Piper (September 2010)
gebundene Ausgabe
Seiten: 448,19,95 EUR [D]
ISBN: 978-3-4927-0215-7
Genre: Fantasy
Klappentext
Eine unsterbliche Liebe. Und ein Fluch, der alles zerstören kann.
Für Jerusha liegen Liebe und Tod nahe beieinander: Ein Fluch zwingt sie dazu, jeden zu verraten, in den sie sich verliebt. Doch als sie auf den Krieger Kiéran trifft, fällt sie die Entscheidung, den Bann zu brechen. Und sollte es ihr eigenes Leben kosten…
Rezension
Jeruscha ist glücklich. Sie hat eine Arbeit als Bildhauerin in einem Tempel und der Hochzeitstermin mit ihrem Verlobten, Dario, steht auch schon fest. Aber es breitet sich ein großer Schatten über ihrem Leben aus. Ihre Großmutter erzählt ihr, dass auf allen Frauen des KiTenaro Clans ein Fluch lastet: Sie sind gezwungen, die Männer, die sie wirklich lieben, zu verraten. Kurzerhand beschließt Jerusha, sich auf die Suche nach dem Mann zu machen, der für den Fluch verantwortlich ist, um ihn von der Familie zu nehmen, denn eine Ehe unter diesen Voraussetzung ist zum Scheitern verurteilt. Als sie sich auf den Weg macht, begegnet sie Kiéran, einem Elitekämpfer der Terak Denar. Bei seiner letzten Schlacht wurde er so schwer verletzt, dass er sein Augenlicht verloren hat. Mit Hilfe von Priestern eines Spiegeltempels ist es ihm aber möglich, die Welt auf andere Art und Weise zu sehen. Als er Jerusha begegnet beschließt Kiéran einen Umweg in Kauf zunehmen, um sie ein Stück zu begleiten. Doch beide wissen noch nicht, dass sie sich erst am Beginn einer langen Reise voller Tücken und Gefahren befinden, die ihr ganzes Leben verändern wird.
Um diese Reise zu beginnen, muss man Mut haben und den bringt Jerusha definitiv mit. Für sie ist es wichtig, das Leben selbst in die Hand zu nehmen und nicht alles einfach hinzunehmen. Früh hat sie gelernt, selbstständig zu sein, da ihr Vater die Familie verlassen hat und sie die Verantwortung für ihrer Mutter und ihrer Schwester Liri übernommen hat. Aber viel von der Welt hat sie noch nicht gesehen und so geschieht es oft, dass sie sich überstürzt und naiv in gefährliche Situationen begibt. Nicht selten entgeht sie dem Schlimmsten nur äußerst knapp, vor allem mit Kiérans Hilfe. Er ist es gewohnt, schwierige Situationen zu meistern und bleibt meist Herr über die Lage. Nicht umsonst war er der Anführer eines eigenen Regiments. Seine plötzliche Blindheit macht ihn allerdings verwundbar. Sein sonst so sicheres und autoritäres Auftreten gerät ins Wanken und seine Abhängigkeit von der Hilfe anderer macht ihn wütend. Lediglich bei Jerusha kann er sich seine Schwäche eingestehen. Die beiden entwickeln schnell eine tiefe Vertrautheit und als Leser ist es schön mitzuerleben, wie beide nach und nach entdecken, was es bedeutet, wirklich verleibt zu sein: Hoffnung, Enttäuschung, Egoismus, Trost und Leid. Siri Lindberg hat zwei einzigartige Charaktere geschaffen, mit denen sich der Leser sehr schnell identifizieren kann. Beide sind mutig und selbstbewusst, aber auch verletzlich. Die Entwicklung der beiden zu sehen, von jungen, unerfahren Menschen hin zu selbstsicheren und ein bisschen weiseren Erwachsenen, macht viel Spaß. Zudem sie sehr vielen weiteren Charakteren begegnen, die jeder für sich absolut individuell sind.. Die Welt aus Nachtlilien besiedeln nämlich nicht nur Menschen, sonder auch Elis (vergleichbar mit Elfen), Magier, Drachen, Schattenspringer, Schicksalsweberinnen und viele mehr.
Bei so einer Vielzahl an Wesen muss natürlich auch die Landschaft viele Unterschiedlichkeiten bieten. Sehr detailgetreu beschreibt die Autorin die verschiedensten Umgebungen, von der Wüste bis hin zu verschneiten Bergen. Und so baut sie Schritt für Schritt eine phantastische Welt auf, die den Leser mit hineinzerrt. Man merkt auch, dass sie sich vorher viele Gedanken über Bildhauerei und Blindheit gemacht hat, er wäre ihr sonst nicht möglich gewesen dies so realistisch zu beschreiben. Zudem findet ein Wechsel in den Perspektiven der Protagonisten statt, was die Handlung viel nachvollziehbarer macht und einem die Charaktere noch ein Stück näher bringt. Generell ist der Schreibstil phantastisch angehaucht, wirkt dennoch nie übertrieben. Und wenn in der Mitte auch ein paar Längen auftauchen, ist das Buch dennoch durchweg spannend. Es ist Siri Lindberg gelungen, die Geschichte so aufzubauen, dass man zu keiner Zeit vorhersehen kann, was als nächstes passiert, wobei sich die Ereignisse teilweise überschlagen. Trotzdem bleibt alles stimmig und der Rote Faden geht nie verloren.
Die Grundthematik verliert die Autorin nie aus den Augen und baut diese von Erlebnis zu Erlebnis noch weiter auf. Was ist Gut und was ist Böse? Wo liegen die Grenzen und sind nicht eigentlich die Beweggründe ausschlaggebend? Umso weiter der Roman voranschreitet, desto mehr lernen Jerusha und Kiéran, was wirklich wichtig ist im Leben und dass eben nicht alles schwarzweiß sondern eher grauschattiert ist.
Was das Äußere des Buchs betrifft, so wurde es sehr schön gestaltet und enthält eine Karte, die alle wichtigen Orte enthält, sodass man sich immer gut orientieren kann. Außerdem ist die Schrift verhältnismäßig klein, was definitiv zu mehr und längerem Lesespaß führt, als erwartet. Für alle, die noch mehr über Nachtlilien erfahren und beispielsweise ein erweitertes Ende lesen wollen, gibt es auf der Homepage von Siri Lindberg noch viele weitere Extras.
Fazit
Nachtlilien von Siri Lindberg ist eine wundervoll phantastische Geschichte über Abenteuer, die Höhen und Tiefen der Liebe und den schmalen Grat zwischen Gut und Böse. Spannungsgeladen fesselt sie den Leser bis zum Schluss und darüber hinaus.
Pro und Kontra
+ spannend
+ detailreiche, vielseitige Welt
+ mutige und sympathische Protagonisten
+ Handlung nicht vorhersehbar
+ gute Recherche
- einige wenige Längen
Beurteilung:
Handlun: 5/5
Charaktere: 5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 4/5