
Genre: Historik
Klappentext
Ein Kolossales Gemälde vom Anbruch einer neuen Epoche
1848: Zu Hunderttausenden strömen Einwanderer im Hafen von New York von
Bord der aus Europa kommenden Dampf- und Segelschiffe. Darunter auch
Benjamin Knowles, der der alten Welt den Rücken gekehrt hat, um sich in
Amerika neu zu erfinden. Sofort gerät er in den Sog des
Großstadtgewimmels, verliebt sich haltlos in die Schauspielerin Polly
und folgt schließlich ihr und dem großen Goldrausch nach Kalifornien,
ohne zu ahnen, dass ihm jemand aus seiner Vergangenheit auf den Fersen
ist, der mit ihm noch eine Rechnung zu begleichen hat…
Rezension
Atemberaubend verheißungsvoll dämmert um das Jahr 1848 eine neue Epoche
herauf; Tausende erliegen den Verlockungen der „Neuen Welt“ und suchen
ihr Heil in der Flucht gen Westen, während in der „Alten Welt“
Revolutionen gegen die herrschenden Monarchien ausbrechen. Die USA
gewinnen den Mexikanisch-Amerikanischen Krieg und dadurch neue Gebiete
zwischen Texas und Kalifornien, wo zudem der Goldrausch seinen Anfang
nimmt.
Wahrlich – ein besseres Jahr hätte sich Andersen für sein breit
angelegtes Werk um den jungen und abenteuerlustigen Adelsspross
Benjamin Knowles nicht aussuchen können. Und aus diesem Füllhorn von
interessanten historischen Ereignissen bedient er sich virtuos – jedes
wird als Teilstück überaus geschickt zu einer Geschichte hinzugefügt,
die trotz der Verschiedenartigkeit dieser Komponenten homogen und
flüssig wirkt – genau so soll ein historischer Roman sein.
Was das Buch aber wirklich ausmacht, ist seine Atmosphäre. Derartig
lebendig und intensiv, liest man nicht bloß über diese interessante
Zeit, man taucht vielmehr darin ein. Aus jeder Zeile atmet der Geist
dieser Zeit des Aufbruchs und des Umbruchs. Ob es nun die belebten
Straßen des jungen New Yorks oder die Wildnis des unerschlossenen
Kaliforniens sind, stets macht es Andersen dem Leser so fantastisch
leicht, die Bilder vor dem inneren Auge zu sehen, dass er kaum seine
eigene Fantasie bemühen muss. Das liegt nicht zuletzt an den vielen
Details, mit denen er seine Welt anreichert; Details zur Technik, zur
Kunst, zur Gesellschaft im Jahre 1848, die dem Leser einen tiefen
Einblick in das Leben zu dieser Zeit ermöglichen und von aufwendiger
Recherche zeugen.
All dies ist deutlich mehr als nur der Rahmen für eine Handlung, die
dementsprechend solide, jedoch bei Weitem nicht so brillant ausfällt,
wie das Gefüge, in das sie eingebettet ist. Trotzdem – Langeweile kommt
nicht auf und auch spannend bleibt es stets. Denn auch, wenn die
Gegebenheiten ab und an etwas konstruiert wirken, die es ermöglichen,
ein so großes Spektrum an Ereignissen – von Revolution bis Goldrausch –
abzudecken, so will man doch stets wissen, was als nächstes passiert
auf Benjamins rastloser Reise über den halben Globus.
Dieser Charakter, mit dem man die neue Welt entdeckt, gibt einem auch
allen Anlass dazu. Überzeugend zeichnet Andersen mit ihm einen
glaubhaften Charakter, für den der Leser Verständnis aufbringen kann,
mit dem man mitfühlt. Als abenteuerlustiger und dennoch durch und durch
britischer junger Mann ist er geradezu prädestiniert für die
Hauptrolle, können doch an ihm alle Absonderlichkeiten des Neuen
Kontinentes vorgeführt werden. Sorgt er anfangs noch für das eine oder
andere Schmunzeln, wenn er mit seiner britischen Art im Land der
unbegrenzten Freiheit aneckt, entwickelt er im Laufe des Buches immer
mehr amerikanische Charakterzüge, wird selbst zum waschechten
Amerikaner – eine Entwicklung, stetig und überzeugend ist. Und nicht
nur dem Protagonisten lässt Andersen diese Aufmerksamkeit angedeihen –
jeder der wichtigen Charaktere hat seinen ganz eigenen Beitrag an der
Geschichte, hat eine Hintergrundgeschichte und entwickelt sich. Auch
diese lebhaften Charaktere, ohne die das Ganze nicht funktionieren
würde und ohne die bei weitem nicht jede Facette dieser Zeit behandelt
werden könnte, machen das Buch so einzigartig.
Fazit
Genau so muss ein historischer Roman sein. Die unglaublich intensive
Atmosphäre katapultiert einen direkt in jene aufregende Zeit des
Aufbruchs. Überzeugende Charaktere begleiten den Leser bei seiner
Entdeckungstour durch die Neue Welt.
Pro & Kontra
+ spannende Epoche als Ansatzpunkt
+ viele historische Begebenheiten gekonnt integriert
+ Atmosphäre lässt einen direkt eintauchen
+ interessante und gut recherchierte Details helfen hierbei
+ Protagonist und Nebencharaktere überzeugen durch Hintergrundgeschichten und glaubwürdige Entwicklungen
o Handlung tritt ein klein wenig in den Hintergrund und wirkt teilweise leicht konstruiert
Wertung:
Handlung: 4/5
Charaktere: 4,5/5
Atmosphäre: 5/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 3,5/5