Moonshine - Stadt der Dunkelheit (Alaya Johnson)

Knaur (August 2010)
kartoniert, Klappbroschur
Seiten: 425, 9,95 EUR [D]
ISBN: 978-3-426-50716-2

Genre: Dark Fantasy


Klappentext

New York in den Goldenen Twenties: Nie zuvor war das Nachtleben so ausgelassen wie in den Jazz-Clubs und illegalen Bars. Doch die Stadt hat auch eine dunkle Seite: Die Kriminalität floriert, die Schwachen werden ausgebeutet – Freuen, Immigranten und … Vampire! Nur die mutige Zephyr Hollis kämpft für die rechte dieser benachteiligten Gruppen. Das bringt sie allerdings in ziemliche Schwierigkeiten, denn sie bekommt es nicht nur mit einer gefährlichen Gang aus Kinder-Vampiren und einem machtgierigen Drogenboss zu tun, sondern auch mit dem geheimnisvollen Amir …


Rezension

Alaya Johnson machte ihren Abschluss in Ostasiatischer Sprache und Kultur an der Columbia University. Nach langen Aufenthalten in Japan arbeitet sie nun in New York und besitzt eine große Schwäche für exotisches Essen und phantastischer aber auch historischer Literatur. Mit Moonshine Stadt der Dunkelheit präsentiert sie ihren ersten in deutscher Sprache erschienenen Roman.

>> Aileen schien auf der Theke ohnmächtig geworden zu sein, obwohl sie ab und zu noch kicherte. Ich beugte mich vor und stützte meinen Kopf auf Amirs ziemlich beeindruckender Schulter ab, während ich nach seiner Taschenuhr fischte. <<

Zephyr Hollis setzt ihre Stärken für die Schwächsten ein. Doch das war nicht immer so. Früher verfolgte und jagte sie Vampire, heute versucht sie zu helfen wo sie kann. Und zu verstehen. Als eines Abends ein kleiner Junge gebissen wurde, rettet Zephyr ihn und hat kurz darauf nicht nur den Dschinn Amir am Hals sondern einen neuen, ihr unwillkommenen Auftrag. Sie soll helfen einen Kriminellen zu fassen; ihn notfalls auch zur Strecke bringen. Doch Zephyr hat der Gewalt abgeschworen. Ein Schwur, der Amir sein Leben kosten kann …

„Sinnlich und aufregend. Geheimnisvoll und fremd.“ Alaya Johnsons Debüt werden so manche Qualitäten zugeschrieben, die man nicht verneinen kann. Denn Tatsächlich bietet Moonshine – Stadt der Dunkelheit ein Leseerlebnis der besonderen Art. Es ist ohne Zweifel sinnlich gewissen Beschreibungen zu folgen und nicht minder interessant, sich in die Welt der Autorin entführen zu lassen, deren Hang zu exotischen Aufmachungen zu gefallen versteht. Gekonnt schildert Alaya Johnson die Aktivitäten ihrer Protagonistin, die zu Beginn wie ein purer Sonnenstrahl eine Schneise durch die Dunkelheit zieht. Sie ist Lehrerin. Sie verteidigt die Armen und Schwachen. Sie versorgt Vampire mit Blut und sie nimmt an verschiedenen Wohltätigkeitsveranstaltungen teil. Originell wirkt hierbei das Konzept die verschiedenen Schichten von New York herauszuarbeiten und die Vampire am Bodensatz dieses exotischen Fasses zu platzieren. Sie werden gemieden, ausgenutzt und – wenn zu früh verwandelt – zur Strecke gebracht. Dinge, die Zephyr Hollis (früher selbst ein Defender) nie wieder zu tun gedenkt. Ein Vorhaben, das bald darauf durch Amir in Gefahr gerät. Ein undurchschaubarer Mann auf der Suche nach Hilfe und einem Verbündeten gegen den mächtigsten Drogenboss der Stadt.

Zephyr und Amir harmonieren von Beginn an gut miteinander. Ihre sich langsam wirkende Liebesbeziehung ist still und leise erzählt, aber ebenso rührend und schon bald wird klar, dass Amirs Leben in Zephyrs Händen liegt. Alaya Johnson erzählt diese Entwicklung und auch den gesamten Roman aus der persönlichen Perspektive ihrer durchaus glaubwürdigen Protagonistin und lässt sich hierbei zu keiner Zeit beirren. Sie schildert detailverliebt New York. Beschreibt Droschken, alte Straßen und dunkle Kaschemmen ebenso wohl durchdacht, wie die betriebene Politik, die Vampire möglichst mit harter Hand zu unterdrücken. Doch nicht nur verrückt gewordene Blutsauger wie die Turn Boys oder Schwerarbeiter wie der freundliche Giuseppe prägen diesen Roman. Amir als Dschinn weiß ebenso das gewisse Etwas zu bieten und besitzt einen orientalischen Hauch, der sicherlich so manches Frauenherz zu verführen versteht. Dennoch bleibt die Liebesgeschichte vorerst noch zu zögerlich und wird scheinbar erst in den folgenden Bänden intensiviert. Stadt der Dunkelheit scheint sich vorwiegend auf die diversen Einführungen verschiedener tiefgründiger Details zu konzentrieren. Gut und schön, keine Frage. Aber dennoch zu frauenrechtlich und ein bisschen zu feminin in gewissen Punkten. Dicke Freundschaften und ausschweifende Nachforschungen prägen den Verlauf dieses Romans, der leider immer wieder etwas langatmig wird. Schade eigentlich. Die Zukunft wird zeigen was Alaya Johnson aus diesem Grundstein noch meißeln kann. Potenzial zu etwas Außergewöhnliche ist ohne jeden Zweifel vorhanden, dennoch scheitert es an der Durchschnittlichkeit der Handlung, die nicht unbedingt zu fesseln versteht.


Fazit

Mit Moonshine – Stadt der Dunkelheit präsentiert Alaya Johnson ein Roman, den man durchaus lesen kann und der interessante Ansätze in den Vordergrund zu rücken versteht. Tiefgründig und gehaltvoll, dennoch aber mit Längen versehen, erzählt die Autorin über die Recherchen einer Frau, die sich selbst zur Klasse der Gutmenschen zählt. Bunt, originell und dennoch nur eingeschränkt fesselnd für Leser, die sich einen klassisch unterhaltsamen Dark Fantasy Roman erwarten.


Pro und Kontra

+ farbig ausgemalte Welt
+ (evtl. zu) liebenswerte Protagonisten
+ oftmals amüsant & dunkel
+ frische Ideen
+ nicht vorhersehbar

o keine Erotik

- langatmig und wenig fesselnd
- trotz schöner Eigenheiten nicht begeisterungsfähig

Bewertung:

Handlung: 3 / 5
Charaktere: 3,5 / 5
Lesespaß: 2,5 / 5
Preis/Leistung: 4 / 5