Gefeierte Dostojewski-Übersetzerin Swetlana Geier ist tot

Später Anfang, spektakuläres Ergebnis: Erst mit 65 Jahren fing Swetlana Geier mit der Übersetzung der großen Romane von Fjodor Dostojewski an. Doch ihre Neubearbeitungen gelten als Meilensteine der Spracharbeit. Jetzt ist Geier im Alter von 87 Jahren in Freiburg gestorben.

Freiburg - Die renommierte Literaturübersetzerin Swetlana Geier ist tot. Sie starb am späten Abend des 07. Novembers in ihrem Haus in Freiburg, teilte der S. Fischer Verlag am Montag, den 08. November, mit. Die Schriftstellerin und Übersetzerin wurde 87 Jahre alt.

Die 1923 in Kiew als Swetlana Michai lowna Iwanowa geborene Geier galt als eine der bedeutendsten Übersetzerinnen russischer Literatur ins Deutsche. Als Kind erhielt sie privaten Deutschunterricht und machte 1941 ihr Abitur. Während der Besetzung Kiews durch die Nazis arbeitete Geier als Dolmetscherin für die Deutschen, bevor sie 1943 mit ihrer Mutter nach Deutschland ging. In Freiburg studierte sie Germanistik und vergleichende Sprachwissenschaften und lehrte anschließend an ihrer Alma Mater sowie an den Hochschulen von Karlsruhe und Witten-Herdecke.

Erst 1988, im Alter von 65 Jahren, begann sie, die großen Romane von Fjodor Dostojewski - auch bekannt als die "fünf Elefanten" - neu ins Deutsche zu übertragen. "Seit über 20 Jahren ist die Welt für mich Dostojewski", beschrieb Geier ihre Lebenswelt im April in einem SPIEGEL-Interview. Zuletzt arbeitete sie an einer Übersetzung von Dostojewskis "Aufzeichnungen aus einem Totenhaus".

Im Januar 2010 kam das Filmporträt "Die Frau mit den 5 Elefanten" von Vadim Jendreyko in die deutschen Kinos. Auf die Frage, ob sie ihr Leben selbst als filmtauglich erachte, sagte Geier dem SPIEGEL: "Ich habe bestimmt 40 Jahre meines Lebens die Unsichtbarkeit geübt, das ist für mich die Rolle meines Lebens."


Quelle: spiegel.de