Holly Loose von Letzte Instanz (25.02.2009)

Interview mit Holly Loose, Frontsänger der Band Letzte Instanz 

Literatopia: Hallo Holly – stell Dich und eure Band doch für die Leser, denen der Bandname Letzte Instanz nichts sagt, bitte kurz vor: Wer seid ihr, welche Art Musik macht ihr und was unterscheidet euch von anderen Bands?

wir_sind_gold_presseHolly: Wir sind sieben Mann, die auszogen der Welt, das Fürchten zu lehren.
Nein, falscher Beginn ... Wir sind sieben Mann, die sich im Laufe der letzten nunmehr fast elf Jahre zusammengerauft haben, um miteinander für einander und andere Musik zu machen. Im Einzelnen wären das der Holly D. (Rhythmusgitarrist und Backgroundsänger), Michael Ende (Nein, nicht der ... unser spielt Bass und schreibt keine Bücher), Specki T.D. (Schlagzeug), Oli (Gitarrist), Benni Cellini (Cellist), Muttis Stolz (Violinist) und ich, Holly (Sänger). Im Laufe der Jahre gab’s noch andere, aber die lassen wir jetzt mal außen vor.
Wir bewegen uns musikalisch im großen Bereich der alternativen deutschsprachigen Rockmusik, sozusagen eine Mischung aus Rammstein und PUR. Wir unterscheiden uns ganz klar von den anderen vielen Bands, indem wir versuchen, klassische Elemente, vorgetragen durch Cello und Geige, mit Rock zu vereinigen und aus den Tiefen der deutschen Wortschöpfungen geeignete Themen zu finden, um sie musikalisch zu umreißen.

Literatopia: Anlass dieses Interviews ist die baldige Veröffentlichung eures neuen Albums „Schuldig“, welches ihr ab 20. März auch auf einer Deutschlandtour vorstellen werdet. Was erwartet eure Fans mit diesem Album, worauf darf man gespannt sein?

Holly: Nun ja, im Prinzip genau das, was ich eben beschrieben habe. Leichte Rockmusik, schwere Rockmusik, leichte und schwere Themen. Generell sollte man schon mal die Anlage auf den Boden stellen, wenn man die CD einlegt. Was unten liegt, kann nämlich nicht mehr runterfallen ...

Literatopia: In eurem aktuellsten Newsletter, für den man sich auf eurer Homepage anmelden kann, findet man bereits einige Vorkritiken, die „Schuldig“ als bisher bestes und insgesamt stimmigstes Album der Letzten Instanz bezeichnen. Wie siehst Du selbst das, besonders im Vergleich zu den Alben, an denen du nicht mitgewirkt hast?

Holly: Ich bemerke, dass die Band homogener geworden ist, erwachsener. Aber für eine objektive Einschätzung ist das Album noch zu jung. „Wir sind Gold“ und „Kalter Glanz“ höre ich mir ab und zu mal Zuhause an, die anderen Alben eher selten bis gar nicht. Ich warte erstmal ab, welche Platzierung es erreicht. Dann lege ich es ein halbes Jahr weg, um den Kopf davon frei zu bekommen, dann höre ich es mir an und dann erst kann ich wohl sagen, in welcher Position es zu den anderen Alben steht. Aber generell habe ich ein gutes Gefühl, nicht zuletzt getragen von Pressekritiken.

Literatopia: Wie lange habt ihr an diesem Album gearbeitet? Flogen euch die Ideen für die Texte nur so zu, lagen schon welche versteckt in Schubladen oder gab es auch Momente, in denen die Arbeit ins Stocken geriet, weil ihr nicht vorankamt? Wie und wann entstehen die Lyrics? Und was ist eigentlich zuerst da: der Text oder die Musik?

