Roland, Ritter Ungestüm Bd.2 (Francois Craenhals)

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Verlag: Cross Cult; Auflage: 1., Aufl. (August 2010)
162 Seiten, Hardcover; 29,80 €
ISBN-13: 978-3941248724

Genre: Mittelalter/ Ritter


Klappentext

Roland reitet wieder!

Nach seinen Abenteuern in der ungarischen Puszta fällt Roland in der Gunst des Königs und verliert sein Lehen Rotteck. In seiner Ehre verletzt stürzt sich der waghalsige Ritter in weitere Abenteuer. Er verteidigt einen schiffbrüchigen Wikinger gegen einen übermächtigen Feind. In Irland gerät er zwischen die Fronten eines Befreiungskriegs der Iren gegen die Besatzungsarmee der Nordmänner. Und wieder zurück am Hofe seines Fürsten muss Roland wider seinem Willen ein Komplott gegen Artus aufklären, dem auch seine geliebte Gwendoline zum opfer zu fallen droht.

In jedem Band der Gesamtausgabe werden drei albenlange Geschichten zusammengefasst – neu übersetzt und um redaktionelle Inhalte ergänzt. Der zweite Band enthält die Geschichten „Das Nebelhorn“, „Die heilige Harfe“ und „Das Geheimnis des König Artus“.

Der perfekte Lesestoff zum in den letzten Jahren neu erwachten Interesse am Mittelalter!


Rezension

Als Francois Craenhals sich Anfang der 50er Jahre mit seiner Ritterserie „Le Domaine de Druka“ bei der Redaktion von Tintin bewarb, bekam er eine Absage, wurde allerdings zunächst mit Seitenlayouts und kurzen Comicgeschichten beschäftigt. Bald darauf bekam er den Auftrag Filmumsetzungen wie Ivanhoe für Tintin zu zeichnen. Das Konzept war wenig erfolgreich mündete für Craenhals aber nach einigen Umwegen und Zeit in einer neuen Serie: Roland, Ritter Ungestüm. War Roland zu Beginn der Reihe ein wahrer, ungebremster Hitzkopf, entwickelte er sich schon innerhalb der ersten drei Abenteuer weiter. Zwar ist er immer noch impulsiv, wie sich gleich am Anfang von „Das Nebelhorn“ zeigt, aber er kann sich jetzt zumindest etwas beherrschen und überlegter vorgehen, als noch in „Der schwarze Prinz“. Auch Comicfiguren dürfen manchmal älter und klüger werden.
Wieder befinden sich insgesamt drei Abenteuer des Roland von Wallburg im zweiten Band der Gesamtausgabe von Roland, Ritter Ungestüm von Cross Cult. 

Das Nebelhorn

Roland kommt aus Ungarn zurück und muss erfahren, dass der König sein Lehen Golo, einem seiner Erzfeinde, übergeben hat. Als ihm dann noch Gwendoline Untreue vorwirft, flieht er und gelangt an den Strand. Dort findet er einen schiffbrüchigen Wikinger, Hödr. Auch er ist auf der Flucht. Elli, Priesterin Hels, der Göttin der Unterwelt, jagt ihn, da sich Hödr dem Christentum angeschlossen hat. Etwas, was sie nicht dulden kann und so kommt es dazu, dass Roland sich mitten zwischen den Fronten wiederfindet. Denn eins ist klar. Er muss Hödr und den seinen helfen.
Eine spannende Geschichte verwebt mit Mystik und religiösen Motiven erzählt Craenhals in Das Nebelhorn. Sein Held wird mitten in den Konflikt zwischen alter und neuer Religion der Nordmänner hineingezogen, den Craenhals auf seine ganz eigene Art sehr gut darstellt. Natürlich kommen auch die Kampfszenen nicht zu kurz und Roland darf mit Taktik und List, die Nordmänner zurückschlagen. Die Geschichte hat alles. Einen interessanten Hintergrund, sehr gute Charaktere und Action. Ein gelungener Auftakt dieses Bandes der Gesamtausgabe.

Die heilige Harfe

Gleich im Anschluss an sein letztes Abenteuer setzt Roland die Segel Richtung Irland und einer dortigen Wikingersiedlung. Denn auch Hödr kann nicht wieder in seine Heimat zurück, ist er dort als Christ doch nicht gerne gesehen. So reisen die beiden Helden zu Hödrs Bruder. Dieser liegt im Konflikt mit den Iren, die die neuen Herren loswerden und vor allem ihre heilige Harfe wiedererlangen wollen, die von Hödrs Bruder gestohlen wurde. Sieht es zunächst so aus, als ob Roland an der Seite der Wikinger kämpft, wendet sich später das Blatt und er findet sich in den Reihen der Freiheitskämpfer wieder.
Allein das Craenhals sämtliche neuen Gefährten Rolands schon im Nachfolgeabenteuer sterben lässt, ist ungewöhnlich, noch ungewöhnlicher ist aber, dass man als Leser, genau wie Roland, sich spontan auf die Seite der Iren stellt und hofft, sie mögen siegen. Eine überraschende und spannende Geschichte mit so mancher nicht vorherzusehender Wendung und einem wirklich guten Ende.

