Verlag: Cross Cult;
168 Seiten, Hardcover Din A5; 19,80 €
ISBN-13: 978-3936480269
Genre: Grusel/ Horror
Klappentext
Eine Burg tief im österreichischen Gebirge. Im Zweiten Weltkrieg führt eine amerikanische Spezialeinheit hier ein Sabotageattentat gegen ein geheimes Raumfahrtprojekt der Nationalsozialisten durch. Bevor eine gewaltige Explosion das finstere Gemäuer zerreißt, gelingt es den Nazis jedoch, den ersten Menschen ins All zu schießen ... Mehr als 60 Jahre später befindet sich die Raumkapsel im Landeanflug auf die Erde. Alarmstufe Rot für die "Behörde zur Untersuchung und Abwehr paranormaler Erscheinungen": Hellboy wird zu den Ruinen der Burg entsandt, um die Rakete und ihren unheimlichen Passagier gebührend in Empfang zu nehmen ...
In den mittelalterlichen Gewölben lauert ein wahres Schreckenskabinett auf Hellboy - tot geglaubte Feinde, Neonazis, Frankenstein-Gorillas, eine Armee von Geistern und ... das Grauen aus dem All. Doch nicht nur diese unheilige Allianz gibt Anlass zur Sorge, das die B.U.A.P. ihren besten Agenten bei dieser Mission verlieren wird.
Rezension
Nachdem die letzten drei Bücher über Hellboy aus Crossovern mit anderen Superhelden und Kurzgeschichten bestanden, erzählt "Sieger Wurm" wieder eine große durchgehende Geschichte rund um den beliebten Höllenjungen. Eingebunden in vergangene Ereignisse und mit alten Feinden, die in neuer Kraft stehen, bringen die 138 Seiten dieses Comics, die Entwicklung Hellboys weiter voran, als alle anderen davor und setzen einen Schlusspunkt für einen Abschnitt seines Lebens.
Hellboy sieht sich in „Sieger Wurm“ einer der größten Gefahren in seiner langen Laufbahn als paranormaler Ermittler gegenüber. Dazu verschlägt es ihn nach Österreich. Dort fand im Jahr 1939 eine Geheimoperation der Amerikaner gegen die Nazis statt. Unter der Führung von Lobster Johnson, einem Superhelden aus der Zeit des Pulps, der nie offiziell existierte, drangen G.I.s in die Burg ein und versuchten, den Start des ersten bemannten Weltraumfluges zu verhindern. Als Folge explodierte das alte Gemäuer und die Ereignisse gerieten in Vergessenheit. Nun aber kehrt die Kapsel zurück und bringt etwas mit, was schier unbesiegbar ist: den „Sieger Wurm“. Ein Diener der Ogdru-Jahad, der die Welt vernichten soll.
Eigentlich eine recht simple Story, in der Tradition des Pulp-Genres, dem Mignola sehr nahe steht, wenn „Sieger Wurm“ nicht gerade aus Mike Mignolas Feder stammen würde. Der Autor und Schöpfer Hellboys schafft es immer wieder seine Geschichten mit Ideen und Überraschungen zu würzen, die sie zu mehr werden lassen, als das bloße Gerüst auf dem sie ruhen. Bei Sieger Wurm ist es unter anderem Lobster Johnson. Dieser ist im Hellboy-Universum ein fiktiver Pulp-Held aus den 30er- und 40er-Jahren. Allerdings nur offiziell. In Wirklichkeit war er der amerikanischen Regierung nicht nur bekannt, sondern sie hat ihn auch für verdeckte Operationen eingesetzt. Und ausgerechnet er wird zu einer entscheidenden Figur im Kampf gegen die Mächte, die sich gegen Hellboy verbündet haben, allen voran sein alter Feind Rasputin. Lobster Johnson ist dabei kein wirklich differenzierter Charakter, aber es macht Spaß ihm bei seiner Arbeit zu sehen. Knallhart und ohne Mitgefühl geht er gegen die vor, die seiner Meinung nach Buße tun müssen, wirkt aber nicht wie die Karikatur eines Helden.
Die zweite wichtige Figur ist Roger, der Homunkulus. Vorher hauptsächlich in Kurzgeschichten aufgetreten und dort noch nicht als richtiges Mitglied der B.U.A.P. wahrnehmbar, steht er jetzt an der Seite von Hellboy und darf zeigen, wie weit er in seiner Entwicklung zum „Mensch“ schon ist. Er ist es, der mit Lobster Johnson in Kontakt tritt, der einen Großteil des finalen Kampfes übernimmt und wenn er dann am Ende, um seinen Geist mit dem Sieger Wurm ringt, dann wirkt er menschlicher als jeder andere um ihn herum, in der düsteren Welt Hellboys.
Aber die Hauptfigur ist und bleibt natürlich Hellboy. Die Ereignisse dieses Einsatzes nehmen ihn mehr mit als gewohnt. Gleich zu Beginn muss er erfahren, dass die B.U.A.P. Roger einen Sprengsatz eingebaut hat, um ihn jederzeit vernichten zu können, falls er gefährlich werden sollte. Eine Tatsache, die Hellboy an seinen Vorgesetzten zweifeln lässt. Wenn Roger einfach als entbehrlich angesehen wird, stellt sich die Frage, wann auch er oder Liz Sherman genauso behandelt werden. Ein Puzzleteil, welches unter anderem, am Ende der Geschichte zu einer folgenschweren Entscheidung führt. Aber nicht das Einzige. Während des Einsatzes erlebt Hellboy nicht nur eine Überraschung. Alte Gegner warten auf ihn und erinnern ihn an seine ursprüngliche Bestimmung. Doch auch seelische Hilfe ist nicht weit. In der Ruine der Burg Hunte trifft Hellboy auf ein Wesen, welches ihm neue Hoffnung schenkt. Somit ist er hin und hergerissen. Ein Gefühlschaos, das ihm nur einen Weg offen lässt, den Hellboy auch beschreitet.
Mike Mignola schafft es erneut, das Optimale aus seinen Figuren herauszuholen und sie dabei menschlicher wirken zu lassen, als die Menschen selbst. Wie er Hellboy auf seinen Weg führt und ein altes Gedicht Edgar A. Poes einbindet, hat einfach eine enorm hohe erzählerische Klasse. Die Messlatte für die nächsten Hellboybände ist hiermit sehr hoch gelegt.
Cross Cult hat ebenfalls wieder ganze Arbeit geleistet. Neben einem Vorwort von Guillermo del Toro und einer Galerie mit Hellboy-Zeichnungen anderer Künstler, befindet sich noch eine umfassende Hellboy-Timeline in „Sieger Wurm“, die alle bis zum Zeitpunkt des Erscheinens existierenden Geschichten berücksichtigt.
Fazit
Hellboy steht an Scheideweg in seinem Leben und nach diesem Band ist nichts mehr, wie es war. Mike Mignola erzählt gekonnt eine mitreißende Geschichte, ohne sich zu wiederholen. Hellboy wird einfach nicht langweilig.
Pro & Contra
+ wunderbare Einbindung von Edgar A. Poes Gedicht
+ Roger bekommt mehr Tiefe
+ Hellboy entwickelt sich in großen Schritten weiter
Bewertung:
Handlung: 4/5
Charaktere: 4,5/5
Lesespaß: 5/5
Zeichnungen: 4,5/5
Preis/Leistung: 4/5
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