Mara und der Feuerbringer - Das Todesmal (Tommy Krappweis)

Egmont Schneiderbuch (September 2010)
Gebunden, matt kaschiert, mit Goldprägung
Seiten: 336, 12,95 EUR
ISBN: 978-3-505-12786-1

Genre: Fantasy / Jugendbuch


Klappentext

Wo endet die Sage, wo beginnt die Wirklichkeit?

Mara ist als eine der letzten Seherinnen dazu auserwählt, das Ende der Welt zu verhindern. Nun erfährt sie, dass der Feuerbringer doch noch nicht besiegt ist und seine Kraft täglich wächst. Zusammen mit Professor Weissinger versucht Mara, das Geheimnis um die Macht des Feuerbringers zu lüften. Dabei gerät sie in die Fänge der Todesgöttin Hel, die sie nur wieder gehen lässt, wenn Mara einen Auftrag für sie ausführt. Doch dafür muss sich Mara erneut in die Nähe des Halbgottes und Dämons Loki wagen ...

LESEPROBE


Rezension

Wer das Baumseminar aus dem ersten Band schon haarsträubend fand, wird sich in „Das Todesmal“ jedes Haar einzeln rausreißen: Mara fährt mit ihrer Mutter und Professor Weissinger (!) zu einem Rückführungsseminar, bei dem die TeilnehmerInnen sich in einer früheren Inkarnation erleben sollen. Dabei lernt der Professor auch die Wicca Gruppe von Maras Mutter kennen – ein nette, kleine Versammlung irregeleiteter Hausfrauen, die sich in den Schilderungen ihrer esoterischen Erfahrungen gegenseitig an Superlativen überbieten. Zu allem Überfluss muss Mara erkennen, dass der Feuerbringer noch längst nicht besiegt ist. Im Gegenteil, er gewinnt erneut an Kraft. Dann landet sie auch noch direkt bei der Hel, die ihr aufträgt, einen Edelstein bei Loki vorbeizubringen – und drückt ihr das Mal des Draupnir auf, dessen Ringe sich schmerzhaft in Maras Unterarm fressen …

Mara baut im zweiten Band ihre Seherinnenfähigkeiten aus, zusätzlich darf sie sich nun auch Zauberin nennen. Mit Hilfe eines Stabes kann sie Wasser herbeirufen und wird dabei meistens klatschnass. Noch dazu scheinen ihre Kräfte einfach ein- und ausgeschaltet zu werden, was die ganze Sache recht kompliziert macht. Mara entdeckt im Laufe des Romans sogar so viele neue Fähigkeiten, dass man sich als Leser fragt, ob das in diesem Maße sein muss. Zumindest Teilaspekte erschließen sich einem noch nicht ganz, vielleicht ergeben diese jedoch im dritten Band mehr Sinn. Nichtsdestotrotz bleibt Mara das unsichere Mädchen, das nicht wirklich glücklich mit ihrer Seherinnenaufgabe ist. Zwar wächst sie an der selbigen, doch immer wieder schimmert durch die Zeilen, dass sie am liebsten wieder ein ganz normales Mädchen wäre. Zwar sind die germanischen Sagen schon ziemlich cool, aber die ganzen Rätsel und altgöttlichen Familienzwiste zehren ganz schön an ihren Nerven.

Professor Weissinger hat ebenfalls mit den Auswirkungen ihrer phantastischen Abenteuer zu kämpfen und zweifelt manches Mal an seinem Verstand. Dennoch hat er sich seinen Spaß an den real erlebten Sagen erhalten und ergießt sich in regelmäßigen Begeisterungsschüben, gefolgt von grundtiefer Fassungslosigkeit. Die Freundschaft zwischen Mara und dem Professor festigt sich mit ihren Abenteuern, wird jedoch auch komplexer – denn dem Professor scheint Maras und Mutter ganz gut zu gefallen. Und Mara selbst weiß nicht so recht, ob sie das gut oder eher ungut finden soll. Meistens findet sie es irgendwie ungut. Ebenso wird die Story zunehmend komplexer, aber leider auch recht konfus gegen Ende. Da hängen einige Fäden in der Luft, die im dritten Band wieder zusammengeführt werden müssen. Und oftmals ist das Glück den beiden Helden auch verdächtig wohlgesonnen – selbst in der Fantasy wirken extrem viele glückliche Umstände nicht unbedingt glaubwürdig.

Besonders gelungen sind auch im zweiten Band die Ausflüge in die Sagenwelten. Zum einen wäre da die Hel, die in ihrer Leere und Farblosigkeit sehr seltsam, aber auch faszinierend auf den Leser wirkt. Zum anderen gibt es da eine prächtige Schiffstadt, die so phantastisch ist, dass sie die Vorstellungskraft des Lesers kräftig fördert. Von solchen Szenen wünscht man sich für die Zukunft noch mehr! Auch wenn der Roman weitgehend in der realen Welt spielt, so sind es doch gerade die Sagen, die den Charme dieses Werkes ausmachen. Ganz nebenbei lernt man noch ordentlich viel über die germanischen Götter - für Jugendliche ist „Mara und der Feuerbringer“ quasi ein wahnsinnig spannendes Lehrbuch. Auch wenn manches nicht so ganz den Fakten entspricht, sondern für die Geschichte zurechtgebogen wird. Loki hat dieses Mal leider nur einen kleinen Auftritt, der jedoch wie bereits in Band 1 einer emotionalen Achterbahnfahrt gleicht.

Wie auch sein Vorgänger wurde „Das Todesmal“ von Adriaan Prent mit wundervollen Illustrationen ausgestattet und ist ebenfalls in einer edlen Hardcoveraufmachung erschienen. Die Mara-Bücher sehen einfach super aus und sind zu einem nach wie vor unschlagbaren Preis zu bekommen. Im Gegensatz zum ersten Band lässt sich der zweite jedoch schwer alleine lesen – dazu bestehen zu viele Verbindungen zu früheren Ereignissen und wohl auch zu späteren. Man darf gespannt sein, was sich Tommy Krappweis für sein Finale ausgedacht hat! Filmreif dürfte es allemal werden, denn auch im zweiten Band seiner Trilogie werden actionreiche Szenen abgeliefert, die sich wunderbar auf der Leinwand machen würden.


Fazit

Auch „Das Todesmal“ überzeugt mit den phantastischen Schilderungen der Sagenwelten und seiner etwas widerwilligen Protagonistin. Hinzu kommt eine gehörige Portion Humor, die einen über die auffällig vielen glücklichen Zufälle hinwegsehen lässt. Es bleibt spannend und lehrreich – und Mara muss sich langsam etwas einfallen lassen. Die Götterdämmerung steht kurz bevor!


Pro & Contra

+ kreative, phantastische Schauplätze
+ Freundschaft zwischen Mara und dem Professor
+ humorvoller Schreibstil
+ jede Menge Situationskomik
+ filmreife Szenen
+ wundervolle Illustrationen / Aufmachung

- zu viele glückliche Zufälle
- zum Ende hin etwas konfus

Wertung:

Handlung: 2,5/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 5/5


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