Holly: Bislang, also auf den letzten drei Studioalben, „Schuldig“ eingeschlossen, habe ich zum großen Teil die Texte geschrieben. Grundlagen dafür waren in erster Linie Textfragmente, die ich mir überall und nirgends auf Blätter gekritzelt habe und neuerdings in mein Handy eintippe. Das können einfache Wortgruppen sein oder auch schon einmal halbdurchdachte Philosophien. Aus diesen Fragmenten wird immer erst ein Liedtext, wenn das Lied dazu schon vorhanden ist. Das heißt, ich bekomme von meinen Kollegen eine instrumentale Komposition, lasse diese auf mich wirken und entscheide, intuitiv, welches Thema aus meinen Gedankenfolien passen könnte. Aus der jeweiligen Notiz wird dann der Text. Insofern kann man von stockender Arbeit nicht wirklich reden, und doch schreibe ich natürlich nicht das ganze Album an einem Tag, sondern jeder Text für sich braucht schon einen Tag bis einen Monat, das hängt ganz vom jeweiligen Thema ab.

kalter_glanzLiteratopia: Wie viel dürfen die anderen zu Deinen Texten sagen? Stecken viele persönliche Erfahrungen und Emotionen in euren Texten?

Holly: Nun ja, die anderen Kollegen sind in erster Linie Musiker. Solange es sich reim- und silbentechnisch nicht beißt, also nicht beim Tanzen stört, ist der Inhalt eines Liedes vielen aus der Band relativ egal. Benni und Oli schauen trotzdem vor jeder Veröffentlichung noch mal auf Sinnhaftigkeit, Orthografie und Grammatik, denn wenn ich mit einem Text allzu lange schwanger gegangen bin, habe ich mir den eventuell schön gelesen oder weiß eigentlich gar nicht mehr, was ich damit bezwecken wollte. Gerade bei Themen, die zweischneidig sind. Beispielsweise Sterbehilfe, Tod eines Freundes, oder thematisch fast gleichbedeutend, das Ende einer wichtigen Beziehung, um nur mal Stichpunkte zu nennen. Da muss ich als Schreiber sehr aufpassen, dass ich nicht verletzend bin. Sicherlich könnte ich provozieren, aber das ist nicht mein Ansinnen. Vielmehr mag ich es, Dinge und Begebenheiten – das müssen nicht zwangsläufig eigene Erfahrungen und Erlebnisse sein – ganz fein zu beleuchten und Gedankenansätze zum jeweiligen Thema zu schaffen.

Literatopia: Wie wichtig sind Texte Deiner Meinung nach in der Musik? Haben eure Lieder bestimmte Aussagen, und wenn ja, was wollt ihr euren Hörern und Fans damit vermitteln?

Holly: Ich als Texter finde natürlich Texte ganz wichtig, aber ich bin jetzt keinem böse, der einfach nur in die Zappelhalle geht, um sich zu Beats und Tönen sportlich zu betätigen. Allerdings fehlt mir das Verständnis für Straßenbahn-, Fahrstuhl- und Kaufhallenbeschallung. Allein beim Klo macht es vielleicht Sinn, um die Nebengeräusche zu übertönen. Aber das nur am Rande.
Mir ist es als Texter wichtig, in erster Linie ein Ventil für meine heiligen und unheiligen Gedanken zu schaffen; wenn sich hieraus ein Kontext mit den Gedanken anderer bildet oder gar ich anderen mit meinen Gedanken und Texten helfen kann, dann ist das wunderbar.

Literatopia: Gibt es ein Lied auf dem neuen Album, welches euch besonders am Herzen liegt? Und generell gefragt: Welches Lied der Letzten Instanz ist eurer Meinung nach ganz besonders gelungen – wodurch sticht es aus der Menge heraus?

Holly: Auf dem neuen Album finde ich persönlich drei Lieder sehr gelungen:
1. Der Garten (Da war die Zusammenarbeit mit meiner türkischen Kollegin Aylin Aslim sehr, sehr spannend. Auch die Themen „Paradies“, „Koexistenz verschiedener Religionen“ und „Wehmut nach alten Werten“ halte ich persönlich für sehr wichtig und nachdenkenswert.)
2. Traumlos, eine Zusammenarbeit mit Holly D. (da tut mir der Protagonist immer so leid, der vor lauter Schüchternheit seine große Liebe verliert, die nur auf ein Zeichen von ihm wartet)
3. Feuer, eine Zusammenarbeit mit Benni Cellini (diese schonungslos ehrliche Art, mit der der Protagonist das Ende seiner Leidenschaft, im wahrsten Sinne des Wortes, und seinen ganz persönlichen Ausweg daraus gesteht, haut mich immer wieder aus den Socken)

goetter_auf_abrufLiteratopia: Die Cover eurer Alben sind sehr unterschiedlich. Wie viel Mitspracherecht habt ihr dabei und wie wird die Entscheidung getroffen, welche Aufmachung die CD letztendlich haben wird?

