Verlag: Piper (August 2010)
Taschenbuch: 560 Seiten; 9,95 €
ISBN-13: 978-3492286329
Genre: Fantasy
Klappentext
Das Fantasy-Ereignis des Jahres
Rücksichtslos weitet Rand al´Thor, der Wiedergeborene Drache, seine Macht aus. Niederlagen zwingen ihn zu grausamen Taten. Seine Gefährten sind entsetzt und drohen, ihn zu verlassen. Ist er dem Wahnsinn verfallen? Hat er sein Ziel, die Menschheit für die Letzte Schlacht gegen den Dunklen König zu einen, in seiner Verblendung aufgegeben? Dann zerbrechen uralte Bündnisse, und Egwene, die Jugendfreundin des Wiedergeborenen Drachen, soll als Rebellin hingerichtet werden. Rand al´Thor und sein Lebenswerk scheinen im Chaos zu versinken …
New-York-Times-Bestsellerautor Brandon Sanderson widmet sich nach Robert Jordans Tod der Vollendung des Welterfolgs „Das Rad der Zeit“.
Rezension
Mit „Die Macht des Lichts“ ist in Deutschland endlich auch der zweite Teil des englischen Originals „A Gathering Storm“ erschienen. Insgesamt der 33. deutsche Band vom „Rad der Zeit“. Eine Zahl, die vermuten lässt, es gäbe nichts Neues mehr zu erzählen. Doch das Gegenteil ist der Fall, auch wenn der Klappentext etwas anderes suggeriert. Denn dieser passt ganz allgemein auf die letzten erschienen Bücher und bezieht sich kaum auf den vorliegenden Roman. Mittlerweile ist es schon ärgerlich, dass sich die Verfasser diverser Klappentexte anscheinend keine Mühe mehr geben, das Buch vorher aufmerksam zu lesen. Ein paar Standardsätze werden da augenscheinlich einfach zusammengewürfelt.
Wie der Buchrücken schon erwähnt wachsen Rand al´Thors Probleme in „Die Macht des Lichts“ tatsächlich, aber nicht weil alte Bündnisse zerbrechen würden oder er die Menschheit nicht mehr einen will. Eher das Gegenteil ist der Fall. Zunächst versucht er Friedensverhandlungen mit den Seanchanern zu führen, die aber an der „Tochter der neun Monde“ und ihrem Beharren auf alte Traditionen scheitern. Daraufhin zieht er sich aus Arad Doman zurück und überlässt dieses Land seinem Schicksal. Dies tut er durchaus nicht freiwillig, sondern vielmehr aus der Notwendigkeit heraus, seine Heere für die letzte Schlacht zu sammeln. Davor sucht er allerdings noch Graendal, eine der Verlorenen, um sie zu töten. Nynaeve ist ihm dabei eine große Hilfe, obwohl sie sonst sein Handeln verurteilt. Denn um seine Aufgabe zu erfüllen, meint Rand innerlich härter als Stein werden zu müssen. Cadsuane, eine weitere Aes Sedai in seinem Gefolge arbeitet derweil daran, seinen Schutzpanzer zu zerbrechen und dafür zu sorgen, dass der Wiedergeborene Drache sein Lachen und damit seine Gefühle wiederfindet.
Eine Menge Arbeit also für Rand al´Thor, aber nicht weniger wartet auf Mat Cauthon und Egwene, die je einen eigenen Handlungsstrang bekommen haben. Der ewig glückspielende und vom Glück verwöhnte Freund des Drachen ist auf der Suche nach Moraine Damodred und stößt dabei auf ein seltsames Dorf und Verin, eine Aes Sedai. Eine Person, der er am Liebsten aus dem Weg gehen würde, es aber nicht vermag. Sie verpflichtet ihn zu einem seltsamen Versprechen im Austausch für einen Gefallen. Und wieder fallen die Würfel in seinem Kopf.
Am schwersten hat es aber Egwene. Als Gefangene in der Weißen Burg, in der Hand der falschen Amyrlin Elaida sieht sie einem Prozess entgegen, doch bevor es dazu kommen kann, begegnet sie einer der Dienerin des dunklen Königs, einer Schwarzen Ajah. Allerdings verläuft dieses Gespräch anders als erwartet. Mit einem Mal hält sie eine Waffe gegen den Dunklen König in der Hand. Kurz darauf wird die Weiße Burg angegriffen und am Ende ist sie die Amyrlin. In der Folge stehen der weißen Burg große Veränderungen bevor. Aber die Zeit bis zur Letzten Schlacht wird knapp.
