Honky Tonk Pirates - Das vergessene Volk (Joachim Masannek)

cbj (November 2010)
Gebundenes Buch, 222 Seiten
ISBN: 978-3-570-15265-2
€ 9,99 [D] | € 10,30 [A]

Genre: Belletristik / Jugendbuch ab 10 Jahren


Klappentext

Hannah, Will, Jo und Moses haben es geschafft: Sie sind im Besitz des kostbaren Amuletts und machen sich damit auf die Suche nach der geheimnisvollen Insel des vergessenen Volkes, wo sich ein sagenhafter Schatz befinden soll! Doch die Schatzsuche ist weitaus schwieriger als gedacht – nicht nur, weil Talleyrand und die von ihm angeheuerte Piratencrew ihnen dicht auf den Fersen sind. Zudem hat Aweiku, die Prinzessin der Insel, ganz eigene Pläne: Sie will die Insel für immer in eine andere Welt verschwinden lassen – und damit den Schatz, der seinem Besitzer ungeahnte Macht verleiht, vor der Habgier der Menschen schützen. Doch Hannah und Will wären keine echten Piraten, wenn sie sich die Reichtümer entgehen lassen würden! Als Talleyrand und die Piratenhorde die Insel angreifen, müssen sie sich für eine Seite entscheiden …


Rezension

Joachim Masannek, früher einmal als Ausstatter und Kameramann bei diversen Film- und Fernsehproduktionen tätig, präsentierte im November 2010 mit Honky Tonk Pirates – Das verheißene Land den Beginn einer weiteren Kinderbuchreihe, deren Verfilmung im Jahr 2012 in den deutschen Kinos zu sehen sein wird. Mit Honky Tonk Pirates – Das vergessene Volk setzt er nun die Abenteuer seiner kleinen, aber bemerkenswert andersartigen Piraten-Gemeinschaft weiter fort, die vorwiegend mit viel Witz und jugendlichen Charme überzeugen kann.

>> „Moses“, rief Jo, „ich hab gedacht, wir wären Freunde.“ „Tja“, erwiderte der, „aber wir sind auch Piraten.“ „Nein, ich bin Pirat“, fiel ihm Hannah ins Wort. „Und unter Piraten hat Freundschaft nun mal nichts zu bedeuten.“ <<

Das Schicksal der Welt liegt nun in ihren Händen: Hannah, Will, Jo und Moses finden sich auf der Suche nach einem uralten Geheimnis wieder. Gemeinsam entdecken die Gefährten eine Insel voll wilder Schönheit und einem friedliebenden Volk, das dennoch bereit ist, ein ihren anvertrautes, kostbares Gut zu schützen: Ein Schatz, der den Untergang dieser Welt bedeuten kann und für Hannah und Will geradezu unvorstellbar ist …

Was ist Reichtum wirklich wert? Wie weit sollte und darf man für die Erfüllung seiner Träume gehen und gibt es sie noch, die wahre Freundschaft? Die aufrichtigen und einfach gestrickten Menschen, die mit ihrem Leben zufrieden sind, ohne nach Macht zu streben? Vorwiegend mit diesen Fragen beschäftigt sich der zweite Roman der Honky Tonk Pirates aus Joachim Masanneks Feder. Ein Jugendbuch, das die Geschichte eines sehr amüsanten Quartetts ebenso locker und leicht weitererzählt, wie es der erste Band Das verheißene Land vermochte. Denn einmal mehr begleitet der geneigte Leser Hannah, Will, Jo und Moses in ein neues Abenteuer. Nach dem die kleine Gemeinschaft im letzten Roman vollbracht hat, was sie sich in ihren kühnsten Träumen nicht ausgemalt hätte, verschlägt es die ungleichen Gefährten nun an die Küste einer Insel. Einer fernen und geheimnisvollen Insel, die auf keiner Seekarte je zu finden sein wird. Gemeinsam kämpfen sie sich durch alles umschlingende Nebel, durch exotische Dschungel und finstere Höhlen, um einen der größten Schätze dieser Zeit zu finden. Einen, den es schlussendlich auch zu verteidigen gilt. Denn schon bald zieht die schöne Prinzessin Aweiku unweigerlich eine tiefe Spur in Wills Verstand. Sie öffnet ihm die Augen; zeigt wie wertvoll auch ein schlichtes Leben sein kann und welche Dinge der freche Junge im Streben nach Reichtum oft verpasst. In diesem Punkt fühlt sich der Leser (ob er möchte oder nicht) doch sehr an den erfolgreichen Film Avatar erinnert. Es ist eine ähnlich naturverbundene und magische Welt in die sich Hannah, Will und Jo stürzen. Sie müssen lernen sich anzupassen, die Gefühle des Volkes zu verstehen, um schlussendlich ihre Entscheidung treffen zu können: Nutzen sie den aufkeimenden Krieg des vergessenen Volkes aus, um sich selbst zu bereichern oder retten sie, Seite an Seite kämpfend, die ihnen bald schon vertraute Welt vor dem Schurken Talleyrand, der ihnen immer noch dicht auf den Fersen ist.

