Verlag: Ehapa Comic Collection - Egmont Manga & Anime (8. November 2010)
Gebundene Ausgabe: 256 Seiten, 29,95 €
ISBN-13: 978-3770433704
Genre: Krimi/ Funny
Klappentext
Jeff Jordan, ein Schmuckstück der belgischen Schule, feiert in dieser vier Bänden umfassenden Gesamtausgabe seine Wiederauferstehung. Im schmucken 50-er-Jahre-Ambiente erleben das Dream-Team Jeff Jordan, Assistent Teddy und Inspektor Stiesel haarsträubende Abenteuer. Abenteuer, die jedem, der Funnies mit einem Schuss Krimi liebt, das Herz aufgehen lässt.
Rezension
Mit dem vorliegendem vierten Band liegt leider auch schon der letzte Teil der Jeff Jordan Gesamtausgabe vor. Der bringt allerdings eine große Neuerung mit. Ende der Sechziger/Anfang der Siebziger wurde aus dem Zeichner und Autoren Tillieux, wegen dem Mangel an Szenaristen eben dies. Fortan schrieb er für andere Zeichner die Geschichten und hatte den Zeichenstift beiseite gelegt. Dadurch übernahm jemand anderes die Zeichenarbeit bei Jeff Jordan: Gos. Dieser hatte seine Erfahrungen bei den Schlümpfen Peyos gesammelt und somit war es zunächst eine große Umstellung für ihn plötzlich naturalistische Fahrzeuge, Gebäude und auch unterschiedliche Menschen zu zeichnen. Tillieux ließ den damals jungen Gos durch eine harte Schule gehen. Gleich im ersten Abenteuer von Jeff, Teddy und Stiesel präsentierte er ihm die ganze Bandbreite an Verkehrsmitteln. Züge, Fahrräder, Autos und Motorräder. Alles kam vor. Und Gos bewältigte die Herausforderung in Tillieux´ Augen bravourös. Dementsprechend sind sämtliche enthaltene Geschichten von Gos gezeichnet. Mit Ausnahme von 2 Seiten. Den beiden letzten überhaupt entstandenen mit dem Privatdetektiv, die Tillieux kurz vor seinem tragischen Unfalltod zeichnete. So kurz die abschließende Geschichte ist, spürt man ihr doch an, wie viel Spaß Tillieux beim Zeichnen hatte.
Band 4 der Gesamtausgabe beinhaltet, wie die vorherigen auch,vier Originalalben und bietet eine Menge Lesestoff.
Diamanten
An einem Bahnübergang steigt ein Mann zu Jeff Jordan und Teddy ins Auto und bittet sie, ihn mitzunehmen. Hilfsbereit stimmen sie zu. Allerdings führt sie dies direkt ins nächste Abenteuer. Der Fremde ist nämlich, um seinen Verfolgern zu entkommen, kurz vorher aus dem Zug gesprungen. Da sich die beiden Verbrecher nicht abhängen lassen wollen, sind sie jetzt auch Teddy und Jeff Jordan auf der Spur. Nach einem actionreichen Fluchtversuch liegt der Fremde tot in Jeffs Armen und verrät noch, worum es in der ganzen Sache geht. Jetzt muss Jeff die Täter schnappen, bevor es weitere Tote gibt.
Wie oben schon erwähnt ist „Diamanten“ sehr actionbetont. Andauernd sind Jeff und Co. in Bewegung. Immer passiert etwas, bis die Geschichte in einem grandiosen Finale mündet. Einer Autoverfolgungsjagd über den Dächern der Stadt. Bei der sich unweigerlich die Frage stellt, ob sie nicht für Christopher Nolan als Vorlage für eine ähnliche Szene in „Batman Begins“ gedient haben könnte. Dermaßen rasant ist sie inszeniert.