Holly: Jedes Mal, wenn ein neues Album angedacht ist, tritt Andraj S., unser Lichttechniker und Chefgrafiker für alles, was mit Grafik zu tun, an uns heran und bittet um zeitnahe Liedabgaben, damit er sich schon mal Gedanken um das zukünftige Cover machen kann. Wenn die Lieder dann ALLE im Kasten und schon auf dem Weg zum Presswerk sind, macht Andraj S. seinen Computer an, schläft eine Woche nicht und fertig ist wieder mal ein Wunderwerk aus grafischer Verdichtung und Umsetzung textlicher und musikalischer Ideen. Theoretisch haben wir als Band ganz klar ein Mitspracherecht am Covermotiv, doch bislang fiel uns bei der Endabnahme immer nur „Is ja geil!“ ein.

Literatopia: Unsere Leser haben auch einige Fragen zu den alten Alben gestellt.
Wer hat eigentlich den Text zu „Das schönste Lied der Welt“ geschrieben und wie seid ihr darauf gekommen? Der Song ist ja extrem kommerz-kritisch – ist das Absicht?

Holly: Soweit ich das weiß, war das Sebastian Lohse, und was der damit bezwecken wollte, kann ich natürlich nicht sagen. Mir persönlich ist das Lied zu ironisch und thematisch zu hart. Trotzdem halte ich es für ein wichtiges Lied in der Geschichte der Band, denn spiegelt als eines der ersten Lieder wider, dass es der Band nicht nur um Spaß und schicke Mädchen geht, sondern durchaus auch um nachdenkenswerte Themen. Es ist also anzunehmen, dass es Sebastian damals ernst war, als er sich an dieses Lied setzte.

Literatopia: Wie ist die Idee des Liedes „Rapunzel“ entstanden?

Holly: Das stammt aus der Feder von Holly D. und muss wohl in einem Totalabsturz nach einer Party entstanden sein. Anders kann ich mir dieses Lied nicht erklären. Trotzdem gehört auch dieses Elaborat zu den Standartwerken der Letzten Instanz und fehlt seit elf Jahren auf keinem Konzert.

Literatopia: Wie ist es zur Zusammenarbeit mit Thomas von Schandmaul und Eric Fish von Subway To Sally bei dem Lied „Das Stimmlein“ gekommen? Warum gab es dieses Lied nicht als Single-Auskopplung des Albums?

Holly: Als Kollegen im gleichen oder ähnlichen Musikgenre spielen wir über das Jahr häufig auf denselben Festivals, kommen also oft auf ein Bier nach der Show zusammen und ins Gespräch. Und so geschah es, dass einer nach dem anderen einfach auf diversen Festivals gefragt wurde, ob Interesse an einer Zusammenarbeit bestünde. Alle drei haben auf Anhieb ja gesagt und wurden in das Berliner Plainmusic-Studio von Bodo Kommnick (auch einmal ein interessanter Interviewpartner) eingeladen, um ihr Stimmlein zum Besten zu geben. Übrigens wurde dieses Lied als unverkäufliche Clubsingle ausgekoppelt.

Literatopia: Bleiben wir beim Thema Zusammenarbeit mit anderen Künstlern.
Für die Aufnahmen des Akustik-Albums „Das weiße Lied“ habt ihr euch weibliche Unterstützung geholt, und zwar unter anderem von der Violinistin Johanna Mittag und ihrer Tochter Henriette an der Bratsche. Beide waren auch schon auf dem Album „Wir sind Gold“ zu hören. Wie seid ihr auf diese beiden Klassik-Künstlerinnen aufmerksam geworden?

Holly: Der Kontakt kam über Benni Cellini zustande. Mehr weiß ich darüber leider nicht. Hier in Istanbul erreichen einen die Nachrichten nicht immer vollständig ... ;o)

Literatopia: Der Platz am E-Piano wurde von Leandra (Jesus on Extasy) eingenommen, außerdem übernahm sie auch Gesangparts im Background. Auch hier die Frage: Wie kam es zu der Zusammenarbeit?

