Eden (Tony Mochinski)

Heyne (Juli 2010)
Paperback, Broschur, 480 Seiten
ISBN: 978-3-453-52665-5
€ 15,00 [D]

Genre: Horror


Klappentext

Zurück ins Grab, Vampire – die Zombies kommen!

Als Harris aus dem Schlaf aufschreckt, befindet er sich mitten in einem Alptraum – überall Zombies! Bisher war Eden, eine Festung in den Überresten von New York, der letzte Rückzugsort der Menschen. Doch jetzt muss irgendjemand die Untoten hereingelassen haben, und für Harris beginnt ein gnadenloser Wettlauf gegen die Zeit: Die Zombies sind los, und es gibt kein Entrinnen!


Über den Autor

Im Vorwort erzählt Tony Mochinski von einem Mann namens Tommy Arlin, den er einige Male in seinem Leben getroffen hatte. Sie hatten besonders ein Thema, über das sie sich gern unterhielten: Zombies. Eines Tages bekam Mochinski ein Manuskript in die Hand gedrückt, das er für Arlin an einen Verlag weitergeben sollte. Mochinski selbst hat selber einige Sachbücher veröffentlicht und dadurch gute Beziehungen. Technisch gesehen ist "Eden", das ursprünglich "Dead World" heißen sollte, also von Tommy Arlin. Ob Mochinski inhaltlich etwas beigetragen hat und was Arlin davon hält, dass nicht sein Name auf dem Cover steht, ist unbekannt.


Rezension

Mitten in der Nacht wacht Harris auf und sieht in seinem Schlafzimmer einen Zombie stehen. Sofort springt er auf und kann die Untoten, die sich den Weg in sein Haus bahnen, töten. Mithilfe weiterer Bewohner Edens, einer kleinen Siedlung geschützt von hohen Mauer, schließen sie das Tor, durch das die Monster hatten eindringen können. Alles scheint in Ordnung, doch ohne jeden Zweifel, wurde das Tor von innen aufgemacht. Bei sich zu Hause merkt er, dass seine Haustür ebenfalls mit Gewalt geöffnet worden war. Dafür würde er Rache nehmen. Allerdings bleibt ihm nicht mehr lange. In dieser Nacht war der Tod in Form eines Bisses zu ihm gekommen. Er verbindet die Wunde an seiner Schulter, so dass sie niemand bemerkt, denn er hat keine Lust einen Gnadenschuss zu bekommen, bevor er den Menschen getötet hat, der ihm das angetan hat.

"Eden" beginnt mit dem Ende. Harris hat nach dem Biss nur noch wenige Stunden vielleicht Tage zu leben und will Rache. Diese Rahmenhandlung ist nicht wirklich erwähnenswert, aber durchaus spannend. Sie bietet aber nur wenig Spielraum und die letzten Seiten wären schnell erreicht. Der Autor behilft sich, indem er die Ausgangssituation direkt wieder in den Hintergrund schiebt. Es wurden genug Fragen aufgeworfen, die es Wert sind, geklärt zu werden. Was ist Eden und wo liegt es? Wer ist Julie, wenn Harris' Frau doch Raquel ist? Was ist passiert, dass die Welt, wie der Mensch sie kennt, vor dem Abgrund steht?
Einige der durchaus fesselnden Fragen werden nach und nach in einer unchronologischen Reihenfolge geklärt. In jedem Kapitel springt der Autor in eine nicht weiter definierte Zeit, die der Leser selbst einzuordnen hat. Als Hinweise dienen Personen, die bekanntlich schon tot oder noch gar nicht aufgetaucht sind oder die wechselnden Ortschaften. Denn Harris war logischerweise nicht immer in Eden. Immer wieder wechselt man in die Zeit vor den Ausbruch, als noch alles normal war, in die Anfänge der Übergriffe durch Zombies und nach Eden.
Letztendlich ist es aber auch nicht wichtig, exakt zu wissen, wann das Ereignis stattfindet. Meistens soll es dazu dienen, in kurzen Ausschnitten die Welt am Abgrund und Harris' Überlebenskampf zu zeigen. Andere erlauben es zu verstehen, warum einige Randfiguren in Eden sich so entwickelt haben, wie man sie kennenlernt. Manchmal dient ein Kapitel auch nur dazu, auf beklemmende Art und Weise Splattereinlagen einzubauen. Und trotz der zahllosen Bücher und Filme, in denen es hart hergeht, hinterlässt "Eden" durchaus ein bedrückendes Gefühl. Der Nachteil der Tarantino artigen Zerstückelung der Geschichte ist der kaum vorhandene rote Faden. Häufig wird man das Gefühl nicht los, einer Aneinanderreihung von zugegebenermaßen coolen Zombiekurzgeschichten ausgeliefert zu sein, auch wenn sie alle ihre Daseinsberechtigung haben, um die Geschichte zu vervollständigen.