„Die Macht des Lichts“ birst schier über vor Ereignissen und Abschlüssen alter Handlungsstränge. Das Rad der Zeit nähert sich seinem Ende am Shayol Ghul und jede Seite dieses Romans ist ein weiterer Schritt dahin. Waren früher mal weniger wichtige Nebenschauplätze oft genug Schwerpunkt der Handlung, ist dies nicht mehr der Fall. Alles dient dazu das Ende vorzubereiten. Dabei macht Brandon Sanderson nicht den Fehler einfach nur durch die Ereignisse zu hetzen und sie abzuhaken, sondern nimmt sich ausreichend Zeit, um alles glaubhaft darzustellen. Jede Entwicklung ist nachvollziehbar und notwendig und ergibt sich aus den Situationen heraus. Dabei bekommt der Leser so manche Antwort und so manche Auflösung auf brennende Fragen präsentiert. Ereignisse, die sich schon seit längerer Zeit angekündigt haben, finden hier endlich ihren Abschluss. Die weiße Burg steht im Kreuzfeuer innerer und äußerer Feinde, die Schwarze Ajah wird auf höchstspektakuläre Weise enttarnt und Cadsuane erfüllt endlich ihre Aufgabe in Bezug auf den Drachen. Natürlich geht es nicht ohne neue Rätsel. Vor allem Mins Visionen werfen neue Fragen auf. Aber alles treibt die Handlung weiter voran.
Trotzdem achtet Brandon Sanderson jederzeit darauf, Atmosphäre und Charaktere nicht zu vernachlässigen und sie den früheren, von Robert Jordan geschriebenen, Bänden gemäß darzustellen. Denn dies war immer schon eine der Stärken der Reihe. Als Leser war es immer möglich in die Welt einzutauchen und darin zu verweilen und auch in „Die Macht des Lichts“ ist es wieder möglich.
Die Beschreibungen der Orte sind immer noch so schillernd und farbenfroh, wie zu Robert Jordans Zeiten. Egwene richtet weiterhin ihre Röcke, wenn sie nervös wird und Nynaeve zupft bei Aufregung immer noch an ihrem Zopf, wofür sie wieder einmal ausreichend Gelegenheit hat. Auch Rand ist weiterhin ein starrköpfiger „Wollkopf“, wie die ehemalige Dorfseherin feststellt. Trotzdem entwickeln sich alle Personen weiter, besonders Rand geht praktisch durch die Hölle, um am Ende eine weitere Veränderung durchzumachen. Es ist schon erstaunlich, wie weit die Charaktere gekommen sind, wenn man sie mit ihren Anfängen vergleicht.
Bei den Charaktermomenten ist dann auch der größte Knalleffekt zu finden. Jemand enthüllt sich als Schwarze Ajah mit dem man nicht unbedingt gerechnet hat. Vor allem die letzte Tat der Aes Sedai ist einfach außergewöhnlich und Respekt gebietend. Von diesem Moment an werden die Karten neu verteilt und Egwene geht gestärkt aus der Situation hervor.
Charaktere, Handlung und Hintergrund balanciert Brandon Sanderson fast perfekt aus. Einzig Perrin Aybara vermisst man ein wenig in „Die Macht des Lichts“. Allerdings hätte der Roman dann vielleicht etwas überladen gewirkt. So bleibt die Hoffnung, dass er in der Fortsetzung wieder den Weg in die Geschichte findet.
Fazit
Auch „Die Macht des Lichts“ von Brandon Sanderson ist wieder ein Lesegenuss. Ganz im Sinne Robert Jordans schreibt er Das Rad der Zeit fort und es gelingt ihm dabei das Kunststück, die Handlung wieder in Bahnen zu lenken, die viel für das Finale, welches noch zwei englische Bücher entfernt ist, versprechen. Brandon Sandersons Schreibstil übertrifft in manchen Szenen den von Robert Jordan selbst, der sich zum Schluss zu sehr in Nebenschauplätzen verlor. Wenn er nicht nachlässt, wartet ein grandioser Abschluss auf den Leser.
Pro & Contra
+ die Handlung um die Weiße Burg und die Rebellen findet einen Abschluss
+ Rand al`Thor trifft auf seinen Vater Tam
+ Mat Cauthon hört wieder die Würfel und trifft eine folgenschwere Entscheidung
+ die schwarze Ajah wird aufgedeckt
+ Handlungsstränge finden ein Ende
Bewertung:
Handlung: 5/5
Charaktere: 4,5/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 5/5
Interview mit Brandon Sanderson (deutsch / englisch)
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