Die Sau und der Mörder (Michael Bresser & Martin Springenberg)
Ullstein, 1. Auflage Mai 2009
Kartoniert, 240 Seiten
€ 7,95 [D], € 8,20 [A], sFr 14,90
ISBN: 978-3-54828-028-8
Genre: Münsterland-Krimi
Klappentext:
Ein kleines Dorf im Münsterland: Doch mit den Einwohnern ist nicht zu spaßen. Vollblutprivatdetektiv Dieter Nannen wird beauftragt, den Mord am lokalen Dichterfürsten aufzuklären. Aber Nannen interessiert sich eher für die attraktive Geliebte des Poeten. Als diese junge Dame aber plötzlich tot in der Badewanne liegt, weiß Nannen, dass er es mit üblen Burschen zu tun hat …
Rezension:
Das Münsterland. Unendliche Weiten, begrenzte Möglichkeiten. Ein kleines Dorf lebt tagtäglich vor sich hin, ohne besondere Vorkommnisse, ohne Trubel, ohne Ärger. Mittendrin befindet sich Dieter Nannen, seines Zeichens Prokurist der Firma seines Schwiegervaters in Spe , den es nach der Trennung von seiner Verlobten Bettina von Essen ins beschauliche Buldern verschlagen hat. Auf einem kleinen Bauernhof lebt er mit Kaninchen und einem Schwein ein ruhiges Leben, in dem nicht viel passiert. Doch mit der Ruhe ist es schlagartig vorbei, als ein Dichterkreis Dieter Nannen, der sich im neuen Wirkungskreis für ein Berufsleben als Privatdetektiv entschieden hat, mit der Aufklärung des Mordes an ihrem vielversprechendsten Mitglied, das ein tiefes Loch in ihrer erlauchten Gruppe hinterlassen hat, beauftragt. Nannen ist dankbar für diesen Fall, da es bei ihm in letzter Zeit recht mau aussieht, was das Auftragswesen angeht und er sich daher bereits anderweitig nach unbefriedigenden Jobs umschauen musste, um seine Brötchen (und Möhren für die Karnickel) zu verdienen. Der Fall bringt einige Wirrungen und Irrungen mit sich, Nannen erhält aus erwarteten und unerwarteten Kreisen Unterstützung, ein Prügelkommando erwartet ihn in den eigenen vier Wänden, Bettina taucht wieder auf, weitere Morde geschehen – kurz gesagt geht es endlich einmal heiß her in der mehrere Dörfer umfassenden Gemeinschaft mitten im Münsterland und Dieter Nannen hat bald alle Hände voll zu tun.
2002 veröffentlichten Michael Bresser und Martin Springenberg ihren ersten Münsterland-Krimi um Dieter Nannen auf eigene Kosten und eigenes Risiko. Fünf Jahre später erschien der Roman erneut, dieses Mal allerdings unter anderem Titel, mit anderem Cover und beim Ullstein-Verlag. Damit bekam Dieter Nannens Karriere einen Aufwind, der sich bis heute hielt - mit Die Sau und der Mörder erscheint bereits der dritte Fall, in dem Privatdetektiv Dieter Nannen das Ruder der Ermittlungen in den Händen hält. Dass er neben den Ermittlungen aber noch viele andere Dinge zu tun hat, wirft ihn zeitweise ein wenig aus der Bahn – da wären die Tiere, die sein Erbe beinhaltet und die versorgt werden müssen, außerdem findet Bettina einiges am Lebenswandel ihres Ex-Verlobten auszusetzen und schließlich gilt es die zarten Bande der entstehenden Liebesbeziehung zur Nachbarbäuerin Karin behutsam zu pflegen. Zwischen all diesen Verpflichtungen kommt Nannen kaum dazu, seinen eigentlichen Ermittlungsaufgaben zur Genüge nachzukommen, und das merkt man leider auch der Story an.
Zu viele unwichtige Nebenhandlungen verzerren die Aufklärungsarbeit, dazu kommen die eine oder andere Affäre mit plötzlich auftauchenden Frauen, die Dieter Nannen allesamt unglaublich anziehend finden. Was zumindest für weibliche Leser kaum nachzuvollziehen ist, denn der von sich selbst sehr überzeugte Privatdetektiv kann mit nichts aufwarten, was einen sofort in den Bann schlägt. Übertrieben selbstironisch und mit nur selten schlagfertigen Sprüchen, sich dafür aber des Öfteren in Widersprüchen verstrickend gehört Dieter Nannen zu den Protagonisten, die man eigentlich gar nicht mögen möchte, deren sympathisches Auftreten aber trotzdem nicht zu umgehen ist. Man kommt einfach nicht an der trotteligen, wenn auch manchmal etwas aufdringlichen Liebeswürdigkeit dieses vom Leben bereits oft gebeutelten Mannes vorbei. Als Stehaufmännchen nach mehrmaliger Bewusstlosigkeit hat er etwas an sich, was zwar nicht zu erklären, aber durchaus da ist und überzeugt.
Obwohl als Münsterlandkrimi vermarktet und verkauft, kommt das Münsterland selbst im Roman reichlich zu kurz. Zwar liest man hier und da die Namen der Lokalpresse und des einen oder anderen Ortes, doch ansonsten bekommt man keine Chance, das Münsterland kennen zu lernen. Was schade ist, da andere deutsche Regionalkrimis es durchaus verstehen, die Gegend ihrer Handlung ansprechend einzubinden. Hieran müssen Bresser und Springenberg in zukünftigen Romanen definitiv arbeiten.
Und auch die sprachliche Ausarbeitung ist sehr gewöhnungsbedürftig, allerdings darf man hier hoch anrechnen, dass nicht typische Ein- und Ausleitungssätze bei der wörtlichen Rede verwendet werden. Einfallsreich und stellenweise noch etwas holprig bindet das Autorenduo die Dialoge gut in den laufenden Text ein, wodurch die Geschichte ein wenig lebendiger gestaltet wird.
Alles in allem ist Die Sau und der Mörder, in dem es weniger um Schweine geht, als Klappentext und Titel glauben machen möchten, eine nette Lektüre für zwischendurch ohne hohen Anspruch. Lockerheit wird hier großgeschrieben, denn sowohl die Sprache als auch die Ermittlungen sind nur selten mit Ernsthaftigkeit zu betrachten – der Roman macht auf jeden Fall Spaß, umso mehr, wenn man die Erwartungen nicht zu hoch ansiedelt und sich einfach auf den besonderen Stil der Autoren einlässt.
Fazit:
Der dritte Fall von Dieter Nannen bietet kurzweilige Unterhaltung für Leser, die einmal mehr schmunzeln wollen, aber keinen hohen Anspruch an den Krimi-Plot stellen. Echte Krimi-Fans sollten zu anderem Lesestoff greifen oder ihre Erwartungen an die Ermittlungsarbeiten runterschrauben.
Wertung:
Handlung: 3/5
Charaktere: 3,5/5
Lesespaß: 3/5
Preis/Leistung: 3,5/5
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