Drei Wünsche hast du frei (Jackson Pearce)

Verlag: Pan, September 2010
Originaltitel: As you wish,
übersetzt von Christine Gaspard
Softcover, 288 Seiten, € 12,99
ISBN: 978-3426283363

Genre: Jugendfantasy


Klappentext

„Wer bist du?“, flüstert sie. „Ich habe keinen Namen“, antworte ich. „Aber können wir die Förmlichkeiten überspringen und das hier beschleunigen?“ „Was beschleunigen?“ „Das mit den Wünschen. Ich bin hier, um dir drei zu erfüllen.“ Als Viola von ihrem Freund verlassen wird, bricht für sie eine Welt zusammen. Gerade noch war sie verliebt und beliebt, nun ist sie nur noch die Ex vom coolsten Typ der Schule. Viola wünscht sich nichts mehr, als wieder glücklich zu werden – und beschwört so versehentlich einen Dschinn herbei. Er ist jung, er sieht gut aus … und er ist furchtbar schlecht gelaunt, denn er hält Menschen für ungemein nervtötend. Aber bevor er in seine Heimat zurückkehren kann, muss er Viola drei Wünsche erfüllen. Und das ist nicht so einfach, wie es sich anhört …


Die Autorin

Die amerikanische Autorin Jackson Pearce, geboren 1984 in North Carolina, lebt in Atlanta. Sie studierte Englisch und Philosophie und arbeitet als Tanzcoach an einer High School. Als Jackson Pearce zwölf Jahre alt war, setzte sie sich in den Kopf, unbedingt ein Buch lesen zu wollen, in dem ein schlaues Mädchen, Pferde, Tierbabys und Magie eine Rolle spielen – und da sie ein solches nirgendwo finden konnte, begann sie, sich die Geschichte selbst auszudenken und aufzuschreiben. 2009 wurden ihre ersten beiden Romane bei renommierten amerikanischen Verlagen veröffentlicht. Jackson Pearce, die laut eigener Angabe mit einer schielenden Katze und einem Hund, der ein bisschen wie ein Außerirdischer aussieht, zusammenlebt, ist auf Facebook aktiv, twittert unter http://www.twitter.com/jacksonpearce und unterhält eine Website, auf der sie ihre Gedanken und Videos veröffentlicht: http://www.jacksonpearce.com ...


Rezension

Dazugehören – für Teenager ein immens wichtiges Gefühl. Dazugehören möchte auch Viola, die sich selber für unsichtbar hält. Nachdem ihr Freund Lawrence ihr gestand, dass er nie mehr als ein guter Freund für sie sein kann, fällt sie in ein tiefes Loch und fühlt sich zerbrochen, als fehle ihr ein wichtiges Stück. Sie lebt ihre Traurigkeit hoffnungslos aus und außer Lawrence lässt sie keinen in ihre Nähe kommen. Dabei will sie doch dazugehören, zu einer Gruppe, einer Clique, am besten noch zu einem ganz besonderen Menschen, der nur für sie Augen hat. Viola ist eine von den durchschnittlichen Teenagern, die sich selbst noch nicht gefunden haben und die andere glühend beneidet, nämlich die Teenager, denen scheinbar alles gelingt. Diese strahlenden Persönlichkeiten gibt es überall, Menschen, die immer im Mittelpunkt stehen, die gut aussehen und alleine durch ihre Persönlichkeit den Ton angeben. Menschen, die etwas haben, was Viola derzeit vollkommen fehlt – Selbstbewusstsein.

Urplötzlich taucht ein Junge auf, den nur Viola sehen kann – ein Dschinn. Unbewusst hat Viola ihn beschworen, er darf ihr nun drei Wünsche erfüllen. Aber was wünscht sich ein junges, verletzliches Mädchen? Reichtum? Schönheit? Tolle Haare? Oder Dazuzugehören? Viola findet es gar nicht so einfach, drei Wünsche zu äußern, sie möchte sie auch nicht für irgendwelchen Schnickschnack verplempern. Denn ist es nicht nur eine Illusion, wenn sie auf einmal von jedem gemocht wird? Viola wird sofort klar, dass sie dann nur dazugehört, weil der Dschinn es den anderen suggeriert – und nicht, weil sie ihrer selbst willen gemocht wird. Und so diskutiert Viola mit dem Dschinn und Lawrence um ihre Wünsche, bis sie erkennt, was sie am meisten vermisst – Freundschaft. Langsam verzweifelt der Dschinn, denn mit jedem Tag, den er bei den Menschen verbringt, altert er und vor allem empfindet er auf einmal etwas – für Viola, seine Herrin. Und das darf er nicht, denn nach dem dritten Wunsch verschwindet er wieder nach Caliban und Viola vergisst ihn.

Abwechselnd erzählen der Dschinn und Viola ihre Erlebnisse, Gedanken und Gefühle. Ist es Viola anfangs noch egal, zu wem sie dazugehören möchte, so erkennt sie langsam, was sie wirklich vom Leben erwartet. Sie verliert selten den Boden unter den Füßen und ist sich immer völlig bewusst, dass durch ihre Wünsche lediglich eine Illusion erstellt wird. Mit den Konsequenzen rechnet sie allerdings nicht, nur weil sie sich etwas wünscht, müssen andere darunter leiden. Aus dem Dschinn wird allmählich Dschinn, der Junge ohne Namen, der für seine Herrin verbotene Gefühle entwickelt. Überhaupt Emotionen, in Caliban sind sie rar gesät, dort herrscht immer Sonnenschein. Nach und nach übertritt er sämtliche Gebote des Dschinnseins, ihm ist klar, dass bei seiner Rückkehr eine drastische Strafe auf ihn wartet. Trotzdem hält er zu Viola und wie in einem Spiegel erkennt Viola durch lange eindringliche Gespräche mit ihm ihr wahres Selbst.

Melancholisch wirkt der Stil, Viola verliert sich einfach zu häufig in Selbstzweifeln und tiefen Löchern. Auswege aus ihrer Situation will sie einfach nicht finden, alleine schon mal gar nicht. Hervorragend ist der Gemütszustand eines Teenagers wiedergegeben, ein jeder wird mit Sicherheit Stücke von sich selbst darin finden. Authentisch wirken Viola, Lawrence und Dschinn, Nebencharaktere bleiben aber ziemlich blass im Hintergrund. Magie ist latent vorhanden, wirkt aber nie aufdringlich oder unpassend. Das Ende ist ungewöhnlich und unerwartet, für diese Geschichte aber realistisch und gut gelöst. Der poetische Stil spiegelt die Seelen pubertärer Jugendlicher wieder, die Autorin trifft genau den richtigen Ton. Ein wunderbares Jugendbuch, bei dem sich auch Erwachsene durchaus etwas wünschen dürfen.


Fazit

Drei Wünsche hast du frei – ist das nicht der Traum eines jeden? Was würden Sie sich wünschen? Geht nicht auch ein jeder Wunsch mit ungeahnten Konsequenzen einher? Wehmütig, poetisch, melancholisch und voll Verlangen hat Jackson Pearce ein Märchen geschrieben, in dem ein verzweifeltes junges Mädchen auf der Suche nach sich selbst Hilfe bekommt, die manchmal unerwünscht aber immer unbezahlbar ist – die wahre Freundschaft.


Pro und Contra

+ Wehmütiger und melancholischer Erzählstil
+ realistische und vielschichtige Charaktere
+ abwechselnde Erzählperspektiven
+ gelungene Mischung zwischen Realität und Übersinnlichem

o für Erwachsene vielleicht etwas zu langatmig

Wertung:

Handlung: 4/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 4/5