Die unheimlichen Doppelgänger
Marius Rabe, Mitglied des Kampfmittelräumdienstes, stirbt bei einer Bombenexplosion. Doch acht Tage später sieht ihn sein Bruder im Wald. Ein Rätsel wie geschaffen für Jeff Jordan. Er forscht nach. Schon kurz vor seinem angeblichen Tod, war Marius Rabe für drei Tage verschwunden. Hat dies mit der Fabrik in den alten Bunkeranlagen zu tun? Als Teddy auf eigene Faust losmarschiert, existiert er plötzlich dreimal und Jeff Jordan hat alle Hände voll zu tun, das Rätsel zu lösen.
Im zweiten von Gos gezeichneten Abenteuer steht die Ermittlungsarbeit des Privatdetektivs wieder mehr im Vordergrund. Tillieux hat dafür einen wahrhaft seltsamen Fall geschaffen, der sich auch bei Science-Fiction-Elementen bedient. Ein kleinwenig hat „Die unheimlichen Doppelgänger“ etwas von den James Bond-Filmen mit Roger Moore, die in der gleichen Zeit entstanden. Herausgekommen ist ein wirklich spannender Fall, der mit zu den besten Abenteuern Jeff Jordans zählt.
Jagd auf eine Schallplatte
Teddy will Inspektor Stiesel eine Freude machen und kauft ihm eine Schallplatte zum Geburtstag. Das Teddy selbst die Sängerin des Liedes verabscheut, wird dabei im Laufe der Geschichte zu einem gelungenen Running-Gag. Als Teddy mit einem Mann auf der Straße zusammenstößt, verwechselt er die Schallplatten und die Probleme beginnen. Jeff und Teddy, die den Inspektor auf einem Campingplatz nur besuchen wollten, finden sich plötzlich mitten in einer verrückten Jagd auf Stiesels Schallplatte.
„Jagd auf eine Schallplatte“ ist mit Sicherheit nicht einer der besten Fälle Jeff Jordans. Dies mag zum Großteil daran liegen, dass Gos dieses Szenario nicht für den Privatdetektiv geschrieben hat. Vielmehr lag es in seiner Schublade und als ein weiteres Abenteuer von Teddy, Stiesel und Co. auf sich warten ließ, schlug er Tillieux vor, dieses umzusetzen. Tillieux überarbeitete es, passte es an und Gos konnte loszeichnen. Zeichnerisch gibt es nichts zu beanstanden, nur inhaltlich ist es eigentlich nur eine Variation von „Diamanten“. Dabei ist die Geschichte im Gegensatz dazu nicht so gut ausgearbeitet und konzentriert sich mehr oder weniger nur auf die Action und den Humor. Damit weiß „Jagd auf eine Schallplatte“ immer noch zu unterhalten, aber es gibt hier nichts neues zu finden. „Jagd auf eine Schallplatte“ reiht sich damit in die wenigen schwächeren Fälle Jeff Jordans ein.
Das verschwundene U-Boot
Abschließend findet sich wieder ein Album mit Kurzgeschichten. Neben der Titelgeschichte gibt es noch drei weitere.
Das verschwundene U-Boot
Dies ist der letzte Fall an dem Tillieux und Gos gearbeitet haben. Eigentlich angelegt auf 44 Seiten, umfasst er leider nur 26. Tillieux starb bevor die Geschichte abgeschlossen war und Gos brachte sie, ohne den geplanten weiteren Verlauf zu kennen, dann auf wenigen Seiten zum Abschluss. Trotzdem ist „Das verschwundene U-Boot“ ein gelungener Fall und spannend dazu. Alles beginnt mit dem Diebstahl eines alten kleinen U-Boots bei einem Waffensammler. Da dieser lieber nicht die Polizei einschalten will, engagiert er Jeff Jordan und sein Team. Ermittlungsarbeit steht hier im Vordergrund und Jeff darf zeigen, dass er nicht nur Muskeln, sondern auch Köpfchen besitzt. Der Humor tritt etwas in den Hintergrund. Mit einer Ausnahme - Käpt´n Nuss ist mit Sicherheit eine der unterhaltsamsten Nebenfiguren der Reihe. Ein sehr guter Fall, der leider nicht seinen eigentlich gedachten Abschluss finden konnte.
