Egmont Lyx (November 2010)
Originaltitel: On The Edge 01
Kartoniert mit Klappe
Seiten: 448, 9,95 EUR
ISBN: 978-3-8025-8345-2
Genre: Urban Fantasy
Klappentext
AN DER GRENZE ZWISCHEN DEN WELTEN ...
Rose Drayton hat eine einzigartige Begabung: Sie kann weiße Blitze schleudern. Diese magische Fähigkeit hat ihr schon viele unerwünschte Verehrer eingebracht. Daher ist sie auch alles andere als erfreut, als eines Tages ein fremder Mann vor ihrer Tür steht. Denn für sie steht fest: Der blonde Krieger hat es auch nur auf ihre Magie abgesehen. Doch als eine Flut machthungriger Geschöpfe ihre Familie bedroht, ist Declan ihre einzige Chance ...
Rezension
Das sogenannte Edge bildet die Nahtstelle zwischen dem Weird, der Welt der Magie, und dem Broken, unserer normalen Welt. Rose Drayton stammt aus dem Edge und ist somit ein Kind der Grenze – sieht verfügt über eine gewisse Magie, kann aber nicht mehr auf sie zugreifen, wenn sie zum Einkaufen ins Broken fährt. Ihre Fähigkeit, weiße Blitze zu erzeugen, erregt schon früh die Aufmerksamkeit der Edger und Blaublütiger aus dem Weird. Die einen wollen sie als starke Waffe für ihre Familie, die anderen gewissermaßen als Zuchtstute. Doch Rose hat ihren eigenen Willen und setzt ihn gnadenlos durch. Zu Beginn der Geschichte hat sie sich ein gutes Stück Ruhe erkämpft und lebt mit ihren Brüdern, einem Nekromanten und einem Werluchs, in ärmlichen Verhältnissen. Die Rabauken verlangen ihrer Schwester einiges ab. Und dann gibt es da auch noch den Opa im Gartenhaus, den der kleine George von den Toten zurückgeholt hat und den Rose des Öfteren mit einer Armbrust angeht. Als auch noch der blaublütige Declan auftaucht und Anspruch auf Rose erhebt, ist das Chaos in ihrem Leben perfekt …
Rose ist ein unglaublich sturer, geradezu „widerborstiger“ Charakter, der es gewohnt ist, sich zu wehren und unliebsame Entscheidungen zu treffen. Ihre Lebensgeschichte macht ihre harte Natur auch verständlich: Die Mutter bandelte nach dem Tod ihrer Eltern mit jedem Mann an, den sie kriegen konnte. Folglich wurde Rose in der Schule als Hurenkind beschimpft und ausgegrenzt. Um den anderen doch noch zu imponieren, zeigte sie ihre weißen Blitze, was zur Folge hatte, dass jeder Mann sie entweder verarschte oder entführen und verkaufen wollte. So verhält sie sich Declan gegenüber feindseelig, was dieser mit seinem zunächst arroganten Blaublütigengehabe geradezu beschwört. Als ehemaliger Elitesoldat ist er einen Befehlston drauf, der Rose auf die Palme bringt – doch seiner Anziehungskraft kann sie nur schwer wiederstehen. Wie auch in „Stadt der Finsternis“ erlebt der Leser hier eine hochexplosive Lovestory, wobei die Annäherung in „Land der Schatten“ schneller vonstattengeht. Auch finden sich in dieser neuen Serie High Fantasy Elemente – das Weird selbst ist eine mittelalterlich geprägte Welt voller Magie, von dem man allerdings im ersten Band noch recht wenig sieht.
Die Kate Daniels-Reihe zeichnete sich durch seine dystopische, düstere Amtosphäre, viel Blutvergießen und vor schwarzem Humor triefenden Dialogen aus – auch in „Land der Schatten“ erkennt man Ansätze davon, doch die neue Reihe ist insgesamt softer. Im Edge erscheinen zwar alptraumhafte Kreaturen, sogenannte „Bluthunde“, die sowohl Ekel als auch Angst hervorrufen, doch bei es bleibt bei relativ wenigen schrecklichen Wesen. Auch die Beziehung zwischen Rose und Declan ist von mehr Zärtlichkeit geprägt als die zwischen Kate und Curran. Roses Brüder erzwingen von ihr auch eine gewisse Sanftheit, schließlich ist sie für zwei junge Burschen verantwortlich. Ihre „Mutterrolle“ erfüllt sie dabei ganz gut, wobei man ihr anmerkt, dass es mit zwei magisch begabten Bengeln einfach verdammt schwer ist. Anfangs wirken die Kinder etwas befremdlich in einer romantischen Urban Fantasy Reihe, doch sie wachsen einem schnell ans Herz. Zudem sind beide interessante Charaktere, ebenso wie ihre Großmutter, die wie eine verschrobene Kräuterhexe aussieht.
Das Edge erscheint dem Leser wie eine urtümliche Waldlandschaft, ein bisschen verwunschen und voller dunkler Winkler. Eine rechtssprechende Kraft, Polizei oder Militär gibt es nicht. Die Familien regeln alles unter sich. Wer angegriffen wird, hat das Recht, sich entsprechend zu wehren. Insbesondere für Rose gestaltet sich das Grenzleben gefährlich, weshalb sie das Haus fast nie ohne ihre Flinten verlässt. Im Edge selbst gibt es kaum Möglichkeiten, zu arbeiten, also muss sie dafür ins Broken gehen. Doch sie hat dort keine echten Papiere und muss zu einem unverschämten Niedriglohn putzen. Die Edger sind insgesamt ein eigenbrötlerisches Volk, das Fremden mit viel Misstrauen begegnet und sich auch untereinander nichts schenkt. Gleichzeitig wirken sie trotzdem wie recht normale Leute vom Land und können in Zeiten der Not zusammenstehen.
Im Gegensatz zur Kate Daniels-Reihe erscheint „Land der Schatten“ im kleineren und günstigeren Paperback-Format. Das Cover ist ein Traum, passt allerdings nicht recht zur Story. Weder die Atmosphäre des Edge, noch Rose als Charakter werden gut getroffen. Es sieht fast zu zauberhaft aus – auch wenn „Land der Schatten“ etwas softer ist, so ist das Edge trotzdem ein düsterer Ort und die Geschehnisse um die „Bluthunde“ für allzu zart besaitete Romantic Fantasy Fans eher ungeeignet. Wem die Kate Daniels-Reihe zu krass ist, aber den Stil von Ilona Andrews eigentlich mag, könnte hiermit einen neuen Versuch wagen. Für alle Fans der Kate Daniels-Reihe ist „Land der Schatten“ ebenfalls zu empfehlen, wobei sie hier auf allzu brutale und ausgefallene Szenen, sowie auf in großen Teilen auf den tiefschwarzen Humor verzichten müssen.
Fazit
In „Land der Schatten – Magische Begegnung“ zeigt sich Ilona Andrews insgesamt etwas softer, doch die neue Welt bietet viele Ansatzpunkte für interessante Entwicklungen. Rose und Declan unterhalten die Leserschaft mit ihren temperamentvollen Ausbrüchen bestens und kämpfen sich durch eine spannungsgeladene Story. Ein gelungener Reihenauftakt!
Pro & Contra
+ temperamentvolle Protagonisten
+ interessante Nebencharaktere
+ interessantes Weltenkonzept
+ verwunschene Atmosphäre des Edge
+ spannende Story
+ alptraumhafte Bluthunde
o softer als die Kate Daniels-Reihe
- der schwarze Humor kommt etwas zu kurz
Wertung:
Handlung: 4/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 4/5
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