Onkel Dagobert - Sein Leben, seine Milliarden (Don Rosa)

dagobert biographie

Verlag: Ehapa Comic Collection - Egmont Manga & Anime
Gebundene Ausgabe: 496 Seiten; 29,95 €
ISBN-13: 978-3770432455

Genre: Biographie/ Humor


Klappentext

Vom armen Schuhputzjungen zum Wirtschaftsmagnaten und reichsten Mann der Welt, das ist die Geschichte des Dagobert Duck. Diese Biografie leuchtet das Leben des Großkapitalisten und Fantastilliardärs auf 496 Seiten bis in den letzten Winkel aus.

Der Urheber dieses Mammutwerks ist der beliebte amerikanische Disney-Zeichner Don Rosa. Diese Ausgabe enthält alle Kapitel und Zusatzkapitel sowie 2 Bonusgeschichten der mit dem renommierten Eisner-Award ausgezeichneten Biographie. Dazu kommen Vorworte des Künstlers, eine Covergalerie, Hintergründe sowie zusätzliches bis dato unveröffentlichtes Bonusmaterial.


Rezension

Es war das Jahr 1947 als ein Mann die Bühne der Hochfinanz betrat und seit dem nicht mehr aus ihr wegzudenken ist, ja sie geradezu beherrscht, wie sonst keiner – zumindest wenn es sich bei der Stadt in der er lebt und arbeitet um Entenhausen handelt. Denn im erwähnten Jahr tauchte zum ersten Mal Dagobert Duck in einer der Geschichten von Carl Barks, dem großen Entenvater, auf. Damals noch ganz seinem amerikanischen Namen „Scrooge McDuck“ und der Weihnachtszeit entsprechend, griesgrämig und unsympathisch. Bald aber setzte Barks in ihn immer öfter als Nebenfigur ein und seine Popularität stieg enorm, so dass er kurz darauf ein eigenes Heft erhielt. Mit dem Erfolg kamen auch die Fragen. „Wer ist Dagobert?“, „Woher stammt er?“ und „Wie wurde er zu reichsten Ente der Welt?“. In Barks Geschichten lassen sich hierauf viele Hinweise finden, aber genaueres blieb unbekannt. Bis sich Don Rosa 1991 der schweren Aufgabe widmete eine Biographie Onkel Dagoberts zu schreiben, in zwölf Kapiteln mit durchschnittliche nicht mehr als 15 Seiten. Allein wie es zu dieser Biographie kam, ist eine Geschichte wert, die Don Rosa in einem Vorwort erzählt. Viel wichtiger ist aber, dass Don Rosa das Kunststück gelang, soviele Barks´sche „Fakten“ über Dagobert Duck zusammenzuführen, wie es nur irgend möglich war. Natürlich musste der Autor dafür hin und wieder einzelne Daten ignorieren, aber nur in seltenen Fällen und selbst diese dürften nur eingefleischten Barks-Fans auffallen. Insgesamt decken die zwölf Kapitel von „Sein Leben, seine Milliarden“ eine Zeitspanne von 70 Jahren, von 1877 bis 1947, ab. Eine lange Zeit, in der es viel zu erzählen gibt und in der Dagobert die ganze Welt bereist. Aber wie ist er, der reichste Mann der Welt, zu dem geworden was er ist?

„Das soll mir eine Lehre sein! Das Leben ist hart und voller Menschen, die dich betrügen wollen! Aber ich werde härter sein als die Härtesten und schlauer als die Schlauesten, und ich werde es auf ehrliche Art bis ganz nach oben schaffen!“

Alles beginnt in Schottland, genauer in Glasgow. Geboren als letzter männlicher Nachkomme des Clans der McDuck wächst Dagobert in ärmlichen Verhältnissen auf. Am seinem zehnten Geburtstag schenkt ihm sein Vater einen selbstgebauten Schuhputzkasten, mit dem er am gleichen Tag seinen ersten Zehner verdient. Unglücklicherweise sind die 10 Cent aus Amerika in Schottland nichts wert. So betrogen beschließt Dagobert. „Härter als die Härtesten“ zu werden. Mit Ausdauer gelingt ihm die Reise in die USA. Erste Zwischenhalt ist dort der Mississippi und der Dampfer seines Onkels Dietberts. Hier macht er auch schon Bekanntschaft mit seinen ärgsten Widersachern, den Panzerknackern, damals noch erfolglose Flusspiraten, die sich auf keinen Namen einigen können. Der Grundstein für eine lebenslange Feindschaft. Nach dem Dagobert Duck im wahrsten Sinne des Wortes Schiffbruch erlitten hat, wird er zunächst Cowboy, bevor er dann unverhofft Besitzer einer Kupfermine wird und zurück nach Schottland muss, um die Duckenburgh zu retten. Von dort aus führt ihn sein Weg über Afrika (wo er Mac Moneysac begegnet) und Australien wieder in die USA, zum Goldrausch am Klondike. Ort seiner größten Triumphe, aber auch seiner empfindlichsten, selbstverschuldeten Niederlage, die er niemals zugeben würde. Denn mit Geld hat diese schmerzhafte Erfahrung nichts zu tun, viel mehr trägt sie einen Namen: Nelly. Ein Barmädchen aus Dawson, der Goldgräberstadt am Klondike. Wer weiß, wäre die Geschichte der Beiden anders ausgegangen, hätte Dagoberts Leben noch eine Wende nehmen können, so aber blieb er auch weiterhin auf dem Weg, der ihn schließlich immer mehr von seiner Familie entfremdete und zu einem knallharten, unnachgiebigen Geschäftsmann werden ließ. Der aber, mit einer Ausnahme, sein Vermögen auf ehrliche Art selbst verdiente. Rosas Biographie endet an der Stelle, an der Barks viele Jahre vorher „den Faden aufnahm“. In der Weihnachtsnacht, in der der erwachsene Donald seinen reichen Onkel Dagobert kennenlernt.

