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5 Jahre Interviews ...

Liebe LeserInnen,

inzwischen müsste jeder, der regelmäßig reinschaut, mitbekommen haben, dass wir dieses Jahr fünf Jahre alt geworden sind. Unsere Redakteure stellen Euch daher regelmäßig ihre Highlights aus dieser Zeit vor. Und heute möchte ich einen kleinen Rückblick auf unsere Interviews wagen, wobei es mir schwer fällt, mich für den ein oder anderen Autor zu entscheiden. Denn tatsächlich waren die meisten Interviews sehr positiv und mit viel Spaß verbunden. Die Autoren sind in der Regel aufgeschlossen und nutzen gerne die Chance, ihre Werke und ihren Autorenalltag vorzustellen. Und deshalb interviewen wir manche Autoren auch immer wieder gerne - schließlich gibt es auch immer wieder neue Bücher.

Internationale Interviews

Bereits in unserem ersten Jahr in Literatopia durften wir mit Tad Williams und seiner Frau Deborah Beale internationale Autoren interviewen. Bereits auf unsere Anfrage reagierten beide mit großem Interesse, schließlich liegen ihnen die deutschen Fans sehr am Herzen. Beide Interviews wurden entsprechend gut und haben damit den Grundstein für weitere englischsprachige Interviews gelegt. Nach diesen ersten positiven Erfahrung zeigte sich immer wieder, dass auch internationale Autoren gerne für ihre deutsche Fangemeinde Rede und Antwort stehen.

Besonders charmant gab sich dabei Joe Abercrombie, der nach vielen Fragen von unserer Seite auch noch einige Leserfragen beantwortete. Auch Brandon Sanderson hielt lange durch und teilte das Interview über seine Facebookseite, sodass hier tatsächlich die englische Version öfter gelesen wurde als die deutsche.

Eins meiner ganz persönlichen Highlights war das Interview mit Ilona Andrews - hinter diesem Pseudonym steckt ein Autorenpaar, das actiongeladene Urban Fantasy schreibt und sich wunderbar ergänzt.

Humorvolle Interviews

In den vergangenen fünf Jahren gab es auch immer wieder Autoren, die humorvolle Bücher schreiben und damit auch für spaßige Interviews bereits waren. So beispielsweise Torsten Sträter, der im Interview vom Kampf mit seinem Computer berichtet. Wer seine Ausführungen liest, wird seinen Windowsrechner darin wohl wiedererkennen. Allerdings muss man sagen, dass Torsten Sträter damals Windows 7 noch nicht kannte ...

Nicole Rensmann durfte man gerne leckerlieblichzuckersüße Fragen stellen und so stellten wir neben vielen ernsthaften Fragen zu ihrem Roman "Niemand" auch einige weniger ernst gemeinte Fragen, die die Autorin ebenso gewissenhaft beantwortete.

Tommy Krappweis, Erfinder von Bernd das Brot und nun auch Fantasyautor, bewies ebenfalls, dass er nicht nur humorvoll schreibt, sondern mit Leib und Seele Comedian ist.     

Musiker-Interviews

Im ersten Literatopiajahr wurde bereits die Idee zu unseren Musikerinterviews geboren. in denen wir schwerpunktmäßig über die Texte sprechen. Als erster stellte sich Martin Schindler von Mantus dieser Herausforderung und bewies, dass Songtexte durchaus als Literatur zu verstehen sind.

Mein persönliches Highlight war allerding das Interview mit Tilo Wolff von Lacrimosa, da ich zu diesem Zeitpunkt schon über zehn Jahre die Entwicklung der Band verfolgt habe und Tilo Wolffs Texte nach wie vor für herausragend halte. 

Sehr schön war außerdem das Interview mit Bruno Kramm von das Ich, der auch für die eingestreuten Textzitate noch einige Worte fand.

Comic-Interviews

Die deutsche Comiclandschaft wartet seit einigen Jahren mit jungen Talenten auf, die sich hinter der internationalen Konkurrenz nicht zu verstecken brauchen. Und so führen wir nun auch regelmäßig Interviews mit Comiczeichnern, wobei zu diesen meist noch Interviews mit den jeweiligen Autoren kommen.