Holly: Für Leandra gilt im Prinzip dasselbe wie für unsere männlichen Kollegen beim „Stimmlein“; auch mit Leandra haben wir schon viele gemeinsame Konzerte absolviert. Auch sie haben wir gefragt und sie hat ja gesagt.
Der Vollständigkeit halber erzähle ich noch kurz, wie es zur Zusammenarbeit zwischen der Letzten Instanz und Frau Schmitt von Subway to Sally und Anna-Katharina Kränzlein von Schandmaul kam. Ihr werdet es nicht für möglich halten, aber die beiden haben wir auf Festivals gefragt, ob sie Lust hätten, uns auf der „weißen Tour“ (Akustik-Tour durch Kirchen und Gewandhäuser) und sie haben einfach ja gesagt! :o)

ins_licht_presseLiteratopia: Als Nachfolger von Sebastian Lohse alias Robin Sohn bist Du in große Fußstapfen getreten. Wie war es für Dich, dieses Erbe als Sänger der Letzten Instanz anzutreten? Welche Schwierigkeiten gab es in Bezug auf das Singen von fremden, nicht aus Deiner Feder stammenden Texten? Und wie hast Du Dich Deiner Meinung nach etabliert?

Holly: Na ja ... mich wird wohl das gleiche Schicksal ereilen wie Brian Johnson, dem Sänger von AC/DC, der nun schon seit 1980 das Mikrophon hält ... Der ist und bleibt wahrscheinlich auch der „Neue“.
Als ich anfing, habe ich über das „Erbe“ gar nicht groß nachgedacht. Sicherlich gab es im Vorfeld schon viele Lieder. Aber mir war es persönlich wichtig nach vorn zu schauen und nicht auf Vergangenes. Bis heute interessieren mich die Gründe des Personalwechsels überhaupt nicht. Mir ist auch nicht wichtig, wer die alten Lieder geschrieben hat. Wie ein Schauspieler, der seine Rolle und seinen dazu gehörenden Text bekommt, versuche ich die Texte, die bei der Letzten Instanz gesungen werden sollen, auf meine Art und Weise zu interpretieren. Mehr kann und darf ich als Sänger fremder Texte nicht tun. Das Publikum wechselte im Laufe der letzten vier Jahre. Ob das nun an meiner Person liegt, kann ich allerdings nicht sagen, da es aber nicht weniger Konzertbesucher werden, bin ich relativ beruhigt.

Literatopia: Natürlich darf in einem Interview für ein Literaturportal auch die literarische Seite nicht fehlen. Die Fragen zu euren Songtexten und ihrer Entstehung hast Du uns bereits beantwortet, nun gehen wir etwas tiefer in das Thema „Literatur“.
Wie viel Zeit bleibt neben der ganzen Arbeit als Musiker übrig, um sich mal etwas Ruhe zu gönnen und vielleicht auch ein Buch zur Hand zu nehmen? Was ist in euren Regalen am häufigsten zu finden? Gibt es Lieblingsautoren?

Holly: Ich weiß von Oli, Holly D. und Benni Cellini, dass sie viel lesen, wenn sie abends im Bettchen liegen und nicht zu betrunken sind. Gerade Benni hat in seinem Stammbaum mehrere namhafte Leute zu verzeichnen, die fast schon zu aktiver Teilnahme am Literaturgeschehen verpflichten. Ich persönlich sitze im Sommer mit meiner Frau gern auf unserem Balkon, trinke Wein und lese ein Buch nach dem anderen. Thematisch sehr vielfältig. Momentan finde ich Peter Berling und seine Gralskinder-Reihe ganz interessant und lese sie gerade zum dritten Mal.

Literatopia: Einige Künstler haben sich an der Vertonung von Gedichten berühmter Personen versucht. Was hältst Du persönlich davon? Käme so etwas auch für die Letzte Instanz in Frage? Falls ja, welche Dichter stünden weit oben auf Deiner Wunschliste?

Holly: Ohhh ja, da steht ganz viel von Rilke und Lessing drauf, passt aber leider nicht in den Rahmen der Letzten Instanz. Vielleicht mache ich ja mal ein kleines Nebenprojekt diesbezüglich ...

