Die Blutschuld (Sean Williams)

Otherworld (September 2010)
Paperback , 589 Seiten
ISBN: 978-3800095209
€ 14,95 [D]

Genre: Fantasy


Klappentext

Der Kataklysmus liegt ewig zurück, doch seine Auswirkungen machen sich immer noch bemerkbar ... Als ein Homunkulus aus der Zwischenöde entkommt, werden Sal und Shilly aus ihrem Versteck gelockt, um zu helfen, ihn aufzuspüren. Als Gegenleistung werden die Himmelswächter sie nicht mehr wegen Experimenten mit obskuren Geheimnissen verfolgen. Aber was genau ist diese seltsame Kreatur? In welcher Verbindung steht sie zur lückenhaften Geschichte der Welt? Und was hat sie mit Highson Sparre zu tun, Sals vermisstem Vater? Familiengeheimnisse, Politik, lebendige Geister und tote Körper ... all das müssen Sal und Shilly überwinden, um die Wahrheit über die Zwischenöde und die geheimnisvolle Kluft herauszufinden.


Rezension

Mit "Spiegelzwillinge" erschuf der australische Autor Sean Williams eine ganz individuelle und fantasievolle Welt. Mit "Die Blutschuld" kehrt er in eben jene zurück. Im Mittelpunkt stehen drei junge Menschen. Sal und Shilly sind ein junges Paar, das sich in einem kleinen Dorf versteckt. Als sie Besuch bekommen von einem Bekannten, verlassen sie ihren Unterschlupf und gehen auf eine Reise, um Sals Vater zu finden. Er hat ein Geschöpf herbeigerufen, das sie den Homunkulus nennen und das schnurgerade auf die Stadt Laure zurennt und eine Schneise der Verwüstung hinterlässt. Zur selben Zeit ist Skender, ein junger Steinmagierlehrling, auf der Suche nach seiner Mutter. Sie ist auf eine Expedition gegangen und verschollen. Er bekommt Hilfe von einem Mädchen namens Chu, die ihn dorthin bringen soll, wo seine Mutter vermutet wird, nach Laure.

"Die Blutschuld" ist ein fast unabhängiger Roman. Inhaltlich hat er im Prinzip nichts mit dem Vorgänger zu tun, allerdings ist Teil 1 Voraussetzung, um alles zu verstehen. Williams macht sich nicht die Mühe, die Begriffe, die im ersten Buch schon erwähnt wurden, erneut zu erklären. Zwar findet sich ein Glossar im Anhang, aber das ist kein Ersatz, wenn man z.B. wissen möchte, was eigentlich ein Kataklysmus ist.
Nach eben jenem ist der Roman nämlich zeitlich angesiedelt. Durch die Kollision der Ersten und der Zweiten Welt ist die Welt, wie wir sie kennen, nicht mehr existent. Die Erde hat sich gewandelt und der Mensch kann sich nun Magie - hier als Veränderung bezeichnet - zu Eigen machen. Einige Überbleibsel gibt es aber auch, wie z.B. Geländewagen und Luftschiffe, allerdings ist ihr Antrieb magiebedingt.

Wie bereits bei "Spiegelzwillinge" ist der Schreibstil sehr anstrengend. Zwar ist er gut, flüssig zu lesen und etwas gehobener, aber dafür zieht er sich in die Länge. War Band 1 aber noch ein atmosphärischer, apokalyptischer Leckerbissen, der mit einem spannenden Anfang punkten konnte, ist Band 2 zäh wie ein alter Kaugummi unter der Schuhsohle. Bis zur Mitte des Buchs darf man die Protagonisten auf ihrer wenig ereignisreichen Reise begleiten. Warum sie unterwegs sind, bleibt eindimensional: die Suche nach Mutter bzw. Vater bzw. Homunkulus. Hintergrundinformationen sind spärlich gesät, Beweggründe bleiben schleierhaft und Spannung kommt dadurch nicht zustande. Kein Wunder wollen die Figuren einem nicht sympathisch oder wenigstens interessant werden. Zahlreiche Seiten legt man zurück, bis man bemerkt, dass manch ein Charakter eine Behinderung hat, oder diverse Fähigkeiten. Leider liegt das wahrscheinlich nicht daran, dass der Autor es versäumt hat, dies zu erwähnen, sondern daran, dass einem die Gedanken beim Lesen dieses Romans abschweifen.
Während die blassen Protagonisten also 300 Seiten lang auf der Suche sind, vergeht einem mit jedem Kilometer, den sie zurücklegen, die Lust weiter zu lesen.
Irgendwann klappt es dann doch mit ein wenig Spannung, endlich geschieht etwas, aber einfach zu wenig, um die lange Wartezeit wieder gut zu machen. Und so geht der Spannungsbogen wieder in den Keller.
Im letzten Drittel nimmt das Buch nochmal Fahrt auf. Die Frage, wie all das mit Teil 1 zusammenhängt wird geklärt, Beweggründe auch, aber letztendlich bleibt die Geschichte hinter den Erwartungen zurück. Was bleibt, ist ein müdes Schulterzucken und die Erkenntnis, dass das Ende offen ist und Band 3 somit leider keinen neuen Anlauf nehmen wird.


Fazit

Alles wirkt wie ein einfallsloser, lauwarmer und fader Aufguss der Kataklysmus-Saga. Schlussendlich bleibt nur wenig Positives: Die Sprache ist technisch gut, im Gegensatz zum Vorgänger sind Rechtschreibfehler selten und es finden sich massig gute Ansätze. Traurig, das bei all der Kreativität in "Spiegelzwillinge" und dem enormen Potential weitere Geschichten zu spinnen, "Die Blutschuld" so wenig bietet.


Pro und Kontra

+ weniger Rechtschreibfehler
+ gute Ansätze

o der erste Teil ist Voraussetzung für das Verständnis

- bleibt hinter den Erwartungen zurück
- Story bietet kaum Spannung
- Beweggründe und Hintergrundinformationen sind Mangelware
- Charaktere sind uninteressant
- fesselt nicht
Beurteilung:

Handlung: 2,5/5
Charaktere: 2,5/5
Lesespaß: 2,5/5
Preis/Leistung: 2,5/5


Rezension zu Spiegelzwillinge - Die Bücher des Kataklysmus Eins