Unser aktuelels Interview mit Ingo Römling und Peter Mennigen gehört dabei jetzt schon zu meinen Highlights, weil die beiden unermüdlich die vielen, vielen Fragen beantwortet haben und einfach toll miteinander harmonieren.

Marie Sann gehört neben Verena Klinke zu den wenigen Damen, die derzeit die deutsche Comicszene prägen. Vielleicht weil Comic immer noch mehr von Männern gelesen werden, dabei ist insbesondere die Comicadaption von Kai Meyers "Frostfeuer" mehr als einen Blick wert - auch für weibliche Leser.

Immer wieder gerne ...

... spreche ich mit Bernd Perplies, der eigentlich immer Zeit dafür hat, ausgequetscht zu werden, und jede Frage mit einer bewundernswerten Ausführlichkeit beantwortet.

... spreche ich mit Gesa Schwartz, die einfach wahnsinnig gut schreibt und ebenso wie Bernd mit viel Ruhe und Geduld antwortet.  

... spreche ich mit Jeanine Krock, deren romantische Fantasyromane ich unglaublich gerne lese, obwohl sie eigentlich nicht in mein Beuteschema fallen.

... spreche ich mit Daniela Knor, auch wenn sie mir zunächst verheimlich hat, dass sie hinter dem Pseudonym Sarah Lukas  steckt ;) ...

... spreche ich mit Bernhard Hennen, auch wenn ich immer noch kein Buch von ihm gelesen habe und auf die Mithilfe unserer Redakteure angewiesen bin. Dennoch ist Bernhard Hennen ein gutes Beispiel dafür, dass auch namhafte Autoren sich wirklich Zeit für Interviews nehmen und mehr als Standardantworten bieten ... 

So, das wars erst einmal, auch wenn ich viele gar nicht nennen konnte ... wie gesagt, es ist schwer, sich zu entscheiden. Bis auf wenige Ausnahmen hatte ich an allen Interviews viel Spaß und würde Euch daher raten, Euch auch immer mal unsere älteren Interviews anzuschauen! Es lohnt sich.

Viele Grüße von Eurer

- Judith

Unsere Highlights aus 5 Jahren Literatopia (Teil 2)

Liebe Leseratten und Bücherfreunde,

Literatopia wird fünf! Fünf Jahre voller interessanter Interviews, Neuigkeiten und natürlich Bücher. Im heutigen Blog möchte ich Euch meine persönlichen Highlights dieser Zeit vorstellen.

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Den Anfang macht dabei ein Buch, das auch 4 Jahre nach Erscheinen noch immer unangetastet auf dem Thron meiner Lieblingsbücher und im Jahr 2014 auch als Kinoadaption erscheinen wird: Die Bücherdiebin von Markus Zusak. Dabei war der Roman ein reiner Zufallsfund.

Ich war auf den Inseln Fijis unterwegs, hatte meine mitgebrachten Bücher ausgelesen und entdeckte die zerschlissene englische Ausgabe in den Händen eines anderen Strandgastes. Kurzerhand fragte ich danach. Der Lückenbüßer begeisterte mich dann auch sogleich von der ersten Seite an. Zusak erzählt in seinem einzigartigen Schreibstil die Geschichte von Liesel Memingers, die ihre Kindheit im kriegsgebeutelten Deutschland verbringt. Ungewöhnlich daran, der Erzähler ist niemand anderer als der Tod selbst, der einfühlsam und humorvoll, aber auch melancholisch vom Sterben im zweiten Weltkrieg aber auch im Generellen erzählt. Liesel trifft er insgesamt dreimal und jeder Besuch trägt eine andere Farbe.

Die Bücherdiebin verzaubert auch Leseunwillige, besticht durch bilderreiche Sprache und lässt einen aufgewühlt und vollauf begeistert zurück!

Seelen

Ein Buch, das ich eigentlich nur aus purer Neugier las und mich am Ende zurückließ, ist Seelen von Stephanie Meyer. Nachdem ich dem Hype um Twilight mit Unverständnis und teilweise sogar Unmut gegenübertrat, stieß ich im Bücherladen auf The Host, die englische Ausgabe. Mein erster Gedanke war: Stephanie Meyer hat ein neues Buch veröffentlicht? Oh Gott. Der zweite: Es ist ein Science Fiction Roman? Worauf der dritte folgte: die Geschichte hört sich interessant an, das Buch ist reduziert, schaust du mal rein.