Literatopia: Welche Rolle spielt die Sprache im Leben eines Musikers außerhalb der Arbeit? Beschäftigst Du Dich neben der Musik viel damit? Schreibst du vielleicht sogar selbst?

Holly: Selbsteinschätzungen sind ja immer gefährlich, aber ich halte mich für relativ redefaul. Was das Schreiben angeht, übernehmen meine Finger das Amt des Mundes und leisten quasi doppelte Arbeit. Es vergeht nicht ein Tag, an dem ich nicht am Computer sitze und schreibe. Da wären Interviews und Kurzgeschichten zu schreiben. Derzeit liegen zwei angefangene Romane und ein Kinderbuch bei mir auf dem Tisch, die auf Grund meiner Tätigkeit als Sänger leider nur sehr langsam fertig werden.
Die erste und mir wichtigste Geschichte handelt von einem germanischen Jungen, der als Ziehsohn von Gaius Marius zum Bindeglied zwischen Ariovist, einem germanischen Stammesfürsten, und Gaius Iulius Caesar wird. Eine Arbeit, die sehr viel Zeit in Anspruch nimmt, weil einiges wir_sind_goldrecherchiert werden muss.
Der zweite Roman ist ein Art Lebenstagebuch einer deutschen Katholikin, die sich in einen muslimischen Türken verliebt und damit zusammenhängende Probleme löst und Geschichten erlebt.
Und zu guter Letzt plane ich gerade eine Fortsetzung des schon veröffentlichten Kinderbuches.
Getreu dem Motto: Was lange währt, wird wohl endlich gut.

Literatopia: Woher nimmst Du die Inspiration für die Songtexte der Letzten Instanz und Deine sonstigen Schreibprojekte? Kam es schon vor, dass Du nach oder während einer Songtextentstehung den Drang hattest, einen längeren Text aus der Idee zu weben? Und was tust Du eigentlich gegen das sogenannte KreaTief, sofern es Dir überhaupt bekannt ist?

Holly: Oh … da fragst du mich ja was … Ich weiß nicht, woher das alles kommt. Bei den Liedtexten ist es so, wie schon erwähnt, dass ich mir ja nur Notizen aufschreibe, sobald auch nur ansatzweise klar wird, dass sich daraus etwas Erzählens- oder Singenswertes machen lässt. Das passiert zigmal am Tag. Sicher fällt dabei auch vieles hinten runter oder landet einfach in der Schublade. Aber Papier ist ja Gott sei Dank geduldig. Irgendwann passt alles einfach irgendwie. Entweder in eine Geschichte oder in einen Liedtext. Das Gute an Gedankennotizen ist, dass sie schnell geschrieben sind und einen guten Rahmen bilden. Wenn ich dann abends am Computer sitze und mir vornehme, an einer Sache weiterzuschreiben, nehme ich mir so eine Notiz und verdichte sie einfach. Manchmal kommt eine Strophe raus und manchmal ein ganzes Kapitel. Und wenn mir wider Erwarten nichts einfällt, mach ich den Computer wieder aus und gieße die Blumen auf unserem Balkon oder mache irgendetwas in der Art. Einfach Kopf ausschalten und allein weitermachen lassen. Dann dauert’s meistens nicht lange und selbiger ist schon wieder voll und bereit, sich über meine Hand zu entleeren.

Literatopia: In eurem Online-Shop findet man Dein Buch „Eiszeitreise“. Wovon handelt die Geschichte, wann hast Du sie geschrieben und aus welchen Gründen?

Holly: „Eiszeitreise“ war mein Debüt als Autor. Vor knapp neun Jahren wurde meine Tochter Lou geboren. Zu der Zeit muss es gewesen sein, da das Buch geschrieben wurde. Im letzten Jahr nun habe ich in Berlin mit „Periplaneta“ einen Verlag finden können, der diese Geschichte aus der Schublade befreite und sie veröffentlichte.
Inhalt dieses Kinderbuches sind eigentlich zwei Geschichten: Zum einen gibt es den Jungen Tim Maler, der sich für zu klein hält. In den ersten Winterferien ist er bei Opa Timotius zu Besuch und bekommt von ihm den zweiten Teil des Buches als Geschichte zu hören, nämlich erzählt Opa Timotius Abenteuer aus dem Leben eines Mammuts und einer Eiszeitmücke, die auf den Vegetarier Tom Maler treffen und gemeinsam mit ihm Abenteuer bestehen.

