Schattenstürmer - Die Chroniken von Siala (Alexey Pehov)

Piper Verlag 
Broschiert: 448 Seiten, 16,95 €
ISBN-13: 978-3492701877

Genre: Fantasy


Klappentext

Die Sensation aus Russland – die erfolgreichste Fantasyserie seit „Wächter der Nacht“

Der Unaussprechliche rüstet gegen Siala. Einzig der Meisterdieb Garrett und seine Gefährten können ihre Heimat retten. Doch die Zeit drängt und der Weg ist ohne Wiederkehr …

Nach „Schattenwanderer“ der neue Bestseller um die Chroniken von Siala“!


Rezension

Garret und seine Begleiter, die Elfen um Miralissa und die Elitetruppe "Wilde Herzen", kommen auf ihrer Reise zu den Wäldern von Sagraba nach Ranneng. Ein unplanmäßiger Halt, aber ein nötiger, denn Hallas, der Gnom, hat Zahnschmerzen. Um nicht die ganze Zeit sein Gejammer hören zu müssen, suchen sie also einen Bader. Fortan geht dann alles schief. Zuerst müssen sie wie jeder andere auch, ihre Waffen ablegen - innerhalb der Mauern von Ranneng ist es verboten, etwas größeres als einen kleinen Dolch zu tragen - dann finden sie keinen Bader der dem Gnom passt und schließlich geraten sie in eine Kneipenschlägerei mit Doralissern und Magiern. Als sie schließlich zurück zu ihrem Gasthaus kommen, müssen sie feststellen, dass es überfallen, der Wirt getötet und der Schlüssel, den sie benötigen um das Horn des Regenbogens in Hrad Spine zu finden, gestohlen wurde. Also machen sie sich auf, die Diebe zu finden und das Horn zurück zu erlangen. Dies gelingt zwar, aber Garret und Aal werden verschleppt. In letzter Sekunde werden sie zwar gerettet, aber nur unter Verlusten. Gleichzeitig offenbart sich immer mehr ihr eigentlicher Gegner „der Herr“. Eine mächtige Dienerin von ihm taucht auf und verfolgt sie und nur Walder, der Erzmagier und Mitbewohner von Garrets Körper, scheint etwas gegen sie ausrichten zu können.

Alexey Pehov macht da weiter, wo er in „Schattenwanderer“ aufgehört hat, sowohl bei der Geschichte, als auch bei seinem erfrischenden Schreibstil. An Konventionen scheint er sich auch hier nicht wirklich halten zu wollen. Manch einer hätte vermutlich irgendeinen wichtigen Grund, eine Botschaft oder ähnliches vorgeschoben, um die Gruppe um Garret in die Stadt Ranneng zu bringen. Pehov hingegen nimmt lieber so etwas alltägliches wie Zahnschmerzen. Klingt auf den ersten Blick seltsam und lächerlich, aber es funktioniert besser als die Alternativen, die vermutlich einen größeren schalen Beigeschmack gehabt hätten. Er versucht gar nicht erst zu vertuschen, dass er die Gruppe dort braucht, wo sie hingeht. Denn wie gesagt, nötig ist dieser Abstecher nicht.
Was Pehov dann aus der Grundsituation macht, wirkt in der Zusammenfassung weder innovativ noch mitreißend. Im Prinzip stehen die Gefährten am Ende genau da, wo sie am Anfang waren, nur etwas dezimiert. Aber Alexey Pehov macht daraus mit seinem Schreibstil etwas besonderes. Nach wie vor liefern sich die Charaktere Wortgefechte voll mit Sarkasmus und Ironie, kaum eine Seite vergeht, ohne dass man Grinsen muss. Dabei ist „Schattenstürmer“ durchaus ernst gemeint und nicht der humoristischen Fantasy zuzuordnen. Der Witz ist nicht erzwungen und mutwillig eingearbeitet, sondern ergibt sich aus den völlig verschiedenen Personen und ihren Interaktionen. Wenn Garret auf Kli-Kli, den Hofnarren, oder Hallas auf Deler, der eine Gnom der andere Zwerg, treffen, ergibt sich zwangsläufig der Humor. Wenn es die Umstände allerdings erfordern, bleiben auch die Handelnden ernst, dann tritt der Humor weit in den Hintergrund und man spürt förmlich die Anspannung und den Ernst der Situation. Alexey Pehov hält den Roman also sehr gut im Gleichgewicht.

Man merkt „Schattenstürmer“ durchaus an, dass es zum nächsten Band überleiten soll. Die Geschichte ist längst nicht so komplex, wie noch bei „Schattenwanderer“, dafür komplettiert der Autor aber seinen Hintergrund, führt neue Personen ein und gibt vor allem der Bedrohung ein Gesicht. Der Leser erfährt relativ viel über den „Herrn“, aber nicht zuviel. Dadurch schafft es Pehov die Spannung zu steigern. Immer mehr Rätsel tauchen auf, auch wenn ein paar gelöst werden.
Im Mittelpunkt all dessen steht natürlich wieder Garret, aus dessen Sicht ein Großteil des Romans geschrieben ist. Genau wie alle anderen Charaktere entwickelt er sich weiter. Er selbst stellt sogar Veränderungen bei sich fest. Früher ohne Freunde und Familie, bezeichnet er jetzt die „Wilden Herzen“ als solche. Aber auch so entwickelt er sich weiter. Mehr als ein Rätsel um ihn eröffnet sich nun, z.B. seine Träume und seine Fähigkeit als „Schattenwanderer“.
Ebenso verändern sich die restlichen Mitglieder der Gruppe. Mehr als eine Überraschung erwartet den Leser. Teilweise geschehen Dinge, mit denen man nicht gerechnet hätte und die man auch nicht vermuten konnte. Ebenso lässt Pehov Charaktere sterben, wenn es der Geschichte dient und so heißt es auch in diesem Buch Abschied nehmen von dem ein oder anderen, den man noch gerne begleitet hätte. Alles in allem also ein Roman, der spannend, witzig, aber auch tragisch und atemlos ist. Eine Ruhepause gönnt Pehov Leser und Charakteren kaum.


Fazit

„Schattenstürmer“ ist von der Geschichte her merklich ein Übergangsband, macht das aber mehr als nur wett, durch Alexey Pehovs Schreibstil, der voll schwarzen Humors ist und so bildlich, dass die Handlung vor dem inneren Auge als Film abläuft. Hintergrund, Rätsel und Charaktere wachsen weiter und versprechen viel für den Nachfolger. Mehr kann gerne kommen.


Pro & Contra

+ Pehovs Schreibstil
+ Garret
+ Hallas, Deler und Kli-Kli, ein streitsüchtigeres Trio und bessere Freunde, dürfte schwer zu finden sein
Hintergrund und Ideen
+ spielt mit Klischees und verändert und nutzt sie

+/- zu kurz, man möchte mehr lesen 

Bewertung:

Charaktere: 5/5
Handlung: 4/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 4/5


Interview mit Alexey Pehov (August 2017)

Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Alexey Pehov:

Rezension zu Schattenwanderer
Rezension zu Schattentänzer
Rezension zu Wind
Rezension zu Blitz
Rezension zu Donner
Rezension zu Sturm
Rezension zu Schwarzer Dolch
Rezension zu Dunkler Orden
Rezension zu Goldenes Feuer
Rezension zu Glühendes Tor
Rezension zu Das Siegel von Rapgar