Die 912 Seiten lasen sich wie im Flug. Meyer hatte schon in ihren Vampir-Romanzen einen flüssigen, angenehmen Stil, den sie in nun allerdingsnoch merklich verbessern konnte. Statt glitzernder Jünglinge und schwächelnder weiblicher Protagonistinnen bietet dieses Buch durch die Reihen starke Figuren. Zudem ist die Geschichte um die weibliche Außerirdische Wanderer, die als Teil der weltweiten Invasion die junge Melanie übernehmen und nach Widerständlern ausforschen soll, nicht nur erstaunlich vielseitig, sondern auch modern und kritisch. Der ungewöhnliche Thriller bietet spannende Unterhaltung, eine Prise Romantik in willkommenen neuen Gewand sowie eine Einfühlsame Geschichte zwischen zwei unterschiedlichen Frauen.

null-null-siebzig operation eaglehurst

Aber nicht nur dicke Schmöker von ausländischen Autoren gehören zu den Schmankerln der letzten Jahre. Eine positive Überraschung war das Debut der deutschen Autorin Marlies Ferber. Null-Null-Siebzig Operation Eaglehurst erzählt die Geschichte eines pensionierten Geheimagenten des MI6, der sich mit seinem Rollator aufmacht, den Tod seines besten Freundes aufzuklären.

Ganz nach der Manier von Miss Marple und im Stil eines charmanten James Bond ermittelt James Gerald in einem Altersheim, dabei unterstützt von seiner alten Freundin Sheila Humphrey, die ihm ein ums andere Mal den Kopf wäscht. Gemeinsam versuchen sie, herauszufinden, was hinter der Fassade von Eaglehurst vor sich gehört, wobei ihnen ekzentrische alte Damen und ein mysteriöser Doktor das Leben schwer machen.

Der unterhaltsame Krimi besticht neben einer gelungen aufgebauten Tätersuche, durch schrullige, aber liebenswürdige Charaktere und viel britischen Humor auf 271 Seiten.

Schatten und Licht

Helden und Schurken anderer Art, nämlich welche mit wirklichen Fähigkeiten bevölkern das Ikarus-Projekt von Jackie Kessler & Caitlin Kittredge. In Schatten und Licht werden durch ein Forschungsprojekt ehrgeiziger Ärzte und Wissenschaftler Kinder mit Superkräften geboren. Per Gesetz werden diese zwar in einer Institution der Corp-Co. zu Unterstützern der Menschheit erzogen, doch nicht alle folgen den Leitsätzen des mächtigen Konzerns. Als Gesetzesbrecher denunziert, stehen sie im Schatten der Gesellschaft und werden von den Helden gejagt. So ergeht es auch der jungen Iridium, die sich nicht länger den Machenschaften von Corp-Co. beugen möchte. Sie strebt nach Unabhängigkeit der Übernatürlichen und sieht sich in diesem Kampf mit ihrer ehemals besten Freundin Jet als Nemesis konfrontiert.

Die ungewöhnliche Zukunftsvision überzeugt durch die innovative Welt und die unterschiedlichen Fähigkeiten der Figuren, starke Charaktere und vor allem der Tatsache, dass jede der beiden Hauptfiguren aus der Feder einer anderen Autorin stammt. Der damit verbundene Stilwechsel führt zu einem einzigartigen Leseerlebnis, das einem noch lange im Gedächtnis bleibt. Auch der zweite Teil Im Zwielicht überzeugt auf ganzer Linie.

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Vergebung. Nach Ausflügen in phantastische Welten möchte ich meine Highlights mit dem Finale einer Trilogie abschließen, die eine Figur hervorbrachte, die an Vielschichtigkeit und Faszination kaum zu übertreffen ist. Bereits in im ersten Band der Millenium Trilogie war ich von Lisbeth Salander begeistert, und zu Recht hat Stieg Larsson nach diesem Buch nicht aufgehört, sondern um diese Frau eine Trilogie geschaffen.