Die schlussendliche Entscheidung fällt schwerer und spannender aus als allgemein erwartet wird und so manche Überraschung tut sich auf kleinere Neuerungen, die erneut mit viel Witz und Charme zu würzen verstehen. Zum großen Bedauern des Lesers jedoch werden die weiteren Erwartungen an die Protagonisten nur geringfügig erfüllt. Hannah, Will, Jo und Moses sind zwar immer noch amüsant, doch wird ihnen erneut keine wirkliche Charaktertiefe gegeben. Und das obwohl man sich das Vertiefen einzelner Merkmale durchaus erwartet hätte. Stattdessen steht Witz und Abenteuerlust immer noch Vordergrund und so unterhält Joachim Masannek seine Jugend ohne Längen, die sich in ähnlichen Büchern eventuell lähmend durch so manche Seiten ziehen. Eine Tatsache, die nicht jeden Leser gleichermaßen begeistern wird, denn die ab und an gezeigte Oberflächlichkeit hat ihren Preis. Ebenso bitter schmecken könnten die gezogenen Parallelen zu Fluch der Karibik und der überraschend hohe Anteil an Fantasy, der sich vor allem zu Beginn in diese Erzählung mischt. Ob überhaupt und wie sehr man diese Dinge als negativ werten kann bleibt jedoch dem Geschmack jedes Lesers überlassen. Denn selbst wenn die genannten Dinge störend wirken können, so muss man sich schlussendlich eingestehen, dass das Gesamtkonzept als Jugendbuch zweifellos überzeugen kann.

Anders als Das verheißene Land ist Das vergessene Volk noch verspielter. Es gibt wesentlich mehr Gelegenheit herzlich loszulachen und die Dialoge zu genießen, die im Setting dieses Abenteuers gut zur Geltung kommen. Die Werte, die der Autor zu vermitteln versucht sind niemals aufdringlich; gewichtige moralische Zwiespalte jedoch für die wirklich jungen Leser zweifelhaft. Denn das manchmal vorherrschende Misstrauen zwischen den Gefährten und vor allem die gemachten (Todes-)Drohungen beeindrucken (im Positiven wie im Negativen) immer wieder. Es fällt an manchen Ecken und Enden wirklich schwer Vertrauen in die Protagonisten aufzubauen und sie genauer kennen zu lernen. Jugendliche oder gar Erwachsene werden mit diesen Dingen vermutlich jedoch keine Schwierigkeiten haben. Für Leserherzen im zarten Alter von Zehn sei hingegen anderer, vielleicht noch schöngeistigerer Lesestoff empfohlen.


Fazit

Piraten, fliegende Schiffe, Amulette und böse Buben pflastern erneut den Weg zum nächsten Band der Honky Tonk Pirates, die mit Charme und Witz auch dieses Mal auf ihre Art überzeugen können. "Fluch der Karibik" meets "Avatar" eine Mischung die manche Leser zu enttäuschen, andere jedoch sicherlich zu begeistern versteht. Gerade für die jugendliche Lesergruppen und für Fans der "Wilden Kerle" ist diese Abenteuer-Lektüre ein kleines Muss!


Pro & Contra

+ verspielte, lebendige Atmosphäre
+ zum Teil sehr spannend, besonders für Kids
+ kurze, leicht zu lesende Kapitel für junge Leseratten
+ moralische, jedoch unaufdringliche Lebensfragen
+ für die Jugend wohl zum Teil nachdenklich machend
+ liebenswerte, aber auch immer noch etwas ...

o für Zehnjährige nur bedingt geeignet
o Schwarz- und Weißmalerei
o an so manchen Brutalitäten & Schimpfwörtern wird nicht gespart

- ... stereotypische Charaktere
- (für erwachsene Leser nur bedingt fesselnd)

Wertung:

Charaktere: 4 / 5
Handlung: 4 / 5
Lesespaß: 4 / 5
Preis/Leistung: 4/5