Literatopia: Vor einiger Zeit hast Du in eurem Forum die Frage gestellt, zu welchen Geschichten die Musik der Letzten Instanz inspiriert. Die Resonanz war groß und so entstand schließlich das Buch „Weiße Geschichten“, das eine Fan-Anthologie darstellt. Welcher Art sind die Texte in diesem Buch, wie wurde die Auswahl getroffen und warum hast Du Dich dazu entschieden, euren Fans diese Möglichkeit, ihre Liebe zu eurer Musik zu offenbaren, anzubieten?

weiße_geschichtenHolly: Die Kurzgeschichten sind Interpretationen unserer einzelnen Texte. Fans haben sich je ein Lied ausgesucht und eine Kurzgeschichte dazu geschrieben. Natürlich war die Anzahl der eingereichten Schriften viel größer als die die wir hätten veröffentlichen können. Somit haben Benni Cellini, ich und der Verlag eine Vorauswahl getroffen, die am Besten die Gesamtheit unserer Lieder widerspiegelt. Gemacht haben wir das eigentlich nur, weil ich mal wissen wollte, was unsere Hörer denn so mit den Liedern verbinden; dass da der Ansturm gleich sooo groß sein würde, hätte keiner gedacht.

Literatopia: War diese Anthologie eine einmalige Sache oder können die Fans, deren Einsendungen nicht in „Weiße Geschichten“ erschienen sind, darauf hoffen, dass es eine Fortsetzung geben wird? Plant ihr vielleicht eine Art Serie zu jedem neuen Album?

Holly: Nein, eine Serie wird es nicht geben, aber eventuell gibt’s eine Neuauflage, da liegt die Entscheidungsgewalt natürlich in erster Linie bei Periplaneta. Mal sehen ...

Literatopia: Mit der Anthologie werdet ihr voraussichtlich im Mai auf eine Lesungstour gehen. Was darf man sich unter diesen Lesungen vorstellen? Werdet ihr die Geschichten vorlesen oder wird es auch musikalische Eindrücke geben?

Holly: Na ja, Tour ist zuviel gesagt. Wir waren im letzten Jahr auf Lesereise mit dem Buch und machen im Mai noch ein, zwei Abende. Mehr dazu dann aktuell auf unserer Homepage. Wir werden natürlich vorlesen, aber auch die dazugehörigen Lieder vorstellen. Nicht als Band, sondern als Trio aus Cello, Saxophon und Stimme.

Literatopia: Eure Homepage und das dazugehörige Forum bieten euren Fans die Möglichkeit, mit euch in direkten Kontakt zu treten, denn ihr seid selbst im Forum registriert und antwortet auf Postings und Fragen. Wie wichtig ist euch der Kontakt zu euren Fans?

Holly: Unsere Fans sind schuld, dass wir ständig neue Alben machen und auf Tour gehen, und wir sind schuld, dass sie immerzu Alben kaufen und auf Konzerte gehen. Nicht mehr und nicht weniger. :o) Das ist ein Geben und Nehmen, welches gepflegt werden muss!

Literatopia: Zum Abschluss noch eine letzte Frage: Welche Pläne hat die Letzte Instanz für die Zukunft?

Holly: Erstmal die Tour bestehen, dann den Festivalsommer überstehen und dann das zweite Halbjahr. Konkret gibt’s erstmal noch nichts, dafür ist das Album „Schuldig“ noch zu frisch! :o)

Literatopia: Herzlichen Dank für Deine Zeit und die Beantwortung unserer neugierigen Fragen! Das Literatopia-Team wünscht der Letzten Instanz viel Erfolg mit dem neuen Album und auf der bevorstehenden Tour!


Die Copyrights der verwendeten Fotos und Albumcover liegen bei der Band. 

Dieses Interview wurde von Jessica Idczak für Literatopia geführt. Alle Rechte vorbehalten.