Wo Verblendung noch Längen hatte und Verdammnis nötig war, um die tragische Geschichte Lisbeths zu offenbaren, lässt das Finale der Trilogie alles hinter sich und entführt den Leser in eine fesselnde Geschichte um Rache, Hass und politische Wirrungen. Der englische Titel The Girl Who Kicked The Hornets Nest beschreibt es passend. Lisbeth ist unbequem, nicht abzuschütteln und in ihrem Asperger so überzeugend, dass man ihr nur atemlos zuschauen kann, wie sie mit ihrer Vergangenheit aufräumt.

Vergebung ist packend, tragisch, einfühlsam und erfrischend. Nicht umsonst wurde die Reihe in mehr als 30 Sprachen übersetzt. 

Natürlich haben sich innerhalb von fünf Jahren viele weitere tolle Titel angesammelt, die sich nicht alle hier unterbringen lassen. Zu erwähnen wären hier Die 13 1/2 Leben des Käp'n Blaubär von Walter Moers, Sarah Kuttners Mängelexemplar, die Sammelausgabe zu Michael Peinkofers Orks sowie In der Wälder tiefer Nacht von Kersten Hamilton.

Viele Grüße von Eurer

Nicole 

70. Geburtstag: Ein Happy Birthday an "Der kleine Prinz"

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Der Held ist ein Winzling,
doch seine Geschichte ist groß und tiefgründig.

Am 06. April feierte Der kleine Prinz von Antoine de Saint-Exupéry, der generationsübergreifend bereits so viele Herzen und Köpfe erreicht hat, seinen 70. Geburtstag. 1943 erblickte er in New York zum ersten Mal das Licht der Welt, erst sieben Jahre später fand er seinen Weg auch nach Deutschland. Und noch immer ist seine Geschichte in aller Munde, noch immer erreicht er jeden Tag neue Leser und kann begeistern.

Auch ich habe das winzige Büchlein mehrfach gelesen und immer wieder neue Seiten und Botschaften entdeckt. Nur eine Sache blieb gleich, denn diese hat er bei jedem Lesen geschafft: Mich zu berühren und zum Nachdenken zu bringen.

Für mich ist daher der 70. Ehrentag des kleinen Mannes Grund genug für eine Sonderausgabe der Literarischen Zitate, in der ich für euch meine Lieblingsstellen zusammen gestellt habe.
Fühlt euch frei, eure Lieblingszitate in den Kommentaren zu ergänzen :)

Wenn Du bei Nacht den Himmel anschaust, wird es Dir sein, als lachten alle Sterne, weil ich auf einem von ihnen wohne, weil ich auf einem von ihnen lache. Du allein wirst Sterne haben, die lachen können! Und wenn Du Dich getröstet hast, wirst du froh sein, mich gekannt zu haben. Du wirst immer mein Freund sein! Du wirst Lust haben mit mir zu lachen und Du wirst manchmal Dein Fenster öffnen.
Das, worauf es im Leben ankommt, können wir nicht voraussehen. Die schönste Freude erlebt man immer da, wo man sie am wenigsten erwartet.
Was wichtig ist, sieht man nicht. Das ist wie mit der Blume. Wenn du eine Blume liebst, die auf einem Stern wohnt, so ist es schön, bei Nacht den Himmel zu betrachten. Alle Sterne sind voll Blumen.
Die Menschen haben keine Zeit mehr, irgendetwas kennenzulernen. Sie kaufen sich alles fertig in den Geschäften. Aber da es keine Kaufläden für Freunde gibt, haben die Leute keine Freunde mehr.
Aber wenn du mich zähmst, wird mein Leben wie durchsonnt sein. Ich werde den Klang deines Schrittes kennen, der sich von allen anderen unterscheidet.
Die Zeit, die du für deine Rose verloren hast, sie macht deine Rose so wichtig.
Die Sprache ist die Quelle aller Missverständnisse.
Die großen Leute haben eine Vorliebe für Zahlen. Wenn ihr ihnen von einem neuen Freund erzählt, befragen sie euch nie über das Wesentliche. Sie fragen euch nie: Wie ist der Klang seiner Stimme? Welche Spiele liebt er am meisten? Sammelt er Schmetterlinge? Sie fragen euch: Wie alt ist er? Wie viel Brüder hat er? Wie viel wiegt er? Wie viel verdient sein Vater? Dann erst glauben sie ihn zu kennen.