Es gibt also viel zu berichten aus Dagobert Ducks Leben, aber Don Rosa beschränkt sich nicht auf Anekdoten oder Schlaglichter, die einmal kurz aufblitzen. „Sein Leben, seine Milliarden“ trägt zurecht die Bezeichnung Biographie. Was Rosa hier geschaffen hat ist die Nachzeichnung und Entwicklung von Dagobert Ducks Leben und Charakter in einer äußerst vielschichtigen Art und Weise. Beginnend mit seinen Kindertagen in Schottland erhält Dagobert in jedem der zwölf Kapiteln eine wichtige Lektion, die ihn für sein Leben prägt. Seine Lehrmeister sind dabei breitgefächert, unter anderem finden sich Theodore Roosevelt und Kuno Klever, Klaas Klevers Vater, darunter. Gerade letzterer dürfte eine weitere Melone verspeisen, wenn er erführe, dass sein Vater Dagobert Duck einst half, ein besserer Goldgräber und Geschäftsmann zu werden. Ein amüsantes Detail ist dann noch Klevers Charakterbeschreibung durch seinen Vater, die man unterschreiben mag. Generell ist es beeindrucken mit wieviel Liebe zum Detail und geschichtlichem Hintergrundwissen, Don Rosa vorgegangen ist. Die Begegnungen mit historischen Personen sind immer so abgestimmt, dass sie möglich gewesen wären und Zeitpunkt und Orte passen zusammen. Somit ergibt sich fast der Eindruck, das Leben einer realen Persönlichkeit zu lesen. Aber vielleicht ist Dagobert Duck das auch, schließlich führt ihn die Stadt Glasgow in der Liste berühmter Töchter und Söhne der Stadt.
So ernst das alles klingen mag, kommt der Humor in diesem Mammutwerk natürlich nicht zu kurz. Allerdings ist es nicht immer der laute, brachiale, der für ein übergroßes Grinsen sorgt, das würde auch gar nicht passen. Trotzdem unterhält Dagobert Ducks Leben prächtig und man möchte immer wieder einzelne Abschnitte lesen. Wer übrigens befürchtet Donalds Temperament bei der Lektüre zu vermissen, dem sei versichert, Dortel, Dagoberts Schwester und seines Neffen Mutter, ist ein mehr als gleichwertiger Ersatz. Wer sonst könnte gestandene Soldaten mit einem Besen in die Flucht schlagen und einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen?

Neben den zwölf Hauptkapiteln finden sich dann noch acht weitere Geschichten, die im Zusammenhang mit „Sein Leben, seine Milliarden“ stehen und Dagobert Duck noch mehr Seele einhauchen. Am schönsten und gleichzeitig traurigsten dürften dabei „Die Gefangene am White Agony Creek“ und „Die zwei Herzen des Yukon“ sein. Die reichste Ente der Welt entführt in ihr Nelly auf seinen Claim, um ihr zu zeigen, wie schwer die Goldgräber ihr Geld verdienen, welches ihnen dann in den Saloons wieder genommen wird. Eine eisige aber dennoch innige Beziehung beginnt sich zwischen ihnen zu entwickeln. Und wer weiß, was passiert wäre, wenn Dagobert Nellys Brief geöffnet hätte. 

Zeichnerisch gibt es an Don Rosa nichts zu bemängeln. Als derzeit beliebtester Zeichner gibt er sich keine Blöße. Dagobert, Nelly, Dortel, Dorette und Co. wirken frisch und perfekt. Die Zeichnungen sind dynamisch und laden zum Entdecken ein. Viel ist in die Hintergründe eingearbeitet, was einem erst beim zweiten Lesen auffällt. Dazu wirken seine Figuren und Orte so realistisch, wie sonst kaum im Disney-Universum und machen sie für den erwachsenen Leser umso attraktiver. Für einen kleinen Rätselzeitvertreib ist übrigens auch gesorgt. In jedes Cover und jedem ersten Panel hat Don Rosa die Widmung D.U.C.K. „Dedicated to Unca Carl from Keno“ versteckt und diese zu finden, ist oft eine große Herausforderung.

Zusätzlich zu den Geschichten enthält das Buch noch zu jeder ein eigenes Nachwort von Don Rosa, in dem er die Hintergründe der Geschichten erläutert, was sie für ihn bedeuten und welche Bezüge zu Carl Barks von ihm eingebaut wurden. Allein schon wegen den historischen Einzelheiten sollte man die Vor- und Nachworte lesen. Das alles ist von Ehapa in einem stabilen Hardcover verpackt worden und zu einem äußerst fairen Preis zu erhalten.


Fazit

Eine umfangreiche Biographie des reichsten Mannes der Welt und ein unheimlich unterhaltendes Stück Comic-Geschichte. Dagobert Duck beweist einmal mehr, warum er zu den beliebtesten Figuren des Disney-Universums zählt. Wer wissen will, wer Onkel Dagobert wirklich ist, sollte unbedingt zu greifen!


Pro & Contra

+ historische Bezüge
+ interessante Details
+ Dagobert Ducks Entwicklung wird nachvollziehbar
+ Nebenfiguren wie Dortel und Roosevelt
+ D.U.C.K.

Bewertung:

Handlung: 5/5
Charaktere: 5/5
Zeichnungen: 5/5
Humor: 4/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5


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