Nazis beim Raub jüdischen Eigentums kollaborierte. Mulischs Mutter war eine belgische Jüdin. Die Eltern hatten sich 1936 scheiden lassen.

2002 erhielt Mulisch für seinen literarischen Beitrag zur Versöhnung zwischen Niederländern und Deutschen das Bundesverdienstkreuz.


Quelle: zeit.de