Und natürlich der Klassiker und sein wohl berühmtestes Zitat:

Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.

Mit herzlichsten Grüßen aus Hamburg,
Jessica


Originlartikel: Schattenwege.net

Unsere Highlights aus 5 Jahren Literatopia (Teil 1)

Liebe LeserInnen,

in diesem Jahr wird Literatopia 5 Jahre alt - Anlass genug, um einen Blick zurückzuwerfen und Euch die Bücher nochmals vorzustellen, die uns besonders in Erinnerung geblieben sind. Die uns überrascht oder auch einfach nur total begeistert haben. Zwischen vielen guten und einigen weniger guten Büchern war ab und an auch ein Titel dabei, der auch nach 5 Jahren noch klar im Gedächtnis verankert ist und an den wir gerne zurückdenken. Bücher, die einen Ehrenplatz im Regal bekommen haben und die wir jedem ans Herz legen wollen.

Wir möchten diesen Blog nutzen, um euch während des ganzen Jahres unsere persönlichen Highlights aus 5 Jahren Literatopia vorzustellen. Heute mache ich den Anfang und möchte zuerst das Buch erwähnen, das dieser Idee eine konkrete Gestalt verliehen hat: "Der Nachtzirkus" von Erin Morgenstern.

Der Roman stand schon lange auf meiner Wunschliste und als ich die ersten Seiten endlich gelesen hatte, war mir sofort klar, dass dies ein Buch werden wird, das mich lange nicht mehr loslässt. Und so war es dann auch: ich habe jede Seite dieses kreativen und höchst charmanten Romans genossen, der mit einem magischen Zirkus und liebenswerten Charakteren verzaubert. Der Cirque de Rêves erinnerte mich stark an den Cirque du Soleil, wobei Erin Morgenstern ihren Zirkus gänzlich in Schwarz-, Weiß- und Grautönen gehalten hat. In vielen Szenen erlebt man den Zirkus, als wäre man wirklich dort, und wandert durch Eisgärten, Wolkenlabyrinthe und Spiegelzelte. Dazu gibt es eine zauberhafte Liebesgeschichte, die tief berührt und ohne oberflächlichen Kitsch auskommt.

Ein Buch, das sich immer wieder in meine Gedanken stiehlt, ist "Letzten Endes" von Ronald F. Currie. Der Klappentext klang skurril und das Interesse war sofort geweckt, doch letztlich war dieser Roman ganz anders, als ich erwartet hatte. Es geht um Junior, der bereits im Mutterleib Stimmen hört, die ihm das Ende der Welt verkünden. Die Stimmen sind dabei sehr konkret und kommentieren Juniors Leben, erklären ihm, wie seine Eltern ticken und was mit seinem Bruder los ist. Juniors Familie ist eine typisch amerikanische Katastrophe: die Mutter trinkt, während sich der Vater in Arbeit flüchtet. Sein Bruder Rodney ist geistig behindert, aber sportlich sehr begabt. Junior hingegen ist hochintelligent und erlebt sein Leben als sinnlos - denn wozu soll er sich anstrengen, wenn die Welt sowieso untergeht?

"Letzten Endes" schildert Juniors Lebensgeschichte vom Mutterleib bis zum Ende der Welt, zeigt seine Verzweiflung, seine Sinnlosigkeit und sein Aufbegehren gegen des Unvermeidliche. Ronald F. Currie überrascht dabei mit einem grandiosen Ende, das erschüttert, nachdenklich und irgendwie auch versöhnlich stimmt. Wenn man auf der letzten Seite angekommen ist, wird sich das eigene Weltbild verändert haben ...