Der Mann im weißen Pullover
Jeff Jordans Sekretärin Steffi trat mit der Zeit immer mehr in den Hintergrund. Grund genug ihr ein Soloabenteuer zu spendieren. Da der Chef und Teddy nicht anwesend sind, übernimmt sie die Aufgabe, einen Mann zu beschützen. Leider kann sie dessen Tod nicht verhindern, dafür aber den Mord an ihm praktisch sofort lösen. Ein kleiner aber feiner Fall, der zeigt, was in Steffi steckt und wieviel Potential die Figur eigentlich hatte.
Tödliche Erleuchtung
Ein Mann kommt von einer Küstenstraße ab. War es Mord oder ein Unfall? Diese Frage stellt sich unweigerlich, denn Berger war Mitbesitzer einer Autowerkstatt und viele konnten ihn nicht leiden, allen voran einer seiner Mechaniker.
Jeff Jordan muss hier reine Ermittlungsarbeit leisten und der Leser darf ihm dabei sogar helfen. Auf der vorletzten Seite wenden sich die Autoren an den Leser und fordern ihn auf, selbst die Lösung zu finden. Guter, kurzer Krimi, wenn auch ungewöhnlich für Jeff Jordan.
Das verhängnisvolle Geschenk
Inspektor Stiesel kauft ein Geschenk und handelt sich damit eine Menge Ärger ein. Ein Spion ist hinter ihm her und ehe sich Jeff Jordan versieht, wird er in den Strudel der Ereignisse gezogen.
Kurz und doch spannend ist der letzte Fall. Das Thema Spionage kam bis dahin auch noch nicht zu häufig vor, so dass „Das verhängnisvolle Geschenk“ neu und frisch wirkt.
Beim Bonusmaterial hat Ehapa wieder ganze Arbeit geleistet. Neben einem umfangreichen Vorwort, dass auf die Entstehungsgeschichte jedes einzelnen Albums eingeht, befinden sich am Ende noch vier illustrierte Erzählungen, die zur Überbrückung bis zum nächstem gezeichneten Abenteuer Jeff Jordans in Spirou erschienen. Aber vor allem sind die letzten beiden von Tillieux gezeichneten Seiten seines Detektivs zu erwähnen. Zwei Seiten auf denen man spüren kann, dass Tillieux wieder Lust hatte, neue Geschichten mit seinen Figuren zu erzählen. Leider kam er nicht mehr dazu. Bevor er wieder zum Zeichenstift greifen konnte, hatte er einen tödlichen Unfall und damit fand auch die Reihe um Jeff Jordan ihr zu frühes Ende.
Fazit
Band 4 der Gesamtausgabe von Jeff Jordan ist ein mehr als würdiger Abschluss der Reihe. Wer Krimi mit Humor liebt, wird an Tillieux´Schöpfung einfach nicht vorbeikommen. Jeff Jordan ist und bleibt einer der besten Krimis in Comicform und ist jedem Krimifan, auch Nichtcomiclesern, wärmstens zu empfehlen.
Pro & Contra
+ Ermittlungsarbeit und Action stehen im ausgewogenen Verhältnis zueinander
+ Steffi kommt zu ihrem Soloauftritt
+ Gos´Zeichenstil ist dynamisch und modernisiert Jeff Jordan behutsam
+ Die unheimlichen Doppelgänger ist eine der besten Geschichten Jeff Jordans
+ der Humor ist nach wie vor da und unverbraucht, die Charaktere ergänzen sich einfach
+ sehr umfangreiches Bonusmaterial
+ unschlagbarer Preis
0 Jagd auf eine Schallplatte ist eher schwach
Bewertung:
Handlung: 4,5/5
Charaktere: 4,5/5
Zeichnungen: 4,5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5
Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Maurice Tillieux:
Rezension zu Jeff Jordan Gesamtausgabe Bd. 1
Rezension zu Jeff Jordan Gesamtausgabe Bd. 2
Rezension zu Jeff Jordan Gesamtausgabe Bd. 3
Rezension zu Marc Jaguar Gesamtausgabe Bd.1
Rezension zu Marc Jaguar Gesamtausgabe Bd.2