Dornröschen muss sterben (Ulrike Barow)

Verlag: Leda, März 2009
TB, 218 Seiten, € 8,90
ISBN: 978-3939689140

Genre: Regionalkrimi


Klappentext

Sonnenwärme, Segelboote, Sport und Spiele am Strand, verlockend schöne Frauen in allerbester Flirtlaune. Hendrik Beyer fühlt sich auf Baltrum wie im Paradies. Nur hat er leider kein Glück mit Frauen, denn Hendrik trinkt zu viel. Und mit einem Filmriss aufzuwachen, ist besonders unangenehm, wenn die letzte Flirtpartnerin ermordet aufgefunden wurde. Der Bremer Detektiv Wolf Arnken, seit seiner Kindheit regelmäßig Feriengast auf der kleinsten ostfriesischen Insel, die bei Einheimischen und Urlaubern als das Dornröschen der Nordsee bekannt ist, wollte eigentlich nur mit seinem Sohn den Urlaub genießen, verfolgt die Ermittlungen gegen Hendrik aber trotzdem mit Interesse. Auch als eine zweite Tote gefunden wird, denkt Arnken nicht daran, wie andere Inselgäste in Panik die Fähre zum Festland zu stürmen. Aber als wenig später sein Sohn verschwindet, wünscht er, er hätte es getan...


Die Autorin

Ulrike Barow, 1953 im ostwestfälischen Gütersloh geboren, ist nach dreißig Jahren Inselaufenthalt auf Baltrum kürzlich ans Festland zurückgekehrt und lebt seitdem mit ihrer Familie in Leer. Sie ist gelernte Buchhändlerin.


Rezension

Wie jedes Jahr über Himmelfahrt werden vom Niedersächsischen Turnerbund die Beachspiele auf Baltrum ausgerichtet. Jeder kann mitmachen, und so tummelt sich eine bunte, fröhliche und ausgelassene Schar am Strand, um bei herrlichem Sommerwetter viel Spaß zu haben. Wolf Arnken und sein Sohn Jannis kommen schon seit Jahren zu dieser Zeit hierher, wie viele andere Bekannte auch. Sofort ist Jannis von seinen Freunden umringt, die ein fröhliches Wiedersehen feiern. Sportvereine nutzen das Angebot und kommen mit ihren Jugendlichen für ein paar unbeschwerte Tage auf die autofreie Insel. So auch Britta Saathoff aus Leer, die sich grade von ihrem Freund getrennt hat und ein paar sorgenlose Tage verbringen möchte. Für sie ist die Jugendorganisation ein Klacks, mit ihren Mitbetreuern versteht sie sich gut. Auf der Insel trifft sie Hendrik Beyer und verliebt sich ihn. Leider muss sie schon am nächsten Tag feststellen, dass der Mann zwei Seiten hat und ihr die alkoholgefüllte Seite gar nicht gefällt. Als die erste Frauenleiche gefunden wird, gerät Hendrik unter Mordverdacht, denn sein Boot ankert genau neben dem Tatort. Und er war der Letzte, der die Frau lebend gesehen hat.

Wolf Arnken, ein Privatdetektiv aus Bremen und Roland Lütjens, Polizist auf Bad Zwischenahn, unterstützen die Baltrumer Polizei, die lediglich aus zwei Beamten besteht. Beide sind auch mit Hendrik bekannt, Roland kennt ihn noch aus Schultagen und sie wollen ihm helfen. Nicht ganz einfach, wenn der Verdächtige sich nicht helfen lassen will. Als eine zweite Frauenleiche gefunden wird, gerät die Insel in einen Ausnahmezustand und die Flucht auf das Festland beginnt. Wolf prägt seinem Sohn ein, niemals alleine und im Dunkeln über die Insel zu laufen, trotzdem ist er eines Abends einfach verschwunden. Ein wahrer Wettlauf mit der Zeit beginnt.

Atmosphärisch großartig geschrieben bleibt es leider doch eine dünne Story. Es gibt kaum Hinweise auf den Täter, dafür jede Menge Verdächtige und viel Inselkolorit. Einschübe in kursiv gedruckt vom Täter gibt es immer wieder, seine Motive bleiben ziemlich im Dunklen. Das Ende ist sehr abrupt und eine Menge Fragen bleiben offen, vor allem zum Motiv des Mörders. Verschiedene Charaktere werden eingeführt, von sympathisch bis äußerst unsympathisch ist alles vertreten, vor allem werden allgemeine Klischees bedient. Die Story ist zu kurz, als dass sich jemand groß entfalten könnte, stereotyp von Anfang an mit wenig Entwicklungspotential. Die einzigen Änderungen sind meistens nicht zum Positiven, gerade Hendrik, der anfangs noch ganz sympathisch wirkt, entwickelt sich nach seinem ersten Alkoholgenuss zum wahren Ekelpaket. Man kann Brittas Verzweiflung sehr gut nachvollziehen, als sich ihre vermeintliche gute Partie zum Nachteil verändert.

Viel Sonne, viel Spaß und viel Action, so präsentiert sich nicht nur Baltrum in dem kurzen Zeitraum von vier Tagen. Die Story ist unspektakulär, die Ermittlungsarbeit schwierig, die Ortsbeschreibungen ausgefeilt und detailliert. Wer Baltrum kennt, weiß zu jeder Zeit wie die Ecke aussieht, an der die Geschichte gerade spielt. Die Autorin bringt die Geschichte kurz und knapp auf den Punkt, überflüssige Gedankengänge findet man bei ihr nicht. Diesmal ist sie allerdings zu kurz und knapp gewesen, der Eindruck von Unvollendet bleibt lange haften.


Fazit

Für Baltrum Kenner ein unbedingtes Muss, alle anderen bekommen eine außergewöhnliche Atmosphäre geliefert. Über die dünne Story kann man wegen der eindrucksvollen Ortsschilderungen hinwegsehen, über das Ende jedoch nicht.


Pro und Contra

+ einzigartige Inselatmosphäre
+ Urlaubsfeeling
+ Einblicke in die autofreie Inselwelt
+ bekannte Örtlichkeiten
+ ausgewogene Mischung von Kriminalfall und privaten Umfeld

- Krimianteil zu vorhersehbar
- Motive des Täters nicht erklärt
- das Ende zu abrupt
- stereotype Charaktere

Wertung:

Handlung: 3/5
Charaktere: 3/5
Lesespaß: 3/5
Preis/Leistung: 3/5