Immerhin werden dadurch die Charaktere vertieft. Der Autor bedient sich gängiger Klischees, was die Überlebenden einer Zombieepidemie betrifft, die aber schon immer realistisch wirkten. Verlass ist auf die Gläubigen, die sich mehr denn je Gott ausliefern. Fanatisten, die trotz der Gräueltaten nicht an seiner Existenz zweifeln sondern sich als mögliche Überlebende einer neuzeitlichen Sintflut sehen. Ebenfalls vorhanden sind die Anarchisten, die, nun da die Welt vor die Hunde geht, ein neues Leben anfangen und ihrer sadistischen, kriminellen Ader freien Lauf lassen können. Weiterhin gibt es die Zyniker, diejenigen, die ihren Lebenswillen längst verloren haben und die mit einem Fünkchen Hoffnung.
Einige von diesen Nebenfiguren, werden durch die Rückblicke näher gebracht, oder machen zumindest klar, warum sie so geworden sind, wie man sie zuletzt antrifft. Insgesamt bleiben die Charaktere also nicht platt, auch wenn der ein oder andere doch klanglos wieder verschwindet.
Wichtig ist in erster Linie aber doch nur Harris, dessen Taten und Gefühle immer nachvollziehbar sind. Wirklich tiefgründige Charakterstudien wurden hier aber nicht durchgeführt, denn die Hauptrolle haben die Zombies und das Chaos, das die Welt in seinem Bann hält.

Wie im Vorwort vermerkt, sollte "Eden" keinesfalls mit neuen Innovationen glänzen. Im Gegenteil. Viele moderne Zombiegeschichten werden von Arlin und Mochinski nicht gemocht. Dieser Roman orientiert sich sehr stark an Klassikern wie "Dawn of the Dead" und so finden sich auch genügend Anspielungen, in Form von Dialogen und Szenen wieder. Dieser Versuch beim Alten zu bleiben und einen klassischen Zombiehorror zu verfassen, tut dem Buch sehr gut. Die Geschichte ist frischer und mitreißender als viele andere Zombiebücher. Glücklicherweise wurde eine Modernisierung übernommen und so blieb uns der Kritikpunkt, der bei "Totes Meer" von Brian Keene zutraf, erspart. Denn neben den schlürfend torkelnden Zombies, die heutzutage mehr kaum als Bedrohung wahrgenommen werden, gibt es noch die Gruppe der "Hetzer", "Heuler" und "Hirne", die jeweils ihre eigenen Tücken mit sich bringen und das Buch spannender machen.


Fazit

"Eden" bietet nicht mehr aber auch nicht weniger, als es verspricht: Zombies, Blut und Spannung. Diese kommen mit einer erbarmungslosen Härte daher und hinterlassen ein mulmiges Gefühl. Für Zombiefans ein klarer Pflichtkauf.


Pro und Kontra

+ Zombies
+ sehr spannend
+ blutig
+ kurzweilig

- nicht immer ist klar, wann die Szene spielt

Beurteilung:

Handlung: 4,5/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 4/5


Rezension zu "Totes Meer" von Brian Keene