Das Geheimnis des König Artus

War das zweite Abenteuer schon komplexer und mit überraschenden Wendungen, so ist das abschließende in diesem Band nochmal so spannend und vielschichtig. Intrigen, Verschwörungen und Hinterlist sind hier zu finden. Ausgangspunkt ist dabei König Artus selbst, der sich in seine eigenen Fallstricke zu verfangen droht und nur noch einen um Hilfe bitten kann, Roland. Dabei wird ein Geheimnis offenbart, das noch so manches Rätsel verspricht. Gerade in Hinblick auf die späteren Abenteuer verspricht diese Geschichte sehr viel und sie gibt einen tieferen Einblick in die Denkweise eines Herrschers wie König Artus.

Generell lässt sich bei allen drei Abenteuern feststellen, dass bei aller Fremdartigkeit und den sich teils überstürzenden Ereignissen, immer die Charaktere im Mittelpunkt stehen. Sie sind es, die die Handlung vorantreiben. Im Gegensatz zu vielen Büchern und Geschichten steht nicht das Geschehen im Vordergrund. Die Charaktere dürfen sich entwickeln, neue Seiten an sich zeigen und so wachsen. Gleichzeitig ergeben sich aus ihren Eigenschaften, neue Szenen und Ereignisse. Dadurch wird Craenhals Schöpfung zu etwas Besonderem, was ihm allein durch die Handlung, die an und für sich auch sehr gut ist, nicht gelungen wäre.

Francois Craenhals Zeichnungen sind wieder einfach passend zu Geschichten und Hintergrund. Er verzichtet auf allzu viele Schnörkel und Verzierungen und bleibt nüchterner und klarer in seinem Strich. Seine Landschaften und Gebäude wirken natürlich und verankern Roland fest genug in der Realität, um die Geschichten glaubwürdig wirken zu lassen. Menschen und Personen sind immer so weit ausgearbeitet, um ihre Emotionen aus Körperhaltung und Gesichtszügen ablesen zu können. Nach wie vor sind Craenhals Zeichnungen von Kämpfen nahezu perfekt. Auch heute noch wirken sie ungemein dynamisch und ziehen den Leser in die Geschichte hinein.
Und auch die Papierwahl Cross Cults muss noch einmal lobend erwähnt werden. Roland sieht auf diesem etwas raueren Papier wirklich sehr gut aus. Die Farben sind dadurch natürlich und nicht zu leuchtend und kräftig.

Wie bei Cross Cult gewohnt, hat der Band auch noch ein paar Extras zu bieten. Der erste Teil einer Biographie Craenhals´ und die Titelblätter der deutschen Originalausgaben runden das perfekte Gesamtbild ab.


Fazit

Der zweite Band der Gesamtausgabe von Roland, Ritter Ungestüm präsentiert drei sehr starke Abenteuer des Titelhelden. Atmosphärisch und thematisch abwechslungsreich und voller großer Emotionen. Dabei zeigt sich auch, wieviel Potential sich noch in den Geschichten rund um den temperamentvollen Ritter verbirgt. Ein Umstand, der die Vorfreude auf weitere Bände der Gesamtausgabe noch weiter anfacht.


Pro & Contra

+ übergreifender Handlungsbogen, über den die drei Geschichten, wenn auch lose, verknüpft werden
+ glaubwürdiger Charaktere
+ komplexe Geschichten
+ dynamische Zeichnungen, die das Temperament der Protagonisten widerspiegeln
+ passende Papierwahl

Bewertung:

Handlung: 4,5/5
Charaktere: 4,5/5
Zeichnungen: 4,5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5


Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Francois Craenhals:

Rezension zu Roland, Ritter Ungestüm

Rezension zu Roland, Ritter Ungestüm Bd.3
Rezension zu Roland, Ritter Ungestüm Bd.4
Rezension zu Roland, Ritter Ungestüm Bd.5
Rezension zu Roland, Ritter Ungestüm Bd.6
Rezension zu Roland, Ritter Ungestüm Bd.7
Rezension zu Roland, Ritter Ungestüm Bd.8

Tags: Ritter, Mittelalter