Eine meiner liebsten Entdeckungen während der letzten fünf Jahre ist die Arbeit von Benjamin Lacombe, von dem vergangenes Jahr mit "Das Elfen-Bestimmungsbuch" ein phantastisches Meisterwerk erschienen ist. Bisher illustrierte Benjamin Lacombe Edgar Allan Poes "Unheimliche Geschichten" und inszenierte "Schneewittchen" in gleichermaßen düsteren wie traumhaften Bildern. Mit dem "Elfen-Bestimmungsbuch" erschafft er gemeinsam mit Sébastian Perez eine ganz eigene, unheimliche Geschichte über kleine Wesen, die wie Pflanzen aussehen und die der Protagonist Alexander Bodganowitsch als die Elfen der keltischen Sagen erkennt. In wissenschaftlichen Aufzeichnungen und Briefen entdeckt der Leser diese phantastischen Wesen und erlebt, wie Bodganowitsch sich zunehmend in der mysteriösen Elfenwelt verliert. Die Illustrationen von Benjamin Lacombe fangen die verträumte und auch düstere Atmosphäre der Geschichte wunderbar ein, wobei das Buch mit einer wundervollen Gestaltung brilliert. Große Farbseiten, scherenschnittartige Lasercuts, halbtransparente Seiten - "Das Elfen-Bestimmungsbuch" ist ein echtes Kunstwerk!

Gesa Schwartz legte Anfang 2010 mit "Grim - Das Siegel des Feuers" ein Wahnsinnsdebüt hin und begeisterte mich mit ihrem leidenschaftlichen, kreativen Schreibstil. Der zweite Band der Trilogie, "Grim - Das Erbe des Lichts",  knüpfte nahtlos an die Qualität des Debüts an und ich fragte mich, ob da überhaupt eine Steigerung möglich ist. Denn ihren Stil hatte Gesa Schwartz bereits gefunden und ihre Welt war so detailverliebt und voll magischer Kreaturen, das man nicht recht wusste, in welche Richtung ein neuer Phantastik-Roman gehen könnte.

Mit "Die Chroniken der Schattenwelt - Nephilim" gelang es Gesa Schwartz jedoch, die Erwartungen zu übertreffen und den Leser erneut in den Bann der Schatten zu ziehen. Nando ist der Sohn des Teufels und hadert mit diesem Schicksal, das ihn in tiefste Dunkelheit stürzen kann. Im Herzen ist er gut, doch die Ablehnung, die ihm entgegenschlägt und die Einflüsterungen Luzifers verdunkeln seine Seele und so wird man neben äußeren Kämpfen vor allem von diesem inneren Kampf Nandos gefesselt.

"Blutmusik" von Greg Bear ist für mich bis heute einer der Science-Fiction-Romane, die man unbedingt gelesen haben sollte. Der Roman ist 1984 erschienen und wurde zuletzt 2008 von Heyne in der Reihe "Meisterwerke der Science-Fiction" veröffentlicht. Trotz seines Alters ist "Blutmusik" auch heute noch aktuell, vielleicht sogar aktueller als damals. 

Der Roman beginnt mit einem biologischen Experiment, das außer Kontrolle gerät: dem Biologen Vergil ist es gelungen, "intelligente" Zellen zu erschaffen. Als sie zerstört werden sollen, spritzt er sich die Zellen ins Blut und hört schließlich ihre Gedanken. Vergil stirbt und andere Charaktere erleben, wie die Welt nach und nach von den Zellen verändert wird und zu einem grotesken Alptraum wird. "Blutmusik" ist ein unheimlich kreatives Gedankenexperiment, das anfangs als SF-Thriller daherkommt, sich in blanken Horror wandelt und am Ende mit einer eigenwilligen Interpretation der Quantenphysik überrascht. Der Roman ist einfach herrlich abgedreht, so etwas hatte ich noch nie gelesen.

Es gibt noch eine Hand voll anderer Romane, die mich in ähnlicher Weise begeistert haben, aber diese 5 sind mir schlichtweg zuerst eingefallen und sollen daher hier stehen. Aber die anderen Bücher möchte ich zumindest kurz erwähnen: "1Q84", "Wo die verlorenen Worte sind", "Die Mechanik des Herzens", "Stadt der Finsternis - Die Nacht der Magie" und "Cocoon - Die Lichtfängerin".

Viele Grüße von Eurer

Judith